Donnerstag, 31. Dezember 2015

Persönlicher Blogrückblick auf 2015

 Das mit den Jahresrückblicken gehört sich wohl derzeit so. Auch ich habe hin und wieder Spaß daran, in meinem Blog ein bisschen zurückzuschauen. Es ist eben auch ein bisschen Tagebuch und es ist immer spannend, was man wann so gemacht hat. Also los:


   Im Januar vollendete ich - wie fast schon jeden Winter- eine neue Kuscheldecke. Im Zuge dessen machte ich mir ein paar Gedanken zum Thema Anspruch an die Handarbeit. Obwohl das schon Anfang des Jahres war, muss ich gestehen, dass es mir immer noch und immer wieder schwer fällt, kleiner Macken meiner Werke zu akzeptieren. Es gibt noch was zu arbeiten.
 
  
 Mein liebstes Februarprojekt war sicherlich mit Abstand little John. Wenn es nicht sogar mein liebstes Jahresprojekt war. Spannend auch die Begegnungen, die ich durch ihn hatte. Little John wird vom Süßminister übrigens sehr geliebt und darf jeden Abend mit ins Bett. Volltreffer, würde ich sagen. Außerdem habe ich im Februar einen Aufruf nach "lass uns mal zusammen werkeln" gestartet. Dieser Aufruf brachte die wundervolle Frau Postriot in mein Leben. Welch unfassbares Glück!


 Dass ich im März diesen Jahres wahrhaftig eine Hose genäht habe, grenzt an ein Wunder. Hosen nähen ist ungefähr das Schlimmste, was ich mir zu nähen vorstellen kann. So viele Teile, soviel zu stecken, so viel, was schief gehen kann. Doch ich habe den Drachen bezwungen. Leider muss ich sagen, dass die Hose derzeit im Schrank ein wenig versauert. Das liegt vor allem daran, dass der Stoff trotz Vorwaschens, offensichtlich nochmal eingelaufen ist. Sie ist einen Tick zu kurz und ich bekomme es irgendwie nicht hin, mal den Saum auszulassen. Getragen wurde sie dennoch viel. Der Saum kommt nächstes Jahr dann.


   Im April hat Herr Fussel von mir das etwas andere Nackenhörnchen geschenkt bekommen. Außerdem habe ich mal wieder ein bisschen gemalt. Für Antje zum Wiegenfest.


 Das beste Konzert des Jahres habe ich im Mai im vollkommen ausverkauften Molotow gesehen. FRISKA VILJOR gaben sich zu zweit die Ehre. Zusammen mit Frau Postriot habe ich hier einfach mal gepflegt drauf gesch*****, dass der Wecker am nächsten Morgen furchtbar früh klingelte. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Es gab noch viele weitere Konzerte und natürlich war Ende Mai auch wieder das Immergut Festival dabei, auch wenn die Rückschau darauf erst im Juni erfolgte.

  
 Ebenfalls im Mai war ich in Dänemark im Urlaub und habe mein definitiv sowas von neues Dreijahreszeitenkleidrockdingsbums gezaubert. Ich liebe diese Teil! Zu einem zweiten hat es leider noch nicht gereicht. Aber das wird auch noch.


 Meinen ersten selbstgewebten Teppich zeigte ich im Juni. Weben, eine neue Sache gelernt. Sowas finde ich ja immer ganz toll. Ich erfreue mich täglich an diesem Stück.



 Im Juli habe ich mich nach langer Zeit mal wieder an einen Rock aus einem Webstoff getraut und war hoch erfreut über das Ergebnis. Später sollten noch zwei im gleichen Schnitt als Wanderröcke folgen. Ich liebe auch diese Teile. 


  Nach Schweden ging es im August endlich wieder. Zusammen mit meinen beiden Lieblingsfrauen ging es zumindest die ersten knapp 1000 Kilometer in den Norden. Frau Postriot und ihr Mann boten die Mitfahrgelegenheit und danach machten Antje und ich uns zu Fuß weiter. Nach einer wundervollen Woche auf dem Vasaloppsleden kamen unsere Männer nach und wir verbrachten eine weitere wunderbare Urlaubswoche in einem echt schwedischroten Holzhaus. Ein großartiger Urlaub war das.


