Sonntag, 30. April 2017

7 Sachen # 16. 17

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe


1. Getrödelt: Wenn der Lieblingströdel ist, hat der Gemüseladen an der Ecke sogar Sonntags auf. Allerdings war ich recht unerfolgreich. Es ist halt doof, wenn man große Übertöpfe braucht, diese intensiv auf dem Trödel zu suchen....


2. Gemalert: Mit dem passenden Kugelschreiber. Wie auch immer der in meinen Haushalt gekommen ist.


3. Geschnipselt: Mit der Zackenschere.


4. Geschmiert: Weltbesten Rote-Beete-Aufstrich von Frau Postriot aufs Brötchen. Die Frau hat es in vielerei Hinsicht sowas von drauf. Leckerlecker.


5. Gekratzt: Letzte Reste schwarzer Farbe aus dem Töpfchen. Dabei hat der schmale Pinsel so halb den Geist aufgegeben.


6. Geputzt: Nicht die Brille, aber das Bad. Das ist meine Zweitbrille, die ich lieber zum Streichen trage, als meine gute Holzbrille. Wenn die Wohnung fertiggemalert ist, wird die Brille einfach eingeweicht.


7. Gezogen: An der roten Flora vorbei zum Eisessen. Nächste Woche geht es auch mal wieder rein. 
Morgen geht es natürlich rot weiter. Wer noch schnell einen politischen Handarbeitsbeitrag einreichen möchte, sollte das bald tun. Per Mail oder Kommentar. Die Sammlung geht morgen online.

Samstag, 29. April 2017

Samstagskaffee und Netzfunde #13


 Kaffee vor den frischgewaschenen Gardinen im frisch gestrichenen Arbeitszimmer. Yeah! Mehr Räume habe ich diese Woche nicht geschafft. Dafür habe ich schon ganz ordentlich ausgemistet und geputzt. Meine Hände sind total Schrott vom Staub, streichen, wischen, waschen. 


 Die Kirsche hängt auch wieder und strahlt in entstaubtem Glanz. Ein paar Netzfunde habe ich trotz der Rumrödelei trotzdem. Ich beginne heute mit den schönen, inspirierenden Dingen, bevor es ans Eingemachte geht:

 Patchwork geht auch in Holz. Wie großartig!

 Und Fische zum Rumtragen in vegan! Auch Großartig! 

 Obacht bei der Wahl der Modeaccesoires: Auch in Hamburg habe ich diese neumodischen  Halsbänder schon gesehen. "Schließlich ist Mode alles andere als unpolitisch. Wer sich mit Szene-Accessoires schmückt und nicht über deren Hintergrund Bescheid weiß, kann auf Unverständnis stoßen – und sich ganz schnell selbst entlarven." (Zitat ebd.) Eine andere Bedeutung dieser Bänder findet man in diesem Artikel, der ein paar Tage vorher erschien: "Angehörige der vom Robespierre-Regime Hingerichteten sollen damals geheime Bälle, die "bals des victims", veranstaltet haben. Bei diesen Anlässen trugen junge Frauen rote Bänder um den Hals, um an die Opfer der Guillotine zu erinnern" (Zitat ebd.) Vielleicht frage ich den nächsten Menschen der mir begegnet und so ein Halsband trägt einfach mal, was das soll.

 Bleiben wir kurz bei Mode und Textilien: Vergangene Woche jährte sich das Unglück von Dhaka, bei dem eine Textilfabrik erinstürzte und tausende Menschen starben, zum vierten Mal. Passend dazu schrei(b)t Nunu mir aus der Seele. "Aber die, die nicht nur kritisieren, sondern verantwortungsvolleres Handeln auch in ihren Alltag integriert haben oder wirklich etwas machen wollen, ihre berufliche Arbeitskraft in diesen Dienst an der Empathie stellen, werden mit einem Jesusschlapfenträger-Vorwurf bedacht. So „uncool“ will man dann halt auch nicht sein." (Zitat ebd.), ist nur einer von vielen großartigen Sätzen in diesem Artikel.

