Freitag, 31. Juli 2020

Jedes Böhnchen...




 ... gibt ein Tönchen. Im Garten gibt es Bohnen. Auch da: Ups, wie konnten das so viele werden? Wer hat die da hingesät und warum funktioniert das so gut? Keine Ahnung. Jedenfalls gibt es sie in grün, in weiß und in schwarz. Leider lassen die schwarzen beim Kochen ihre Farbe. Unglaublich lecker sind sie alle. Neulich gab es dann den ersten Bohnensalat. Nicht ansatzweise so gut, wie der meiner Großmutter aber dennoch köstlich.


Bohnensalat für vier oder so

1 kg Buschbohnen
3-4 Schalotten je nach Größe
3 EL Bohnenkraut aus der Tüte oder zwei firsche Zweige
6 EL Essig (ich habe weißen Balsamico genommen, weil der eben da war)
3 EL Olivenöl
Salz

Bohnen waschen, putzen und in Stücke schneiden. In ordentlich gesalzenem Wasser zusammen mit dem Bohnenkraut ca. 20 min kochen. Schalotten fein hacken. Bohnen abgießen, Bohnenkraut dran lassen. Die noch warmen Bohnen mit den Schalotten, Essig und Öl mischen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Am besten wird er, wenn man ihn eine Nacht ziehen lässt (was für sehr viele Gerichte gilt). Mahlzeit!
Pfeffer


Mehr einfache Salate findet ihr hier:



Mittwoch, 29. Juli 2020

Gartenarbeit ist nicht romantisch


 Garten. Dieses Jahr irgendwie so meiner. Immer noch der Schulgarten. Dank Corona und Sommerferien ohne Kids. Alleine bewirtschaftet seit Mitte April. Knapp 100qm. Neun Äcker, ein paar Beete mit Beerensträuchern, einem großen Apfelbaum und zwei Hochbeete. Irgendwie so nebenbei. Irgendwie ein bisschen wahnsinnig. Johannis- und Stachelbeeren sind schon abgeernetet, direkt verspeist oder zu Marmelade verarbeitet. Jetzt geht es langsam ans Gemüse.


 Wenn ich diese ganzen Bilder unter #growyourownfood, #laubenliebe und blabla so in den Netzwerken sehe, überkommt mich teilweise ein aber mulmiges Gefühl. Natürlich ist Gartenarbeit pure Meditation. Frische Luft, frische Erde, körperliche Betätigung, die Dinge wachsen lassen und pflegen, sich um etwas kümmern, ist (fast) wie sich um sich kümmern. Aber genau da kommt dieses Mulmen. Es ist halt auch wieder so eine Privilegiensache. Ich habe das Land, das Wissen und die Zeit. Es ist wieder so ein klassistisches Ding. Ich habe die Zeit für diese Muse. Ich kann Gemüse ziehen, mich um den Garten kümmern, könnte mein Biogemüse aber auch easy im Laden nebenan käuflich erwerben. Auf der anderen Seite auch ein krasser Widerspruch. Meine Großeltern hatten noch selbstverständlich einen großen Gemüseacker hinterm Haus. Dort wuchs, was sie wirklich brauchten, was sie über den Winter brachte. Es wurde eingeweckt, eingekocht und als es dann ging, auch eingefroren. Dazu ein paar Blumen für die Vasen. So ein typisches Arbeiterklassending. 


  Natürlich waren die ersten Schrebergärten in den Städten später für die Menschen der "Arbeiterklasse", die sich keine Häuser mit eigenem Garten leisten konnten. Natürlich wurde das auch genutzt, um eigenes Essen anzubauen, um Geld zu sparen. Logisch. Und nun? Das Bildungsbürgertum krallt sich die Schrebergärten, weil die Altbauwohnung doch irgendwie zu eng ist. #Laubenliebe, #owngrown. Der Pöbel wird vertrieben. Was die können, können wir schon lange. Und das auch noch bio, samenfest, ohne Schneckenkorn. Und bloß nicht so spießig, mit Volksmusik aus dem Dudelradio und irgendeiner Fahne am Mast. In Hamburg sind Schrebergärten ohne Beziehungen nur nach langer Wartezeit zu bekommen.