 Über den Zusammenhang von DIY- or die! mit dem Inhalt meines Blogs habe ich mir im September Gedanken gemacht. Irgendwie komme ich manchmal nicht drumherum zu denken, dass diese Thema manchmal ein bisschen zu leise zur Sprache kommt. Aber es ist da, schwingt mit. Immer. Ein 10-jähriges Jubiläum gab es im vergangenen September auch zu benennen: Vor zehn Jahren warf ich mich das erste Mal in meinem Leben auf die Yogamatte. Kinners wie die Zeit vergeht. 

  Der mehr oder weniger politische Aktionismus ging nach den Sommerferien im September aber auch so richtig los. Auf allen Kanälen das gleiche Thema. Mengen an engagierten Ehrenamtlichen. Auf der anderen Seite eine Mengen an Knalltüten, die meinten, sie hätten das alleinige Recht auf dieses Land und seine Strukturen. Es musste auf die Straße gegangen werden und einiges andere getan werden. Gut, dass so viele es getan haben und immer noch tun.


 Der Herbst wurde im Oktober so richtig schön golden. Ich zauberte ein neues Lieblingsröckchen für die kältere Jahreszeit. Außerdem machte ich mir über das Kinderkriegen bzw. die damit verbundene Erwartungshaltung Gedanken. Und zu guter Letzt lernte ich noch etwas neues: Keramik drehen bei Cassiopeia Keramik. Wow! Seit Oktober mischen meine Bilder aus der schönsten Stadt der Welt auch regelmäßig in der Big in Hamburg Serie bei Mit Vergnügen Hamburg mit. Ich habe das hier nicht mal ansatzweise abgefeiert. Ich freue mich auf jeden Fall sehr über diese kleine Kooperation.
 
  
 Der Nadelkissentausch von Mila brachte mir im November viel Farbe und neu aufpollierte Fähigkeiten zum Vorschein. Auch ich bekam eine wunderbare Überraschung. Was für eine schöne Idee das war. Neue Fähigkeiten brachte mir auch die gute Frau Postriot bei: Ich konnte mein erstes Paar selbstgestrickte Socken in die Kamera halten. Und ich bin das erste Mal in meinem Leben Auto gefahren. Adrenalin pur! Hehe. Nähtechnisch war sicherlich das Feiereikleid das Highlight.


 Der Dezember machte sich vor allem durch den merklichen Endspurt bemerkbar. Die Luft war raus. Trotzdem konnte ich ein bisschen Klamottenbasis in meinem Schrank erneuern. Das Jahr endete mit einem wunderbaren Familienbesuch in meiner Stadt und mit einer dicken Erkältung. 2015 war so ein lala-Jahr. Es gab keine persönlichen Katastrophen, es plätscherte so dahin, raste am Ende schnell vorbei und war aber Streckenweise wirklich anstrengend. Ich bin gespannt auf das kommende Jahr. Vor allem nähert sich mein Sabbathjahr in großen Schritten. Und ich bin froh, mit wunderbaren Menschen, die mich inspirieren, begleiten und manchmal auch tragen, weitergehen zu dürfen.

 Wer bis hierher gekommen ist, verdient einen kleinen Jahresabschlussorden. Ich danke euch liebe Mitlesende für eure Kommentare, Anregungen und die Begleitung. Kommt gut ins neues Jahr, habt es bunt, fabelhaft und bleibt kritisch. Nehmt die Dinge nicht hin, passt auf euch auf, bleibt gesund. Wir sehen uns im neuen Jahr wieder! Und weil Frau Kännchen so schön sammelt, darf dieser Beitrag auch noch da hinüber, auch wenn ich keine einfache Collage gebastelt habe.

Mittwoch, 30. Dezember 2015

Dezemberliteratur 2015


  Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats (wenn ich es schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf. Und obwohl ich die totale Leseratte bin, habe ich in den letzten zwei Monaten wenig zu lesen geschafft. Die Luft war raus. Die Arbeit begann schon morgens in der Bahn und wenn es nichts zu arbeiten gab, dann genoss ich es, die Stadt beim Vorbeiziehen zu beobachten. Darum ist die Literaturauswahl diesen Monat wenig von literarischem Anspruch als vielmehr von Entspannung geprägt.


