Samstag, 11. Januar 2020

Samstagskaffee # 2. 2020

 
 Die Woche... Ja. Ich las irgendwo, dass der Januar so irgendwie der Montag des ganzen Jahres ist. Und so fühlte es sich irgendwie auch an. Übernächtigt, die Ferien noch in den Knochen, immer müde und ein bisschen matschig. Die Gelenke krachten, als sie wieder in Schwung kommen mussten. Ich habe mal probeweise mit dem Boxen angefangen, was mir prompt den schlimmsten Muskelkater der letzten Jahre eingebracht hat. Das mit dem Boxen könnte aber was Ernstes werden. Auch wenn es da gerade noch echt weh tut.


 Spannenderweise hat es das antifaschistische Gedeck tatsächlich als Verlinkung in einer Kommentarspalte auf eine der fiesesten faschistischen Fake News Seite im deutschsprachigen Raum gebacht. Mit entsprechendem herabwürdigem, sexistischem Kommentar. Diese Verlinkung brachte mir einige Klicks und auch einige Arschlochkommentare, die natürlich (!!!) anonym abgegeben wurden. Ich saß hier vor der Blogstatistik und musste ein bisschen in mich reinkichern und war ein bisschen stolz. Was für Arschlöcher, Vollidioten, Whatever. Vor allem: Was für Feiglinge. Offensichtlich müssen sie sich über mich lustig machen, weil sie Angst vor einem bemalten Teller und/oder vor mir haben. Mal im Ernst: Ich habe ihnen körperlich NICHTS entgegenzusetzen. Ich bin eine sehr schmale Person. Meine einzige Waffe ist mein Hirn, bzw. dessen Inhalt. Vor ein bisschen grauer Masse haben die Angst? Ich bin gespannt, ob das der Anfang war oder nur ein kleines Plätschern. Mit der Auseinandersetzung mit Drohungen halte ich mich jedenfalls nicht auf. Wenn sie Angst vor meinem Hirn haben, dann müssen sie das bekämpfen und das funktioniert nicht mit Einschüchterung. Dafür habe ich im Moment zu wenig zu verlieren, zu wenig Angst. Wenn irgendwer meint, mir das Hirn zu Brei verarbeiten zu wollen, dann soll das geschehen und nicht bei hohlen Phrasen bleiben. Vielleicht spricht da im Gegensatz zu diesem alten Beitrag gerade eher der Wahnsinn aus mir, aber das ist, was mir vergangene Woche so im Kopf rumging. Vergangenen Sommer wurde ich mal am hellichten Tag angespuckt und als "Scheißzecke" bepöbelt. Das war eklig, wegen der Spucke, aber sonst verkraftbar. Für mich. Mir ist klar, dass das nicht allen Menschen so geht, die teilweise tagtäglich mit solchen Angriffen konfrontiert sind. Ich habe mich ja bewusst für mein Auftreten entschieden, könnte mit meiner heteronormen Geschlechtsidentität und meiner hellen Hautfarbe problemlos in der Masse verschwinden. Mich anpassen. Vielleicht ist es daher umso wichtiger, dass Menschen wie ich da noch klar bleiben können und nicht gleich zurückzucken. Es gibt andere Dinge, die mich in nicht physischer Auseinandersetzung treffen, aber die passieren in anderen Zusammenhängen. Unverwundbar bin ich auch nicht. Da wird aber niemals ein Fascho hinkommen. 


 Dementsprechend habe ich es mir gestern Abend dann auch nicht nehmen lassen eine wütende Rede gegen den Landesparteitag der Arschlochpartei zu schwingen, die ja bekanntermaßen in einer Schule tagten. Die Anfrage dazu trudelte bei mir am Montag ein, am Dienstag sagte ich zu und Mittwochabend war die Rede dann fertig. Wie gesagt: Was ich denen entgegensetzen kann, ist eben "nur" mein Hirn. So waren gestern wohl auch um die 1000 Menschen am Start, um den Arschlöchern zu sagen, was wir von ihnen halten.


 Falls ihr euch da draußen mit ganz furchtbarer (aber schwer trendiger) Klimaangst rumplagt, passt bloß auf, dass da nicht bald auch noch die Faschismusangst dazu kommt. Als vegane Antifaschistin fühle ich mich in meinem Lebensstil ja gerade bestätigt und kann nur müde den Kopf schütteln. Dass der Faschismus auch in der DIY-Wohlfühlbloggosphäre zuschlägt, dürfte mittlerweile ja auch angekommen sein. Karin von Grüner Nähen kann da u.a. auch ein Liedchen von singen. Von anderen weiß ich es (noch) nicht. Da muss man dann eben zusehen, wie man damit umgeht. Solidarität wäre ein Anfang. Noch bei Andrea vorbei und dann gehe ich mal in mein Arbeitswochenende. Habt es gut und überlegt euch, wie ihr (und vielleicht eure Kinder) morgen leben möchtet und was ihr heute dafür tun könnt.

4 Kommentare:

  1. Ach du dickes Ei.... da lern mal Boxen oder Ähnliches. Ist ja schon ein Unterschied, ob dir auf der Straße oder im Blog etwas passiert... du hast ja schon recht, beide Phänomene sind gefährlich, das sollte man nicht vergessen. Momentan ist bei mir nur grade mein kleiner Mikrokosmos das Fordernste.
    Alles Liebe für dich!Astrid

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    1. ich mache mir keine sorgen um mich. und ich fürchte selbst, wenn ich eine topboxerin werden sollte, hätte ich keine chance...
      ich wünsche dir alles gute!
      liebst,
      jule*

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  2. Ich habe bis anhin angenommen, dass die Wohlfühlzone unpolitisch ist. Offenbar lag ich da falsch. Schön, dass du nicht den Mut verlierst. Pass auf dich auf. LG von Regula

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