 Will sagen. Checkt auch hier eure Privilegien. Nutzt nicht den Garten, um euren noblen Stand zu definieren. Nutzt es zur Meditiation, zum Ausgleich. Aber bildet euch nicht ein, ihr könntet euch wirklich so ohne weiteres selbst versorgen und das sei auch noch romantisch. Auch der Lebensmittelindustrie werdet ihr so nur bedingt ein Schnippchen schlagen.


 Gärtnern als Privileg und Sicherung des eigenen gesellschaftlichen Standes in der Stadt. Es ist auch nicht romantisch. Es ist eine verdammte Drecksarbeit. Es ist frustrierend, es stinkt, man stinkt. Ich hab ständig schwarze Füße. Es wird auch keine Laubenliebe geben, weil ein Schulgarten nunmal auch ein Low Budget Projekt ist. Bildung darf halt nix kosten. Die meisten Gerätschaften sind irgendwo zusammengeklaubt, die Schubkarren eigentlich nicht nutzbar, Ernte- und Unkrautkörbe irgendwelche vor dem Abfall geretteten Plastikkörbe. Selbst die gut sichtbaren Pflanzschilder sind aus den Tauschhäusern zusammengesammelt. Für die Kids ist es natürlich super, mal zu sehen, was für eine Scheißarbeit es ist, sein Essen selbst anzubauen. Ich pflege die leise Hoffnung, dass sie somit auch ein wenig Respekt für Natur und Landwirtschaft entwickeln. Zur Gartenwerkstatt kam ich auch nur so aus Versehen. Ich habe das weder ordentlich gelernt, noch studiert. Lediglich eine Fortbildung zur Anzucht habe ich absolviert und ansonsten verlasse ich mich auf meinen grünen Daumen und darauf, dass die dümmsten Gärtnerinnen eben die dicksten Kartoffeln haben. Trial and Error Gärtnern. Erstaunlicherweise funktioniert das mit Ausnahme der Gurken in diesem Jahr sehr gut. So gut, dass auch immer was für meine Nachbarschaft abfällt.

  
 Allerdings muss ich sagen, dass ich selten so unfassbar schmackhafte, leckere Bohnen gegessen habe. Und die Kartoffeln sind auch der Hammer. Vielleicht liegt das auch ein bisschen daran, weil irgendwie doch mein Schweiß und Blut darin steckt.


 Für die Nachbarschaft steht alle paar Tage eine Kiste mit Grünzeug vor meiner Wohnungstür im Hausflur. Sharing is caring. Mahlzeit!


Sonntag, 26. Juli 2020

7 Sachen # 24. 2020

 Immer wieder Meistens Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe.


1. Gefrühstückt: Beerig. Die Kekse nur bevor es zu gesund wird und für die Crunchyness.


2. Geräumt: Mal wieder den Arbeitstisch auf. Warum auch immer der immer so zumüllt.


3. Getrödelt: Das erste Mal seit Monaten. Voll Glück gehabt und sogar beschenkt worden. Ach, Nachbarschaft.


4. Getrunken: Nach dem Trödelbesuch mit der Mamifreundin noch einen Kaffee auf meinem Sofa.


5. Genäht: Mit einer (für mich) ungewöhnlichen aber wundervollen Farbwahl. War gewünscht und hat so Spaß gemacht.


6. Geschaut: In den Regen. Wieder so viel heute.


7. Geschnitten: Noch mehr kleine Kleidung zu. Dieses Mal meine Farbwahl.

  Die wichtigen Worte zum Sonntag: Bleibt auf jeden Fall gesund! Helft einander, nehmt Hilfe an, wenn ihr sie braucht, seid dankbar, arbeitet an eurer Selbstfürsorge, nehmt euch Zeit, redet miteinander und hört einander zu, passt auf euch und andere auf, seid einfach da, seid freundlich, wertschätzend, ehrlich, geduldig und zuverlässig. Bewahrt Ruhe! Bleibt antifaschistisch! Habt eine gute Woche!

Sonntag, 19. Juli 2020

7 Sachen # 23. 2020

 Immer wieder Meistens Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe.


