Donnerstag, 31. August 2017

Von Körper, Gewicht, Kleidung und vom Wohlfühlen


 Da ich mir nicht sicher bin, ob Gewichtsangaben triggern, schicke ich diese Triggerwarnung vornweg: Gewicht, Körper(wahrnehmung). Ich schwimme heute mal ein bisschen auf der aktuellen Trendwelle der Bodypositivity mit, die gerade so sehr angesagt ist. Es fällt mir nicht leicht, diesen Beitrag so zu schreiben wie er mir passt. Ich habe ihn so oft angefangen, geändert, gelöscht, neu angefangen. Aber es muss raus und das bitte ohne Rechfertigungen oder Beschränkungen auf den Körper alleine.


 Das hier ist vermutlich so ein Bild, was viele Menschen als "unvorteilhaft" bezeichnen würden. Sowohl wegen der Pose, als auch wegen der Klamotten, als auch wegen des hier präsentierten Körpers. Mittlerweile kostet es mich allerdings nicht mehr so viel Mut, mich so zu zeigen. Früher war das anders. Zwar denke ich nicht, dass es ein typisch weibliches Problem ist, aber bei vielen Menschen ist dieses Körperdings so sehr im Kopf verankert, dass es weh tut. Ihnen. Und auch mal mir. Du sollst schlank sein. Dick ist von der Gesellschaft unfassbar negativ konotiert. Faul, Schwäche, mangelnde Disziplin. Wahnsinn, was ein weicher Körper so alles über einen Menschen aussagen soll. Über einen Menschen. Es ist meistens erstmal egal, was der Mensch ist, was er tut, was er denkt. 

  
 Auch ich kann davon ein Liedchen singen. Es fing vor meiner Einschulung an und zog sich zu viele Jahre durch mein Leben. Ich war das mopsige, verfressene Kind. Man schleifte mich zu Medizinmenschen, trug seufzend mein Gewicht in Kurven ein und seufzte beim Anblick der Tatsache, dass ich nicht im eingefärbten Normfeld lag. Man suchte mir im Klamottengeschäft seufzend die nächste Klamottengröße raus. Es kniffen sogar Menschen in meinen Speck und ließen dazu nicht freundliche Kommentare los. Ich würde so im Leben dieses und jenes niemals erreichen.... Mein Körper war nicht richtig, ich war nicht richtig. Weil mein Körper nicht richtig war, verlor ich gleich den Spaß an Bewegung. Zack! Teufelskreis. Zu breit kommt bei mir noch das angebliche Problem der Länge... Ich schob Dinge, die in meinem Leben nicht funktionierten, auf meinen Körper. Er stand mir im Weg. Wobei es eigentlich gar nicht so viel gab, was nicht funktionierte. Eigentlich funktionierte das Meiste, mit Ausnahme von sportlichen Höchstleistungen. Ich habe ziemlich viel erreicht.


 Heute weiß ich: Was für ein Scheiß! Und ein großesgroßes Wunder, dass sich aus all dem keine Essstörung entwickelt hat. Mit meinem pädagogisch- psychologischen Wissen ist das ein Wunder (der Resilienz). Ich sehe auf Bildern von früher kein dickes Kind, keinen übergewichtigen Teenager. Derzeit wiege ich 85kg auf 1,80m. Das nur mal so, um eine Adresse zu haben. Medizinisch liegt das manchmal im normalgewichtigen Bereich, manchmal drüber. Es waren auch schon mal 15kg weniger, als ich wegen Uni- und Lebensstress einfach nicht zum Essen kam. Fitter war ich damals auch nicht. Eigentlich ist das auch scheißegal. Das sagt nämlich alles gar nichts über mich aus. Ich bin kein fauler, undisziplinierter Mensch. War ich nie. Auch heute bin ich keine gute Sprinterin und schnell aus der Puste, wenn es sportlich schnell gehen soll. Ist aber auch egal. Ich bin eine mit Stärke und Durchhaltevermögen. Sowohl in sportlicher Hinsicht, als auch im Hinblick auf viele andere Dinge in meinem Leben. Ich bin kein flotter Sportwagen, ich bin mehr so der Panzer. Standfest, geländegängig und mit defintiv mehr PS, als man meint mir anzusehen. Ich bin ein äußerst zufriedener Mensch. Ich bin ein Mensch, der gerne teilt, hilft, denkt, handelt und kreativ ist. Ich bin ein guter Mensch. Verflucht gute 85kg derzeit. Auch mit mehr oder weniger würde das nichts an mir ändern. Bis zu dieser Erkenntnis hat mich mein Körper viel Lebenszeit gekostet, als ich ihn gehasst und verflucht habe. Weil mir andere Menschen, die Gesellschaft ständig gesagt haben, dass er nicht richtig ist. Lebenszeit, mit der man sicherlich besseres hätte anstellen können. Weltfrieden anrichten zum Beispiel oder so (das ist so halb von Laurie Penny abgeschrieben). Das Tragische daran ist, dass dieser Körperhass in vielen Menschen so sehr verankert ist, dass es schwer ist, ihnen was anderes nahe zu bringen.


