Donnerstag, 28. September 2017

Ein Jahr für mich- Rückblick

 Seit knapp vier Wochen bin ich wieder dabei im Arbeitsalltag anszukommen, nach einem Jahr nur für mich. Bevor es losging, habe ich mir hier ein paar Gedanken gemacht, was ich denn so gedenke zu machen. "Hahahahaha!", sage ich da nur. Wie ich eben bin: Scheiß auf Pläne! Die sind dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. Ein paar Dinge habe ich von der "Liste" gemacht, die für mich wichtigsten auf jeden Fall. Der Rest ging irgendwie über Bord. Aber das wurmt mich keinen Meter.




   Begonnen hat alles mit der Reise über Helsinki und Stockholm in den schwedischen Wald.


  Irgendwie kam ich danach nicht so recht vom Fleck, konnte aber irre Viel Zeit mit Lieblingsmenschen verbringen. Schlimmerweise traf es einige davon schon zu Beginn des Jahres ganz hart. Aber ich hatte ja Zeit und helfende Hände. Ein Mensch meinte in dieser Zeit mal zu mir: "Du bist die einzige, die ich wirklich um Hilfe bitten konnte. Alle anderen arbeiten und haben eigentlich keine Zeit. Da hätte ich nur ein schlechtes Gewissen, wenn meine Hilfsanforderung zu noch mehr Stress in ihrem Leben führen würde." Eine bittere Erkenntnis, aber ich glaube, mir wäre es in dieser Situation ähnlich gegangen. Um Hilfe bitten können und dürfen ist in unserer Welt eben nicht selbstverständlich. Ich möchte mich da gar nicht ausnehmen. Und auf der anderen Seite ist es eben wirklich so, dass es auch Arbeit ist, alles stehen und liegen zu lassen und einem hilfsbedürftigen Menschen zu helfen, Hilfe zu Stress führt. Kein Wunder, dass das mit der Hilfe holen und geben meistens erst dann funktioniert, wenn es (fast) schon zu spät ist. Drecksmist, doch irgendwie.


  Was ich wirklich sehrsehrsehr genossen habe, aber auch erst üben musste, war einfach mal rumsitzen und nichts tun. Löcher in die Luft starren, sich Langeweile gönnen. Ja, Langeweile. Ich! Irgendwann bin ich da voll drauf abgegangen und habe das hart abgefeiert. Zwischenzeitlich musste ich schlimm überlegen, wann ich das letzte Mal Langeweile hatte. Ich habe keine Ahnung. Auf jeden Fall führte es zu stapelweise (innerer) Ruhe. Fantastisch!

 
 So hätte ich es fast nicht mehr geschafft, das Nordlicht zu sehen. Da es auf Island vergangenen Winter wenig Schnee gab, zog es mich dann eben doch wieder nach Schweden. Ist ja auch gar nicht schlimm. Schnee! Und Nordlicht! Es war wunderbar. Und mal wieder ein Trip alleine. Dazu muss ich eigentlich nochmal einen Extrabeitrag schreiben. Es war wunderbar!

 
 Allerdings war ich in dem Jahr auch erschreckend viel krank. Vermutlich hat mein Körper irgendwie gecheckt, dass er sich das jetzt mal leisten darf. Teilweise hielten sich die Erkältungen über mehrere Wochen und danach war ich immer noch lange irre platt. Aber ich konnte es mir ja leisten und vermutlich hat es den Drall zur Langeweile begünstigt.


  Karneval habe ich endlich mal wieder ordentlich gefeiert. Zwar auch das halbkrank, aber immerhin. Ich hatte einen riesigen Spaß. Das hat sehr gut getan.


 Natürlich habe ich etwas neues gelernt: Silberschmieden. Das war toll! Die entstandenen Schmuckstücke trage ich wirklich häufig. 
 
 Nebenbei habe ich mal noch meine gesamte Wohnung gestrichen und so halbgar entrümpelt. Dabei konnte ich auch mal wieder einiges über mich erfahren. Irgendwie war auch das eine gute Aktion.





 Dann begann die Festivalsaison. Immergut, Gott Sei Punk, A Summer´s Tale. Da war es sehr schön, dass ich mir keine Gedanken machen musste, in welchem Zustand ich am Tag danach auf der Arbeit aufschlage und auch viel grundentspannter und leistungsfähiger war. Eine ganz fabelhafte Erfahrung, die ich seit dem Studium nicht mehr hatte. Ähnlich ging es mir bei den Konzerten. Nicht ständig mit dem Gedanken vor der Bühne stehen, dass es morgen früher als sonst werden wird.




  Zum Abschluss noch der Urlaub in Småland, bevor irgendwie so dummer, unnötiger Mist passierte. Aber ohne diesen Mist hätte ich wohl nie die Wanderschuhe geschnürt und wäre den Vasaloppsleden gelaufen. Von daher hat alles seine Berechtigung.


 Ruhe und Rhythmus habe ich auf jeden Fall (wieder) gefunden. Meine Yogamatte ist schon wieder rutschig geturnt und ich schaffe es bisher gut meine wiedergefundene Yoga- und Meditationspraxis im Alltag beizubehalten. Das ist ebenfalls fabelhaft.