1. Gefrühstückt: Skandinavisch, weil POLARBRÖD!!! Ich liebe das. Wenn ich nicht nach Schweden komme, muss Schweden eben zu mir kommen. Und sei es in Form von "Delikatessen". Urlaub für den Gaumen. Dazu Tagesplanung.


2. Geräumt: Auf. Skurile Mischung da auf meinem Arbeitstisch. Ich muss mal was für dieses Arbeitszimmer tun. Das ist sowas wie das Aschenputtelzimmer meiner Wohnung. Das fiel mir mit dem ganzen Homeofficekrams noch schlimmer auf.


3. Gefunden: Bitte recht freundlich. Alte Röntgenbilder. Ich finde sowas ja sehr spannend. Das hier war was wegen Halswirbelsäule. War aber alles sauber. Finde die Piercings, die nicht raus wollten. (Ich habe das Bild hier nur offensichtlich falsch rum gehalten...) 


4. Gefüllt: Einen großen Müllsack mit irre viel Quatsch aus dem Regal. Hauptsächlich so Bastelschrott und fitzelkleine Stoffstücke.


5. Gepausiert: Voll schwedischer Fikastyle mit Chokladbollar und der einzigen Zeitschrift, die ich bekommen konnte und so halbwegs spannend fand, um nicht ganz aus der Sprache zu fallen.


6. Genickert: Nickerchen, Mittagsschlaf. Ach fabelhaft!


7. Geräumt: Noch eine Schublade auf, deren Bodenbelag perfekt mit meiner heutigen Klamottenwahl harmonierte. Sowas. Ich räume gleich noch ein bisschen weiter auf. Was man in den Ferien halt so macht.


  Die wichtigen Worte zum Sonntag: Bleibt auf jeden Fall gesund! Helft einander, nehmt Hilfe an, wenn ihr sie braucht, seid dankbar, arbeitet an eurer Selbstfürsorge, nehmt euch Zeit, redet miteinander und hört einander zu, passt auf euch und andere auf, seid einfach da, seid freundlich, wertschätzend, ehrlich, geduldig und zuverlässig. Bewahrt Ruhe! Bleibt antifaschistisch! Habt eine gute Woche!

Samstag, 18. Juli 2020

Samstagskaffee und Netzfunde # 24. 2020

 
 Guten Tag! Ich falle mit der Tür ins Haus: Was für eine Auswirkung so ein bisschen Wetter doch fürs Gemüt hat. Wahnsinn. Die Woche begann mit Regen. Viel Regen. Ich wurde versetzt und bin mehr als einmal nass geworden. Wenn ich was hasse, sind es ja Menschen, die zu spät zu verabredungen kommen oder sie kurz vor knapp absagen und einen damit im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen. Doch dann verzogen sich die Wolken und seit ein paar Tagen scheint die Sonne. Wunderbar. Die Regenlähmung löste sich auf und ich wurde richtig aktiv. Aber wirklich so richtig. Ich habe gewerkelt, geputzt, ausgemistet, bin durch die Gegend gerannt bis der Schrittzähler glühte. Ich war sogar mal wieder im Stadion und habe ein bisschen Rasenluft geschnuppert. Die monatlichen Treffen finden wieder statt. Nach Anmeldung auf der Nordtribüne. Das war gut. Natürlich hatte ich immer die Frage im Hinterkopf, ob ich wohl vor irgendetwas weglaufe. Ja, tue ich. Vor den Gedanken an die letzten drei grausamen Sommer und dass dieser wieder so einer wird. Mit diesem Wissen konnte ich aber weiter machen. Neues gestalten, es schön machen. So!

 

Netzfunde gibt es nach langer Pause auch mal wieder:

 Maske Tragen ist ja wirklich so eine Kunst für sich. Aber die Maske unter der Nase tragen ist ja einfach mal nur total bescheuert. Am Mundgeruch liegt es vermutlich in den seltensten Fällen. Meinen Beobachtungen nach, sind es vor allem Männer* die so doof sind. Vermutlich glauben die auch noch an dieses "An der Nase eines Mannes..." und müssen deshalb ihre Pimmellänge immer noch zur Schau tragen. Zum Glück sind sie nicht Systemrelevant. Corona für jeden von ihnen! Das nennt man natürliche Auslese. Raus aus dem Genpool!