 Und wenn man in der Hinsicht noch ein bisschen weiter ausholen will, dann kann man bei Karin nachlesen, warum dieser ganze Textilscheiß noch nichtmal vegan ist. Nach dem Artikel hätte ich gerne einen Hassartikel über diese ganzen Lifestyle vegan lebenden in stylo Lederschuhen und -taschen und Wollpullis geschrieben, die gerne Sojalatte trinken, weil das ja sooooo viel besser ist, aber nicht für Hirn in der Birne sorgt. Vielleicht ein ander mal. 

 Ach, apropos Leder: Letzte Woche, Weltspiegel, heilige Kühe aus Indien nach Bangladesch zur Lederverarbeitung. Mal abgesehen von den toten Kühen, möchte ich nicht wissen, wie viele Menschen wegen dieser Lederproduktion draufgehen. Go, fuck yourself Leder! Sowohl an Schuh, als auch Tasche oder sonstwo. Und komm mir jetzt bitte niemand mit Kunstleder ist auch nur Plastik.

 Großartig fand ich die folgende Linkserie zum Thema Politik in Muddiblogs. Angestoßen von diesem Artikel in der Franfurter Rundschau fasste Rike mal Mütterblogs zusammen, die sich durchaus politisch positionieren. Quasi das Mütterblogequivalent zu der Handarbeit ist politisch Sammlung, die ich mir so sehr wünsche. Es ist etwas im Busch. Vielleicht kommen diese ganzen Wohlfühlblogs doch noch aus der Reserve und rotten sich zusammen. Zu wünschen wäre es.

 Um nochmal bei den Blogs zu bleiben, fand ich bei Meike von Crafteln diesen Beitrag zum Thema Körpergefühl und Posen für Nähblogbeiträge. Da gab es eine ganze Menge zu entdecken. Vor allem ein Thema, über das ich mir bisher wenig Gedanken gemacht habe.

 Und bevor das eine Linksammlung ohne antifaschistischen Inhalt wird: "Immer wieder werden Journalisten von AfD-Veranstaltungen ausgeschlossen, bedrängt und beschimpft. Ein Erfahrungsbericht unseres Autors Hartmut Schneider." (Zitat ebd.) Übrigens habe ich letzten Samstag die Entwicklungen in Köln verfolgt und muss sagen: Großartig! Da können einige Städte von lernen. 

 Damit das Wochenende doch noch wundervoll startet ein bisschen Musik von EINAR STRAY Orchestra. "Caressed" fließt in die Gehörgänge wie warmer Agavendicksaft. Am Donnerstag war ich mal wieder auf einem Konzert von ihnen und es war so großartig, liebevoll, so zauberhaft. Hach! Immer wieder gut. Ausführliche Rezension und Konzertfotografie entfällt, da ich mir tatsächlich mal wieder ein Konzertticket gekauft habe. Sollte man ja hin und wieder mal machen, um das alte Konzertgefühl nicht zu verlieren. Als kleine Randanekdote wurde ich von der Dame am Einlass darauf hingewiesen, dass ich meine Tickets doch besser bei Fairtix kaufen solle. Hatte ich noch nie gehört, aber immerhin 1€ des Ticketpreises wird von dort an die Clubstiftung überwiesen: "Die Erlöse fließen über die Clubstiftung zurück in Maßnahmen zur Stärkung der lokalen Clubszene, zum Beispiel Infrastrukturförderung in Form von kostengünstigen Darlehen oder Energieeffizienzmaßnahmen."  Man kann also schon Konzerttickets fair kaufen. Zumindest in Hamburg. Da gehen einem doch die besten Informationen flöten, wenn man ständig auf der Gästeliste steht... Ich hatte mein Ticket bei der Konzertkasse umme Ecke gekauft.