 Aus diesem Grund tue ich auch den Teufel und stecke Menschen aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung in Schubladen. Eine Speckrolle sagt nichts über einen Menschen aus. Ein schlanker Mensch ist nicht automatisch disziplinierter oder aktiver. Übrigens auch äußerst praktisch im Job. Man ahnt ja gar nicht, wie viele Lehrende immer noch krude Körpersozialisation an Lernenden auslassen (und damit meine ich nicht nur das Fach Sport). Ich glaube im Zusammenhang mit den hier gezeigten, selbstgenähten Klamotten auch nicht an die Macht der kaschierenden Kleidung. Niemals würde ich einem Menschen sagen, er solle sich dies oder jenes nicht anziehen. So von wegen Speck gehört versteckt. Wallewallekleidung macht niemanden "schlank". Entweder bist du viel oder wenig. Ich trage ganz gerne enge Kleidung. Sollen die Leute halt wegschauen, denen das nicht gefällt. Ich habe vor einigen Jahren beschlossen, mich in meinem Körper einfach wohlzufühlen. Ich habe nur den einen. Ich fühle mich wohl in meiner Haut. Der Weg zu diesem Gefühl war lang und beschwerlich und er muss jeden Tag aufs neue gegen die ständigen Angriffe aus der Gesellschaft verteidigt werden. Das sollten auch einige andere "einfach" mal tun.


 Kleidung hat Funktionen: Warm halten, Privatsphäre, Wohlfühlen. Die letzten beiden gelten für den Menschen der drinsteckt. Nicht für alle anderen. Ich mag Klamotten in denen ich mich bewegen kann, ohne ständig dran rumzuppeln zu müssen. Denn bewegen tue ich mich ganz gerne. Auch mit diesen neuen Klamotten kann ich jederzeit auf die Yogamatte oder auf Bäume klettern oder auf der Demo vor der Pozilei wegrennen (okay, Schuhe wären bei Letzterem vermutlich hilfreich). Ich habe das unfassbare Glück und Privileg, dass ich meine Klamotten so zaubern kann, wie sie mir passen und wie sie mir passen. Ich muss mir nicht in Umkleidekabinen mit mieser Beleuchtung und unqualifiziertem Verkaufspersonal erzählen lassen, dass mein Körper und ich falsch seien, weil ich nicht in gewollte Klamottengrößen passe. Noch nichtmal von Schnitten muss ich mir das sagen lassen, denn auch die kann ich selber bauen, wie bei all den Klamotten die ich hier zeige. Das feiere ich jeden Tag hart ab, wenn ich mir meine zweite Haut aus dem Kleiderschrank ziehe. Und das hat es mir vermutlich auch leichter gemacht, meinen Körper nicht mehr als feindliches Ding zu betrachten. Ich kaufe auch keine Schnitte mehr, weil ich auch hier die Größenkonotation und -politik diskriminierend finde. Klamottengrößen wurden und werden nach wie vor zu sehr von der Gesellschaft mit kruden Bedeutungen belegt. Dabei sollen das doch eigentlich nur Orientierungshilfen sein.


 Und jetzt habe ich es hoffentlich geschafft, diesen vermaledeiten Artikel ohne Rechtfertigungen runterzuschreiben. Kleine Anekdote am Schluss: Ich kenne Menschen, die durchaus dem gesellschaftlichen akzeptierten Körperideal entsprechen. Diese Menschen erzählen mir oft von Kommentaren zu ihren Körpern, die dahin gehen, dass es ja nicht sein könne oder ungerecht sei, dass sie essen können, was sie wollen/ sie Kinder geboren haben/ keinen Sport machten. Die ziehen sich dann eher nicht körperbetonende Klamotten an, damit sie diesen Kommentaren entgehen. Komplett irrer Quatsch! Es ist egal wie man es macht und was man is(s)t. Es kann nur falsch sein. Und es ist ein riesiges gesellschaftliches und politisches Problem. Es macht Menschen krank und stumm. Hört endlich auf, von Körperformen auf den Menschen darin zu schließen und lasst den Menschen für sich sprechen, nicht seinen Körper.
 Die Outfits sind komplett selbstgenäht vom Top bis zur Leggins. Aus Jerseys aus einem örtlichen Stoffladen. Die Schnitte sind -wie erwähnt- alle selbstgebaut.
 Damit wäre das mein diesmonatlicher Beitrag für die Politisierungssammlung im August und in die heutige Donnerstagssammlung darf er auch noch.

Mittwoch, 30. August 2017

Juli- und Augustliteratur 2017


 Nein, ich habe nicht viel gelesen in den vergangenen zwei Monaten. Hatte ich nicht den Kopf zu und ich war definitv zu viel unterwegs.... Aber ein paar Bücher haben es doch in meinen Kopf und in mein Herz geschafft.


 Davon habe ich mal ins Blaue zwei Exemplare gekauft. Eines habe ich dem Süßminister schon vorgelesen und mitgegeben. Der war aber primär verwirrt und konnte den Inhalt mit seinen vier Lenzen und heteronormativer Erziehung nicht richtig greifen. Aber vielleicht macht es ja was. Eigentlich eine "verkehrte"- Welt- Geschichte. Die Männer und Jungs tragen die Kleider, sind künstlerisch unterwegs, kümmern sich um Kinder und Haushalt, wohingegen die Frauen und Mädchen eher die Kohle ranschaffen und mathematisch fit sind. Ein gutes Buch, um bei Kindern aus Verwirrung Gespräche und Reflektionen zu erzeugen, aber irgendwie auch ein bisschen platt. Kostet allerdings nicht viel und kann man mal so ausprobieren. Es sind halt immer noch ziemlich viel Geschlechtskonstruktivismus und -klischees drin. Das Ende ist relativ offen und kann sicherlich weitergesponnen werden. 