Handarbeit zur Gesundheitspflege. Nichts neues. Trotzdem spannend das mal wieder gelesen zu haben und auch, dass dazu offenbar geforscht wird.

 Negativitätsdominanz also. Arschloch! Dieses Ding! Und wieder einen neuen Begriff gelernt.

 Zecken. Faszinierend. Und Gruselig. Hier einiges Wissenswertes. Ich komme auf vier dieses Jahr. Und ich war noch nicht in den Brombeeren.

 Körperkram? Körperkram! "Schönheits"-OPs werden aus feministischer Sicht ja gerne mal heftigst kritisiert. Ich sehe das etwas entspannter. Fälle wie diese hier, zeigen dann doch, warum plastische Chirurgie eine Existenzberechtigung hat

 Ach und noch was, bevor sich hier irgendwelche Menschen, von irgendwelchen Influencenden ins Bockshorn jagen lassen: Aufs Posing kommt es an (oder die nachträgliche Bildbearbeitung)


 Meine heutige Kaffeetasse war mein diesjähriges Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Emaille muss man ja nicht zwangsläufig nur im Außenbereich nutzen. Ich gehe jetzt noch rüber zu Andrea und dann ein Eis essen oder so. Sonne scheint ja. Habt ein schönes Wochenende!


Donnerstag, 16. Juli 2020

Es darf nicht mehr öffentlich geweint werden

Unter dem Label "Kopfkirmes" gibt es auf diesem Blog hin und wieder lose Wortklaubereien, die sich im Laufe der Zeit in meinem Kopf zusammengebraut haben. Sie stehen in keinem Zusammenhang zu den sonstigen Themen hier. Ich weise jegliche Bezüge zu aktuellen Geschehnissen und autobiografische Zusammenhänge von mir. Es sind Worte, die aus meinem Herz in den Kopf sprudeln, dort toben und nach Freiheit verlangen. Teilweise sind die Wortklaubereien älteren Datums, teilweise auch glänzend neu. Ich lasse sie hier einfach frei.


(Streetart von NEAL, 07.2020)

Es darf nicht mehr öffentlich geweint werden (2009)


  Es durfte nicht mehr öffentlich geweint werden. Schon seit einiger Zeit. Seit die europäische Staatsregierung 2025 dem Erlass zugestimmt hatte, sah man keine Tränen mehr auf der Straße. Weder Freuden- noch Trauertränen. Nicht dass man sie vorher oft gesehen hätte, doch nun waren Tränen, Schluchzen und laufende Nasen komplett aus dem öffentlichen Leben verschwunden. Dies sollte vor allem dem entgegenwirken, dass die Weltbevölkerung die Europäer als Heulsusen ansah. Nirgends wurden so Viele tränen wie in Europa vergossen. Ein kluger Kopf hatte herausgefunden, dass Menschen, die nicht weinen um einiges produktiver und leistungsstärker seien. Man wollte die Wirtschaft ankurbeln und dem Vorurteil der Heulsusen entgegenwirken, schließlich galt es einen Ruf zu verlieren. Die Umsätze der Taschentuchindustrie waren rapide zurückgegangen. Wenn man sich auf der Straße die Nase putzte kam es nicht selten vor, dass einen die Polizei zu ihrem Wagen begleitete und der Rotz einer Bakterienuntersuchung unterzogen wurde. Stellte sich heraus, dass es sich nicht um eine Erkältung oder eine allergische Reaktion handelte wurde man sofort mitgenommen. Oftmals wurde man dann Wochenlang in Heulhaft gesteckt, musste schwere Zwangsarbeit über sich ergehen lassen. Wiederholungstätern zeigte man Filme mit extrem traurigen Szenen, die von der Zensur vom Markt genommen worden waren. Es wurden einem so lange Szenen vorgespielt, in denen eine Frau um ihren verunglückten Mann weint, bis man nicht mal mehr ansatzweise das Kinn kräuselte. Viele Menschen verloren nach dieser Prozedur jegliche Art von Emotion, man sah sie nicht mehr lachen, hörte sie nicht mehr fluchen.

  Noch nicht mal in seinen eigenen vier Wänden durfte man weinen. Nur wer einen Wein-o-mat 2025 besaß und diesen in seiner Wohnung aufgestellt hatte, durfte noch weinen. Doch diese kleinen schallisolierten Kabinen waren sehr teuer und für einen Bürger der Mittel- und Unterschicht kaum zu bezahlen. Da das öffentliche Weinen allerdings Überhand genommen hatte und die Gefängnisse überfüllt waren, begannen einige Distriktregierungen diese Weinkabinen auch an öffentlichen Plätzen aufzustellen. Für 5 Euro konnte man dort eine viertel Stunde dem Tränendrang nachgeben, eine Verlängerung der Weinzeit war möglich.
Besonders hart traf diese Regelung Familien mit kleinen Kindern. Sobald ein Kind hinfiel und sich das Knie aufschlug, sah man die verängstigte Mutter oder den verängstigten Vater um sich blicken und den nächstgelegenen Wein-o-mat suchen. Oft konne man dann verfolgen, wie sie dann mit dem Kind in Richtung der Kabine stürzten, hektisch eine 5 Euromünze aus der Tasche kramend. Leider konnte man diese Kabinen nur alleine betreten, was besonders den Eltern teuer zu stehen kam. Hatte das Kind nach einer viertel Stunde nicht aufgehört zu weinen musste nachgezahlt werden. Öffentlicher Trost galt als tränenunterstützend und wurde mit einer Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren geahndet.
   
 An Bahnsteigen war nach der neuesten Statistik jede zweite Kabine für mindestens eine Stunde durchgehend pro Tag belegt. Für Friedhöfe hatten sich die Produzenten des Wein-o-maten etwas besonders einfallen lassen: mobile Wein-o-maten, welche leicht zu transportieren waren. Sie konnten je nach Bedarf neben Gräbern plaziert werden. Für Begräbnisse gab es eine Kostenpauschale. Die mobilen Wein-o-maten waren schon für 100 Euro zu mieten. Allerdings nur für einen Tag von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
 
 Die jüngere Generation hatte sich schon daran gewöhnt. Mediziner stellten fest, dass sich ihre Tränendrüsen im Laufe der Pubertät soweit zurückbildeten, dass sie lediglich zur Befeuchtung des Augapfels dienen konnten. Viele Erwachsene ließen sich operieren, um dieses Stadium der Tränendrüsen zu erlangen. Die Operation übernahm mittlerweile jeder gute Augenoptiker und sie war um einiges günstiger als ein Wein-o-mat 2025 für den Hausgebrauch. Die Operation kam aber gerade erst in Mode 10 Jahre nach dem Beschluss der europäischen Staatsregierung.
 
 So kam es, dass sich nur noch die Reichen ihre offensichtlichen Emotionen bewahren konnten. Wenn auch nur im Geheimen. Auf den Straßen hört man kaum noch lachen. Auch geflucht wird deutlich weniger. Die Menschen redeten kaum noch miteinander aus Angst den anderen zum Weinen zu bringen. Aufgrund dieses Kommunikationsmangels lernten sich kaum noch Menschen kennen. Es wurden immer weniger Kinder geboren, Beerdigungen gab es kaum noch, da die Mediziner noch keine bezahlbare Operation gegen ein kräuselndes Kinn entwickelt hatte. Die europäische Bevölkerung drohte regelrecht auszusterben.
   
