Freitag, 30. Juni 2017

Juniliteratur 2017


 Nachdem ich vergangenen Monat unfassbar viel gelesen habe, fällt die Ausbeute diesen Monat etwas spärlich aus. Hörbücher fehlen diesen Monat auf der Liste. Zwei habe ich gehört und dabei Socken gestrickt. Aber ich lasse sie einfach mal raus. Die Bücher habe ich so gut wie ausschließlich im Urlaub in Schweden gelesen. Und dieses Mal hatte ich wirklich gute und passende Urlaubsliteratur dabei:


 Utopien. Ach wie schön. Beworben wurde es als Jugendbuch und ich dachte, dass auch kompliziertere Autoren besser lesbar seien. Tasächlich waren sie das auch, ob ich dieses Buch nun allerdings für Jugendliche empfehlen würde, glaube ich allerdings nicht. Ich fand alles sehr spannend und kannte mit Ausnahme von Marx und Engels tatsächlich keinen der vorgestellten Utopisten. Es war auch spannend zu sehen, wie sich die Utopien von Platon vor knapp 2500 Jahren bis hin zu Callenbach 1974 verändert haben. H.G. Wells und Callenbach stehen jetzt auf jeden Fall auf meiner Leseliste. Vor allem Callenbachs "Ökotopia" interessiert mich brennend. Beide Bücher sind übrigens vergriffen, aber ich werde sie schon finden.


 Ja, ich erwähnte nach der Lesung beim IMMERGUT FESTIVAL, dass ich dieses Buch ganz dringend lesen muss. Es ist großartig, wie Jens Balzer Gesellschaft anhand der Musik analysiert, die sie hören. Einige Musikmenschen und deren Publikum bekommen ihr Fett weg. Am Spannendsten fand ich das Kapitel über die "Aggressivität männlicher Opfer" und die damit verbundenen Rechtsrock Bands mit höchst sexisitischem Auftreten. Ich wollte Till Lindemann nach diesem Kapitel einfach nur mal tröstend in den Arm nehmen. Arme Würste....


 Das diesmonatliche Buch aus meinem Lesekreis. Ich wollte es ja schon kurz nach Erscheinen wegen des Umschlags kaufen, habe mir aber lange auf die Finger gehauen. Bei den Lesekreisdamen stand es auch auf der Liste, aber wir haben gewartet, bis es als Taschenbuch herausgegeben wurde. Und was soll ich sagen: Ich fand es großartig. Ich war tiefbeeindruckt von Baba Dunja. Gegen alle Widerstände kehrt sie in die Todeszone um Tschernobyl zurück und lebt ein ziemlich selbstzufriedenes Leben. Zwar nagen einige Geschehnisse der Vergangenheit an ihr, ihre Familiengeschichte ist alles andere als Glanzvoll, aber grundsätzlich strömt ihr Charakter eine unglaubliche Gelassenheit aus. Sie wird in ihrem Dorf aufgrund unvorhersehbarer Vorkommnisse zu einer Heldin, obwohl sie gar nicht will. Ach ich weiß nicht, ich mochte sie und fand es schade, dass das Buch nur so dünn war. Und ich wünschte, dass ich im Alter auch ein bisschen so wie sie sein könnte.


 Hamburg im Winter. Passte trotzdem gut als Urlaubslektüre. Eine nicht ganz leichte Familiengeschichte. Eine Geschichte, die mit dem Tod beginnt und einer neuen Lebenszufriedenheit des Protagonisten endet. Keine spektakuläre Geschichte, eher eine, die so dahinzieht, in der man alles um sich herum vergessen kann. Darin diese wunderbaren kurzen zwischenmenschlichen Begegnungen, die das Leben so schreibt und die immer und immer wieder passieren. Ich musste zwischenzeitlich ein bisschen an die älteren Geschichten von Selim Özdogan denken oder sämtliche andere deutsche Popliteratur. Mag ich ja.


 Fand ich im Ferienhaus vor. Blieb natürlich da. Zuerst musste ich ein bisschen über den Titel glucksen. Sie haben "blasen" geschrieben- thihihi. Lang lebe die Postpubertät. Aber der Inhalt war super! Ein Buch durch die Monate. Jeweils eine Seite Illustration und eine Seite Dinge über den entsprechenden Monat in Reimform. Die Illustrationen waren unfassbar großartig! Und auch die Texte haben mir gefallen. Ein Buch aus der DDR und teilweise doch ein bisschen zu aufrührerisch, dachte ich. Super war unter anderem der April: 

 Ein gröhlender Wetterhahn. Hach! Ich muss mal sehen, ob ich dieses Buch irgendwo bekomme. Das muss in meinen Schrank.


 Es gibt Astrid Lindgren Geschichten, die ich tatsächlich nicht kenne. Aus meiner dicken Bücherbox habe ich dieses hier mit in den Urlaub genommen. Perfekt! Zwei total verschiedene Geschichten. Irgendwie ist es auch ein bisschen schräg, sich in dieser Welt zu befinden und das passende Buch zu lesen. Verbraucht relativ wenig Fantasie, aber das ist ja auch nicht schlimm. Und die Geschichten waren wie der Urlaub, so schön, perfekt und zauberschön, dass einem schlecht werden könnte. 


 Dieses Buch hatte ich eigentlich für den Fussel eingepackt. Er kannte die Geschichte nicht, war nach unserem letztjährigen Besuch in Junibacken aber neugierig. Er kennt sie immer noch nicht, dafür war ich froh, sie nochmal lesen zu können, zumal mir tatsächlich die Bücher ausgegangenen sind und das hier eigentlich nicht für mich eingeplant was. Und Bücher in denen steht "Es gibt Dinge, die man tun muss, sonst ist man kein Mensch, sondern ein Häuflein Dreck" haben eh gewonnen. Muss ich was zur Geschichte erzählen? Ich denke nicht.


 Jaja, mir sind die Bücher ausgegangen im Urlaub. Ich mag das ja gar nicht, wenn sowas passiert. Mit anderen Mitreisenden habe ich früher dann immer wildes Büchertauschen gemacht, der Fussel hatte allerdings nur dicke Softwarelehrbücher dabei. Das ist nicht so ganz meins. Was für ein Glück, dass wir im Jönköpings läns museum waren. Dort findet man die John Bauer Ausstellung, die Antje mir vor Jahren schon ans Herz gelegt hat. Wie gut, dass es im Museumsshop auch die deutschsprachigen Bücher für viel mehr Geld als in Deutschland zu kaufen gab. Aber ohne Buch im Urlaub sein ist ja auch keine Option. Was soll ich sagen? Vielleicht: Hachz!!!! Geschichten, Bilder, Wälder, Trolle... Elsa Beskow mit Bildern von John Bauer. Hätte sie nicht nötig gehabt, aber gut. Superbuch! 


 So ganz ohne Graphic Novels ging es dann aber kurz vor Ende des Monats dann doch nicht mehr. Die Geschichte einer Geschlechtsanpassung. What ever. Ich glaube das hier wird so ein Buch für meinen Sexualkundeunterricht. Gut für Kinder und Jugendliche geeignet. Sehr klare Bilder, klare Worte, hier und da ein kleiner Witz. Das Thema wird sehr leicht vermittelt, aber keineswegs platt.



 Buff! Krasse Grapic Novel. Eher ein Sachbuch im Comicstil. Aber ganz großartig. Alles um, hinter, in und über die Vulva. Kulturhistorie, medizinisches. Unfassbar voll Wissen, Informationen, wissenschaftlichen Studien und Arbeiten. Dabei fabelhaft feministisch illustriert. Teilweise ganz hart, bitter-böse, sarkastisch illustriert und ergänzt. Da ich schon wusste, dass es nur kacke sein kann, wenn Männer sich mit den "weiblichen Geschlechtsteilen" beschäftigen, konnte ich oft laut lachen. Es ergab sich, dass ich einen Teil des Buches in der Öffentlichkeit in Öffis und Cafés lesen konnte. Die verstohlenen Blicke auf den Einband und zwischen die Seiten waren auch wunderbar zu beobachten. Hihi.

 Im Regal stehen immer noch über 1,5m ungelesene Bücher und die Leseliste ist schon wieder gewachsen... Mal sehen, ob der Juli zum Lesen einlädt. Und mal sehen, ob ich mir für den Urlaub vielleicht doch mal sowas wie einen e-Reader zulegen sollte. Dann kann ich 2m Bücher locker in die Handtasche packen...

 Und tatsächlich hatte ich den Beitrag vorbereitet und während ich ihn online stelle, schaue ich im Fernsehen die Debatte im Bundestag zur Ehe für alle. Wieviel Homofeindlichkeit da aufs Tablett kommt, lässt mich schaudern und ich entschuldige mich für eventuelle, nicht ausgemerzte Tippfehler oben. Ich hoffe, dass wir heute Abend alle viel bunte Blubberbrause trinken dürfen.

Donnerstag, 29. Juni 2017

Veganismus ist kein Statussymbol


 Jaja, sie hat schon wieder Geschirrtücher bestickt. Aber das macht ja auch so einen Spaß und man kann fabelhaft dabei nachdenken. In diesem Fall zum Beispiel über Veganismus. Diese Blume ist nämlich das Zeichen dafür. Sie wird von der 1944 gegründeten Vegan Society vergeben. Mittlerweile prangt sie auf vielen Verpackungen im Super- und Drogeriemarkt. Als ich vor über elf Jahren mit dem Vegankram anfing, hat man sie noch nicht so häufig auf Produkten gesehen. Es hat sich in den letzten Jahren viel getan. Ich betrachte das ein bisschen mit gemischten Gefühlen. Es ist einfach geworden, irgendwie vegan zu leben. Vor allem im Hinblick auf Ernährung und Kosmetik. Doch zu einer veganen Lebensweise gehört ja noch so viel mehr. Klamotten mit Wolle, Seide oder Leder kommen mir nicht ins Haus. Nichtmal in Second Hand. Ebenso werde ich mir kein Haustier halten oder Reitsport betreiben. Um Zoos und Zirkuse mir Tieren mache ich einen großen Bogen. Probleme gibt es nach wie vor bei Medikamenten... Muss man halt wissen. Das alles fällt mir sehr leicht.


 Ich habe das nicht von jetzt auf gleich geschafft. Ich habe alte Klamotten und Schuhe, die nicht vegan waren, kaputtgetragen. Ein paar alte Wollsachen besitze ich wohl noch. Ich habe mir stapelweise Wissen über Tierhaltung, tierische Produkte, Ernährung undundund angeeignet. Aktiv missionieren tue ich aber nicht. Ich lebe lediglich so. Hin und wieder trage ich mal ein Shirt, Button oder einen Patch mit entsprechendem Hinweis. Das war es aber auch. Ich muss Menschen, die gerade herzhaft in ein Steak reinbeißen nicht anpöbeln, auch wenn ich es eklig finde. Das alles macht mich aber nicht zu einem besseren Menschen. Ich mache es einfach. Ich lasse mir von Menschen gerne Löcher in den Bauch fragen, aber ich lasse mich nicht mehr dafür anpöbeln oder in dämliche Diskussionen verwickeln. Wer meint, dass Fleisch essen und Co. total natürlich sind und Landwirtschatsmenschen ja auch nur (über-)leben wollen, soll das Smartphone abgeben und zurück in eine Höhle ziehen.


