Irgendwie habe ich gerade so einen Wolltick. Aus Gründen. (Hintergedanken zu vegan und Wolle bitte hier nachlesen und nicht mit mir diskutieren) In den letzten Wochen habe ich eine ganze Menge nass gefilzt. Das war toll. Warmes Wasser, gut duftende Seife, weiche Wolle, einfach nur rumstreicheln, bunte Farben. Das hat so gut getan.
Mir wird ja öfter mal gesagt, dass ich eine starke Frau bin. Dass ich ziemlich viel alleine hinbekomme und eine Menge alleine im Leben schaffe und das auch noch gut und erfolgreich. Dabei bekomme ich es auch noch hin, so "nebenbei" anderen bei ihren Kämpfen zur Seite zu stehen. Richtig. Absolut richtig. Und auch gut so. Blöderweise gibt es aber auch immer wieder Menschen, die sich davon bedroht fühlen. Einen angreifen und/oder niedermachen. Blöderweise führt das dazu, dass man als Mensch in einigen Bereichen des Lebens echt verhärtet, weil man sonst untergeht. Härte, Strenge und Disziplin sind die Dinge, die zumindest mich im Leben weit gebracht haben. Alles was gut und von Bestand ist in meinem Leben habe ich mir so erarbeitet. Dabei blieb das Gefühl, dass die Dinge die ich da tue und für mich entscheide, richtig sind, mir Freude und Spaß machen und mich erfüllen. Dingen, die sich falsch anfühlten, bin ich nicht weiter nachgegangen.
Wäre ich ein Mann, wäre ich der Obermacker. Vermutlich. Als Frau habe ich da leider verkackt. Männer fühlen sich von mir bedroht, Frauen ebenso. Man könne mit mir nicht mithalten, wurde mir oft gesagt. Viele Menschen haben sich darum von mir zurückgezogen. Mich teilweise fallen lassen oder weggeschubst. Das war schmerzlich. Selbst da, wo ich in der Lage war, auch weich zu sein, zu weinen, zu verzweifeln, zu straucheln, um Hilfe zu bitten, Hilfe anzunehmen.
Mich macht das so oft so wütend und traurig. Ich gehe schon so lange alleine durchs Leben. Mit einem gewissen Grat an Disziplin und Härte wäre ich vermutlich schon zigfach vor die Hunde gegangen. Zu oft blieb mir keine Wahl. Ich habe viel Gutes damit erreicht und nun soll ich das verneinen, weil Menschen sich davon "bedroht" fühlen? Weil sie offenbar mit sich selbst so uncool sind, dass sie meinen, mit mir nicht mithalten zu können? Schlecht über mich reden? Mir darum weh tun? Das ist doch gemein! Das ist diese Dreckswelt, in der Weichheit gleich Schwäche bedeutet. In der starke Frauen, mit weichen Seiten trotzdem nicht erwünscht sind, weil das offensichtlich immer noch ein Widerspruch ist. Ein Widerspruch, der bekämpft gehört. Egal wie frau es tut, es ist verkehrt. Ist frau stark, wird sie bekämpft, ist frau schwach, wird sie fallen gelassen oder dann erst recht angegriffen. Egal, wie aufgeklärt das Umfeld ist und/oder wie gut kommuniziert wird...
Wenn all diese Filzbälle Emotionen sind, dann ist das hier die Traurigkeit. Das ist der einzige Ball, in den ich einen Stein eingefilzt habe. Sie ist wunderschön. Wut habe ich ausreichend. Vielleicht muss jetzt mal die Traurigkeit ein bisschen für mich kämpfen. Ich weiß noch nicht wie, aber sie ist hart. Vielleicht kann sie auch mit der Wut Hand in Hand gehen.
Vielleicht ist auch erstmal gut mit kämpfen. Mit diesen Wollbällen werfen, wäre auch mehr als lächerlich. Wenn Tränen die Waffen der Frauen sind, dann her damit. Dann heule ich den ganzen Mist demnächst einfach mal weg. Wasserwerfer sollen ja auch manchmal helfen.
Wenn mir das nächste Mal jemand dumm kommt, meint mit mir nicht mithalten zu können, mich darum angreift oder mir Knüppel zwischen die Beine wirft, dann gehe ich eben nassfilzen. Von mir aus weine ich auch dabei. Was jucken mich eure Minderwertigkeitskomplexe und Ängste? Kommt mal klar und macht euch mal so ein bis fünf Gedanken über euch selbst und warum ihr euch von Menschen wie mir so bedroht fühlt oder Angst vor mir habt. Die derzeitige Situation räumt euch ausreichend Zeit dafür ein. Sollte man meinen. Nutzt das! Ich geh zur Dienstagssammlung und dann im warmen Seifenwasser pötschern oder so. Denn ich bin cool mit mir selbst. Die Bälle werden so nicht bleiben. Sie werden sich noch ein bisschen weiter wandeln. Only the strong, stay soft!
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