 Doch es gab eine kleine Kommune versteckt auf dem Land in einem dichten Wald, welche es sich zur Aufgabe gemacht hatte die Emotionen zu retten. Jeder der sich zufällig dorthin verirrte wurde nicht mehr gesehen. Während die Staatsregierung fieberhaft an Plänen für die Wiederbelebung des Geschlechtsverkehres arbeitete wurde in einem kleinen Haus mitten im Wald gelacht bis sich alle die Bäuche hielten. Es wurde offen geweint. Sie wurde nie entdeckt. Bis sich eines Tages ein kleines Kind im Wald verirrte und in ein Dorf kam. Dort stand es auf dem Marktplatz und weinte schrecklich, da es den Weg nach Hause nicht mehr fand. Die drei Dorfkinder, welche bereits 20 Jahre alt waren, versammelten sich um das Kind und starrten es an. Eines der Dorfkinder traute sich heran und berührte das Kind an der Wange um eine der Tränen aufzufangen. Das weinende Kind begann zu lächeln und dann zu lachen. Die Dorfkinder wichen zurück. Das Kommunenkind begann zu lachen und schnell trauten sich auch die anderen Kinder und lachten mit. Anfangs noch etwas unbeholfen, doch bald lagen sie lachend auf dem Boden und hielten sich die Bäuche. Die Erwachsenen kamen, durch dem Lärm aufmerksam geworden, herbeigeeilt und zogen die Kinder auseinander. Doch auch bald mussten sie lachen und das ganze Dorf begann damit.
 
 Als sie sich wieder gefangen hatten wurde das Kind von einem Spitzel auf die Kommune zurückgebracht. Bei seinem Abschied musste das Dorf schrecklich weinen. Die Polizisten liefen umher, waren mit der Situation aber vollkommen überfordert. Sie erstatteten Meldung bei der Distriktsregierung. Als die Beschwerde die europäische Staatsregierung erreichte war bereits einige Zeit vergangen. Im Dorf waren in der Zeit drei Kinder geboren worden und 5 weitere Frauen waren schwanger. Das Dorf scherte sich nicht um das Weinverbot. Man traf sich abends auf dem Dorfplatz um zu lachen und zu weinen und sich gegenseitig zu trösten. Auch die angeforderte Verstärkung der Polizei konnte nichts erreichten. Zu oft wurden sie von Lachwogen übermannt und mussten mitlachen.
 
 Zunächst wollte die Staatsregierung eine Mauer um das abtrünnige Dorf errichten, doch die Nachricht vom Dorf in dem noch geweint werden durfte verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Bald kamen erste Schaulustige und Touristen und wer einmal kam wollte nicht wieder weg. So kam es, dass bald in der Öffentlichkeit wieder geweint und getröstet wurde, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Staatsregierung konnte nichts mehr ausrichten, die Gefängnisse waren überfüllt und es wurde gemeutert. Auf den Straßen spielten bald wieder fröhliche Kinder die unbehelligte weinten, wenn sie vom Fahrrad fielen. Zunächst wurde das von der Regierung zugelassen, doch bald darauf musste sie geschlossen zurücktreten. Die Frau des Staatspräsidenten war fremdgegangen und hatte sich schwängern lassen. Das brach dem Präsidenten so sehr das Herz, dass er in der Parlamentssitzung anfing zu weinen. Die größte Regierungsblamage. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 3000 und die Mediziner Rätseln immer noch darüber wie es dazu kommen konnte, dass die verkümmerten Tränendrüsen soviel Tränen produzieren können.


 (Sticker von MARAMBOLAGE, 07. 2020)

Dienstag, 14. Juli 2020

Lieblingstasche in rot


  Mit Taschen und Beuteln hat meine Nähkarriere angefangen. Die meisten meiner Taschen sind selbst genäht. Es gibt immer so ein Lieblingsmodell, dass es in verschiedenen Farben ein paar Jahre durchhält. Vor kurzem hat es mir das Schnittmuster zu "Sjel" angetan (Werbung unbeauftragt unbezahlt). Allerdings MUSSTE ich natürlich einige Änderungen vornehmen. 


 Ich mag es gerne, wenn ich meine Taschen anständig zu machen kann. Also habe ich so einen Reißverschlussdings eingebaut. Zwei Wege. Yeah!


 Dazu habe ich das Gesamtformat ordentlich vergrößert. Da geht was rein. Ich kann das tragen. Wenn es doch nicht passt, kann der Reißverschluss auch einfach offen bleiben.


 Ebenfalls habe ich das innenliegende Reißverschlussfach größer gestaltet. Geldbeutel, Schlüssel, Handy, Maske passen problemlos hinein. Zudem habe ich den Reißverschluss ordentlich eingenäht.