 Nervig finde ich allerdings die Menschen, die meinen, sie wären jetzt bessere Menschen, weil sie ihren Latte mit Sojamilch bestellen. Die sich für Übermenschen halten, weil sie eine Tofuwurst gebraten haben und von oben herab auf die Menschen blicken, die sich von Fast Food Burgern ernähren. Zu viele Menschen vergessen, dass die vegane Lebensweise eine sehr priveligierte ist. Anständig durchgezogen, demonstriert sie im Zweifelsfall einen hohen Bildungsgrad, Leben in einer gut situierten Gesellschaft, in der man es sich leisten kann sich über Dinge wie Ernährungsweise Gedanken zu machen. Schwierig wird es an der Stelle, an der die Funktion des Veganismus zur Abgrenzung gegenüber dem "Pöbel" genutzt wird oder gar als Statussymbol. Da wo das neueste Smartphone, das dickste Auto, das schönste Haus oder der größte Flachbildfernseher als Statussymbol nicht funktionieren, ist es Dummfug, etwas wie Veganismus als solchen zu nutzen und von oben herab auf Menschen zu blicken, die sich damit nicht beschäftigen. Das gleiche gilt übrigens auch für Feminismus, Yoga, Cleaneating oder Low Waste, wo ich ähnliche Tendenzen vermute. Mir ist durchaus bewusst, dass es ein Privileg ist, diese Lebensweise zu führen. Aus vielerlei Hinsicht. Der finanziellen Aspekt spielt dabei allerdings keine Rolle. Vegan leben, geht auch mit wenig Geld. Vegan (oder auch Feminismus, Yoga, Low Waste und Cleaneating) als Trend ist ja erstmal nichts Schlechtes, doch dabei darf man die tieferen und weiteren Dimensionen nicht vergessen.


 Nicht zu vergessen dabei ist, dass weniger privilegierte Menschen sich die Trends der Privilegierten auch immer abgeschaut und angestrebt haben. Da liegt eine große Chance und die sollte man nicht vertun. Vegan und Co. machen einen nicht automatisch zu einem besseren Menschen, aber eine bedachte Demonstration all dessen kann helfen, die Welt zu verändern. Das sollte man immer mal im Hinterstübchen behalten.


 Die blauen Geschirrtücher gehen heute noch in die Donnerstagssammlung, bleiben aber bei mir. Die hellen habe ich dem Holzwurm geschenkt, der das vermutlich alles ähnlich sieht. Backt einen veganen Kuchen und gebt euren Nachbarsmenschen was davon ab.  Das schmeckt dann gleich nochmal so gut. Redet drüber, aber verhaltet euch nicht wie Besserwissende, die meinen das Rad erfunden zu haben. Nomm!

Mittwoch, 28. Juni 2017

CSD, staatlich gestützte Diskriminierung und ein neuer Rock


  Und über die Welt zieht gerade eine bunte Regenbogenkaravane. Heute ist Christopher-Street-Day, der seit 1969 in vielen Teilen der Welt gefeiert wird. Überall laufen die bunten CSD-Paraden. Ab heute auch durch die Bloggendenwelt. Ich habe mich so sehr gefreut, als Katrin von grüner nähen in meinem Mailfach anklopfte und fragte, ob ich gerne an der CSD-Blog- und Linkparade teilnehmen möchte. Ich saß vorm Rechner und stieß einen kleinen Jubelschrei aus. Irgendwie brodelt der LGBTQ*-Themenkomplex auch in meiner Welt, in meinem Leben. Ich darf am 18.07. einen Beitrag zu Katrins Parade beisteuern. Dass mir zu diesem Thema aber mehr als ein Beitrag im Kopf rumgeistert, dürfte klar sein. Darum geht der hier heute in die Linksammlung, die allen offen steht.


