Freitag, 9. November 2012

Laterne, Laterne


 Ich bin heute in einen Laternenumzug geraten. Am Sonntag ist ja der Tag vom heiligen Martin. Allerdings tun mir die Hamburger Kinder ein bisschen leid. Sie bummelten dort so mit ihren Laternchen mit Elektrobirnchen drin über die vermatschten Straßen und keiner nahm sie ernst. Ich bin bekanntermaßen ein Kind des Rheinlands. Im Rheinland wurde -und wird vermutlich immer noch- nicht Laterne gelaufen, sondern ein Martinsumzug veranstaltet, inklusive "echtem" St. Martin auf großem Schimmel, Blaskapelle, abschließendem Martinsfeuer und Weckmannverteilung. Die ein oder andere Laterne wurde immer Opfer der echten Kerze innen oder vom Regen außen. Das war immer ein großes Fest als man noch nicht wusste, wie man cool sein sollte. Anwohner am Weg schmückten ihre Häuser und nach dem Umzug ging es zum "schnörzen". Wir zogen von Haus zu Haus, sangen mit ordentlich Schmackes Martinslieder und sackten Süßkram ein. Halloween war uns damals noch nicht geläufig. Und hier im hohen Norden? Traurige, frustrierte, wenig enthusiastische Kindergesichter und nur ein leises "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne" auf den Lippen. Der Rheinländer an sich zieht ja gerne im großen Stil um. Nicht nur an St. Martin. Zur selben Zeit beginnt auch Karneval. Reiter hoch zu Roß, Blaskapelle und mehr Süßkram als Karius und Baktus vertragen, gibt es dann auch. Martinsumzüge sind quasi das Warm-up vor der fünften Jahreszeit. Ein feier- und zuckerwütiges Völkchen eben. Der Hamburger hat die Reeperbahn, aber von einem Laternenumzug über die Reeperbahn rate ich aus pädagogischen Gründen dringend ab. Ich liebe diese Stadt und möchte im Moment nicht im Rheinland leben, doch ein paar herzerwärmende Dinge haben "die da unten" doch. In diesem Sinne:

          De helleje Zinte Mätes
De helleje Zinte Mätes,
Dat wor ne jode Mann,
Hä jov de Kinder Käzje
Un stoch se selver an.
Butz, butz, widder butz,
Dat wor ne jode Mann.
Hier wohnt ein reicher Mann,
Der uns vieles geben kann.
Viel soll er geben,
Lange soll er leben.
Selig soll er sterben,
Das Himmelreich erwerben.
Laß uns nicht so lange, lange stehn,
Denn wir wollen weitergehn,
Weitergehn, weitergehn.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen