Donnerstag, 31. März 2016

Märzliteratur 2016


  Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats (wenn ich es schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf. 


 Es passiert ja selten, dass ich zum Erscheinungstag eines neuen Buches, direkt in den Buchladen stratze und nach eben diesem Buch verlange. Im Falle von Benedikt Wells aber wie immer die einzig angemessene Tat. Also direkt am Erscheinungstag gekauft. Es hat sich gelohnt. Drei Geschwister werden zu Waisen und entwickeln sich in vollkommen unterschiedliche Richtungen. Dabei treffen sie sich wieder, entfernen sich voneinander. Ihre Geschichten sind immer miteinander verwoben. Sie sind einsam, jede*r für sich und irgendwie dann doch nicht. Ein herzstreichelnde Geschichte. Berührend, teilweise traurig und dann doch wieder wundervoll! Herr Wells macht sich.


 Leihgabe von Frau Postriot. Spannede kurze Einblicke in die Leben unzähliger aktiver Frauen. Aktiv in unterschiedlichen Zusammenhängen, aus unterschiedlichen Gründen. Einige von denen man noch nie gehört hat. Friedliche Widerständlerinnen bis schwer militant. Zusammengesammelt von einem neuseeländischen Künstler*innenkollektiv, welches hier gleich die Stencilvorlagen mitliefert, um die Gesichter dieser Damen direkt an die Wände sprühen zu können. Zur Begründung reicht es, da mal zu erwähnen, dass die meisten Stencils an Wänden erfahrungsgemäß männlich sind. So. Bildet euch!


 Ebenfalls eine Leihgabe von Frau Postriot. Die MOULINETTES unterwegs durch allerlei Lande. Erfahrungen mit dem Touralltag, skrurile Geschichten von Schweiß, lauter Musik und Alkohol. So wie das eben sein muss. Dazu die leisen kritischen Töne, wie das eben ist, wenn Frauen als Band auftreten. Mal so mal so. Ein bisschen Roadstory. Tourtagebuch in mehreren Akten. Spannend für alle, die gerne mal in die Backstageräume schauen möchten. 


 Eigentlich wollte ich warten, bis dieses Buch als Taschenbuch erscheint. Aber die Geduld kam mir dann doch irgendwann abhangen. Alleine der Einband schreit mich schon an: "Kauf mich! Lies mich! Finde mich gut!". Da war ich dann mal wieder gerne Opfer von Produktdesign. Ich kaufe öfter mal Bücher nur nach Einband. Und dieses Buch hat all die begeisterten Rezensionen sowas von verdient. Alles dabei: Jugend, Liebe, Drogen, Freundschaft, Abenteuer, Drama, Tod, Erwachsen werden. Zwischen zwei Buchdeckeln ist das eine meiner Lieblingsmahlzeiten. Lesen, freuen. Demnächst werden sich damit sicherlich noch einige Generationen von Schüler*innen auseinandersetzen müssen. Wenn das demnächst keine Deutschpflichtlektüre wird, dann fresse ich nen Besen. Allerdings allemal besser als "Tschick". Und nach dem letzten Satz darf man gerne mit Mistgabeln hinter mir herrennen.


 Bildungslücken schließen, Autor*innen, die man gelesen haben muss und so. Gefunden in der aussortiert- Kiste beim Holzwurm. Ja, es war schon gut, diese Geschichte von diesem klugen Hund, der sich nach dem Tod seines Herrchens alleine durschschlagen muss. Sehr berührend. Hundstage solche und solche. Paul Auster bohrt im Herz. Das kann man wirklich nur in kleinen Dosen ertragen. Aber es passt schon. Das nächste Buch von ihm liegt auch schon hier auf dem Stapel.


 Ein bisschen Graphic Novel gab es diesen Monat auch. Die erste war diese hier zu den Sufragetten. Seit ich den Film "Sufragetten" mit Frau Postriot im Kino gesehen habe, dachte ich, dass ich mich mal intensiver mit diesem Thema der Frauenbewegung auseinandersetzen sollte. Ein allzu theoretisches Buch wollte ich dazu aber erstmal nicht lesen. Gerüchteweise ist diese Graphic Novel der gut recherchiert. Was die Zeichnungen sonst noch erzählen, wird im Anhang mit historischen Quellen nochmals genauer erklärt. Vielleicht fand ich auch deshalb, dass dies keine leichte Graphic Novel war. Eben etwas anspruchsvoller, man musste das Hirn benutzen. Aber das soll ja auch mal helfen.


 Noch eine Graphic Novel. Ich fand den Style der Protagonist*innen total super. Erwachsen werden, vermuten, dass man irgendwie anders ist, verzweifeln, sich dann doch dazu bekennen und dann noch mehr verzweifeln. Erwachsen werden, wenn man vermeintlich anders ist. Eine sehr anrührende Geschichte eines jungen Mädchens. Das mit dem Blau taucht gar nicht so oft auf, wie ich es mir erhofft hatte, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Mich hat sie sehr angerührt. "Pädagogisch wertvoll" wäre wohl eines der unzähligen Prädikate, die man diesem Buch aufdrücken könnte. Ach, und die Zeichnungen der Protagonist*innen. Und überhaupt. Hoffentlich wird hier auch ein bisschen mehr Verständnis in die Köpfe mancher Menschen gezeichnet.


 Nochmal anders, aber anders anders. Oder so. Die Geschichte ist ein bisschen platt aber niedlich. Das Pop- up- Buch macht das aber auch wieder wett. Ausgeschlachtet wurde sie eh schon in alle Himmelsrichtungen. Darum war es wohl auch ein Supersonderangebot. Ich glaube das bekommt der Süßminister demnächst. Der freut sich sicherlich.


 Nur für ein bisschen Fernweh. Wunderbare Bilder, kurzweilige Geschichten. So ein richtiges BILDERbuch. Herrlich! Ich mochte schon die Linnéabücher so gerne. Hier ist noch so eines in der Art, wenn auch puristischer.


 Zu diesem Buch habe ich schon eine Menge Worte verloren. Aber es soll hier nicht fehlen, denn es wurde auch diesen Monat gelesen. Ich finde es nach wie vor großartig.
 Und was gab es bei euch so? Mein ungelesener Bücherstapel ist immer noch sehr hoch. Aber ich freue mich immer über Tipps.

2 Kommentare:

  1. Votes for Women wird am Montag sofort im Buchladen bestellt. Auch sonst bin ich schwer in Versuchung von dir geführt worden. Allein der Titel "Rocken und Hosen" gefällt mir ausgesprochen gut. Und Bücher kann frau nie genug haben, auch wenn der Stapel schon schwankt... LG mila

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    1. da wünsche ich dir viel spaß! schau dir auch unbedingt den kinofilm an. und irgendwie stehst du auch noch auf meiner leseliste ;)
      liebe grüße,
      jule*

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