 Kurz vor der Weihnachtszeit habe ich mir endlich die lang ersehnte Astrid Lindgren Buchbox geschenkt. Darin zwölf ausgewählte Romane dieser großartigen Frau. Angefangen habe ich diese Buchbox mit einem ihrer Charaktere, den ich lange Zeit gar nicht leiden konnte. Karlsson erschien mir immer als ziemlich egoistisch. Ein echtes Arschloch. Er stach immer sehr heraus aus den ganzen sympathischen Figuren. Doch dieses Buch hat mich mit ihm versöhnt, ihn sogar zu einem kleinen Vorbild werden lassen. Filmische Adaptionen beschränken sich zu sehr auf das erste von insgesamt drei Büchern, aus denen die Karlssongeschichten bestehen. Seinen wahren Charme erreicht er leider erst in Buch zwei. Ein kleiner, gerade richtig dicker Mann führt andere Erwachsenen an der Nase herum. Er kritisiert offen ihr Verhalten, die gesellschaftlichen Normen, stellt sie in Frage, lebt die Anarchie ohne rücksichtslos zu sein. Irgendwie hat er ein bisschen was von Pippi Langstrumpf, wobei er eben kein Kind mehr ist. Er ist ein Mann, kein Junge. Gerade letzteres macht den Reiz an seiner Figur aus. Er ist erwachsen ohne erwachsen zu sein. Wie wunderbar kann ein Vorbild für Menschen die Steuern zahlen sein?


 Ich wollte nochmal zurück in die Welt, aus der Astrid Lindgren kommt. Nach dem Genuss ihrer Biografie und dem Besuch in ihrer Heimat im Sommer, wollte ich dieses kleinere Bildbändchen endlich mal wieder vor die Nase bekommen. Eine wundervolle Ergänzung zu der recht bilderlosen, trockenen Biografie und wundervoll, um den kleinen Schwedenjeeper zu füttern. Es gibt noch einen großartigeren Bildband über diese Frau, doch die Investition, in dieses recht kostspielige Buch, scheute ich bislang.


 Bleiben wir doch einfach bei Astrid Lindgren. Da setzt man immer aufs richtige Pferd. Ich habe vor kurzem die Pippi Langstrumpf Serie auf DVD verschenkt. Ich selbst besitze sie auch, aber es fehlt eben manchmal die Zeit eine ganze Box durchzusehen. Das Buch liefert einfach nur ein paar schöne Bilder und Auszüge der Geschichte der Ausreißerepisode.


 Als die Familie zu Besuch war, kam die Frage nach den schwedischen Tomten auf. Die Idee von den kleinen Weihnachtswichteln finde ich ganz herrlich. Etwas mystisch und passend zur Jahreszeit. Im Schrank habe ich natürlich auch dieses Buch, welches eines Abends mit dem Süßminister gelesen wurde. Er ist ein bisschen wie Frederick in der schwedischen Winterweihnacht. Und ja: Die Band TOMTE hat sich wirklich nach diesen Wichteln benannt. Etwas minimal tomtewichtelig hoffnungsvolles haben deren Texte ja streckenweise auch an sich.


 Nein, es wurde nicht nur Astrid Lindgren gelesen. Sehr gefreut habe ich mich über diesen Sammelband der Geschichten und Illustrationen von Leo Lionni. Eigentlich wollte ich nur die Frederickgeschichte wieder zur Hand haben. Als ich dann aber auf sieben Mäusegeschichten auf einen Schlag zum günstigen Preis gestoßen bin, habe ich zugeschlagen. Und wie wunderbar sind sie denn bitte alle? Pädagogisch wertvoll für jung und alt. Hoch philosophische Geschichten, mit relativ einfachen, klaren aber passenden Illustrationen. Sag noch einmal einer, Bidlerbücher seien nichts für Erwachsene. 


 Noch ein Bilderbuch für Erwachsene. Über Mareices Blog bin ich auf dieses aufmerksam geworden. Ein wundervolles Buch. Eine Tochter mit Trisomie 21 versucht ihrer Mutter ihre Ängste zu nehmen. Ihre Ängste über die Spezialität ihrer eigenen Tochter. Geschrieben hat es eben jene Mutter selbst und vielleicht macht dies den unfassbar berührenden Charackter dieser Erzählung aus. Dazu gibt es wundervolle passende Illustrationen. Habt keine Angst vor dem vermeintlich anderen. Mehr möchte dieses Buch nicht sagen und es ist eine doch so wichtige Botschaft. Und jede Menge Inklusion steckt ebenfalls in diesem Buch. Denn Angst -denke zumindest ich- ist die größte Hürde, die Inklusion zu überwinden hat. Dagegen sind die paar Treppen ein Klacks.