 Glaube ich an Wunder? Nicht wirklich. Aber das was seit vorgestern durch die Medien geistert, VERwundert mich doch sehr. Gerade im Urlaub haben der Fussel und ich uns noch großartig darüber aufgeregt, dass die Klage der Grünen, der Bundestag möge doch bitte endlich die seit 2013 vorliegenden Gesetzesentwürfe zur Ehe für alle behandeln, gescheitert ist. Und dann überschlagen sich in den letzten Tagen die Ereignisse rund um diesen Themenkomplex. Die SPD möchte die Ehe für alle auf einmal doch, die FDP will sie auch. Grüne und Linke fordern sie schon seit langem und nun hat Frau Merkel ebenfalls ein positives Signal hinterhergeschickt. Im Urlaub hatte ich noch einen Text zur staatlich- institutionellen Diskriminierung von LGBTQ*-Menschen verfasst. Ganz fallen lassen möchte ich den jetzt aber nun doch nicht. Darum jetzt hier ein hoffentlich schon bald veralteter Artikel:


 LGBTQ* ist noch lange nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Heterosexuelles Leben als staatlich anerkannte Norm. Alles was ab davon ist, darf nicht sein. LGBTQ*-Menschen dürfen nicht heiraten, keine Kinder adoptieren (Stiefkindadoption geht, aber...). Sie dürfen alle Pflichten der Ehe mitnehmen, aber eben nicht deren Rechte. Lediglich zwei namhafte Parteien haben die Ehe für alle schon seit langem im Wahl- und Parteiprogramm verankert. Es erscheint mehr als unfassbar, dass entsprechende Gesetzesentwürfe seit 2013 im Bundestag einfach nicht behandelt werden. Ein CSU-Mensch, fand die Positionierung der Kanzlerin gestern als unmöglich und bezeichnete das Thema als "sensibel"... Sensibel wegen was? Interpretationsspielräume öffnen sich.


 Warum ich das hier von der politischen Seite anfange? Nun: Liebe, Sex und Zärtlichkeit sind politisch, obwohl sie von den meisten Menschen wohl als etwas höchst Privates gesehen wird. Zwar ist Deutschland kein Land, in dem LGBTQ*-Menschen gesetzlich verfolgt oder als krank gebranntmarkt werden, von Normalität, Akzeptanz oder gar "okay" kann aber oftmals keine Rede sein. Das ist rechtlich und gesetzlich aus den oben genannten Gründen verbürgt. Staatliche Diskriminierung hat dort Vorbildfunktion, wo Menschen sich verstecken, ihre Liebe leugnen und geheim halten, ihr Leben nicht gestalten dürfen, wie sie das möchten, Heteronormativität hingegen geschützt und gefördert wird. Es braucht auch in Deutschland immer noch Schutzräume, ein Outing kann gesellschaftlicher Selbstmord werden. Staatlich subventioniert sozusagen. Vorbildfunktion? Setzen, sechs, Deutschland.


 Homophobie ist in allen Ecken der Gesellschaft spürbar, wenn man die Antennen minimal ausfährt. Diskriminierung von LGBTQ*-Menschen ist kein rein rechtes Thema, es tobt überall. Man findet sie in allen Gegenden der Gesellschaft. Bildungsbürgertum schützt vor Homophobie und -feindlichkeit nicht. Dabei ist Homophobie eigentlich das falsche Wort. Man hat keine Angst vor homosexuellen Menschen, man ist ein Arschloch. Es geht immer noch um Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Wie kann man hassen, dass Menschen sich lieben? Füreinander da sein wollen? Warum möchte man sie aus bestimmten Lebensformen ausschließen? Welches Recht hat der Staat, die Lebensplanung von Menschen bestimmen zu wollen? Was soll der Quatsch? Die Förderung und der Schutz der "traditionellen Familie" klingt in meinen Ohren immer sehr nach Ideologien, die es in Deutschland vor 60 Jahren mal in Mode war. Dabei am Rande noch schnell noch eine kleine Sache, bevor hier wieder die ganz kruden Kommentare kommen: In meinem Beruf erlebe ich haufenweise Kinder aus heterosexuellen Partnerschaften, denen es aus mehreren Gründen mies geht. Heterosexuell basierte Familien sind nicht automatisch gute und die einzig wahren Familien, in denen Kinder behütet aufwachsen können. Viele Kinder würden sich sicherlich eher über eine liebevolle als über eine zwangsläufig heterosexuelle basierte Familie freuen. Beispiele aus Ländern, in denen gleichgeschlechtliche Paare, Kinder adoptieren dürfen, bestätigen dies. Dabei steht vermeintliche Heteronormativität auf ebenso wackeligen Beinen. Darüber schreibe ich aber ein anderes Mal. Bis dahin: Ehe für alle! Kinder für alle, die wollen. Für alle die gleichen Rechte! Staatliche Diskriminierung abschaffen!