 Bei meinem Besuch im Rheinland haben mich meine Eltern mit ins Bilderbuchmuseum nach Troisdorf mitgenommen. Ich muss unbedingt noch darüber berichten. Da war gerade zufällig eine Ausstellung mit Bildern von Ilon Wikland. Vermutlich kennen viele ihre Bilder, aber eben nicht die Person dahinter. Dies ist der Ausstellungskatalog mit vergleichsweise ausführlicher Biografie. Sehr schön und schön spannend. Ilon Wikland hat vor allem Bücher von Astrid Lindgren illustriert und diese Bilder mag ich ja wirklich sehr. Zufällig hatte ich vom Smålandtrip ein Posterbuch mit ihren Bildern mitgebracht. Was für ein glücklicher Zufall. Aber auch sonst eine sehr spannende Frau mit einer extrem spannenden Lebensgeschichte. So anders, als die von Astrid. Eine faszinierende Frau, die diese Lindgren-Kinder-Zauberwelten aber doch so herzensgut illustriert, obwohl ihre Kindheit diese Sprache nicht sprach. Ich winke mal zur anderen Astrid rüber. Vielleicht schaffe ich einen Gastbeitrag für deine Serie? Oder du schaffst einen? Diese Frau würde sich sicher lohnen.


 Ein Geburtstagsgeschenk, auf dem Rückweg vom Rheinland nach Hamburg durchgelesen. Viele Klischees aus den 90´ern. Alle vermeintlichen Subkulturen der damaligen Zeit bekommen ihr Fett weg. Allerdings nicht so witzig, wie angepriesen. Da hätte man sicherlich mehr rausholen können und das ständige Fatshaming eines Menschen aus der Clique hat mich schlimm genervt. Dazu wurde der Dicke zusätzlich als unfassbar dumm dargestellt... TKKG waren in den 90´ern ja auch schwer angesagt und Klößchen (!!!) musste da ja auch viel einstecken. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang. Auch wenn dieser Umstand der Zeit und auch der heutigen Einstellung vieler entspricht, versaute es mir das Buch.


 Als ich Wandern war, musste ich mich literaturtechnisch etwas einschränken. Ich musste ja alles tragen. Da kam mir dieser Taschenroman ganz gelegen. Es war das einzige Buch, welches ich dabei hatte. Und ich hatte viel zu viel Zeit. Ähnlich wie die Schokolade, musste ich auch dieses Buch irgendwann rationieren. Vor allem, weil es viel zu großartig und passend für diesen Trip war. Es ist der letzte Teil einer Trilogie, ist aber nicht so schlimm. So kann man es wie Star Wars machen. Da wird ja auch nicht linear erzählt. Die Geschichte hat mich zutiefst umgerührt. Zeitlich spielt es zwischen wirtschaftlicher Depression und Zweitem Weltkrieg in den USA. Eine Landstreicherin rettet ein Mädchen vor seinen Eltern, päppelt sie auf, zieht sie groß, zieht mit ihr über die Lande. Freundschaft und Fürsorge und hartes Leben. Irgendwann muss das ehemalige Kind Lila aber eben alleine klarkommen und alleine umherziehen. Sie ist misstrauisch, trifft aber einen Menschen, der sich ihr langsam nähert. Irgendwie ist es auch Liebesgeschichte. Ich mag eigentlich keine Liebesgeschichten, aber diese hier ist so real, so mild, dass es ganz gut ging. Es geht aber auch viel um Einsamkeit. Vermutlich war es das, was mich so gepackt hat, da alleine im Wald. "Das kommt davon, wenn man so viel allein ist. Da kriegen Dinge Bedeutung, die sie bei einem geregelten Leben nicht hätten." (S.131). Vielleicht hat es auch darum so eingeschlagen. Aber es war einfach nur großartig! Und für die nächste Tour besorge ich mir aus gewichtstechnischen Gründen doch mal einen E-Reader. Und unbedingt ganz bald die anderen Romane der Autorin.


 Mittlerweile bringe ich ja auch öfter mal Bücher aus Schweden mit. Nach meiner Wanderung bin ich da ein bisschen eskaliert. Lag vermutlich an der Literaturnot auf Wanderschaft. Dieses hier war das erste, dass ich noch in Mora gekauft habe, als ich eigentlich auf der Suche nach Wanderkarten für meinen nächsten Trip war. Quasi ein Verzeichnis mit Infos zu offenen Wanderhütten in Norrland, Svealand und Götaland. Hütten vergleichbar mit denen, in denen ich auf dem Vasaloppsleden gewohnt habe. Da bin ich früher so oft wochenlang mit meiner alten Pfadfindertruppe durch teilweise echt nasse Sommer gelatscht und es gibt diese Hütten so häufig. Hätten wir uns damals gefreut... Man muss es eben nur wissen. Aber wir waren ja so jung *hust*. Das Buch ist ganz fabelhaft aufgemacht. Viel Beschreibung über die Hütten, Wegbeschreibung und zauberhafte Bilder. Wenn ich mal keinen markierten Weg wandern will, dann wandere ich einfach dieses Buch ab oder so. Gibts nur auf schwedisch. Kann ich aber ausreichend.