 Ja, ein Pixibuch! Musste sein. Dieses hier war gerüchteweise auch ratzfatz vergriffen. Es ist zusammen mit der IG-Metall entstanden und räumt nebenbei mit so einigen Rollenklischees auf. Mama arbeitet im Flugzeugbau, Papa schmeißt den Haushalt, die Kinder haben einen Erzieher und überhaupt ist Streiken eine feine Sache. Da haben sich einige Menschen echt Mühe gegeben. Sicherlich eine gute Sache, um Kindern zu verdeutlichen, dass es wichtig ist, für Herzensangelegenheiten und Gerechtigkeit laut zu werden. Einzig der interkulturelle und inklusive Faktor fehlt auf den Bildern ein wenig. Das kommt dann in der nächsten überarbeiteten Auflage.... Hoffentlich.


 Das letzte "Buch" für diesen Monat bekam ich zu Weihnachten von einem befreundeten Buchhändler geschenkt. Der weiß zu gut, woran ich Freude habe. Ich habe jetzt schon Lust, einige Seiten aus diesem bitterbösen und leider zu realem Buch zu kopieren und an bestimmte Leute zu schicken. Eine herrliche Sache, wo doch viele Erwachsene gerade Ausmalen als die neue Meditation entdecken. Nehmt dieses Buch. Das hilft besser als liebliche Madalas.
 Und im neuen Jahr geht es dann schwungvoll weiter. Ich habe eine Einladung zum Lesekreis und das dazugehörige Buch immer noch nicht durch... Zudem brachte Weihnachten noch mehr Wunschlektüre. Vielleicht klappt es ja nach den Ferien wieder mit dem Morgens in der Bahn lesen. Mein Stapel, den ich lesen möchte, ist so hoch, dass ich fast gar nicht fragen möchte, was ihr so weggeschmökert habt, aber vielleicht mögt ihr es mir ja trotzdem verraten.

Dienstag, 29. Dezember 2015

In Städten mit Häfen....


 ...haben die Menschen noch Hoffnung. So hat das einstmals gerüchteweise Bernd Begemann gesagt. Habe ich vermutlich auch schon 3498mal zitiert. Heute mal wieder eine kleine Hafenliebefotoflut vom Spaziergang am ersten Weihnachtstag, als uns die Sonne hold war. Die Elbe war ordentlich voll, die Möwen gut gelaunt, die Kräne standen still, kein Hämmern und Klopfen aus den Docks, es war relativ ruhig. Ein Dickschiff musste dennoch eingeparkt werden und die Hafenrundfahrten plätscherten gut besetzt an uns vorbei.













 Wer braucht schon die Alster? Ein feiner Ausgleich zu dem Herzschrott von gestern. Ich hoffe, ihr hattet das auch schön.

Montag, 28. Dezember 2015

Der inklusive Montag: Gedanken zum Jahresende


 Der inklusive Montag findet hier mehr oder weniger regelmäßig statt. Hier gebe ich einen kleinen Einblick in die vielseitigen Chancen und Möglichkeiten, die die Inklusion mit sich bringt. Wer nochmal nachlesen möchte, was Inklusion überhaupt bedeutet, kann das hier nochmal tun. Grundsätzlich soll es um die guten Seiten gehen, um das was schon funktioniert und um das wo sich noch etwas ändern muss. Hier soll nicht gemeckert, sondern angepackt und sich gefreut werden. Anzumerken ist zum Schluss, dass ich "nur" eine Seite der Inklusion beleuchten kann, da ich "nur" Sonderpädagogin bin. Aber vielleicht finden sich ein paar Menschen, die gastbloggen möchten. In diesem Falle bitte gerne bei mir melden.
 Thema heute: Gedanken zum Jahresende