 Jetzt noch schnell bei Andrea vorbei, dann gehe ich mich mal aufhübschen, dann trödeln und später wird sich meine Hütte füllen. Nadelkränzchen! Endlich mal wieder. Zwar kommen heute nicht so viele Damen wie beim letzten Mal, es ist aber auch wirklich schwierig immer alle unter einen Hut zu bekommen. Mein Projekt liegt zumindest im Kopf schon parat. Jippie!

Freitag, 28. April 2017

März- und Aprilliteratur 2017


 Ich habe vergangenen Monat keinen Literaturrückblick gemacht. Es hat sich schlicht nicht gelohnt, da ich wenig gelesen hatte. Irgendwie hatte ich ein Lesetief. Mir fehlte die Lust, ich quälte mich durch die Zeilen und brauchte dringend so ein richtiges Hooraybuch. Aus solchen Tiefs ziehen mich Graphic Novels immer ganz gut. Darum gibt es die dieses Mal auch in fast rauen Mengen. Dazu auch wieder ein Film, weil es geht.


 Ich fange mal mit dem Film an. Der stand schon lange auf der Liste. Nichts für den filmischen Hochgenuss. Ziemlich trashiger Science- fiction ohne science. Aber ich konnte eine Menge mehr hineininterpretieren. Was passiert mit der Welt, wenn sich nur noch "Idioten" fortplanzen? Joe Bauer wird für ein US- Army Experiment in Dauerschlaf versetzt. Das Experiment gerät schief und er wacht im Jahr 2505 wieder auf. Die Erde ist ein Müllhaufen, die Menschen verblödet, hängen an den Maschinerien von Großkonzernen. Bildungs- und Gesundheitssystem sind am Boden, Landwirtschaft verlernt. Joe wird mit seinem vergleichsweise überdurchschnittlichen IQ von 100 zum Berater des Präsidenten und beginnt, die Menschheit zu retten. Wie gesagt: Der Film ist trashig auf Komödie ausgelegt. Allerdings zeichnet er auch eine Zukunft, wie sie wirklich passieren könnte und da wird es eher gruselig. Wie passend, dass der Fussel und ich direkt danach Wall-E angeschaut haben. Geht in eine ähnliche Richtung. Passte perfekt zusammen. Und weil Joe Bauer den Zukunftsmenschen so schön rät, auch mal ein Buch zu lesen, geht es nun mit Büchern weiter.


 Hm, RAF. Schwierig. Das war das Märzbuch meines Lesekreises. Ein Dialog zweier Frauen, deren Familiengeschichten durch Freund- und Patenschaft verbunden und durch das Attentat auf Jürgen Ponto- den Vorstandssprecher der Dresdner Bank 1977 jäh beendet wurden. Die eine die Tochter des ermordeten Jürgen Ponto, die andere die Schwester der Attentatskomplizin. Ein Einblick in die persönlichen Tragödien hinter der Machenschaften der RAF. Spannend da, wo die verstrickungen der RAF in dieses und jenes nachgeforscht und aufgezeigt wurden. Allerdings war ich teilweise nicht so ganz bei den Meinungen der Schreibenden. Meine Perspektive auf die RAF ist einfach eine andere.


 Ein altes Buch. Vor knapp 20 Jahren habe ich es das erste und letzte Mal gelesen. Doch ich erinnerte mich an den Monolog von Gudrun Ensslin darin und dann habe ich die anderen gleich mit weggelesen. Nicht wirklich schnell. Viele Reden sind aus mythologischen Zusammenhängen und da musste ich noch ein bisschen nachrecherchieren. Einige (Ab-)Sätze wollte ich danach am liebsten mit Edding an die Wände kloppen. Großartige Reden und auch das Nachforschen in die verschiedenen Hintergrundgeschichten hat meinen Horizont mal wieder erweitert.