 Man kann diese Tasche auch super durch den Wald steppen. Beim Blaubeeren suchen irgendwo ablegen und man findet sie problemlos im Grün wieder. 


 Das Material ist weinroter Kothenstoff innen und ein Trödelfund aus Göteborg außen. Letzterer im finnischen Design. Durch den festen Zeltstoff hält sie auch bei erhöhter Luftfeuchtigkeit das Transportgut trocken. Für ein minimales Skandinaviengefühl über der Schulter. Wir haben schon so einige Abteuer gemeinsam erlebt. Mal sehen, was da noch so kommt. Nur rotes Zeug fotografieren kann ich irgendwie echt nicht... Heute erstmal in der Dienstagssammlung.

Montag, 13. Juli 2020

Sonntag, 12. Juli 2020

7 Sachen # 22. 2020 vs. 12 von 12 im Juli

Okay, heute mal wieder Pattsituation: 7 Sachen von Frau Liebe vs. 12 von 12 von Caro von Draußen nur Kännchen!. Worum es geht? Hier:
7 Sachen: Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe.
12 von 12:

 Heute ist der 12te also gibt es heute wieder 12 von 12. Worum es dabei geht, könnt ihr bei  Caro von Draußen nur Kännchen! nachlesen und zwar genau hier
 
  Heute treffe ich die Entscheidung, dass es 12 Bilder gibt, von denen mindestens sieben was mit Handgedöns zu tun hat:
 
 
 1. Aussicht aus meinem letztnächtlichen Schlafzimmer durch das Fliegengitter. Über acht Stunden am Stück geschlafen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das das letzte Mal geschafft habe. Fabelhaft!


2. Zum ersten Kaffee des Tages ein paar Reihen geflauscht und mit Antje unser Gequatsche von gestern angehört.


 3. Das Patriarchat niedermetzeln hinterließ Spuren.


4. Naja, eigentlich habe ich nur Blaubeeren gesammelt. Leider ist dieses kein Blaubeerjahr. Es war mühseelig und die Beute mager.


5. Hallo Zeckenhölle!


6. Ich war sehr froh, dass ich meine leuchtend rote Lieblingstasche dabei hatte. Die konnte ich easy im Wald ablegen und fand sie immer wieder, wenn ich mich auf der Jagd durch Unterholz zu weit von ihr entfernt hatte. Ich hab auch gleich ein paar Bilder von ihr für einen Blogbeitrag geschossen.


7. Ahoi, Schiffshebewerk. Immer wieder erstaulich, was Ingenieursmenschen so alles bauen. Ich meine, das Ding hebt beladene Schiffe. Schiffe!!! Mit Wasser!


8. Am Nachmittag ging es ab nach Hause.


9. Im Zug mit den Füßen gewippt. Das war meine erste Zugfahrt seit Maskenpflicht und so. Nervscheiß. Ich glaube in den Urlaub muss ich so wirklich nicht.


10. Lieblingsbonbons in die Lieblingsbonbondose gefüllt. Die beste Antje hatte sie für mich besorgt.


11. Nachdem Antje mir schon eine Zecke am rechten Arm rausgezogen hat, fand ich noch eine am rechten Bein. Damit gingen alle vier Zecken in diesem Jahr auf meine rechte Körperhälfte. Echte Antifas greifen eben nur rechts an...


12. Ice, ice baby. Und Kaffee. Gleich werde ich wohl noch eine Runde in den Garten schlappen und da mal nach dem Richtigen sehen. Habt einen guten Abend. Mal sehen, was es bei Caro so gibt.


  Die wichtigen Worte zum Sonntag: Bleibt auf jeden Fall gesund! Helft einander, nehmt Hilfe an, wenn ihr sie braucht, seid dankbar, arbeitet an eurer Selbstfürsorge, nehmt euch Zeit, redet miteinander und hört einander zu, passt auf euch und andere auf, seid einfach da, seid freundlich, wertschätzend, ehrlich, geduldig und zuverlässig. Bewahrt Ruhe! Bleibt antifaschistisch! Habt eine gute Woche!