Dienstag, 27. August 2019

Mal irgendwas heile machen


 Wenn das Leben mal wieder auseinanderzufliegen droht, ist es sehr hilfreich etwas handfestes zum Flicken zu haben, bei dem Erfolgschancen bestehen. Gut, dass in sich in meinem Schrank immer etwas zu flicken findet.


 In diesem Fall ein sehr alter aber geliebter Jeansrock. Sicherlich schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel. Oft getragen, trotzdem noch weitestgehend in Ordnung. Lediglich die Taschenbeutel haben irgendwann bereits vor Monaten den Geist aufgegeben. Sehr löchrig das Ganze. Zum Hände reinstecken hat es noch gereicht, alles andere rauschte einfach durch, so wie einem die Dinge im Leben manchmal entgleiten.


 Oftmals reicht es im Leben leider nicht, ein bisschen pinkes Nähgarn und das Stopffüßchen rauszuholen. Das ist oft sehr traurig, lähmend. Ohnmacht ist ein Scheißgefühl. Ohne Macht, die Dinge zu halten, zu ändern, beeinflussen zu können. Ohne Macht heißt ja auch, dass jemand anderes die Macht hat. Macht geht immer mit Verantwortung und Fürsorgepflicht einher und das bekommen so viele Mächtige nicht hin. Man erkennt das Politische zu oft im Privaten. Da wird dann auch gerne von oben nach unten weitergetreten und keiner bekommt es gestoppt. Das gilt auch für Emotionen. Zu oft habe ich das schon abbekommen. Und irgendwie hoffe ich inständig, dass ich es hinbekomme, da einen Stopper zu setzen. Dass ich meine Ohnmacht nicht an den nächsten Menschen weitergeben muss. Selbstermächtigung findet dann hoffentlich weitestgehend an der Nähmaschine statt. Die Macht über mich, mein Leben, meine Gefühle und die Umstände mit denen ich mich abfinden muss, wieder in den Griff bekommen. Wieder nach meinen Bedürfnissen spielen zu lassen, ohne anderen zu schaden. Dafür ist pinkes Nähgarn dann gut. Und wie gut, wenn man das Flickenwerk dann sieht. Wenn man sieht, dass aus etwas Kaputtem etwas Gutes geworden ist. Ein Kleidungsstück funktioniert noch ein bisschen länger. Immerhin. Wie man selbst. Man darf die Narben, Schwächen, das Scheitern, das Kaputte noch sehen. Das gehört dazu. Soviel Inhalt für so viele kleine Löcher in den Jeansrocktaschen. Und für sowas ist Pink doch bitte mal wahrhaftig eine sehr starke Farbe.

 
 Die Taschenbeutel hätte ich auch sauber raustrennen und neue reinnähen können. Aber nicht noch mehr Kniffeligkeiten und Gefahren zu scheitern oder für Ohnmachtsgefühle. Auf meiner Selbstbestärkungsliste am Kühlschrank steht als ein Mittel gegen Fiesigkeiten des Lebens: "Etwas einfaches nähen". Hiermit getan. Etwas heile gemacht. Bei sowas geht das. Da kann ich das. Gut zu wissen und sich immer bestätigen zu lassen.


 Die Hände können immer noch rein, jetzt aber auch so alles andere. Haarspangen, Feuerzeuge, Klimpergeld. Fabelhaft! Dienstagssammlung.

4 Kommentare:

  1. Ach das sind schöne Worte. Und eine sehr feine, inspirierende Sichtweise. Vielleicht inspiriert das Pink an deinem Rock ja Leute nur vom bloßen Draufschauen zum Reparieren in eigenen Dingen.. seien sie ganz real zum Anfassen oder nur im Kopf. Ich wünsche dir alles Liebe und viele gute Gedanken!
    dörte

    AntwortenLöschen