Dienstag, 6. Februar 2018

Literatur # 2. 18


 Okayokay, da hatte ich gerade kundgetan, dass die Literatursektion hier wohl ein bisschen leiden wird, weil ich einfach keine Zeit habe, da hatte ich die nächsten Bücher schon fast weggeatmet. Und dabei war so viel Sachliteratur. Nichts Seichtes zum Abschalten, sondern eher was, wofür man Hirn braucht. Total beknackt, aber was solls. Hier also, was ich in den letzten Wochen so "gelesen" habe.


 Ich fange gleich mal mit einem der besten Bücher dieses Beitrags an. Megagutes Buch. Ich habe es mittlerweile schon mehrfach weiter verschenkt. Was heißt "Männlich"? Warum bringen sich Männer auf vielfältigste Weise selber um? Warum gehört Männlickeit überwunden? Dies sind die Fragen, auf die man in diesem Buch einen ganzen Stapel Antworten bekommt. Ein Buch, dass quasi für männlichen Feminismus wirbt, dafür dass sich Männer* und Frauen* zusammenschließen müssen, bevor alles den Bach runtergeht. Dabei beginnt Jack Urwin sein Buch mit einer Menge Lacher, was den Einstieg in dieses Thema sehr leicht macht. So ab der Mitte des Buches gibt es aber nicht mehr so viel zu lachen. Das ist aber gar nicht so schlimm. Unbedingt empfehlenswert. Ich feierte jedes Wort ab und würde am liebsten das gesamte Buch hier zitieren, aber das geht nicht. Männer* müssen reden. Über so einiges. Miteinander. Dringend!


Direkt nach Boys don´t cry gab es das. Es war eine fabelhafte Ergänzung. Zwei sind einfach zu wenig, heteronormative, monogame "Liebes"beziehungen einfach nicht "funktional". Meine Rede. Also wollte ich mir mal ein paar mehr Argumente draufschaffen. Nach der Lektüre dieses Buches hatte ich einen ganzen Stapel, war aber auch einigermaßen erschüttert. Warum monogame, heteronormative Beziehungen eben so von Politik und Gesellschaft gefördert werden und alternative Beziehungsmodelle torpediert werden. Erschüttert war ich über die aufgezeigte Diskriminierung alternativer Beziehungsmodelle. Dumme Sprüche konnte ich mir denken. Es ist eben immer einfacher erstmal "Höhö" zu machen, bevor man denkt. Poly als Gesellschaftskritik, Kritik des kapitalistischen Reproduktionssystems und des Körperkults. Mich juckt es in den Fingern, dazu hier mal was zu schreiben. Das wäre mal wieder etwas feines für die Sektion Privat trifft Politik. Mal sehen, wann es dazu kommen wird. Dieses Buch zum Thema kann ich erstmal so empfehlen. Zum Thema "Opfer von Produktidesign" muss ich wohl nicht viel sagen.
 "So entspricht diese Liebe eigentlich dem zentralen Aspekt des Konzeptes der romantischen Liebe und des Ideals der reinen Beziehung: Liebe um der Liebe willen." (S. 235) Und es gab auch hier dröfzillion weitere, zitierenswerte Zeilen.


 Und wie soll ich jetzt diesen Inhalt zusammenfassen? Auf jeden Fall ist es erstmal eine Textsammlung zum Themengebiet "äußere Erscheinung". Der Bogen wird hier sehr weit aufgespannt. Es geht über Bodypositivity, Behinderung, Geschlechterrollen, Mode, Körper im Allgemeinen. Wie diese Umstände für Hierarchien innerhalb der Gesellschaft sorgen, einen kompletten Wirtschaftszweig fördern. Den Empowermentanteil hätte ich mir etwas größer und "aggressiver" gewünscht. Noch ein Nischenthema, aber es wird kommen. Wäre ja total schick, wenn ein paar Lifestylemagazine einfach mal mit Selbstliebe ohne Optimierung funktionieren würden....


 Peer Martin führt Gespräche. Mit seiner kranken, wenige Monate alten Tochter, mit seiner Hündin, mit einem Au-Pair, mit einem jungen Schutzsuchenden. Dabei stellt er Fragen, die er sich selbst nicht beantworten kann. Vor allem danach, wie einer alleine wohl die Welt verändern, verbessern kann. Die Antworten sind irre weise. Ich habe dieses kleine Büchlein sehr gerne gelesen. Es ist wahnsinnig inspirierend, ermunternd und ermutigend. "[Sie] Haben die Droge Helfen noch nicht ausprobiert. Wenn die wüssten. Koks ist teuer. Und viel weniger nachhaltig. Helfen wirkt noch Jahre später nach, immer dann, wenn man sich daran erinnert. Aber wann haben Werte wie Toleranz und Hilfsbereitschaft aufgehört zu existieren? Seit wann muss man sich dafür entschuldigen, dass man etwas tut, das einem nichts bringt? Gab es einen bestimmten Punkt, an dem Mitgefühl einfach out war?" (Zitat S. 51). Die kleine, feine Quintessenz des Buches werde ich hier nicht zitieren. Da steht noch so viel mehr Gutes drin.