 2015, die Inklusion und ich sind nur bedingt gut zusammen gelaufen. Ich möchte hier lediglich einen kleinen Rückblick auf meine mehr oder weniger inklusiven Erfahrungen des vergangenen Jahres werfen.
 Anfang des Jahres begann in der Hinsicht schonmal total neben der Spur. Knapp zwei Jahre habe ich eine Familie im Rahmen von "Hilfen für Familien mit behinderten Kindern" -kurz HfbK- begleitet. Beratung, Betreuung, Entlastung, Hilfe beim Ausfüllen von FormularenFormularenFormularen. Ich mochte die Familie, das Kind, die Tätigkeit. Eine tolle Ergänzung zu meinem Schuljob. Die Mutter der Familie konnte lange Zeit krankheitsbedingt nicht arbeiten und war Ende vergangenen Jahres froh, endlich einen 400€- Job ergattert zu haben. Für die Familie hieß das aber, dass sie 300€ Eigenleistung zu meiner Tätigkeit betragen müssten, da sie vom Amt wegen des zusätzlichen Einkommens neu eingestuft wurden... Wir waren alle sprachlos. Die Familie entschied sich schweren Herzens gegen die Finanzierung meiner Tätigkeit. Es war ja auch nun nicht so, dass auf meiner Rechnung am Ende des Monats dieser Betrag stand. Dickes Geld habe ich da nicht verdient, aber darauf kam es ja auch nicht an. Der Abschied fiel uns allen nicht leicht, schließlich ging ich knapp zwei Jahre wöchentlich bei ihnen ein und aus, kannte ihre Geschichte und wir haben einiges zusammen erlebt. Dass hierzulande Unterstützung von Familien mit behinderten Kindern sehr schwerfällig läuft liest man ja öfter. So krachte diese Erkenntnis schwer in unser Leben.
 Was meine kleine Nebentätigkeit anging, konnte ich zumindest an anderer Stelle Fuß fassen. Schon lange besuchte ich mit meinem Betreuungskind einen Jugendtreff für behinderte Jugendliche. Hier wurde eine neue Leitung gesucht und da sich bei mir ein kleines Zeitfenster geöffnet hatte und ich mich gut mit der bisherigen Leitung verstand, schlug ich zu. So tauschte ich die Einzelbetreuung gegen eine Gruppe. Mein ehemalige Betreuungs"kind" kommt auch noch hin und wieder vorbei, so dass der Kontakt nicht ganz abgerissen ist. Leider verließ mein Kollege im Sommer berufsbedingt den Jugendtreff. Seit dem leite ich ihn alleine, was bisweilen etwas anstrenged ist. Eine zweite Leitung zu finden, gestaltet sich als äußerst schwierig. Der Jugendtreff ist grundsätzlich erstmal nicht inklusiv ausgelegt, allerdings sind die Ansprüche der Jugendlichen dort so unterschiedlich, dass ich da auch gerne von inklusiv spreche. Zudem tun wir uns in letzter Zeit öfter mit den Jugendlichen aus dem benachbarten Jugendtreff zusammen, da die in ihren Räumen nunmal den Kicker, den Billardtisch und die Tischtennisplatte stehen haben. Es ist ein zaghaftes Annähern von beiden Seiten, aber es wird. Ich liebe diese Stunden. Sie zeigen mir jede Woche, dass es noch Hoffnung gibt.