 Nach so viel harter Literatur brauchte ich etwas fürs Herz. Dieses Buch hatte Sabrina mal empfohlen. Obwohl es darin sehr viel um tote Dinge geht, streichelt es die Seele ganz wundervoll. Ein bisschen wie "der Hunderjährige" nur niedlicher. Vielleicht auch ein bisschen wie "Oma lässt schön grüßen und sagt es tut ihr leid". Viele seltsame Menschen, skurile Situationen, ein bisschen Roadstory, viel Verbundenheit von Menschen. Aber so mag ich das sehr. Das war eine sehr gute Empfehlung.


 Dieses Buch stand schon lange auf meiner Leseliste. Ich muss mal ein bisschen mehr an meinem "jeden Monat etwas von Astrid Lindgren" Lesevorhaben arbeiten. Schöne Geschichten aus Schweden. Die Beziehungsgeschichte der Eltern, Hintergründe hinter den Kindergeschichten. Vieles kannte ich schon aus ihren Tagebüchern und der Biografie, aber so ist es ja auch nochmal ganz fein gewesen, in diese vergangene Welt einzutauchen.


 Das diesmonatige Buch aus dem Lesekreis. Krimis sind eigentlich nicht so ganz mein Fall, aber eine Mitleserin hatte sich gewünscht, dass wir mal einen lesen. Vielleicht bin ich von meiner Krimiabneigung geheilt. Ich fand den hier wirklich spannend und ich fühlte mich nicht so sehr auf die Folter gespannt, als dass ich dieses Buch nicht häppchenweise lesen konnte. Das ist immer so ein bisschen meine Furcht vor Krimis gewesen. Auf Eva Rossmann bin ich durch den Lila Podcast gekommen, darum hatte ich ein Buch von ihr vorgeschlagen. Sie zeichnet in diesem Krimi äußerst starke Frauen aus unterschiedlichen Verhältnissen, zeigt deren alltägliche Probleme auf und wie man diese angehen sollte. In diesem Krimi geht es um den Tod einer verarmten Frau, der von der Polizei ungeachtet zu den Akten gelegt werden soll. Da aber andere Frauen sehr beharrlich bleiben und nicht an eine natürliche Todesursache glauben, wird eben auf eigene Faust ermittelt. Macherinnen eben. Dazu gibt es fast schon Rezepte in einigen Kapiteln. Das ist so ein Ding der Autorin. Für mich sind die nichts, weil nicht vegan, aber irgendwie auch witzig, wie die Hobbydetektivin im Stadtpark Blumen klaut, um sie zum Abendessen zu verarbeiten. Vielleicht muss ich doch noch den ein oder anderen anderen Krimi aus dieser Reihe lesen.


 "Uff", so ging es mir beim Lesen dieses Buches öfter durch den Kopf. Ich habe es vorletztes Weihnachten tatsächlich von irgendwem aus meiner letzten Klasse beim Wichteln bekommen. Seit dem lag es im Regal und ich hatte (berechtigten) Respekt es zu lesen. Dank Astrid habe ich es dann aber doch aus dem Regal gezogen, entstaubt und gelesen. Ein gruseliges und vermutlich wahres Buch, dass einen hilf- und hoffnungslos zurücklässt. Ein Buch, dass den Kopf durchschüttelt. Es soll ja Leute geben, die sich so Militär- oder Politquatschfilme im Kino reinfahren und sowas geil finden. Die Realität schreibt irgendwie doch die gruseligsten Geschichten. Das hier wäre die perfekte Grundlage für so einen Militär- Politthriller, nur leider traurigerweise sehr real. Politikmenschen demokratischer Staaten, die erst fördern, dann bekämpfen, denen es um Öl und Rüstungsindustrie und vielleicht in irgendeiner Randnotiz um Demokratisierung geht. Nichts neues. Doch wie, wo und was so aufgeschlüsselt und zusammengefasst zu lesen, war doch hilfreich. Wer sich da wundert, dass es knallt und Menschen in den eigentlichen Schurkenstaaten (nämlich den westlichen) Schutz suchen oder Anschläge passieren.... Hargh!!!! "Verlassen wir uns nicht auf Politiker oder Publizisten, die in ihrem Provinzialismus längst erstarrt sind. Übernehmen wir selbst Verantwortung, im Bewusstsein unserer vielen Privilegien. Lernen wir Demut und Bescheidenheit, bei allem Stolz auf unsere eigene Kultur. Je eher wir begreifen, dass Millionen Menschen allein im Nahen und Mittleren Osten einfach nur zu überleben versuchen, umso leichter fällt es auch, ihnen beizustehen." (S. 173 f). Spätestens da brachen bei mir die Dämme...


