Freitag, 10. Juni 2016

Filmempfehlung: Tomorrow


 Der Vorteil am Lehrendendasein ist ja doch, dass man zumindest meistens die zweite Tagesarbeitshälfte selbständig verplanen kann. Ich empfahl mir kürzlich mal eine kleine Fortbildungsmaßnahme im Kino. Um 15h in einen Film gehen, hat schon was. Fortbildung ist auch Arbeit, auch wenn man dabei Limo trinkt und Popcorn isst. Ich war in einem großartigen Film. Tomorrow. Ich hatte schon während der Crowfundingaktion um diesen Film gehört. Und nun ist er da. Großartig! Eine der besten Fortbildungen, die ich besucht habe.


 Ein Aufklärungsfilm der anderen Art. Hurra, die Welt geht unter, Zeit etwas zu tun. Für die Umwelt, für die Gesellschaft. Es geht aber nicht nur darum, aufzuzeigen, wo überall Menschen ausgebeutet, Tiere gequält und Gewässer vergiftet werden, sondern um Lösungsideen. Ein paar Informationen, die im Film vorgestellt werden, waren mir bis dahin allerdings auch unbekannt. Weniger, weil sie mich nicht interessieren, sondern vielmehr, weil mir keiner diese Informationen vor die Nase hielt. So ist das ja mit vielen Dingen. Im Film werden viele kleine und große Initiativen vorgestellt, die die Welt ein bisschen besser machen wollen. Ein Film der ein wenig Hoffnung macht. Ein Film, der das Feuer in meinem Herzen weiter füttert. Ich bin aus dem Kino gepurzelt und meinte, ich müsse mir sofort einen Schrebergarten zulegen. So viel zum Thema "Frau Jules Schnapsideen". Klar ist, dass der Kapitalismus mal wieder an allem Schuld ist. Was anderes erwartet man ja bei dem Thema auch nicht. Auf der anderen Seite bestätigte mir der Film, dass ich mit meinem Leben nicht so ganz auf dem Holzweg bin, zu all den Gedanken, die ich mir hier kürzlich schon gemacht habe und irgendwie ja immer mache. Einiges wird sich leicht nachjustieren lassen. Einige Dinge, wie z.B. die Herkunft meiner Lebensmittel bzw. meine Einkaufsmöglichkeiten werde ich als Städterin vermutlich nicht so leicht ändern können. Was ich schade fand, war dass das Thema Bildung im Film leider ein bisschen zu kurz kam. Das mag bei mir berufsbedingt sein, aber ich denke ja nach wie vor, dass Bildung ein Schlüssel zu einer besseren Welt ist. Wenn nicht gar der wichtigste. Denn die Erkenntnis, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt, braucht einiges an Fähigkeiten. Ansonsten: Reingehen, schauen, denken, machen, weitertragen!!!


 Und zum Freutag darf das heute auch. Wie wunderbar, dass Menschen diese Dinge tun und auch solche Filme drehen. Ich gehe dann mal weiter denken und bilden.

8 Kommentare:

  1. Hm, der Kapitalismus ist schuld? Ich habe den Film jetzt nicht gesehen, aber diese vereinfachte Sichtweise führt zu nix. In Moment gibt es schlicht keine andere Gesellschaftsordnung in der man relativ offen und mit neuen Ideen im Kopf sein bequemes Leben leben kann. Und auch ein strukturell auf Ausbeutung ausgelegter Kapitalismus wird durch die Menschen die in ihm Leben und von ihn profitieren zu diesem Monster. Oder nicht?

    Die Vorstellung, dass jetzt jeder mit seinen beschränkten Möglichkeiten und Fähigkeiten sein eigenes Gemüse anbauen will und kann und damit die Ernährungssicherheit gewährleistet werden soll, halte ich übrigens für nicht sinnvoll, weil bei der Bevölkerungsdichte auf dem Planeten kein Platz mehr wäre für Natur, Wälder, Schutzgebiete.