 Nächstes Buch. Dieser Wanderweg zieht mich ein bisschen. Ich traf in Mora Wandersmenschen die ihn gewandert sind. Die waren allerdings den südlichen Teil gelaufen, der weit unbekannter ist. In Schweden habe ich nichts über den südlichen Teil gefunden. Dieses Buch geht nur über den nördlichen Teil. War jetzt wohl auch keine Fehlinvestition, denn der nördliche Teil muss sicher auch irgendwann dran glauben, aber erstmal nicht. Allerdings ist dieser Guide über den nördlichen (!!!) Kungsleden extrem informationsreich. Mit Beschreibung der Übernachtungshütten, Verzeichnis von Einkaufsmöglichkeiten, Höhenprofilen und Wanderzeiten der einzelnen Etappen. Alles was man braucht als Vorabinfo. Von einem schwedischen Menschen verfasst. Gab es auf schwedisch und englisch. Darum. Mittlerweile habe ich ein deutschssprachiges Buch über den südlichen Teil gefunden, das vermutlich demnächst ganz dringend besorgt werden muss.


 Ach, ich mag Maja, ich mag die Illustrationen und ich mag Emmaus in Göteborg, die mir dieses Buch für 20 Kronen (2€) überließen. Einmal in Reimform (auf Schwedisch) durchs Alpfabet ganz zauberhaft illustriert. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob es leben darf, oder ob ich es irgendwann wegen der Bilder schlachte und sie einrahme...


 Wo ich doch so schlimm auf Ilon Wiklands Bilder stehe. Das hier ist tatsächlich eines der wenigen Bücher, das sie auch geschrieben und nicht "nur" illustriert hat. Es ist nun nicht so, dass ich es nicht vor Kurzem auch auf Deutsch erstanden hätte, aber für 5 Kronen? im Original? Hallo? Und so kann man dem eigenen Schwedisch auch nochmal besser auf die Sprünge helfen. Kinderbücher finde ich zu Sprachlernzwecken ja immer ganz fantastisch. Und wenn sie dann noch so Kinderempowermentmäßig unterwegs sind, erst recht. eine wunderbare Geschichte von einem ersten Schultag und neuer Freundschaft. Nächsten Monat lese ich dann die deutsche Version *lach*. Leider habe ich das Buch, von Ilon Wikland, das es wirklich nur auf Schwedisch gibt, nicht gefunden und mitgebracht. Schreibe ich mir für den nächsten Trip auf den Zettel.


 Der Hemslöjdförlag bringt in Schweden die besten Handarbeitsbücher raus. Ich habe schon einige im Schrank. Sie haben meistens traditionelle Handwerkstechnicken zum Inhalt. Sie sind aber eben (wie die meisten hübschen schwedischen Bücher) recht kostspielig. Von jeder Reise bringe ich ein neues mit, wenn ich an einem Hemslöjdladen vorbeikomme. Manchmal bekommt man diese Bücher auch in Museumsshops. Dieses hier ist aus Mora und hat wundervolle Stickereien aus den 50´er und 60´er Jahren zum Inhalt. Inklusive großartiger Bilder und Stickmuster. Ich muss sie nicht ebenso nachsticken, aber alleine darin zu blättern macht meine Ideen noch wilder und bunter. Sehr inspirierend.

 Und diesen Monat bitte keine Literaturtipps für mich. Ich habe immer noch meterweise Ungelesenes hier und ab sofort keine stundenlangen Bahnfahrten mehr zur Arbeit. Ich bin gespannt, wie sich das auf meine Leserei auswirkt...

Montag, 28. August 2017

Vom Vasaloppsleden und grandioser Selbstunterschätzung


 Wenn sich die Gedanken im Kopf so verdichten, dass sie drohen, den Schädel zu sprengen, dann ist man gut damit beraten, einfach alles stehen und liegen zu lassen und abzuhauen. Am Besten an einen Ort, von dem man weiß, dass es dort Raum gibt, wo sie sich austoben können. In diesem Sinne, habe ich absolut spontan Mitte August nochmal meinen Prütt zusammengesucht und mich einfach verpisst. Natürlich nach Schweden. Nicht zum Rumhängen, sondern für einen kleine Herausforderung. Wandern gehen stand auf dem Plan, denn laufen hilft bei mir immer. Auf nach Sälen, ab auf den Vasaloppsleden. Mit Antje hatte ich einen Teil schon vor zwei Jahren gemacht. Dieses Mal wollte ich den ganzen laufen. 90km, alles was man für 10 Tage braucht auf dem Rücken, Zivilisation kaum vorhanden, alleine sein, Natur, Zeit. 