 Und sonst? Nach fünfeinhalb Jahren Inklusion in meinem Brotjob, musste ich kurz vor Ferienbeginn noch ein paar ganz fiese Kreuzchen auf dem Bullshitbingobogen machen. Und ich merke, dass es mir mehr und mehr an die Nieren geht. Das mag vor allem daran liegen, dass man sich gerade dort doch wenigstens professionell mit dem Thema auseinandersetzen sollte. Meine ich. Zudem bin ich irgendwie immer ein bisschen ratlos, wenn Mitlehrende das Thema Inklusion als zusätzliche "Belastung" empfinden. Das wäre so, als wenn ich als Sonderschullehrerin sagen würde: "Boah, diese ganzen Gymnasiasten, die können ja richtig was. Die denken kritisch, arbeiten unfassbar schnell und können gerade Sätze schreiben. So viel Unterrichtsmaterial kann ich gar nicht zur Verfügung stellen. Dafür bin ich nicht ausgebildet..." Aber mal im Ernst? Ich mag den wichtigsten Teil meines Jobs -das inklusive Unterrichten- wirklich sehr. Ich möchte mein Leben nichts anderes mehr tun. Als zunehmende Belasung empfinde ich den Umstand, dass immer noch gemeint wird, dass SonderpädagogInnen für die Inklusion zuständig seien. Meistens habe ich mehr das Gefühl, mein Job besteht darin, die behinderten Lernende vor den Lehrenden zu schützen. Zu vermitteln, dass diese Lernenden keine "Belastung" sind. Es ist aber auch nicht immer schlimm. Es gibt diese fabelhaften Stunden mit fabelhaften Mitlehrenden. Stunden, in denen alles fließt, ineinandergreift, an deren Ende wir uns High Five und einen Orden geben, weil wir alle Lernenden mitnehmen konnten, uns ergänzt haben, keine Lücken entstanden, die Stunde rockte. Zusammen. Diese Stunden sind leider sehr rar gesät. Im Großen und Ganzen hatte ich eher den Eindruck, dass viele Schritte rückwärts gemacht wurden. Und bei den betroffenen Lernenden spreche ich "nur" von den Förderbedarfen "Lernen" und "emotionale und soziale Entwicklung".... Harmlos. Echt jetzt. Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich habe keine Lust und keine Kraft mehr an dieser Front zu kämpfen. Meine Zeit an diesem Ort läuft ab. Noch ein halbes Jahr. Ich freue mich. Ich freue mich auch darauf, dass ich dann die Möglichkeit habe, mir andere Orte anzusehen und in Ruhe ein neues Tätigkeitsfeld zu suchen. Inklusion ist großartig und es macht mir Spaß inklusiv zu arbeiten, zu leben, aber ich würde gerne in einem Umfeld arbeiten, das das auch so sieht.
 Ich habe im vergangenen Jahr viele gute Bestätigungen dafür bekommen, dass es das richtige ist, was ich tue, dass Inklusion eine super Sache ist, dass ich dafür kämpfen will und muss und dass ich das gerne im schulischen Rahmen mache. Aber dass ich eben dabei auch ein bisschen auf mich aufpassen muss. Die Dinge nicht so sehr an mich heranlassen. Dabei habe ich immer noch leicht reden... Ich mag gar nicht daran denken, wie es Menschen geht, die wirklich auf gelungene Inklusion angewiesen sind. Möge 2016 erfolgreicher sein... Und mal sehen, wie lange es noch dauert, bis es rund läuft.

Sonntag, 27. Dezember 2015

7 Sachen # 50.15

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe. Gesammelt werden die Sieben jeden Sonntag bei Anita.


1. Genäht: Herrn Fussel die Knöpfe wieder an. Ich hatte ihm zwar schonmal beigebracht, wie das geht, aber er traute seinen Künsten da nicht so ganz und ich hatte keine Lust auf schlecht gelaunten Mann am Sonntag.


 2. Gestrickt: Weiter. Ich hatte mir ja vorgenommen, die Ferien strickend auf dem Sofa zu verbringen. Zudem ist das hier ein kleines Experiment, auf das ich sehr gespannt bin.


 3. Gelegt: Dieses Pferdchen ins Fell. Als kleine Beilage für neue Blogfotos. Kommen diese Woche noch.


 4. Geschnitten: Zu. Man kann ja nicht die ganze Zeit stricken.


5. Genäht: Ein bisschen auch. Irgendwo in dem kleinen Loch im Chaos auf dem Arbeitstisch. Irgendeine hatte behauptet, dass das Arbeitszimmer in den Ferien aufgeräumt werden sollte. Keine Ahnung wer das war...


6. Geschnabuliert: Ein bisschen Franzbrötchen und ein paar Mandarinen.


7. Genossen: Die schöne Aussicht, als ich wieder auf dem Sofa beim Strickzeug saß. Ach wie faul.

 Das waren die letzten 7 Sachen für dieses Jahr. Im nächsten Jahr wird es weiter gehen. Egal wie alltäglich die Bilder manchmal sind: Ich mag es auch dieses Alltäglichkeiten festzuhalten. Habt eine gute Woche!