    Liebe Grüße

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    1. ich bin da fast ganz bei dir. das schöne finde ich, dass sie so am rande im film auch sämtliche kapitalistischen argumente entkräften, in dem sie aufzeigen, wie viel geld die entsprechenden initiativen sparen. und das mit neuen ideen im kopf: darum meinte ich doch, dass ich bildung als einen der wichtigsten bausteine erachte, den man braucht, um die welt zu verändern. aber eben nicht diese dämliche schulbildung, sondern eben auch ein bisschen kritisches denken.
      bei der ernährungssituation wird dir der film widersprechen. das fand ich auch ungefähr das spannendeste kapitel. es gibt möglichkeiten mit schonenderen mitteln auf wenig platz viel mehr ertrag zu erhalten als mit den herkömmlichen mitteln der agrarindustrie.
      schau ihn dir an! großartig!
      liebst,
      jule*

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  2. Moin Jule!

    Das klingt in der Tat spannend bzgl. schonende Verfahren mit gutem Ertrag. Kannst Du vielleicht schon mal ein Stichwort verraten zu diesem Verfahren?

    Kritisches Denken wird, zumindest an den Schulen die ich kenne, nicht nur geduldet, sondern sogar gefördert. Daher finde ich nicht unbedingt, dass hier das Schulsystem generell doof ist. Entscheidend ist doch was Lehrer, Erzieher, Eltern und Schüler draus machen. Möglichkeiten zur Mitgestaltung gibt es doch zuhauf.

    Hui, ich werd dann mal weiter Geburtstag feiern. Bis bald in Stade .... Juhuu!

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    1. da hast du aber verfluchtes glück mit deinen lehrpersonen gehabt. ich beobachte das ja seit ein paar jahren und wirklich kritisches denken wird lieber unterbunden... bzw. werden so richtig krass kritische themen gar nicht erst in die schule getragen. (hält mich nicht davon ab, es trotzdem zu tun ;) )
      ich glaube diese anbauform hieß permakultur oder so. klang sehrsehr spannend. zwar viel handarbeit aber eben trotzdem bombenertrag, der das wohl wett macht.

      feier schön und allerherzlichsten glückwunsch!
      liebst,
      jule*

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  3. Die Glückwünsche geb ich weiter an meine Große. :-)

    Permakuktur is ja sogar verdammt unvegan (Nutztiere gehören zum Kreislauf - naja, so wie bei Bio. Ohne Tier-Nutzung kein Bio-Siegel) und nur für Leute die den janzen Tag nichts anderes machen wollen als auf dem Acker zu buckeln. Hm ... wie viele Menschen wäre dafür bereit harte körperliche Arbeit zu verrichten bei Wind und Wetter?

    Was ist denn "wirklich kritisches Denken" bzw. was sind "krass kritische Themen"?

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    1. das mit den tieren zur gemüse- und obstproduktion ist ja irgendwie auch quatsch und das biosiegel ist daran keinesfalls geknüpft. bei demeter ist das glaube ich so, beim rest ist das wumpe. dünger für den acker bekommst du auch ohne tiere und ohne chemie hin. fragste meine großmutter. und ansonsten schauste erstmal den film und dann reden wir weiter.

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  4. Hey Jule!

    Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Dir.

    Ob das (in Deinen oder meinen Augen) irgendwie Quatsch ist, dass Tiere zu dem angestrebten Kreislauf in der sogenannten Bio-Landwirtschaft gehören oder nicht …. es ist ein Fakt, dass es derzeit so ist! Und Bio-Landwirte brauchen weit mehr Gülle auf dem Acker als konventionelle Landwirte, wenn sie halbwegs wirtschaftlich arbeiten wollen.

    Wenn Du Dir die Anforderungen zu den jeweiligen Bio-Siegeln durchliest kommt schon von ganz allein die Frage, wie ein Landwirt das machen soll ohne Gülle aus dem eigenen oder Nachbars-Stall?

    Und richte doch mal eine Anfrage an ein paar Bio-Verbände wie diese vegane Produkte erzeugen können … auf die Antworten bin ich gespannt.

    Nicht umsonst gibt es auch ein Zertifikat für bio-vegane Erzeugung vom „Vegan Organic Network“, weil die veganen Verfechter erkannt haben, dass „Bio“ nun mal in der Realität Nutztierhaltung zur Folge hat.

    Deine Großmutti war bestimmt für ihre Zeit eine super Bäuerin, will ich gar nix gegen sagen. Aber auch sie wird mit Ernteausfällen, Schädlingen und mageren Erträgen zu kämpfen gehabt haben – wie alle Bauern vor 50-60 Jahren.