 Genug Zeit habe ich wohl eingeplant. Ich wusste nicht genau, wie leistungsfähig ich am Ende sein würde, hatte acht Wander- und zwei Ruhetage eingeplant. Ich wollte die acht Etappen von Hütte zu Hütte entspannt angehen. Die erste Etappe hatte ich als die anstrengendste aus der Karte abgelesen. 10km so gut wie nur Steigung. Einige Höhenmeter waren zu erklimmen. Es ging ganz gut. Der Weg war recht achtsam zu gehen, weil es war ein Trampelpfad mit vielen nassen Wurzeln und Steinen, die zu Bänderrissen einluden. Nur musste ich "leider" feststellen, dass diese Etappe nach drei sehr entspannten, langsam gelaufenen Stunden schon geschafft war. Ich war einigermaßen perplex. 




 Und so ging es die nächsten Tage weiter. Die Wege waren in der ersten Hälfte öfter achtsam zu gehen, aber die Strecke war meist schnell bewältigt. Ich habe lange Pausen eingelegt, mir den Bauch mit Molte-, Blau- und Himbeeren vollgeschlagen. Irgendwann habe ich meinen 10l Wassersack immer voll in den Rucksack gepackt, um mich mit ein bisschen mehr Gewicht auszubremsen. Letzteres hat nur bedingt geholfen. Doch ich habe es genossen. Viel Zeit für mich und meinen Kopf. Zeit die Nase in Sonne und Wind zu halten. Zeit zum sortieren und genießen.


 Statt warmer Dusche gab es natürlich regelmäßige Bäder in kalten Seen oder Tassenduschen in flachen Flüssen. Das Wetter war mir hold. Es war zwar teilweise bewölkt, aber tagsüber trocken.




 Es duftete nach Heidekraut und Kiefern. Manchmal nach feuchter Erde am Morgen nach dem Regen, nach Feuer.






 Die Hütten zauberhaft wie auf dem ersten Trip. Einfach aber funktional. Betten, Holzofen, auf dem man auch kochen kann, Wasser in Naturform und ein Plumpsklo vor der Tür. Kannte ich ja schon. Ich musste kein Zelt oder eine Isomatte mitschleifen. Lediglich einen Schlafsack braucht es. Mit Ausnahme einer Nacht, hatte ich die Hütten auch immer für mich. Unterwegs begegnete ich kaum einer Menschenseele.


Lediglich die Etappen und die benötigte Zeit hatte ich falsch eingeschätzt. Wenn man von Sälen nach Mora läuft, kann man folgende Etappen laufen:

Startpunkt in Sälen -> Smågan: 10km
Smågan -> Skärlogsstuga: 8km
Skälogstugan -> Tennäng: 11km
Tennäng -> Röstjärnsstuga: 6km -> Sundetsstuga: 7km (Ich bin das einfach in einem Stück gelaufen)
Sundetsstuga -> Axistuga: 14km
Axistuga -> Prästkogsstuga: 13km
Prästkogsstuga -> Eldris: 13km
Eldris -> Ziel in Mora: 9km

 Mit Kindern kann man den Vasaloppsleden vermutlich auch ganz fantastisch machen. In Hamburg laufe ich zwar auch viel durch die Gegend und 12km reiße ich da auf ner halben Arschbacke ab. Ich konnte aber eben wirklich nicht einschätzen, wie das mit den schwedischen Steigungen und Waldwegen wird. Ich merke mir nun einfach, dass ich mehr kann. Das kann ich mir vermutlich für so einiges im Leben einfach mal fett hinter die Löffel schreiben. So.


 Das Ziel erreichte ich drei Tage vor meiner geplanten Zeit. Das war aber nicht schlimm. Ich hatte mir unterwegs im Wald ein paar Übernachtungsmöglichkeiten in Mora organisiert und konnte mich so in der kleinen "Stadt" wieder an die Zivilisation und Menschen gewöhnen. Meine Lust, wieder mehr solche Touren zu machen, ist unglaublich gewachsen. Früher war das ja meine übliche Sommerferienbeschäftigung. Für den nächsten Sommer habe ich schon ganz wilde Ideen. Ich habe wieder Wanderlustblut geleckt.

Mehr zu einem Teil des Weges habe ich im folgenden schonmal vor zwei Jahren, nach der Tour mit Antje geschrieben:


 Mehr Tipps zum Thema Wandertouren in Schweden werde ich in nächster Zeit noch veröffentlichen. Ein paar Fundstücke vom Wegesrand habe ich auch noch. Alles zu seiner Zeit. Lange wird das gute Gefühl dieser Tour im Alltag wohl nicht anhalten, aber heute darf das noch zu den Montagsfreuden.

Sonntag, 27. August 2017

7 Sachen # 25. 17

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe


1. Gestaubt: Den Trödelfund von gestern ab. Wegen des Rahmens, nicht wegen des Bildes.


2. Gestaunt: Immer wieder über die Sonnenblume auf meinem Balkon. Da wächst ja irgendwie nicht mehr viel, aber diese Sonnenblume kann gar nicht nah genug an die Sonne kommen. Aus dem Kasten knapp 120cm in die Höhe. Ich freue mich schon auf die Blüte.


3. Genäht: Saumtaschen mit REIZverschluss in Kleider eines faszinierenden Menschen. Mich dabei mit diesem Menschen fabelhaft unterhalten. So macht mir nähen ja am meisten Spaß.


