Selbstverständlichkeiten gibt es in meinem Leben sehr viele. Die Dinge die ich kann und tue sind für mich sehr selbstverständlich. Mein Job, den ich gut kann und gerne mache, die kleinen Künstlereien, politische Statements abgeben, bloggen, stricken, nähen, Kuchen backen. Manchmal vergesse ich, dass das ganz schön viel ist, was ich kann und tue. Mir fällt das alles so leicht, es passiert so nebenbei. Bügeln fällt in Anbetracht der folgenden verknitterten Bilder allerdings definitiv NICHT in meinem Kompetenzbereich.

Menschen in meinem Umfeld wissen, was ich kann. Und dass ich das auch tue. Wie wahnsinnig das aber alles eigentlich ist, wurde mir kürzlich bewusst, als der Schrankkumpel sich einen Julover von mir wünschte. Dem wollte ich gerne nachkommen. Wir fuhren gemeinsam in den großen dänischen Stoffladen vor den Toren der Stadt, damit er sich die Stoffe dafür aussuchen konnte. Im Laden selber rastete er total aus. Wegen der Möglichkeiten. Der wahnsinnig vielen Möglichkeiten. Er flitzte zwischen den Regalen umher, hielt diesen an jenen Stoff und schäumte über vor Begeisterung. Ich konnte nur lachend daneben stehen.
Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht. So hat er dann Stoffkombinationen für zwei Julover ausgesucht. Ob ich nun einen oder zwei nähe, machte für mich den Braten nicht fett, für ihn aber schon. Außerdem hat es mich so gefreut, dass er sich so gefreut hat und er mich an etwas erinnert hat.

Was für mich aber schon lange so normal wie nur irgendwas ist, bekam neuen Glanz verpasst. Ich schlappe irgendwie nur noch in die Stoffläden, wenn ich was brauche, werfe jenen mit diesem Stoff zusammen und ziehe wieder von dannen. Wie abgedreht diese ganzen Möglichkeiten aber sind, ist mir irgendwie echt aus dem Fokus gerutscht. Seltsamerweise scheint mir das nur mit dem Handarbeitskrams zu gehen. Ich nähe halt mal eben so was. Für mich ist das mittlerweile so eine Selbstverständlichkeit geworden... Ich freue mich auch an meinen eigenen selbstgemachten Sachen. Ein bisschen vom Zauber war verloren. Auch wenn andere sich darüber freuen, merkte ich gar nicht mehr, wie geil das eigentlich ist, was ich da kann. Wie schade...

Vielleicht sollte ich demnächst mehr "Auftragsarbeiten" annehmen unter der der Prämisse, dass wir dazu in den Stoffladen fahren und die Menschen mit mir den Stoff kaufen. Für meinen Fokus. Der Stoff vom Schrankkumpel hat sogar noch für Mützen gereicht. Auch darüber hat er sich extrem gefreut.
Vermutlich wird das in Zukunft noch ein paar mal Thema sein. Denn wenn ich mir in den letzten Jahren meines Lebens irgendwas anhören durfte, dann immer wieder Verwunderung für all das, was ich kann und tue. Und zu oft kann ich das nicht nachvollziehen, weil es eben selbstverständlich ist. Ich suche noch nach der Antwort, ob das für mich wirklich alles so einfach ist oder ob ich mich selber klein halte. Mal sehen. Vermutlich wird es bis dahin noch mehr Sachen als Julover und Mützen geben. Dienstagssammlung.