 Apropos was tun: Da ist es ja auch immer ein bisschen hilfreich, so eine ungefähre Richtung zu haben. Man kann den Weg der Anarchie wählen. Hier eben ein kleiner Leitfaden in diese Form der gesellschaftlichen (Un)Ordnung. Fabelhaft illustriert, kurzweilig, ein feiner Einstieg für so einige. Ich glaube, das wird ein Büchlein, dass ich meinen Neffen in ein paar mehr Jahren mal in die Hand drücken werde.


 Vögeln!!! Hahahaha! Was eben so natürlich ist. Natürlicher als die Natur geht eben nicht. Das Buch könnte SOOKEE mit "Queere Tiere" zusammengefasst haben. Wunderbar leicht und locker beschrieben und illustriert. Das kommt in meine Sexualkundekiste für die Schule. Ich habe es sehr abgefeiert. Auch eine fabelhafte Ergänzung zum o.g. "Wie wir lieben".


 Hellen Kellers Geschichte als Graphic Novel. Untrennbar verwoben mit der Geschichte von Anne Sullivan. Die Geschichte der beiden Frauen ist in meinem Leben keine neue, doch diese Graphic Novel illustriert sie ganz fabelhaft. Wie ein taubblindes Mädchen die Welt erfährt. Bekam ich von Frau Postriot geschenkt. Voll getroffen.


 Habe ich nicht verstanden. Weder die Story, noch die Illustrationen. Muss vielleicht auch mal sein. Vielleicht zu heteronormativ-monogam diese Geschichte vom Ende einer Beziehung *lach*.


 Ach, ein bisschen Hirnfreizeit durfte auch noch rein. Wegen Skandinavien, feinen Illustrationen und solchen Dingen eben. Ein Augenschmaus sozusagen. Es gab sogar noch für mich erfahrene Skandonophile etwas zu lernen. Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.


 An den nächsten Büchern blättere ich auch schon. Aber ich habe gar keinen Stress.

6 Kommentare:

  1. Hach, schön. Ein Literaturpost von Frau Jule. Ich möchte direkt losgehen und Bücher kaufen. <3

    Zum Thema "Nichts ist natürlicher als die Natur" habe ich kürzlich gehört: "Die Natur ermöglicht - es ist die Kultur, die begrenzt." (Im Zusammenhang mit Homosexualität, um genau zu sein - es sei nun mal möglich für Männer, Sex mit Männern zu haben und das auch zu genießen (von Seiten der Natur), nur eben kulturell teils nicht gern gesehen, auch wenn da dann das Unnatürlichkeitsargument geschwungen wird.)

    Liebe Grüße
    Sabrina

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    1. hach, du haust immer die besten "habe ich mal irgendwo gehört/gelesen" sätze raus.
      danke!
      liebst,
      jule*

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  2. Liebe Jule,
    deinen Literaturrückblick mag ich ja gern. Gestern hab ich noch vor der Buchhandlung gestanden und bin dann doch weitergegangen. Mit dem Gedanken an den nur angelesenen Bücherstapel neben meinem Bett, der da schon seit Wochen wartet. Manchmal kommt man nicht dazu, aber die Lust kommt gerade wieder. Buch 1 und 2 sind jetzt auch direkt auf meiner Liste gelandet.
    Liebe Grüße,
    Ronja

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    1. das freut mich sehr! und ich glaube man hat mal buch und mal nichtbuchphasen oder so ;)
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Man du bist aber auch fleißig am Posten momentan. Vielen Dank für die tollen Tipps, da wandert direkt das ein oder andere auf die Liste. Vielleicht versuche ich es auch nochmal mit der Graphic Novel, eigentlich sind die nicht so meins, aber es klingt immer so gut.
    Das Liebesleben der Tiere hat freundlicherweise unsere Bücherei, muss ich nur geduldig sein, bis es mal dort ist.

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    1. ja, keine ahnung, woher das alles kommt, was ich hier so zeige... irgendwie ist das leben so voll ;)
      liebe grüße,
      jule*

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