Montag, 14. September 2015

10 Jahre Yoga, Meditation und Dharmapunx


 Mir fiel vor kurzem auf, dass ich in diesem Herbst seit 10 Jahren Yoga übe. Wie die Zeit rennt. Die Gelegenheit, um mal ein paar Gedanken und Geschichten dazu kundzutun.
 Meine erste Yogastunde erlebte ich im Rahmen des Unisports in Frankfurt in einer großen Sporthalle mit Spiegelwänden. Poweryoga für 5€ pro Semster. Jede Woche ein Kurs. Ich hatte kurz zuvor nach Jahren der Abstinenz wieder mit Sport angefangen. Walken, zum Abspecken, zum Ausgleich. Ich ging aus sportlichen Aspekten zum Unisport. Ich bin nach wie vor keine große Freundin des Sports, aber irgendwas musste her. Schnell merkte ich allerdings, dass Yoga gar kein Sport ist. Die Yogastunden im Unisport waren so lala. Ich hängte sie nach einem Semester an den Nagel, denn schnell hatte ich aber Lust auf mehr und die Stimmung in der Halle passte nicht so recht zu dem, was in mir dabei abging. Ich besorgte mir Literatur, übte zuhause. Bald täglich und hielt es wirklich mehrere Jahre streng durch, jeden Tag nach dem Aufstehen als erstes auf die Matte zu gehen. Ein Tag ohne Yoga ging gar nicht mehr. Ich war total angefixt. Eine Bänderüberdehnung im Fuß, die ich mir nicht beim Yoga zuzog, sorgte einmal für eine quälende lange Pause. Danach ging es schnell weiter.


 Ich übte Yoga die ganze Zeit für mich. Nach Büchern und Videos. Als ich nach Krefeld zum Referendariat zog, schaffte ich es problemlos, meine "strenge" Praxis aufrecht zu erhalten. Durch einen glücklichen Zufall geriet ich über den Holzwurm in die Dharmapunxgruppe Rhein-Ruhr, die zur damaligen Zeit sehr aktiv war. Eine Gruppe von Menschen, die Bock auf Yoga und Meditation jenseits des Trends und der Esotherisierung haben.  Ich begann zu meditieren, bekam neuen Schwung in meine Praxis, Menschen zum Austausch, die mit mir auf einer Wellenlänge surften und immer öfter hier und dort mal eine anständige Yogastunde. Dort durfte ich feststellen, dass ich in den Jahren des alleine Übens auf gar keinem so falschen Weg war. Ich verbrachte meinen ersten Urlaub in einem großen Yogazentrum an der Nordsee. Zwischenzeitlich versuchte ich mich auch mal in strenger yogischer Diät, musste aber feststellen, dass das irgendwie gar nichts für mich war. 


 Dann ging es nach Hamburg und mit meinem ersten richtigen Vollzeitjob litt auch meine Praxis. Wenn man jeden morgen um kurz nach 6h das Haus verlässt, um was zu schaffen, mag man vorher einfach nicht auf die Matte. Also ich zumindest nicht. So kam es, dass ich zunächst hier und dort eine Yogastunde mitnahm, auch mal eine Mantrayogastunde, von Zeit zu Zeit aber eher selten zu hause übte, irgendwann öfter in einem Yogastudio aufschlug, dass mehr nach meinem Geschmack war. Power-Ashtanga- Yoga ist übrigens der Stil der mir am ehesten zusagt. Etwas mit ein bisschen Action. Nach einer Achtsamkeitsfortbildung für Lehrer*innen fasste ich den Entschluss die Ausbildung zur Yogaübungsleiterin zu machen. Das war vor drei Jahren. Seitdem unterrichte ich Jugendliche. Traumhafterweise in der Schule mittlerweile in Form eines Sportwahlpflichtkurses. Der Kurs hat mittlerweile einen so guten Ruf unter den Jugendlichen, dass den Mitlehrenden die Lernenden weglaufen. Leider dürfen die Lerndenen nur ein halbes Jahr Yoga bei mir praktizieren. Und leider findet das ganze auch wieder in einer Sporthalle statt. Zwar ohne Spiegelwände, aber an der Atmopshäre gäbe es noch einiges zu verbessern.