 Ich mag meine Welt ja lieber bunt als schwarz weiß. Mein neuer Rock unterstreicht das mal wieder. Ein paar Regenbogenklamotten habe ich schon im Schrank, aber keinen Regenbogen für den Sommer. Dieser Rock ist einer meiner neuen Sommerröcke. CSD- Feiern finden im Sommer statt. Den Stoff habe ich irgendwann mal auf dem Trödel gefunden. War wohl eine Tischdecke. Da er recht steif ist, habe ich den Bund mit Beleg gearbeitet, damit er sich ein bisschen geschmeidiger in Falten um Gummi und Kordel am Bauch legt. Der Schnitt ist mein selbstgemachter, erprobter, super simpler Rockschnitt. Tatsächlich habe ich überlegt, mal einen anderen Schnitt zu nähen, aber irgendwie... nä!


 Wenn das Wetter mitspielt und alles so läuft, wie ich mir das denke, darf dieser Rock am 9. Juli mein Transparent und Fähnchenersatz beim CSD in Köln sein. Heute darf er noch in der Mittwochssammlung und natürlich bei Katrins CSD-Linksammlung vorbeiflattern. Außerdem wäre das mein erster Beitrag für die diesmonatliche Politisierungssammlung hier. Da freue ich mich auch noch über Beiträge, damit ich kommenden Monat eine möglichst vielfältige Sammlung online stellen kann, bisher gibt es noch keinen Beitrag, der dort gemeldet wurde. Ich hoffe, das liegt nur am Sommerloch....

Dienstag, 27. Juni 2017

Midsommar i Småland


 Was habe ich ein Glück in diesem Jahr, was meine Skandinavienerlebnisse angeht. Nachdem ich im Januar das Nordlicht beobachten konnte, schaffte ich es dieses Jahr tatsächlich zum ersten Mal, zur Sommersonnenwende am 21.06. in Schweden zu sein. Zugegebenermaßen habe ich schon diese immerhellen Nächte in Schweden erlebt, aber an diesem einen Tag war ich noch nicht dort. In Schweden finden die großen Midsommarfeierlichkeiten übrigens immer am Wochenende NACH dem 21.06. statt. So voll traditionell haben der Fussel es nicht gehalten. Trotzdem möchte ich gerne zeigen, wie wir den längsten Tag des Jahres in Småland genutzt haben. 


 Den Sonnenaufgang um kurz nach 4h haben wir natürlich verschlafen, aber nach dem Frühstück haben wir uns eingepackt und haben einen langen sonnigen Tag genossen. Wie man das so halten kann? Ungefähr so:




 Man kann nach Eksjö fahren. Eine der ältesten erhaltenen Altstädte mit vielen kleinen Holzhäusern in Schweden. Es ist ganz zauberhaft. Das Museum haben wir uns allerdings gespart, auch wenn eine Papierausstellung sehr verlockend klang. Doch bei dem Sonnenschein wollten wir nicht in geschlossenen Räumen sein.


 Weil es auf dem Weg lag, kann man noch in Nässjö halten. Doch außer diesem großartigen Rabenmural (jaja, such) hatte diese Stadt nicht so wahnsinnig viel zu bieten. 


 Man könnte eine Midsommarstång kaufen, wie sie hier in klein in den Margeriten stecken. In Schweden werden sie traditionell in groß aufgestellt und es wird darum herum getanzt. Ähnlich wie dem Maibaum in einigen deutschen Landstrichen. In Supermärkten und anderswo gab es sie in allen Größen.