 Graphic Novels bringen mir den Spaß am Lesen zurück? Ja, auch jene mit harten Themen. Diese hier ist von einer ehemaligen Zeichnerin von Charlie Hebdo, die das Attentat 2015 aufgrund eines Zufalls überlebte und danach versucht den Weg zurück ins Leben zu finden. Lange bin ich drum herum geschlichen. Susimakes hat mir den letzten Anstoß gegeben, dann doch mal zuzugreifen. Catherine Meurisse siniert über Zufall und Glück, über die Leichtigkeit und den Sinn des Lebens. Und vielleicht ein bisschen die Antwort auf den Sinn und dem unbedingten Dasein von Schönheit im Leben. Großartige Bilder zeichnet sie dazu. "Ich habe fest vor, wach zu bleiben, schon auf das kleinste Anzeichen von Schönheit zu achten. Jene Schönheit, die mich rettet, indem sie mir Leichtigkeit zurückgibt." (S. 133)


 Das zweite Buch dieser fantastischen Zeichnerin. Kleine Comicstrips, die einen Wiedererkennungswert haben. So ehrlich, so erheiternd. Das Leben eben auf die leichte Seite gezogen. Von Gebärmutter bis Pulloverklau beim Liebsten. Jaja.


 Nach wenigen Nachforschungen musste ich herausfinden, dass dies der persönlichen Geschichte von Faith Erin Hicks sehr nahe kommt. Ich habe diese Graphic Novel wegen des starken Mädchens gekauft, das unter Brüdern aufwächst und nach Jahren des Homeschoolings auf die städtische High School gehen muss, weil die Mutter die Familie verlassen hat. Dort geht es ziemlich a-typisch us-amerikanisch zu, wie es schon viele High School Filme zeichneten. Doch Maggie gehört trotz aller Schüchternheit zu den Mädchen, die ihren eigenen Kopf wahrt und so auch in schulischen Zusammenhängen schnell Anschluss bei den etwas anderen Mitlernenden findet. Eine Schöne Coming Of Age Geschichte mit sehr sympathischen Zeichnungen und Charakteren.


 Und dieses musste ich mir von der gleichen Zeichnerin direkt hinterher reinziehen. So wie ich das sehe, gibt es dieses Comicbuch bisher nur auf Englisch. Doch es lohnt sich sowas von bis hinten gegen. Eine wirklich ganz fabelhaft gezeichnete Superheldin mit einem echten Leben. Eine, die vergisst, die Superheldenmaske abzunehmen, wenn sie im Alltag unterwegs ist, die ihr Cape zu heiß wäscht und ein neues im Second Hand Laden kaufen geht. Eine, die unter Schlafmangel leidet und trotzdem immer wieder beweisen muss, dass auch kleine Heldentaten einer Heldin gerecht werden und die dies immer wieder verteidigen und rechtfertigen muss. Fast schon zu real und doch so sympathisch. Unbedingt empfehlenswert!!! Bestes Superheldencomic, das ich jemals gelesen habe.

 Der Stapel für den nächsten Monat liegt auch schon parat. Vielleicht schaffe ich den monatlichen Rhythmus wieder. Lest mehr Bücher! Auch anstrengende!