 
 Weiterhin leidet meine persönliche Praxis aber definitiv unter meinen Arbeitszeiten. Nachmittags und abends Yoga üben hat auf mich bei weitem nicht so einen unglaublichen Effekt, wie morgens. Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass nach Jahren der Praxis viel yogisches in meinem Alltag wiederzufinden ist. Ich habe auf jeden Fall das Atmen gelernt. Übrigens hatte ich trotz Übens zwischenzeitlich immer mal so heftige Rückenschmerzen, bzw. entzündete Schultergelenke, dass nur eine kurze Physiotherapieeinheit geholfen hat. Immerhin hat auch das meine Praxis vorrangebracht. Die Übungen des Physiotherapeuten habe ich in Asanas "übersetzt" und seitdem habe ich meine "Problemzone" ganz gut im Griff.


 Was ich in den letzten Jahren im Zusammenhang mit yogischer Praxis allerdings immer etwas befremdlich fand, ist die zunehmende "Trendisierung" der Sache. Natürlich sollte jeder Mensch Yoga machen, der merkt, dass es gut tut. Gar keine Frage. Ich verstehe nur diese Yogaindustrie nicht. Ganze Kleidungslinien werden auf den Markt geworfen. Außerdem posieren Menschen auf Bildern in diversen Netzwerken und posaunen herum, welche Asana sie nun besonders "gut" oder ausdauernd halten können. Nicht bewerten, eine wichtige Yogaregel, über die ich auch in meinem schulischen Unterricht immer stolpere und meiner Meinung gerade in unserer Welt eine so wichtige, geht dabei in meinen Augen verloren. Das Bild oben könnte in die gleiche Kategorie geschoben werden, allerdings ist das für Wissende mit einem Augenzwinkern zu sehen. Es sollte das allseitsbekannte "Pommesgabelmudra" zeigen. Spaß darf man bei dem Ganzen natürlich haben. Was wäre eine Yogarunde ohne Lachen, wenn man zum x-ten Mal beim Versuch den Pfau aufzubauen, auf der Nase gelandet ist? Vermutlich ist aber auch das Posieren der anderen der Grund, weshalb es auf meinem Blog so wenig um Yoga geht.


 Mein Leben wurde durch Yoga auf jeden Fall ganz ordentlich auf den Kopf gestellt. Obwohl ich bis heute übrigens keinen Kopfstand kann. Meine Problemzonen und so. Aber ich muss auch nicht alles können. Vermutlich habe ich es auch dem Yoga zu verdanken, dass ich wenige Monate nach meiner ersten Yogastunde endgültig vom Veganismus überzeugt war. Dieses "Jubiläum" feiere ich dann im Januar. Auch andere Dinge veränderten sich mit dem Beginn meiner Yogapraxis. Die meisten zum Guten. An meiner regelmäßige Praxis muss ich aktuell zwar immer noch schrauben, aber ich bin da auf einem guten Weg. Eine Dharmapunxgruppe in Hamburg fände ich toll, aber um das aus dem Boden zu stampfen, müsste ich wohl entweder aufhören zu schlafen oder zu essen. Die Zeit. Aber vielleicht klingelt der Wecker dann eben demnächst doch um 4h morgens... Für das Oooooooooommmmmmmmmmm.

2 Kommentare:

  1. Ooooh, Yoga <3
    Ich weiß ganz genau, was du mit diese Trendisierung sagen willst - der eigentliche Sinn des Yoga kommt so leider gar nicht mehr bei den Neulingen an, für die ist das auch einfach nur "irgendeine Sportart", vielleicht ne ruhigere Form von Aerobic? Oder so?

    Mich hat bisher von allen Sportarten wirklich auch Yoga am meisten (auf nachhaltige Sicht) verändert, und zwar nur zum Guten.

    Ich hoffe, du findest bald wieder Zeit um das regelmäßig zu praktizieren!

    Alles Liebe,
    Emma

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    1. ich hoffe, in meinem sabbathjahr wieder einen anständigen rhythmus in mein leben zu bekommen. mit yoga. ich bin gespannt. auch dir weiterhin gute üben.
      liebe grüße,
      jule*

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