 Statt der Midsommarståang kann man noch schnell ein paar Kleinigkeiten einkaufen, zurück zum Ferienhäuschen fahren. Fika in der Sonne und ein schwedisches Lieblingsmagazin dazu. 


 Man kann zum Haussee gehen und baden. Leider war es an besagtem Tag zu kaltwindig zum Baden. Fand ich zumindest.


 Abendessen mit vielviel Dill! Wichtig!


 Nachschauen, wo sich die Pferde an einem so schönen Sommertag rumtreiben.


 Auf Steinhaufen klettern und die Aussicht genießen.



 Kleine Kröten aus dem Feuerholzstapel sammeln und dann Feuer machen.




 Nachtisch am Feuer mit Blick in den Sonnenuntergang. Irgendwann so kurz nach 22h. Was ja irgendwie auch noch früh ist.


 Erst ganz zum Schluss scheinen nur noch die Kiefernspitzen der Sonne "Gute Nacht" zu wünschen.


  Und bis tief in die Nacht blieb es irgendwie so. Die schwedischen Tageszeitungen schlagzeilten übrigens, dass das Wetter am Midsommarfeierwochenende ganz gruselig sein würde. Das war DAS Thema. Sie behielten leider Recht.... Wir hatten Glück. Am eigentlichen Feierwochenende sind wir nach Hause gefahren. Es war ganz zauberhaft!

Montag, 26. Juni 2017

15 Fakten (+1) über mich und Tiere


 Astrid sammelt noch bis Ende des Monats in ihrer Linkparty Fakten über den Bezug zu Tieren. Eine schöne Idee, zu der ich mich gerne geselle. Heute also 15 Fakten über mich und Tiere:

 1. In unserer Familie gab es immer Hunde. Ich bin mit ihnen großgeworden.

 2. Mit Katzen kann ich, mit Ausnahme einer laufenden Nase und dicken Augen, nichts anfangen.

 3. In meiner Kindheit und Jugend habe ich knapp 13 Jahre lang mein Zimmer mit Wellensittichen geteilt. Meine erste Wellensittichdame überlebte drei Partnervögel, die alle aus dem Tierheim kamen und starb ein halbes Jahr bevor ich Abitur machte, im stattlichen Alter von 13 Jahren.


 4. Natürlich war auch ich ein Pferdemädchen. Pferde sind wie große Hunde. Viele Jahre bin ich voltigiert und geritten. Ich besitze sogar den deutschen Reiterpass.

 5. Mein erster Berufswunsch im Kindergartenalter war Bäuerin, weil ich mit möglichst vielen Tieren zusammenleben wollte.

 6. Hätte ich im Kindergartenalter schon gewusst, was Landwirtschaftsmenschen mit Tierne machen, wäre "mein Bauernhof" wohl schnell ein Gnadenhof geworden. 


 7. Mit 14 beschloss ich kein Fleisch mehr zu essen. Damals schon gegen die Widerstände aus meinem Umfeld. Eine besonders konsequente Vegetarierin war ich allerdings nie. Ich trug trotz allem noch Leder- und Wollklamotten und aß Gummibärchen mit Gelatine und Käse mit tierischem Lab.

 8. Ich bin extrem unzufrieden mit den deutschen Tierschutzgesetzen und davon, wie Menschen Tier behandeln. Eine Kuh ist nicht mehr als eine Fabrik, die Pflanzen zu Milch verarbeitet, ein Huhn eine Eierfabrik, ein Schwein ein Fleischlieferant, ein Schaf Wollproduzent... usw. usf. Wohingegen Haustiere verhätschelt werden, als seien sie Menschen. Ich bin erklärte Feindin des Speziesismus, der Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit diskriminiert.

 9. Mit 23 stellte ich doch fest, dass mein Pseudovegetarismus ziemlicher Quatsch war und nichts ändern wurde. Ich fing an, vegan zu leben. 


 10. Bis heute gibt es keine Lebensmittel tierischen Ursprungs in meiner Küche.

 11. Vegane Lebensweise heißt für mich auch der Verzicht auf unvegane Kosmetik, Wolle, Leder, Seide. Ich gehe in keinen Zirkus mit Tieren und in den Zoo schon mal gar nicht.