Donnerstag, 27. April 2017

Roller Derby Impressionen Again



 Einhörner, Glitzer, Rollschuhe, Schutzmontur, ein Stapel schiedsrichtende Menschen, Turnhalle. Es war mal wieder Roller Derbyzeit am vergangenen Samstag in Hamburg. Die Harbor Girls A und B gegen La Boucherie de Paris und die Arnhem Fallen Angels. Ich war mal wieder so frech und habe ohne offizielle Fotoerlaubnis geknipst. So ganz zufrieden bin ich mit den Ergebnissen noch nicht. Frecherweise dieses Mal auch mit Gesichtern. Wer sich erkennt und nicht mag hier gezeigt zu werden, beschwert sich freundlicherweise bitte bei mir. Ich durfte jedenfalls mal wieder feststellen, dass ich mich bei diesen Veranstaltungen aus verschiedensten Gründen immer sehr wohl fühle. Beweisführung in Bildern:


 Gute Musik im Hintergrund und eine sehr sympathische Moderation. In blau Splat Annie, die Verletzungsbedingt leider nicht mitrollern konnte.



 Skating und Non-Skating- Officials werden für das Gelingen eines solchen Bouts unbedingt gebraucht und werden darum auch entsprechend von den Teams und dem Publikum abgefeiert und gewürdigt.


 Ebenso gibt es stapelweise Menschen, die andere Aufgaben übernehmen. Die Bahnmarkierung ständig nachbessern, Schweiß von der Bahn wischen, Getränke- und Merchverkauf stemmen... 






 Roller Derby ist eine dieser Sportarten, die mit wirklich jeder Körperform funktioniert. Und jede Körperform hat irgendwo ihre Vorteile, die genutzt werden kann. Körperinklusiv sozusagen. Wie entspannend.





 Nein, diese Stürze zeige ich nicht, weil ich es geil finde, wie Menschen sich aufs Maul packen. Vielmehr finde ich es immer wieder unfassbar krass, wie diese Menschen hier nach heftigsten Stürzen aufstehen und schnellstmöglich weitermachen. Weinen hilft da nicht. Aufstehen, Sternchenhelm richten und weiterrollern. Blaue Flecken kann man am nächsten Tag mit Stolz tragen.




 Endstände:
 1. Bout: Harbor Girls B 191 vs. Arnhem Fallen Angels 138
2. Bout: Harbor Girls A 149 : La Boucherie de Paris 202



 Werte Rollschuhsportmenschen: Es war mir wie immer eine Ehre und ich bedanke mich ganz herzlich für diese famose Samstagnachmittagbeschäftigung! Am 10.06. gibt es das nächste Bout in Hamburg und ich freue mich schon sehr! Zeit noch ein bisschen an meinen Fotokünsten zu arbeiten.

Mittwoch, 26. April 2017

Politisiert euch! Gastbeitrag von Caro

 Yeah! Ich habe noch einen Gastbeitrag zu meinem Politisierungsaufruf für euch. Caro hat in die Tasten gehauen und einen sehr spannenden Beitrag zum Thema Handarbeit ist politisch geschrieben. Ich freue mich ganz besonders, dass sie hier ein politisches Thema mit Handarbeit verknüpft hat, zu dem ich niemals etwas schreiben kann, weil es Erfahrungen sind, die ich nicht machen werde. Und ein bisschen hat sie bei mir auch das Bild der "Bastelmuddi" erweitert. Zudem auch ein Thema, das vermutlich zur ein oder anderen Kontroverse führen könnte. Ich bin Caro unendlich dankbar, dass sie den Mut hatte, das hier auszubreiten. Text und Bilder stammen von ihr. Ich überlasse ihr heute meine kleine Blogbühne. Danke, liebe Caro für deinen Beitrag!:

Von Bastelmuddis, English Paper Piecing und der kinderfeindlichen Gesellschaft


 Ich bin Caro, treue Leserin von Frau Jules Blog, selbst bloglos und begeisterte Werklerin in Elternzeit. Als Frau Jule dazu aufrief sich zum Politischen von Handarbeit zu äußern fühlte ich mich direkt angesprochen, weil ich glaube, dass Handarbeit durchaus etwas mit Elternsein in unserer Gesellschaft zu tun hat.



