Dienstag, 27. November 2018

Love Yourself before you die


 Altes Geschirr, mit Macken im Lack und Kitschen an den Rändern. Das stapelt sich mittlerweile bei mir. Geschenkt von den Besten, aus dem Verschenkehaus gezogen. So landet es hier. Und ich genieße das gerade sehr. Ein bisschen Pinsel und Farbe und ich habe wenigstens ein bisschen handgearbeites Zeug und Hirnfreizeit zwischen all dem Wahnsinn, der sich hier gerade abspielt. Heute:


 Love yourself before you die! Warum? Darum: Ich werde ja öfter mal gefragt, ob ich bestimmte Dinge bereue, die ich in meinem Leben so getan habe oder tue. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich bereue fast gar nichts! Niemals. Ich bereue keine Dinge, die ich getan habe, es gibt nichts, was ich gerne tun würde, es aber eben nicht tue. Eine Sache allerdings gibt es: Ich bereue es, dass ich nicht viel früher damit angefangen habe, mich einfach nur gut zu finden. Mich selbst zu lieben, so anzunehmen wie ich bin. Seit ein paar Jahren läuft das relativ gut. Manchmal gibt es noch Einbrüche, aber grundsätzlich finde ich mich selbst ziemlich super. Da gab es die Kämpfe mit dem Körper (viel oder weniger oder abnehmen- egal), die ständigen Überlegungen, ob ich eigentlich "normal" bin (bzw. was das dein soll). Bedingt durch ständige Angriffe von außen, ob ich die Dinge, die ich tue gut mache... Das Übliche eben. Vieles hat mich zu lange verschüchtert, traurig und einsam gemacht. Viel zu lange. Zu viele Jahre meines geilen Lebens verschwendet mit Selbstzweifeln oder gar -hass. Kennen vermutlich so einige


 Vor ein paar Jahren habe ich das angefangen abzulegen. Bringt einen ja auch nicht weiter. Natürlich muss ich manchmal immer noch die Arschbacken zusammenkneifen, mein "So sein" verteidigen, werde versucht ich ins Unwohlsein gedrängt zu werden. Menschen möchten sich gerne gegenseitig klein halten. Aber das Spiel mache ich nicht mehr mit. Vielleicht ist es das Alter. Vielleicht habe ich auch einfach keinen Bock mehr auf die Scheiße. Vielleicht habe ich einfach bemerkt, dass sich ducken keinen Sinn hat, sondern man sich freier ins Leben stürzen kann, wenn man bestimmte Dinge "einfach mal" ablegt. Man braucht Stärke dafür und leicht ist es auch nicht, aber irgendwie kann man dabei ja nur gewinnen. Ich weiß nicht, ob es das Toprezept ist, aber ich habe das irgendwie mit Pöbeln geschafft. Immer wenn irgendwo jemand um die Ecke kam und mir ans Bein pinkeln wollte für irgendwas, dann habe ich "Halt einfach die Fresse! Ich bin super!" gesagt. Manchmal war ich das auch selber zu meinem überkritischen Blick in den Spiegel. Funktioniert auch in den schwachen Momenten immer noch recht gut. Hin und wieder muss man sich eben auch selbst mit liebevollsten Absichten anpöbeln. MUSS! Selbstliebe ist eben auch immer noch die pure Rebellion gegen so einiges, was in Gesellschaft schief läuft. Da beginnt Politik beim morgendlichen Blick in den Spiegel. Und manchmal muss auch ich noch Menschen aus meinem Leben schicken, die versuchen mich klein zu machen.


  Perfekt bin ich bei Weitem nicht. Auch ich habe Macken, die ich mittlerweile liebevoll "Spezialeffekte" nenne. Die gehören auch zu mir. Die machen es bunt. Ich habe viel gelernt. Im Leben, vielleicht nochmal eine Extraportion in den letzten 18 Monaten. Vielleicht ist es jetzt auch einfach mal gut. Es muss doch auch mal gut sein. Bereuen tue ich (zumindest im Moment) fast gar nichts. So! Dienstagssammlung und irgendwann an irgendwelchen Wänden dieser Stadt. Teller bemalen, damit ich die Selbstliebe auch in stürmischen Zeiten nicht vergesse.


 P.S.: Meint ihr eigentlich es würde Sinn machen, die Politisierungssammlung wiederzubeleben? Hat jemand Bock? Die Beiträge wurden immer weniger....

2 Kommentare:

  1. Also ich hätte wieder Bock, auch wenn ich es wahrscheinlich nicht jeden Monat schaffe. Es galt ja schon für alles Handgemachte, auch wenn nicht textil, oder? Vielleicht hilft es, das nochmal zu betonen. Die Teller hier sind ja ein tolles Beispiel! :)

    AntwortenLöschen
  2. Jetzt hab ich vergessen, was zum Rest des Textes zu schreiben. So ziemlich genau diesen Satz schimpfe ich innerlich, wenn mein Gehirn sich mal wieder mit etwas in der Richtung beschäftigen will. Nach außen hin bin ich da viel entspannter. Kann auch ein bißchen an der Toleranz der Engländer liegen. :)
    Liebe Grüße
    Janina

    AntwortenLöschen