Samstag, 26. Dezember 2015

Samstagskaffee mit Dickschädel


 So, ich melde mich mal kurz aus der Versenkung. Ich bin voll im Ferienmodus, mit allem was dazugehört. Vor allem mal wieder einer dicken Erkältung. Irgendwie ist der Wurm drin dieses Jahr. Vermutlich ist die Erkältung zurück, die ich vor ein paar Wochen nicht richtig auskuriert habe. Jetzt, da der Adrenalinspiegel gesunken ist, haut sie nochmal richtig zu. Vergangenes Wochenende war der Süßminister mit seinem Gefolge (aka Bruder und Schwägerin) zu Besuch in Hamburg. Wir sind Schiff und U-Bahn gefahren, waren spazieren und haben die gemeinsame Zeit genossen. Es war wunderbar! Der Herr Minister hat alles getan, um seinem Ruf gerecht zu werden. Inklusive der Einforderung, dass er und ich öfter im Partnerlook auftraten: "Jule auch Sterne/Bagger....". Das geht ja bekanntlich leicht, da ich oft Reststücke meiner Nähwerke zu kleiner Kleidung verhackstücke. Auch mit dem Bruder und seiner Frau war es wunderbar. Die neue Kaffeetasse gab es von ihnen geschenkt. Ich hatte sie in einem Laden beim letzten Besuch bei ihnen gesehen, das Design für wundervoll befunden, mir aber sehr auf die Finger gehauen und sie nicht gekauft. Eine hat wohl zugehört, als ich davon erzählte. Supergut!


 Weihnachten haben wir allerdings nicht zusammen verbracht. Der Rest der Familie ist nunmal eher am Rhein als an der Elbe beheimatet. Die letzten Tage verbrachte ich mit Herrn Fussel, bergeweise gutem Essen, viel Schlaf und dem Hobbit. Seit ein paar Jahren sperren wir uns dem Familienweihnachten und feiern es lieber mit dicken Filmboxen von Superhelden. Das tut der Erkältung auch ganz gut. Heute machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben, auch wenn wir mit dem Hobbit fertig sind. In diesem Sinne werde ich mir gleich mal ein Erkältungsbad geben und danach lecker vegane Rouladen basteln. Habt es gemütlich! Dieser Kaffee geht noch rüber zu Andrea. Bald gibt es auch wieder Selbstgemachtes auf dem Blog. Bei aller Antiweihnachtshaltung mag ich nämlich diese Möglichkeit, den Lieben mal ein paar Dankeschöndinge zu überreichen. Es waren ein paar selbstgemachte Geschenke dabei.

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Klamottenbasis #2


  Vor zwei Wochen habe ich schon einmal ein bisschen was aus der Basisklamottennähkiste gezeigt. Heute gibt es was für untenrum: Leggins. Ich trage eigentlich immer Leggins. Außer im Sommer. Röcke trage ich am liebsten und ich bin keine Freundin von Strumpfhosen. War ich noch nie. Ich habe recht lange, stabile Beine und damit passe ich in kaum eine Strumpfhose. Sie sind immer zu kurz. Außerdem halten die bei mir nie lange, egal welch gute Qualität ich anziehe. Ich bleibe an jedem kleinen Splitter hängen und habe nach spätestens einer halben Stunde die erste Laufmasche. Darum Leggins. Schon seit Jahren. Am Anfang wurde ich dafür immer schräg angeschaut.


 Mittlerweile hat sich der Trend durchgesetzt. Zudem sind sie unheimlich praktisch. Rock aus und ich kann sofort auf die Yogamatte. Im Rock in den Schneidersitz setzen ist so auch kein Problem mehr. Ich bin sogar im Sommer in Leggins wandern gewesen.


 Da die alten Kaufleggins mittlerweile mehr als durch sind, habe ich mir kürzlich mal ein paar neue verpasst. Simple, einfarbige aus Jersey. Sie sind nicht alle hier auf dem Bild, weil ich natürlich immer eine am Leib trage und mindestens eine in der Wäsche ist. Zu Nähen sind sie ratzfatz. Das geht schneller als in die Stadt zum richtigen Laden zu fahren, zu bezahlen und wieder nach Hause zu eiern.


 Diese hellblaue gehört ebenfalls dazu. Genäht nach eigenem Schnittmuster entspannt es sich in Leggins auch ganz wunderbar auf dem Sofa. Und rüber in die letzte Mittwochssammlung des Jahres dürfen sie heute auch noch. Auf ein paar entspannte Weihnachtstage.