4. Gedrückt: Auf den Auslöser. Habe ich selbst erst gar nicht gesehen. Ballon nebst sanfter Mondsichel.


5. Gezogen: Frische Bettwäsche drauf.


6. Geschoben: Die Lehrendenkalenderpräparierung auf morgen. Die Karte habe ich von Koni bekommen. Wie passend für den Neustart.


7. Gedüngt: Die Balkonpflanzen. Vielleicht passiert da ja noch was...
Habt einen großartigen Start in die neue Woche. Ich bin schon schlimm aufgeregt. Huiuiuiui.

Samstag, 26. August 2017

Samstagskaffee und Netzfunde #21


 Ich winke mal ganz vorsichtig in die Runde. Irgendwie bin ich wieder da und irgendwie habe ich auch Lust den Blog aus seiner Sommerpause zu holen. Komischer Quatsch ist passiert und hat mich dazu animiert, komischen Quatsch vollkommen überstürzt zu tun. Und es war großartig! Bisweilen anstrengend, aber großartig! Ich werde bald berichten. Leider ist das heute auch mein letzter Samstagskaffee aus der Freiheit. Nächsten Dienstag ist mein Sabbelyeah vorbei. Da geht es wieder auf Maloche. Ein bisschen nervös bin ich schon. Ab sofort gibt es wieder "normale" Schulferien. Mööööööp. Mal sehen, ob ich noch einen Beitrag zur Quintessenz des vergangenen Jahres schreibe.


 Eigentlich wollte ich heute gar nicht direkt mit Netzfunden starten, aber ein paar erwähnenswerte Dinge sind mir doch vor die Füße gespült worden.

 Gestern war ich einigermaßen geschockt über die Nachricht, dass das Innenministerium linksunten.indymedia.org verboten hat. Im Ernst? Was ein Quatsch! Mal wieder auf dem rechten Auge blind, diese Leute. Beim Statement des Innenministers musste ich meinen Brechreiz echt hart kontrollieren: "Hass gegen Andersdenkende und Repräsentanten des Landes zu säen" [...] "verbreiten detaillierte Anleitungen zum Bau von Molotowcocktails und Brandsätzen". Da keimt bei mir auch sowas wie Hass. Ja, ich trieb mich auf dieser Seite auch zeitweise lesend rum. indymedia.org ist mein favorisiertes Medium, wenn es um Demoaufrufe und -orga, Soliaktionen für dieses und jenes und "andere" Sichtweisen und Informationen geht. Jaja, da stehen Bauanleitungen für Mollis. Gerüchteweise hat man bei den Betreibenden Reizgas und Schlagstöcke bei Hausdurchsuchungen gefunden. Da kann man doch nur müde husten. Jeder Nazi hat mehr Waffen im Handtäschen dabei. Und mal im Ernst: Auch die Schmuseband KETTCAR hat schon Bauanleitungen für Mollis gesungen. Wie u.a. in Hamburg Autos richtig gut abbrennen, konnte man zu Hochzeiten in jedem Quatschblatt nachlesen. Pfffff! Wer es immer noch nicht verstanden hat: Hagen Rether hat da eine feine kleine Nachhilfe zum Thema rechte und linke Gewalt. Was kommt als Nächstes? Es wird wirklich Zeit für einen Aufschrei! Demo am 9.9. ab 14:30h in Hamburg. Ich werde da sein.

 Wo wir gerade bei freier Meinungsäußerung sind: Meine Namensvetterin Jule Stinkesocke ist wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Die Gründe für ihr wahrhaftiges Abtauchen lesen sich ganz krude. Brrrrrrrr. Da kann einem als bloggender Mensch doch auch mal ganz anders werden. Soviel zum Thema Gewalt.


 Die fabelhafte Nunu hat in der vergangenen Woche auch einen fantastischen Beitrag zum Thema "Curvy Supermodel" geschrieben:  "Plus Size Frauen sind nicht AUCH schön, sie sind schön.Sie haben nicht AUCH Liebe und Anerkennung verdient, sie haben es schlicht verdient, wie jede andere Person auf diesem Planeten (ok, Kriegsverbrecher und andere Sadisten sollten wir da jetzt mal auslassen). Wir dürfen nicht AUCH enge Tops und kurze Röcke anziehen, wir dürfen es. Punkt." (Zitat ebd.)  Damit verweise ich dann auch gleich noch auf curvect.com. Dabei stimmt es mich irgendwie traurig, dass es immer noch diese "Curvysichtbarkeitsmachung" braucht. Ich muss nächste Woche ganz dringend diesen Beitrag zu genau diesem Thema online stellen, der seit Wochen (!!!) in meinem Vorratsschrank Staub ansetzt.

 Ein spannendes und -wie ich finde- sehr perspektivenreiches und kontroverses Gedankenexperiment zum Thema "Was wäre, wenn Frauen das Sagen hätten" habe ich hier gefunden. Sehr lesenswert.

 In eigener Sache: Werft gerne noch Beiträge unter die diesmonatige Politisierungssammlung. Ich werde es hoffentlich kommende Woche auch noch kurz vor knapp auf einen Beitrag bringen.


