Samstag, 25. April 2020

Samstagskaffee und Netzfunde # 10. 2020


   Diese #Coronaeltern triggerten mich diese Woche ganz schön hart an. Ich war total verwirrt, aufgeregt, teilweise aggressiv und verständnislos. Alles in mir schrie. Zahllose Diskussionen und Unterhaltungen hatte ich mit den Menschen in meinem Umfeld darüber. Eltern und Nichteltern. Etwas in mir wehrte sich so sehr dagegen für diesen Hashtag Verständnis oder gar Solidarität zu zeigen. Ich bekam mich nicht distanziert, entfolgte so vielen Accounts in den sozialen Netzwerken wie selten auf einen Schlag. Und ich kam nicht dahinter, warum sich mein Bauchgefühl so sehr rumorte und sich sträubte. Äußere dich niemals zum Thema "Elternschaft", wenn du da selber nicht mitmischst. Da sind sie gleich mit Fakeln und Heugabeln hinter dir her. Darum halte ich mich damit für heute auch erstmal bedeckt. Ich muss mich ja auch nicht zu allem Positionieren. Mittlerweile ist mir aber klar, warum es mich so antriggerte, so viel Unverständnis in mir erzeugte. Das liegt bei mir. So. Ich habe eigentlich auch gar keine Zeit, mich mit sowas auseinanderzusetzen, war zudem so sehr damit beschäftigt, mich um meine Lernenden zu kümmern, denen es gerade gar nicht gut geht. Die ich kaum erreiche, von denen ich aber die leise Ahnung habe, dass sie diesen Kontakt, der durch Schulschließung wegfällt, so sehr brauchen. Ich war in Sorge. Ernsthaft. Ein paar davon konnte ich ausräumen. Dazu kam dann am Ende der Woche aber doch noch die Klarheit, dass unsere Alpenüberquerung im September nicht stattfinden kann. Auch da wird für viele von ihnen einiges zusammenbrechen. Das war doch so ein Lichtblick. Für die Kids, ihre Eltern, uns Lehrkräfte, die wir da schon so viel Energie reingesteckt haben... Auch andere der großen Menschen, mit denen ich so zusammenarbeite, hat das schwer getroffen. Durch meine bildungspolitische Arbeit, war ich schon über diese Option vorbereitet... Trotzdem: Ach Scheiße!


Netzfunde für zum auf dem Teppich bleiben gab es auch noch:


 Lebensweltorientierte Unterricht ist ja immer was feines. So habe ich meinen Lernenden vergangene Woche einen Zeitungsartikel geschickt, den sie analysieren und mit ihrer derzeitigen Lebenssituation vergleichen sollen. Ich liebe ja Diagramme und so und das steht gerade eh zufällig auf dem Lehrplan. Spannend dazu.

 Zahlt gefälligst für eure Masken! Und zwar anständig. Und lasst sie euch bezahlen und zwar anständig! 

 Die Faschos schweigen auch nicht. Auch nicht die Faschos, die bei der Bullizeit arbeiten.
 
 Ein paar gute Nachrichten, ständig aktualisiert.

 Ich mag diese Zusammenfassung der besten Hamburger Jodel. Jede Woche mein kleines Plaisier. 

 "23.03. Beobachtung auf dem Spielplatz (noch geöffnet): Kinder (8-10 Jahre) spielen Fussball. Zwei spielen nicht mit, sondern sind „Ultras“. Sie singen, schmeissen Stöcker auf das Spielfeld und behaupten, es sei Pyrotechnik, halten Sachen hoch und sagen: „...und da brennt das Schalketrikot!“. Später rennen sie aufs Spielfeld und „die Sicherheitskräfte können es nicht verhindern“. Mario Basler hatte Recht: „Das Drumherum ist wichtiger geworden als der Sport selbst!“ Liegt wahrscheinlich an den nicht mehr vorhandenen Typen, an denen sich Kinder orientieren könnten." (Zitat ebd.) Mir fehlt der Fußball. Wirklich. Wirklich sehr. Wie gut, dass total liebenswert gestörte Fans einen da noch bei Laune halten.


 Heute war ich wenigstens schon so im Schulgarten fleißig. Sollten die Schulen nach den Sommerferien wieder aufmachen, mag ich den Kids wenigstens ein bisschen Ernte ermöglichen. Lichtblicke und so. Jetzt noch den späten Viertkaffee leeren, bei Andrea vorbei und dann mal sehen, ob ich noch meine persönliche Carearbeit geschafft bekomme, die unter der Woche liegen blieb. Habt es fein.

12 Kommentare:

  1. So schade, dass die Wanderung nicht stattfinden kann. Bei uns wurden alle Aktivitäten bis zu den Sommerferien abgesagt, was auch schade ist. Aber im September hoffe ich, dass dann Spezialprogramm wieder laufen darf. Ja, für gewisse Kinder ist die Distanz überhaupt nicht gut. Ich kann mir vorstellen, dass du dich sorgen musst.
    Es ist eine Saumode, Leuten nicht zuzuhören, die angeblich nichts von einer Sache verstehen, weil sie nicht. Wenn es um Kinder geht, haben aber gewisse Eltern jede Objektivität verloren. Eine Aussensicht von jemand, der vielleicht sogar keine Kinder hat, ist doch ein weiterer Aspekt. Man muss doch noch diskutieren dürfen.
    Ich wünsche dir alles Gute!

