Montag, 19. Januar 2015

Der Kampf mit dem Quilt und dem Anspruch #1


 Das folgende Thema brennt mir schon lange unter den Nägeln, aber bisher fehlten mir dazu immer die richtigen Bilder. Nicht, dass alle meine Projekte vor Perfektionismus nur so strotzen würden, aber so richtig gekriselt hat es bei mir selten. Doch vor Kurzem habe ich meine Nähkrise dann doch so richtig gehabt und alles begann mit den Stoffen auf dem Bild dort oben.
 Ich wollte mir eine neue Kuscheldecke nähen. So eine richtig dicke, flauschige, kuschelige, nur aus alten Stoffen, weil davon so viele in meinem Schrank lagern.


 Ein Streifenquilt sollte es werden. Ein echt bunter. Ich schnitt fröhlich und mutig drauf los. Alle Stoffe in Streifen. Zwei verschiedene Breiten.


 Als ich die ersten Teile dann zusammengenäht hatte und davor stand, dachte ich meine Augen drehen durch. Das war mir dann doch ein bisschen zu bunt. So sehr verschätzt hatte ich mich noch nie. Da trat erster Frust auf. Also habe ich alles wieder aufgetrennt und alles Gelblastige aussortiert. Was am Ende für eine Stoffauswahl übrig bliebt zeige ich morgen.


 Für die Wattierung hatte ich das dickste Baumwollvlies gekauft, was ich gefunden habe. Als es bei mir ankam, war ich total begeistert. Es war recht schwer aber wunderbar fluffig. So spannte ich die Rückseite mit Krepp auf den Boden, Vlies drauf, Deckel drauf. Als ich anfing die Nadeln reinzuschieben ging die Krise schon wieder los. Sie waren nicht lang genug. Brauchbare Sicherheitsnadeln hatte ich auch nicht. Aber irgendwie bekam ich die Schichten zusammen.


 Aufgerollt bevor es unter die Maschine zum Quilten ging. Ich muss dazu sagen, dass ich eine Maschine habe, die alles können muss, aber eigentlich öfter an ihre Grenzen stößt. Der Auflagetisch war für diese Decke definitv zu klein und einen Oberstofftransport gibt es nicht. In diesem Falle wäre das vermutlich sehr hilfreich gewesen.


 Beim Quilten verschob sich der Stoff nämlich ganz fürchterlich. Es kruschtelte sich ohne Ende. Ich war zwischenzeitlich echt frustriert, kurz davor alles in die Ecke zu knallen und es einfach sein zu lassen. Nochmal wollte ich keine Nähte auftrennen. Vor allem saßeen die Nähte mittlerweile so tief im Vlies, dass ich vermutlich eher einiges kaputt gemacht hätte. Aber ich habe nicht aufgegeben. Ich habe das Projekt zu Ende gebracht und bin froh, dass ich das gemacht habe, denn es ist perfekt geworden.


 Was ich damit sagen möchte: Ich lese auf diversen Blogs so oft die Anmerkung zu Projekten die eigentlich total super und gut und perfekt aussehen: "Damit und damit bin ich nicht zufrieden, hier hätte ich dieses und jenes anders machen sollen, sitzt hier und da nicht richtig gut, die Naht ist schief." Ja, vermutlich haben alle handgemachten Sachen irgendwo ihre Macken, aber meistens ist es doch so, dass der Anspruch viel zu hoch hängt oder das Bedürfniss sein Herzprojekt kleinzureden. Ich mag jetzt nicht analysieren, warum das so ist. Aber kann man nicht das liebevoll handgemachte Stück einfach mal so stehen lassen, wie es ist? Mit all seinen Macken und krummen Nähten? Es sind hand- und oftmals herzgemachte Dinge, sie sind unbezahlbar, einzigartig und somit können sie nur wundervoll sein. DIY- or die! Mach´s selbst- oder stirb! Und lieber selbst gemacht, mit Hirn, Hand und- am Wichtigsten- Herz, als gekauft, konsumiert und keine Verbindung hergestellt.
 Ich habe aufgehört, die Fehler bei meinen selbstgemachten Sachen zu suchen und zu benennen, denn sie gehören dazu. Das habe ich bei dieser Decke einmal mehr gemerkt. Sie ist schief und krumm, aber sie ist das Werk meiner meines Hirns, meiner Hände und meines Herzens. Vielleicht habe ich mich selbst über- oder das Material unterschätzt. Jetzt wo diese krumme Decke fertig ist, gewaschen und das letzte Fädchen gekappt, kuschelt es sich ganz wundervoll darunter. Und sie ist perfekt. Denn sie ist von mir. Und sollte das nächste Mal eine Naht krum werden, dann denke ich mir einfach, dass da mein Herz einen Hüpfer gemacht hat, weil es mir solche Freude macht dies zu tun und ich die Zeit und die Möglichkeiten dazu habe. Ansonsten haben nur Nullen keine Ecken und Kanten und eine Null will ja nun wirklich nichts und niemand sein, oder?

5 Kommentare:

  1. Jawohl!
    Wahre Worte und trotzdem fällt mir die Umsetzung dessen manchmal soo schwer...
    Tolle Stoffe sehen meine Augen! :)
    Liebe Grüße und fröhliches Weiterkuscheln,
    Anika

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  2. Ich persönlich finde ja selbstgemachte Sachen, die auch so aussehen viel, viel schöner, als die perfekt hergestellten Dinge. Ich liebe auch krumme Nähte und unperfekte Formen. Gerade und perfekt kann ich auch langweilig kaufen :)

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  3. Ach, man sieht zwar nur kleine Stückchen, aber ich kann jetzt schon sagen, dass die Decke toll ist!
    So wie dir ging es mir bis jetzt bei jeder meiner Kuscheldecken - irgendwas war immer, aber am Ende war ich stolz, zufrieden und froh, durchgehalten zu haben.
    Ich bin immer wieder froh, das Nähen für mich entdeckt zu haben!
    Liebe Grüße
    Antje

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  4. So wie sie geworden ist, find ich sie perfekt. Mit krummen "Geraden" und "Kruscheln". Ich erkenne Dich in dieser Dekce, so wie Du Dich in Deinen Posts zeigst, mit Gedanken, die auch mal Schleifen machen und manchmal, bei besonders emotionalen Themen, auch was gewurschtelt. Das ist Deine Decke und ich find sie klasse!!
    Lieben Gruß
    Sabrina

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    1. oh, das hast du aber ganz toll und ganz lieb gesagt. ich danke dir für diese worte!
      liebe grüße,
      jule*

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