 Echte Schwedenkennende wissen, dass der Frühstückskaffee nicht gleich fika ist, aber ich mag mein neues Kaffee- und Teetablett. Darum musste es heute mit und nun rüber zu Andrea. Mit diesem Beitrag merke ich auch ein bisschen, wie sehr mir das Bloggen doch gefehlt hat. Ich freue mich schon wieder drauf. Bitte habt Verständnis, dass ich eure Kommentare -wie gehabt- erst spät freischalten werde, aber ich habe auch Lust, wieder intensiver mit meiner Lesendenschaft zu kommunizieren und das braucht manchmal eben Zeit. Habt ein charmantes Wochenende!

Dienstag, 8. August 2017

A SUMMER´S TALE 2017


  Ich hatte ja angekündigt, dass ich in diesem Jahr mal ein neues Festival antesten werde: A SUMMER´S TALE. So fuhr ich vergangenen Mittwoch mit Frau und Herrn Postriot in die wilde Heide nach Luhmühlen. Ich war hochgespannt. 


 Antje kam auch hin und wieder vorbei und die Radaufrau habe ich auch endlich mal in echt getroffen. Fantastisch! Dazu habe ich noch einige alte Bekannte aus früheren Tagen wiedergetroffen. Hätte ich ja nicht geglaubt. Aber so war das. Und das Festival? Ich war ja wieder an erster Stelle für allschools.de dort. Das hieß für mich, dass die Musik im Fokus stand. Von den Workshops und sonstigen Angeboten habe ich tatsächlich nicht so viel mitbekommen. Es war sehr schwer, einen Platz in einem der Workshops zu ergattern. Einige spannende wären ja dabei gewesen, aber gut. Immerhin habe ich es zu einer Vinyasa Yogastunde geschafft und am Comic Crashkurs teilgenommen. Ein wenig habe ich auch dem Zero Waste Vortrag gelauscht. Grundsätzlich muss ich zu den Angeboten aber sagen, dass sie für mich inhaltlich nicht viel Neues boten. Dafür renne ich vermutlich einfach zu viel mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend. Für Menschen, die sonst anderes zu tun haben, ist ein solches Festival aber sicherlich eine super Sache, um mal mit bestimmten Dingen, abseits des Mainstreams in Berührung zu kommen.


 Musikalisch waren aber ein paar ziemliche Perlen dabei. Wobei dazu gesagt werden muss, dass das Publikum bedingt entusiastisch auftrat. Eröffnet wurde das Festival von BERND BEGEMANN & DIE BEFREIUNG und im Anschluss spielten DIE STERNE auf. Beim IMMERGUT FESTIVAL war genau das ebenfalls die Eröffnung. Allerdings wurde im Osten dabei alles abgerissen. Das A SUMMER´S TALE ist eben etwas entspannter und zivilisierter. 


 Lesungen gab es auch. Am Donnerstag zum Bespiel die Hamburger Türsteherlesung. Ich bin ja große Fanin. Frau Postriot und meine Wenigkeit waren schon zum Soundcheck da, schlürften Kaffee und pöbelten ein bisschen rum. Das wiederrum führte dazu, dass diese drei Herren uns ein wenig ins Gewissen reden wollten und sich auf ein Pläuschchen zu uns gesellten, bevor sie auf die Bühne gingen. Fabelhaft! So geht Faninbetreuung.


 Ansonsten verlief der Donnerstag auch weiterhin sehr entspannt. THOMAY DYBAHL klang  ein bisschen wie JOE COCKER im Fahrstuhl. Sehr lauschig.


 THE COMMON LINNETS waren auch ganz angenehm poppig mit Countryanleihen. Es muss ja nicht immer der große Kracher sein. Gut, aber für meinen Geschmack eher so zum Dahindümpeln. 


 Von PJ HARVEY hatte ich irgendwie mehr erwartet. Es war etwas schwach, wenig schwungvoll und eben sehr künstlerisch. Da schieden sich die Geister. 


 Dafür hatte ich wahnsinnig viel Spaß an JOHNOSSI. Ich hatte sie vor ein paar Jahren schonmal live gesehen. Irgendwie haben die aber noch eine Schippe draufgelegt. Eine großartige, unfassbar energiegeladene Show. Richtig gut.


 Und die PIXIES? Ja, großartige Band. Haben viel zur Musikgeschichte beigetragen. Sind aber eben auch schon ein paar Jahre älter und das merkte man. Musikalisch, technisch einwandfrei, aber eben irgendwie auch ein bisschen gefühllos. Dürfen sie vielleicht auch einfach, nach all den Jahren.


 Dafür war ja der Freitag voll mein Tag. Nach einer lustigen Lesung von HEINZ STRUNK ging es musikalisch mit ROCKY VOTOLATO los. Ein Musiker, mit dem ich so viel verbinde, den ich immer und immer wieder so hart abfeiere. Das führte auch dazu, dass ich direkt bei den ersten Akkorden im Fotograben nasse Augen bekam. Das war sososososo wunderbar! Was für ein großartiges Konzert im Sonnenschein! Ich war danach emotional komplett bedient. Dieser Mann weiß, wo es weh tut. Hach!



 Zu GET WELL SOON und den anschließenden DEAR READER habe ich mein explodiertes Herz dann notdürftig mit Gaffatape geflickt. Das ging ganz gut.


