Dienstag, 21. August 2018

Röcke nähen (und tragen) macht mich stark


 Nähen ist für mich ja so ein Ding, bei dem ich gut entspannen, Kraft und Erholung schöpfen kann. Ich kann dabei nachdenken, ich habe ein Erfolgserlebnis und danach etwas zum schickes zum Anziehen (Selbstwirksamkeit) in dem ich mich wohlfühle. Das gilt allerdings nicht für so wirklich aufregende komplizierte Nähprojekte. Einfach und erprobt müssen sie sein. Da ich (und mein Körper- ich mag das gar nicht trennen) im vergangenen Jahr aber so einiges an Ballast abgeworfen haben, funktionierten so viele erprobte Stücke nicht mehr. Die Schnitte passten nicht mehr und die Nerven zum Tüfteln fehlten mir. Ich hatte bei dem ein oder anderen Stück so einen richtigen Nähfrust. Vor allem Oberteile haben mich wirklich nur noch zusätzlich genervt. Alles schlabberte, warf Falten und saß so gar nicht mehr. Zumindest nicht an mir. Einige Teile sind auf dem letzten Umsonstfest gelandet. Vielleicht fanden sie dort ja Menschen, die damit mehr anzufangen wussten. Dooferweise brauchte ich aber wirklich ein paar neue Klamotten und Zeit mit den Nadeln. Röcke aus dehnbaren Stoffen gehen aber bekanntermaßen immer. Davon habe ich wahrhaftig ordentlich genäht. Zeige ich mal:




 Megasimpel. Drei Basisröcke in Lieblingsfarben, die sich gut mit so einigem kombinieren lassen. Tatsächlich so faul, dass ich sie nichtmal gesäumt habe und der Jersey sich einfach einrollen durfte. Von Taschen bin ich bei diesem Röcken nur so bedingt begeistert. Die Diskussion um mangelnde Taschen an Frauen*klamotten kenne ich. Ich trage eh meistens Gürteltasche mit Schlüssel, Handy, Geld- und Tabakbeutel mit mir rum, darum stört mich das nicht so sehr. Dafür muss ich meine Taschen vom Waschen nicht ausräumen, bzw. vergesse die obligatorische Rotzfahne darin, die dann alles vollfusselt.



 Manchmal lasse ich mich aber doch zu einer Tasche verleiten. Wie bei diesen beiden hier. Da gilt dann zusätzlich: Mit Aufnäher ist alles gleich viel hübscher. Ich mag das ja bekanntermaßen. Die meisten meiner Klamotten tragen mittlerweile eine Botschaft auf sich mit rum. Ich kann es einfach nicht lassen.


 Streifen dürfen auch nicht fehlen. Der hier aus einem wunderbar leichten Jersey. Klasse bei warmen Temperaturen. Leider der knitteranfällig, aber das stört ja keine große Punkerin.


 Dieser Rock war mal ein T-Shirt, das ich für kleines Geld auf dem Trödel erstanden hatte. Schon beim Kauf hatte ich nicht vor das jemals als Shirt zu tragen. Aber für diesen Rock fand ich das Muster einfach fantastisch.


 Ebenfalls ein Upcycling ist dieser Rock. Ein (mir) viel zu großer Herrenpullover. Die Umwerkung ging recht zügig. Aus den Ärmeln wird auch noch was feines. Eher ein warmer Rock für den Winter oder so. Nicht umsäumt aber beaufnähert. Passte irgendwie so.


 Im Übrigen kann ich mich nicht daran erinnern, wann meine Beine jemals so viel Sonne wie in diesem Jahr abbekommen habe. Früher habe ich sie im Sommer oft verschämt in lange Hippiehosen gesteckt. Seit ich weiß, dass ich mein Körper bin und mein Körper ich und ich das ziemlich gut so finde, gab es glaube ich keinen Sommer, in dem ich so oft in kurzem Krams rumlaufen konnte. Das war ein irre befreiendes Gefühl und hat mich vermutlich noch zusätzlich gestärkt. Mit einigen Freundesmenschen habe ich mich an den letzten warmen Tagen darüber unterhalten. Natürlich geht es vielen ähnlich. Spannenderweise machten wir die Feststellung, dass uns noch NIE so viele Frauen* in kurzen Hosen und Röcken über den Weg gelaufen sind, wie in diesem Jahr. Egal mit welcher Körperform. So viel fabelhafte Dellen und Dehnungsstreifen, Narben und Haare an wunderschönen Beinen. Hach! Ein Ergebnis der aktuellen Feminismuswelle? Ich würde es mir so sehr wünschen, dass endlich was passiert. Und wenn doch mal ein blöder Spruch kommt, kann ich mich im Zweifelsfall an der Maschine stärken und noch mehr kurze Röcke zaubern. So. Nähen als Resilienzfaktor mit ordentlich positliver Selbstwirksamkeit. Bäm! Heute damit noch in die Dienstagssammlung.

6 Kommentare:

  1. Also ich traf einmal an einem sonnigen Tag im Juli eine Frau im BH die mich ansprach und mir sagte, ich würde einen glücklichen Eindruck machen. Und ohne zu wissen wer sie war hab ich ihr geglaubt, denn sie machte auf mich den Eindruck zu wissen wovon sie sprach! (:

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    1. das hoffe ich meistens. also dass ich weiß, wovon ich spreche.
      liebst,
      jule*

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  2. Schön, daß du dir einen neuen Schnitt gebastelt hast in dem du dich wohl fühlst. Der aufgerollte Saum gefällt mir und natürlich der Leorock. :) Die Taschen fallen ja kaum auf, so perfekt passen die Streifen. Klasse, klar bei so vielen kurzen Röcken in einem Beitrag! :D
    Ich war diesen Sommer auch öfter als sonst in kurzen Sachen unterwegs und nicht immer haarlos. Vielleicht ein synergistischer Effekt der Hitze- und Feminismuswelle ;)
    Liebe Grüße,
    Janina

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    1. mal sehen, ob es hält, auch wenn es kälter wird. das mit der feminismuswelle.
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Toll, dass dich Röckenähen stark macht. Für mich ist einfach die Hose das stärkendste Kleidungsstück, habe ich mir sein Tragen doch gegen große Widerstände in den späten 1960er Jahren erkämpft gegen die Miniröcke ( die irrwitzigerweise erlaubt waren ). Und noch irrwitziger: Jetzt trage ich am liebsten Tuniken über Hosen, so wie es damals von uns in der Nonnenschule verlangt wurde. Aber jetzt ist das meinem persönlichen Komfort geschuldet.
    Dir wünsche ich weitere solcher Wohlfühlmomente!
    Herzlich
    Astrid

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    1. ja, wie sich die zeiten ändern... hauptsache ist aber ja immer, dass mensch sich wohlfühlt.
      liebst,
      jule*

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