 Als ich darüber nachdachte ein Kind in die Welt zu setzen, wollte ich alles ganz anders machen als all die Bastelmuddis, die nur noch zu Hause bei ihren Kindern sitzen und nie wieder gesehen waren. Dass ich jetzt doch eine bin und es mich manchmal in den Wahnsinn treibt hat mehrere Gründe:

1. Elternsein ist anders als gedacht: In meiner Fantasie malte ich mir aus was ich alles in meinen 6 Monaten Elternzeit mit Kind unternehmen könnte: Demos, Konzerte, Sport, Freunde treffen, Ehrenamt. Ich trage das Kind bei mir und tue sonst fast alles ist wie immer. Die Realität sieht eher so aus, dass es besonders im Winter schwierig ist mit Kindern unterwegs zu sein. Es fehlt an Wickel- und Stillmöglichkeiten, an Rückzugsmöglichkeiten und Verständnis. Wie ich mit Erschrecken feststellen musste gerade in „linken“ Strukturen. Man zieht sich nach Hause zurück und plötzlich ist es noch nicht mal mehr leicht sich mit befreundeten Menschen zu unterhalten, besonders wenn man nicht über Kinder sprechen möchte. Denn es gibt nur noch Kinder im Leben. Man bewegt sich in einem eigenen Kosmos und wird einsam.


2. Mir fehlt offenbar ein Muttergen. Ich bin unendlich dankbar diesen Menschen ein Stück auf seinem Weg begleiten zu dürfen, aber ich merke, wie ich die Achtsamkeit für mich selbst verliere. Mir fehlt es ganz für mich zu sein. Mir fehlt es länger als drei Minuten zu duschen, zu essen oder aufs Klo gehen zu können. Auch beim Stillen fehlt es mir manchmal meinen Körper wieder für mich zu haben.
Ich glaube Kindererziehung ist nicht für unsere (post-)industrielle Gesellschaft gemacht. Sondern für Großfamilien und das Leben in Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig stützt und entlastet und nicht Partner, Familie und befreundete Menschen der Lohnarbeit nachgehen müssen und Lohnarbeit und Kinder generell schwer vereinbar sind. In keiner Weise macht mich das Kind unglücklich, das ich in die Welt gesetzt habe, sondern unglücklich machen mich die Bedingungen unter denen Eltern in diesem Land Kinder aufziehen müssen.


3. Ich leide unter einer Krankheit meiner Generation: Akuter Perfektionismus in der Leistungsgesellschaft. Ich fühle mich nur gut, wenn ich etwas geschafft habe. Aber die Arbeit die ich zu Hause tue kann man nicht sehen, ihr Ertrag ist von kurzer Dauer und wird ohnehin nur selten als richtige Arbeit anerkannt. Ich jedenfalls wusste nicht, dass es so anstrengend sein kann den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und ein Kind zu stillen, zu wickeln, zu tragen, zu kochen und zu bespaßen. Nach vierzehn Stunden bleibt neben dem Chaos in der Wohnung nur noch das Gefühl unter größtmöglicher körperlicher Anstrengung nichts geschafft zu haben.