    Regula

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    1. vielleicht mag ich aber auch nicht mehr diskutieren. vielleicht bin ich einfach müde. ich habe da schon so viel zu diskutiert... und auf fakeln und heugabeln habe ich irgendwie auch nicht so rechte lust... danke aber für deine ermunterung.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Ich verfolge düse Elterngeschichte eigentlich nicht, aber mein jüngste Enkelin hat mich so mit ihren morgendlichen Tränen erschüttert, die sie vergisst, weil sie nicht in ihre Schatzinsel kann. Klar hat sie eine fünf Jahre alte Schwester, das geht ganz gut. Aber die muss für die Schule arbeiten ( und die Ma schon mal bei halbgaren Aufgaben einspringen ). Meine Tochter meistert das toll, muss ich sagen, aber auch alles mit weiblicher Selbstausbeutung, weil sie auch für die Finanzierung ihrer Elterninitiative kämpfen muss, damit die bestehen bleibt, um selbst genähte Masken angegangen wird usw. Und ohne Ein Quentchen Zeit für sich geht einem schnell die Puste aus. Das nur mal aus Omasicht. Ansonsten komme ich grade zu nichts, vor allem zu selten zu mir selber.
    Du pass aber auch gut auf dich auf!
    Herzlich
    Astrid

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    1. ja, ach das ist doch alles mist. gefühlt geht es allen gerade nicht gut und woanders noch viel schlechter. das nervt. vor allem dann wenn... ach, ich lasse es.
      nimm dir zeit.
      allerliebst,
      jule*

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  3. Liebe Frau Jule,
    ja, um die Schüler*innen mache ich mir tatsächlich auch einige Sorgen, auch wenn ich als Schulträger eigentlich nur für das Drumherum zuständig bin. Aber für viele Kinder ist der geregelte Tagesablauf und, dass auch die Lehrkräfte ein bisschen ein Auge auf sie und die Verhäntnisse zu Hause halten, doch wichtig.
    Für deine Lerneneden tut es mir so leid, dass ihr die Alpenüberquerung nicht machen könnt. Man bereitet sich darauf vor, freut sich so sehr darauf und dann fällt alles ins Wasser. Ich hoffe, dass ihr das vielleicht auf das komende Jahr schieben könnt? Oder fällt es wirklich komplett aus?

    Ich wünsche dir ein wunderbaren Sonntag, lass dich nicht stressen. Ich finde auch, dass entfolgen eine gute Möglichkeit ist, sich aus einigen Dingen raus zu ziehen. Ich selbst habe mich erstmal komplett aus Facebook und Twitter zurück gezogen. Mir wird das alles zu viel gerade.
    Ganz liebe Grüße
    Yvonne

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    1. wir werden mal überlegen, was, wann, wie möglich sein wird als ersatz. aber zusammen was machen, müssen wir auf jeden fall.
      danke für die wünsche.
      liebe grüße,
      jule*

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  4. Danke für die Netzfunde! Deine Gefühle zu #coronaeltern interessieren mich aber schon.

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  5. Als Mutter von zwei Lernenden die zudem auch noch nicht neurotypisch sind, kann ich teilweise die Aufregung von Eltern verstehen.

    Heute nach circa 6 Wochen habe ich das erste Mal mit der Klassenlehrerin des Jüngsten telefoniert. Bis dato habe ich keine einzige Lehrkraft gehabt, die gefragt hat, wie es uns geht. Wir bekommen Aufgabenlisten, und sollen leisten. Bei manchen Lehrkräften meiner Herren Söhne hatte ich den Eindruck, dass sie weil sie halt nicht wusste nwas tun, einfach so weitermachten, als wären normale Zeiten. Und da ich den ganzen Tag alleine bin mit den Kindern habe ich gefühlt auch nicht die Kapazität, noch Lehrern hinterher zu mailen. Es ist viel Verdruss in der Luft, und sowohl die Eltern als auch die Lehrer scheinen sich hängen gelassen zu fühlen. Es ist aber auch einfach doof, wenn aus Gründen ces Förderalismus, dann keiner weiss wie es isr, und in jedem Bundesland es anders läuft. wie soll so ein Gefühl von Verlässlichkeit und Struktur entstehen. Fragt sich die Autistenmama.

    Liebe Grüße

    Annette

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    1. da triffst du es. auf der anderen seite liefert das alleine lassen aber eben auch die chance mal etwas anderes zu tun. niemand schreibt einem vor, wie es gemacht werden soll. ich versuche gerade ganz viele eltern zu beruhigen. klassisches schulisches lernen fand ich eh noch nie so hilfreich. gerade haben wir lehrkräfte aber die chance lerninhalte toll mit der lebenswelt der lernenden zu verknüpfen und vielleicht den eltern auch noch ein bisschen entlastung oder gar freude zu bereiten. das versuche ich gerade. bei den eltern meiner klasse scheint das ganz gut anzukommen. aber lehrkräfte sind eben auch individuen, die sich auf die situation eingrooven müssen. vielleicht sollten wir uns zusammentun, wenn die situation sich etwas beruhigt hat. dann könnten wir zusammen etwas bewegen.
      liebe grüße und starke nerven,
      jule*

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    2. Zu gerne würde ich die Sache mit dem Lernen aus einer anderen Perspektive sehen und selber dazu lernen. Und etwas in Bewegung bringen, finde ich gut

      Liebe Grüße zurück

      Annette

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    3. "bericht aus dem homeoffice einer lehrkraft" steht für nächste woche auf der wunschliste für diesen blog... glaube ich *lach*
      liebe grüße,
      jule*

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