 12. Tierhaltung lehne ich grundsätzlich ab. Als ich in Lappland war, bin ich auch nicht Hundeschlitten gefahren oder habe mir eine Rentierzucht angeschaut. Auch auf ein Pferd würde ich heute nicht mehr steigen. Ein Haustier kommt mir auch nicht mehr in die Hütte.


 13. Trotz meiner relativ konsequenten veganen Lebensweise, bin ich mir noch nicht sicher, welche Haltung ich gegenüber Assistenz- und Therapietieren einnehmen soll.

 14. Tage an denen ich einen Hund streicheln kann, überragen trotzdem immer noch alles.
 
 15. Grundsätzlich üben Tiere nach wie vor eine große Faszination aus. Ich kann stundenlang irgendwo sitzen und sie beobachten. Am liebsten natürlich in freier Wildbahn. Die Pferdebilder hier entstanden während meines letzten Urlaubs in Schweden. Die Lichtung im Wald auf der unser Ferienhaus stand, teilten wir uns mit vier Stuten, die hier vermutlich die Zeit verbringen sollten, bis sie zugeritten werden sollten. Sie waren bei Wind und Wetter draußen, fraßen Gras und waren einfach nur da.


  (16. Wo wohnt die Katze? Im MieZhaus!)

Sonntag, 25. Juni 2017

7 Sachen # 22. 17

 Immer wieder Sonntags... 7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee von Frau Liebe


1. Geleert: Die Geldbörse aus und wieder Euronen reingesteckt. Seit gestern Abend bin ich wieder in Hamburg. Zwei Wochen im zauberhaftesten Småland liegen hinter mir. Der Tag heute ist vom verzweifelten Versuch gekennzeichnet, wieder anzukommen. Irgendwie ganz schlimm, dieser Reisekater.


2. Gefrühstückt: Ziemlich schwedisch, nach dem Trödelbummmel, der mir keine Funde einbrachte. Man muss immer viele Leckereien aus Schweden mitbringen, damit wenigstens Geschmack und Bauch noch ein bisschen Urlaub haben. Der Sojagurt kommt allerdings eigentlich aus Finnland.


3. Gewaschen: Wäsche. Nach dem Urlaub ist ja bekanntermaßen vor dem Waschmarathon. Die Lingonen und Blaubeeren habe ich in einem Trödelladen in Schweden gefunden. Das andere ist eine meiner bekleckerte Lieblingskuscheldecken.


4. Gepackt: Aus. Auch den diesjährigen Muminbecher. Musste mit.


5. Gegrübelt: Über meinen Urlaubsnotizen zu potentiellen Blogeinträgen. Es ist ja nicht so, dass ich noch fast ein ganzes Heft vom Wintertrip voller Ideen hätte. Aber es sind teilweise heikle und immer komplizierte Themen, die in der Rohversion vermutlich viel zu lang und kaum lesbar wären... Vielleicht muss ich meine Ansprüche an mich selbst auch einfach mal ein bisschen runterschrauben. Ich habe auch noch gar keinen politischen Beitrag diesen Monat veröffentlicht, dabei ist die Sammlung ja noch offen. Mal sehen, was ich davon in nächster Zeit verhackstückt bekomme....


6. Gestellt: Fika aufs Sofa. Nein das ist nichts Versautes, die schwedische Nachmittagskaffeetradition heißt so.


7. Gewühlt: Mich durch meine Spitzendeckchensammlung. Ich dachte ich hätte schon viele. Für das Projekt in meinem Kopf sind es aber tatsächlich zu wenige. Dabei hatte ich bei den letzten Trödemöglichkeiten so viele in den Händen... Mist. 
Und jetzt versuche ich mal weiter anzukommen und vielleicht noch den ein oder anderen Blogeintrag für die Vorratskammer zu basteln. Habt einen feinen Restsonntag.