 Was dann folgte hat auch irgendwie ein bisschen mit DIY im ursprünglichen Sinne, Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit zu tun:
Schon lange wollte ich mal English Paper Piecing ausprobieren (ein riesiges Bodenkissen soll es werden) und ich fand, dass die Elternzeit genau passend dafür wäre:
  • Ich konnte mit dem Kind neben mir oder im Tuch auf dem Sofa sitzen und etwas tun, was es mir ermöglichte gleichzeitig auch dem kleinen Menschen Aufmerksamkeit zu schenken.
  • Ich hatte das Gefühl von Produktivität. Jeden Tag konnte ich einen Fortschritt (wenn auch nur einen kleinen) sehen.
  • Ich hatte das Gefühl wieder etwas für mich zu tun und mich nicht aufzuopfern. Ich fühlte mich wieder handlungsfähiger und wie ich selbst.
  • Im Sinne von Nachhaltigkeit konnte ich meine Stoffreste verwerten, alte Kleidung zerstückeln einfach etwas schaffen aus dem was ich vorfand. Ich musste kein Geld ausgeben, nicht einkaufen.
  • Und schließlich konnte ich wieder über etwas anderes sprechen als Kinder. Ich brachte befreundeten Menschen die Technik bei, tauschte Stoffreste, holte mir Rat, befähigte mich im besten Sinne des Wortes. Den ersten Tag ohne das Kind verbrachte ich bei einem Nähkurs. Ich lernte neue Leute kennen, erlernte neue Techniken.
  • Jetzt möchte ich auch gemeinsam mit dem Kind wieder nach draußen, vielleicht beginnend bei Näh- und Upcyclingtreffen mir wieder die Stadt zurück holen und dabei selbst kinderfreundlicher machen und aufmerksam machen auf Hürden für Kinder und Eltern.
 So habe ich das Gefühl durch etwas vermeintlich Banales wie eine Handarbeitstechnik mir selbst Stück für Stück meine Selbstbestimmung in einer kinderfeindlichen Gesellschaft zurück erobert zu haben. Und am Ende bin das was ich nie sein wollte: Eine Bastelmuddi
Vielleicht gibt es deshalb so viele von ihnen, weil Handarbeit hilft (egal ob mit oder ohne Kind) zusammenzukommen, sich auszutauschen etwas zu erschaffen ohne im besten Fall etwas leisten zu müssen. Und wenn man es schafft raus zu gehen, Wissen zu teilen, sich zu ermächtigen dann ist es irgendwie auch nicht schlimm eine Bastelmuddi zu sein.


Dienstag, 25. April 2017

Revolution starts in the kitchen


 Partys enden meistens in der Küche. Aus gutem Grund. Revolutionen starten in Küchen. Meistens. Früher stand dort die Wärmequelle, heute der Kühlschrank. Vermutlich war früher sie Küche auch der einzige Raum einer Wohnstätte. Als die Frau sich vom Herd weg und in die Welt hineinbewegte, begann der feministische Kampf. Die Küche ist in studentischen WGs der zentrale Treffpunkt. War zumindest bei meinen WGs so. Für ein Wohnzimmer fehlte uns schlicht das Geld. Auch hier wurden und werden Pläne für so allerlei geschmiedet.


 Man kann die Küche dann auch mal mit ein bisschen Kampfsymbolik schmücken. Finde ich. Wenn man alltäglich genutzt Dinge mit bestimmten und wichtigen Inhalten verknüpft, vergisst man diese nicht so schnell. Meine Küche wird nun ein wenig überschwemmt. Nach dem ersten Stickbild und nachdem ich für Frau Postriot schonmal Grubentücher bestickt hatte, wollte ich auch welche haben.


 Da ich keine Spülmaschine besitze, kommen Geschirrtücher bei mir oft zum Einsatz. Passt doch. Die blauen bleiben bei mir. Ich habe tatsächlich noch mehr, aber mit anderen Motiven bestickt. Die zeige ich dann aber in entsprechendem inhaltlichem Zusammenhang. Bis dahin erinnern mich diese Tücher daran, öfter mal hinterm Ofen hervorzukommen. Oder wenigstens eine ordentliche Portion Revoluzzergemüsesuppe zu kochen.


   Die Roten allerdings habe ich Antje zum Geburtstag samt Waffe geschenkt. Die Waffe gab es dazu, da sie mein Exemplar so sehr abgefeiert hat, als sie mal bei mir gekocht hat. Besorgt habe ich fast alles im Museumshop der Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen. Echte Originale eben. Manchmal muss man auch was kaufen. Das alles darf heute noch in der Dienstagssammlung an die wichtigen Dinge im Leben erinnern. Revolution starts in the kitchen!!!