Freitag, 8. September 2017

Im Wald sch*iß*n


 Ich wollte ja mal ein paar Outdoorthemen hier aufs Tablett bringen. Heute fange ich mal damit an: Als ich noch bei dieser naturerlebnispädagogischen Jugendgruppe war, hatte man als Gruppenleitender hin und wieder mal Einladungen mit folgendem Text im Postfach "Lass mal wieder im Wald sch*iß*n." Meist hieß das, dass wir am Wochenende unsere Rucksäcke gepackt haben und im Westerwald oder in der Eifel wandern und schwarzzelten gegangen sind. Mal nur wir Gruppenleitenden, manchmal auch mit einer Horde Kids. Das gab es auch in Großversion. Ich habe damals mehrere wochenlange Wandertouren durch Meck-Pomm und Schweden geleitet. Und wo k*ckt man da? Im Wald natürlich. 


 Im Wald sch*iß*n ist eigentlich recht einfach. Klappspaten? Püüüühhhh, nix da. Es gibt zwar ein ganzes Buch mit dem klangvollen Titel "How to sh*t in the woods", aber das brauche ich wirklich nicht. Man geht einfach in den Wald, schubst ein bisschen Erdreich mit dem Fuß beiseite und hockt sich über diese freie Stelle. Optimalerweise steht daneben ein Baum, der als Klopapierhalterung fungieren kann. Nach dem Geschäft, das Geschäft samt benutztem Klopapier einfach wieder mit dem weggeschubsten Erdreich bedecken, im nahe gelegenen Bach Hände waschen, fertig. In so nem handelsüblichen Wald hat man auch meistens ausreichend Ruhe für´s Geschäftliche. Zu beachten ist natürlich, dass man nicht zu nah an der Trinkwasserentnahmestelle sein Geschäft verrichtet und weit genug vom Zelt entfernt. Niemand möchte nachts im Dunkeln in sowas reintreten oder es am Lagerfeuer riechen. Wichtig ist aber eben auch, dass es eine Lösung ist, wenn wirklich kein Klo vorhanden ist. Es ist auch hilfreich, das Klopapier sicherheitshalber im Rucksack wasserdicht zu verstauen. Feuchtes oder gar nasses Klopapier nach oder während des Regens ist hier eher ungeil. Eigentlich gar nicht so schwer, oder? Ich freue mich darüber, dass ich von Zeit zu Zeit in den Wald scheißen darf, denn das heißt, dass ich draußen sein darf und alles in Ordnung ist.


 Natürlich ist der ganze "im Wald sch*iß*n" Kram in meinem Fall schon fast Luxus und über eine Einladung zum im Wald scheißen kann ich lachen. Immerhin habe ich auf Reisen und auch im Wald IMMER Klopapier. Auf dem Vasaloppsleden gab es sogar Plumpsklos mit Klopapier. Wasser zum Hände waschen gab es auch und Seife hatte ich dabei. In anderen Teilen der Welt sieht das ganz anders aus. Mal abgesehen davon, dass da das Trinkwasser knapp ist, gibt es auch keine sanitären Anlagen oder die Möglichkeit für oder das Wissen über Hygiene nach dem Geschäft. Das führt zu Krankheiten und Tod, weil K*cke eben auch tödlich sein kann. 


 Wie gut, dass es Menschen gibt, die sich da engagieren. Dass ich große Fanin von Viva Con Agua bin, dürfte der treuen Lesenschaft bekannt sein. Dass es auf meinem Klo nur Goldeimerklopapier gibt, ist spätestens seit meinem letzten Scheißgeschenk bekannt. Das ist ja irgendwie auch ein und der selbe Laden. Klickt auf jeden Fall mal die Homepage von Goldeimer an. Fäkalhumor geht auch auf hohem Niveau. So großartig! Meine liebsten Klos auf Festivals sind auch immer deren Komposttoiletten. Um einiges angehemer als diese ekligen Chemieklos, vor allem wenn es warm ist und die Sonne scheint. Zudem haben die da immer unfassbar freundliches, gut gelauntes "Personal" am Start. Das Ganze natürlich immer gerne für Aufklärungsarbeit und zum Spenden sammeln. Für Wasser, Klos und Hygieneaufklärung. Spitze! Ja, das ist quasi Werbung, aber from the heart, da gibt es keine Kohle oder Gratisklopapier für. Außerdem haben die Menschen von Goldeimer gerade eine neue Kampagne an die Startlinie gebracht: Scheisspapier! Unter dem Motto "Hass ist für´n Arsch!" wird es nach der Bundestagswahl Klopapier aus recycleter Wahlwerbung (nicht nur) brauner (ich lieg am Boden) Parteien. Megagut! Vorbestellen! JETZT! Ich brauch jetzt erstmal Goldeimerpapier, um mir die Lachtränen aus den Augenwinkeln zu wischen und dann bestelle ich auch. Zu Viva Con Agua habe ich auch noch einen Beitrag im Vorratsschrank. Der kommt auch bald. Bis dahin lache ich noch ein bisschen über Fäkalwitze und nächsten Sommer gehe ich wieder im Wald scheißen. 

 Wer meint, dass Scheisspapier sei voll antidemokratisch und würde Wahlrecht und Meinungsfreiheit mit Füßen treten, gehe bitte demnächst auch in den Keller zum Lachen. Die Bilder sind übrigens im Smålandurlaub entstanden und gestellt. Wir hatten natürlich ein WC in unserem Häuschen, aber wahrhaftig eine Packung Goldeimerpapier mitgenommen. Uns geht es gut.

9 Kommentare:

  1. Scheisspapier. Was für eine geniale Idee. Gleich mal etwas weiter verbreiten.

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  2. genau! weiterverbreiten! richtig so!
    liebst,
    jule*

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  3. Ich hab schon einer Freundin davon erzählt, nachdem ich hier erstmal Tränen gelacht habe. Total gut! Ich brauch auch Scheißpapier.

    Liebe Grüße
    Sabrina

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    1. wir alle brauchen scheißpapier! die waren gestern sogar auf der demo dabei <3
      liebst,
      jule*

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  4. Sehr cooler Beitrag! Würd ich am liebsten sofort bestellen, macht nur ins Ausland glaub ich wenig Sinn. Aber andere drauf ausmerksam machen geht immer :D

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  5. Ich habe viele Male im Wald gegangen, nicht nur pinkeln aber auch kacken. Oft es ist keine andere Möglichkeit wenn outdoor leben. Diese Sommer habe ich es getan viele Male. (Camping in Schweden und Norwegen.) In der Regel ganz unkompliziert, gerade als oben beschreiben. Aber nicht so angenehm ob andere Leute komme, wenn man dort sitzt, weisser Hintern und Klopapier in seinen Händen. (Verlegen fühlen.....oh gosh) Anita

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  6. Antworten
    1. na dann passt es ja wie arsch auf eimer zu diesem beitrag!
      liebe grüße,
      jule*

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  7. Dies muss natürlich auch beim Aufenthalt in der Natur geschehen. Ein Blick auf einen weißen Hintern zwischen den Bäumen tut niemandem weh. Ich habe es oft selbst gemacht.

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