  
 Für den Blog brachte es defintiv auch eine Menge Anschub, fand ich. Politische Gedanken habe ich mir immer schon gemacht, aber im vergangenen Jahr glaube ich wirklich mehr als vorher. Das lag vermutlich auch daran, dass mein Kopf so wunderbar frei und weit und offen war. Ich hatte auch Zeit, mich mit den Dingen intensiver auseinanderzusetzen. Macht es bunter, wilder, tiefgehender. Mal sehen, in wie weit ich das beibehalten kann. Ich merke schon, dass die Begeisterung für die "Politisiert Euch Aktion" ein wenig rückläufig ist, aber ich denke es war ein guter Anstoß für so einiges. Genäht habe ich natürlich auch so einiges und auch anderes mit meinen Händen gemacht. Einfach durch das vergangene Jahr klicken.


 Ein Jahr mit viel oben und ein bisschen, dafür sehr tief unten. Irgendwie ist das ja supergut, oder? Am Allerbesten fand ich auf jeden Fall die unglaubliche Freiheit, spontan sein zu können. Sowohl was meine Tagesplanung als auch was das Reisen anging. Zu Beginn hatte ich ein bisschen Bammel, dass es zu viel Freiheit für mich werden könnte und ich wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen würde, aber das ist nicht passiert. Es wird nicht mein letztes Sabbatjahr gewesen sein. Ich bin in der privelegierten Position, einen Job zu haben, den ich wirklich mag. Das Sabatjahr war auch eine gute Gelegenheit, das mal wieder festzustellen. So ganz ohne Arbeit geht zwar auch, aber es fehlt eben etwas. Es steht der wilde Plan, im nächsten siebten Jahr wieder eines zu machen. Und dann nähe ich diese Winterjacke- hahaha! Heute darf das noch in die Donnerstagssammlung, denn was kann man sich besseres selbst machen, als ein Jahr in Freiheit?

7 Kommentare:

  1. Wie schön, dein Jahr noch mal so Revue passieren zu lassen.
    Erstaunlich finde ich, dass du mehr krank warst... aber vermutlich merkt sich der Körper das wirklich irgendwie.
    Gleichzeitig merke ich, das ich einige schöne Sachen bei die verpasst habe. Von deiner Aktion habe ich zum Beispiel gar nichts mitbekommen. Oder das du Schmieden gelernt hast!
    Aber man kann eben auch nicht immer alles machen, nicht wahr?
    Ich hoffe, du kannst dir diesen status quo noch ein wenig erhalten. <3

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    1. oh, das hoffe ich auch. und dass du nicht alles mitbekommen hast, ist ja auch gar nicht schlimm. bei dir war ja auch so einiges los.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Den Teil deines Sabbatjahrs, den ich mitbekommen habe, fand ich ganz, ganz wundervoll. Sehr inspirierend auch. Ehrlich gesagt bin ich gerade am Überlegen, ob und wie ich sowas für mich in einer Light-Version umsetzen könnte. Mal gucken. :D

    Liebe Grüße
    Sabrina

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    1. mach das! auf jeden fall! lange freizeiten sind aus so vielerlei hinsicht hilfreich, sowohl privat, als auch für den job.
      liebe grüße,
      jule*

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  3. Jetzt hätte ich so viel zu schreiben, muss aber zur Physiotherapie, denn dein Post enthält so viele Erfahrungen, die ich in puncto Sabbatjahr teile. Ich habe nach dem ersten bald das zweite angespart und bin nun froh, dass wir das für einige schöne Sachen nutzen konnten.
    Denn nun, nach meiner Verrentung und den vielen familiären Katastrophen, die ich in den letzten vier Jahren zu bewältigen hatte, sind der Herr K. und ich physisch auch nicht mehr so ganz in der Lage, das zu unternehmen, was wir auf den Ruhestand verschoben hatten ( also NICHTS VERSCHIEBEN!!! ).
    Gut war, dass ich auch Zeit für andere hatte. Es ist so, wie es der Mitmensch dir gegenüber formuliert hat.
    Langeweile habe ich auch kennen ( und schätzen ) gelernt und das Bloggen intensiver betreiben können, auch das Nähen.
    Übrigens gehöre ich auch zur Fraktion, die Freude am Pläneumschmeißen hat ( aufschreiben tu ich eh nichts, Blödsinn )
    So, jetzt aber los...
    GLG
    Astrid

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    1. ein schüler meiner letzten klasse fragte damals ganz verwundert: "warum nehmen sie sich das denn jetzt schon und nicht, wenn sie es brauchen?" genau: weil ich es nicht brauchen, sondern genießen will. deine aussage bestätigt mich darin.
      liebst,
      jule*

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  4. Ja, wie schön, dass ich einiges mtiglesen, wenn auch nicht immer oder oft kommentiert habe, aber "dabei" war ich, bei deinem Sabbatahr. Ich finde es super, dass du es gemacht hast, dass du dir ncihts "Großes" vorgenommen hast, sondern einfach die Zeit für dich genossen und genutzt hast. Ein Hoch auf diese Entscheidung und dass du bald ein weiteres machen möchtest. LG. Susanne

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