 Zu CONOR OBERST knirschte es dann wieder in meiner Brust. Auch er hat einen Platz in meinem kleinen Emoherz. Die Sonnenbrille hätte ich an diesem Tag vermutlich auch gut gebrauchen können. Da riss das Gaffa in der Brust. 


 Komplett fertig gemacht haben mich dann VON BRÜCKEN. Live hatte ich sie noch nie gesehen, obwohl ich des Sängers erste Band JUPITER JONES auch sehr mochte (auch vor diesem untypischen Hit). Ganz vorbei war es an dem Zeitpunkt, als diese fabelhafte Band dann nochmals ROCKY VOTOLATO und seine Begleitung auf die Bühne baten. Taschentücher alle, Herz kaputt, alles vorbei. Wahnsinn, was Musik so anstellen kann.



 Eigentlich kam nach VON BRÜCKEN auf der Hauptbühne BIRDY. Das war mir dann aber irgendwie zu poppig. Zu Fotografieren gab es da auch nicht viel. Ich gönnte mir eine Pause und habe wahrhaftig drei Kreuze geschlagen, dass THE NOTWIST im Zeltraum und FRANZ FERDINAND im Anschluss auf der Hauptbühne wenigestens musikalisch tanzbare Töne anschlugen. Das hat sehrsehr gut getan. Danach hätte ich eigentlich nach Hause fahren können. Aber ich blieb, schließlich war das Festival ja noch nicht vorbei. 


 Am letzten Tag war ich dann doch ein bisschen gerädert. Morgens bin ich zum Yoga und danach total yogaverstrahlt zu ROCKO SCHAMONI. Ich brauchte einen leichten Tag und der Samstag war wie gemacht dafür. Wenig Musik, die mich sowohl aus musikalischen als auch aus fotografischen Gründen gereizt hätte. So konnte ich mir dann noch den Comic Crashkurs geben.


 Pünktlich zu ELEMENT OF CRIME war ich dann wieder am Start. Ein paar Bilder und die Festellung, dass mir Sven Regener live immer noch zu anstrengend ist. Zumindest an Tag vier des Festivals. Also bin ich atmen gegangen.


 Alte Menschen können aber auch noch ganz gut Feuer unterm Arsch machen. Die STEREO MC´S sind nun auch nicht mehr die jüngsten, aber das war wahrhaftig eine fulminante Show. Füße stillhalten ging da gar nicht mehr. Antje und ich tanzten ordentlich rum. Fabelhaft.


  Und damit war das wohl mein erstes A SUMMER´S TALE. Ob es mein letztes gewesen ist, weiß ich noch nicht.


 Die Quintessenz? Ein entspanntes Festival, definitiv. Leider kommt man sich da unbekindert zwischenzeitlich etwas underdressed vor. Es waren irre viele Kinder dort. Ein ordentliches Kinderprogramm gab es auch. Von Konzerten bis hin zu Spiel- und Entertainmentbereichen. Mich haben die ganzen Kids zwischenzeitlich ein wenig gestresst, weil sie einem ständig vor die Füße gelaufen sind, einen mit Sand beworfen haben und sonstwas. Aber das ist absolut mein persönliches Problem. Für Familien ist dieses Festival vermutlich sehr super. Das liegt außerhalb meiner Urteilskraft. Ich hab es ja in meiner Freizeit lieber kinderfrei. Witzig fand ich allerdings die Situation, als ein Kind mich mit Sand bewarf und ich mit einem fetten Grinsen Konfetti zurückwarf. Da lief es doch mal schnell, schreiend zu Mama. Die Mutti grinste mich nur belustigt an. Frau Jule macht Kindern Angst. Mit Konfetti... Ich musste ein wenig kichern.

 
 Ein weiterer Bonus eines solch (familien)freundlichen Festivals, war ziemlich augenscheinlich auch eine fette Einladung an behinderte Menschen. Ich habe bisher auf noch keinem Festival so viele behinderte Menschen gesehen. Sowohl Erwachsene als auch Kinder. Ich kann nur mutmaßen, woran das liegt. Rollstuhltribünen gibt es auch auf anderen Festivals und ich weiß nicht, ob das Gelände nach mehr Regen noch Rollstuhlbefahrbar gewesen wäre. Anziehend wirkt das A SUMMER´S TALE dahingehend aber wohl und das finde ich natürlich sehr begrüßenswert. 


 Was mich im Übrigen am meisten irritiert hat war, dass ich ständig und in unterschiedlichen Situationen gesiezt wurde. Auch das ist mir auf noch keinem Festival passiert. Ich fand das echt schräg und fühlte mich irre alt. Ja, das A SUMMER´S TALE ist wahrhaftig ein sehr gut erzogenes, erwachsenes Festival. Wie erwähnt super für Menschen mit Kindern, für behinderte Menschen scheint das auch ganz gut zu funktionieren. Kaum betrunkene, pöbelnde Knallidioten. Es war auch fabelhaft kuratiert, wie man nach einem Immergut gesagt hätte. Ich glaube allerdings, dass ich für sowas noch ein bisschen zu jung bin. Ich hatte ein paar fabelhafte Tage mit vielen Emotionen, lieben Menschen, guter Musik und meistens gutem Wetter an der frischen Luft. Ich danke FKP Scorpio, dass sie mir diese Erfahrung ermöglicht haben.


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