    Aber ohne Chemie … Jule … Wasser (H2O) ist auch Chemie.
    Du weißt, dass mindestens 95 % der Pestizide in unseren Lebensmitteln natürlichen Ursprungs sind? Diese natürlichen und synthetischen Pestizide (Pflanzenschutzmittel) helfen der Pflanze zum Überleben und zum Schutz vor Fressfeinden.

    Interessanter ist die Frage, ob es dem Konsumenten schadet und wieviel im Produkt davon zurückbleiben darf und nicht ob es synthetisch oder natürlich ist. Oder?

    Wer sich nicht gegen natürliche Einflüsse wehrt, lebt nicht lange. Die Natur hat einige der übelsten Giftstoffe höchstselbst ausgebrütet. Zum Beispiel krebserzeugende Aflatoxine sind natürliche, von Schimmelpilzen erzeugte Gifte.

    Oder suche mal bei Google nach Tropanalkaloiden.
    „Das sind natürliche Pflanzengiftstoffe, sie kommen vor allem in den Nachtschattengewächsen , Windengewächsen, Rotholzgewächsen, Silberbaumgewächsen und Rhizophoragewächsen vor, vereinzelt auch in Wolfsmilchgewächsen und Kreuzblütlern – so ziemlich alles, was im oder am Getreidefeld wuchert. Verzichtet man auf die Bekämpfung solcher Gewächse in den Getreidekulturen, wandern deren Giftstoffe in die fertigen Produkte – unter anderem in den Bio-Babybrei.“

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  5. Oder Zitat:
    „Kaum ein konventioneller Winzer verwendet gegen falschen Mehltau noch das archaische Kupfervitriol als Spritzmittel – lebertoxisch, gewässerschädlich, im Boden anreichernd. Im Bioweinbau ist es – weil es keine Alternativen gibt – das Mittel der Wahl, es dürfen innerhalb der ausgebrachten Lösung bis zu 3 kg reines Kupfer pro Hektar und Jahr ausgebracht werden. Ein hausgemachtes Bio-Problem, zurückführbar eigentlich nur auf eine weltanschaulich begründete Abscheu vor Produkten der chemischen Industrie.“

    Und um zu einer Einschätzung der genannten Anbaumethode zu kommen bilde ich mir ein den Film nicht sehen zu müssen. Diese Methode wird seit den späten 70ern immer wieder mal medial aufgegriffen. Es wird seinen Grund haben, warum sich das Ganze nicht durchgesetzt hat. Nach dem was man lesen kann, mag es als kleine private Nischen-Produktion durchaus funktionieren und wenn man im Zweifelsfall notfalls irgendwo etwas zukaufen kann. Damit bekommt man aber keine kleinere Stadt satt.

    Da sind wir wieder beim kritischen Denken.

    Die Macher des Filmes haben sich vermutlich (aus ideologischen Gründen?) nicht bei konventionellen Landwirten erkundigt, welche Anstrengungen diese unternehmen zum Schutz der Gewässer, zur Gewährleistung das sichere Lebensmittel auf dem Tisch kommen und zur Erhaltung der Umwelt – weil darin produzieren sie nun mal … das ist ihre Lebensgrundlage. Welches Interesse sollten Landwirte haben die Natur zu zerstören?

    Für einen Film um die halbe Welt zu fliegen (sic!) und aus Einweg-Bechern (sic!!) vor der Kamera Kaffee zu trinken rettet letztlich auch nicht die Welt.

    Wenn Du Fragen an die Landwirte hierzulande hast:
    http://www.fragdenlandwirt.de/

    Und nicht vergessen, ich habe ja auch mal lange Zeit Bio-Lebensmittel gelobt und gekauft wo es nur ging. Fakt ist: Es ist weder klar, ob „Bio“ einen Nutzen aus gesundheitlicher Sicht hat, noch ob der Bio-Anbau nachweisbar positive Auswirkungen auf die Umwelt hat.

    Trotzdem kauf ich meine Brötchen vom Bio-Laden – weil sie mir schmecken und mir persönlich das Geld wert sind.

    Ich wünsche Dir eine wundervolle Woche!

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