Samstag, 8. Februar 2020

Samstagskaffee # 5. 2020


 Samstagskaffee und los. Heute vielleicht wirr. War mal wieder eine Karrussellwoche. Viel Action auf vielen geistigen Ebenen zu unterschiedlichen Themen. Viel über "Angst" nachgedacht. So vieles was Angst macht. Mir und anderen. Dabei dann doch ein bisschen Rückzug. Am Deutlichsten wurde das am Mittwoch. Nach der Schule direkt ins Arbeitszimmer geworfen, Handy auf dem Küchentisch liegen gelassen. Am späten Nachmittag dann ein Anruf einer Journalistin. Lange mit ihr über Bedrohung durch A*f*D, Petzportal und Dienstaufsichtbeschwerden im Raum Schule gesprochen. Beutelsbacher Konsens und diesen unsäglichen Begriff des Neutralitätsgebots. Diffuse Ängste und Bedrohungsgefühle auf Seiten der Lehrkräfte in Hamburg. Dabei in meinem Kopf immer wieder die Frage: "Sollte ich da zitiert werden, dann mit Klarnamen und unter Erwähnung meiner Schule?" Ein unangehmes Bauchgefühl. Der Frage auf den Grund gegangen. Sollte das zum nächsten Ärgernis mit kleiner Anfrage durch Faschos in der Bürgerschaft an meine Schule enden, ziehe ich meine Schule und Schulleitung wegen meines "Freizeitvergügens" mit rein. Auf meine Dienstaufsichtbeschwerde wegen Dreckspetzportal warte ich ja nur. Ich habe keine Lust auf den damit verbundenen Stress und die Auswüchse der Repression. Dazu das weitere dumpfe Gefühl, dass ich dann notwendige Solidarität einfordern müsste und sie mir nicht vor die Füße geworfen würde. Auf der anderen Seite ist mein Klarname in dem Zusammenhang schon öffentlich. Eigentlich egal. Irgendwann ging mir dann auf, wie krass das eigentlich ist. Wie krass eingeschränkt ich da schon bin. Was diese Arschkrampen von Faschistenpack jetzt schon für eine Macht über meinen Kopf haben. Als mir das bewusst wurde, war klar, dass ich zwar Angst haben darf, dann aber auch die Chance nutzen sollte, mutig zu sein.


 Nur wer Angst hat, kann auch mutig sein. Darüber hatte ich mich hier auch schonmal ausgelassen. Als ich nach meinen Gedankengängen und dem Telefonat mit der Journalistin dann mal wieder in die sozialen Medien luscherte, erschlug es mich fast. Thüringen, what the fuck?!?! Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Wir dürfen uns defintiv nicht den Mut nehmen lassen, wenn sie uns schon solche Angst machen. Weder an den politischen Fronten, noch hinter den Nähmaschinen und Herden, nicht am Arbeits- oder auf dem Spielplatz, nicht an den gemütlichen Tischen der Cafés und Kneipen. Früher wurde ich dafür ausgelacht, dass ich die braunen Gespenster gesehen habe, wo andere nur meinten, dass sei eine Randerscheinung. Mitnichten. Ich könnte mich jetzt zurücklehnen und sagen: "Ich habe es doch immer gesagt, jetzt macht ihr mal." Ja, auch ich bin müde vom Kämpfen. Aber spätestens jetzt ist die Zeit zu zeigen, wo man steht, wofür man steht, wie man leben will. So! Spannend dazu ja auch, dass ich die Faschos, die hier meinten Hasskommentare stehen zu lassen, einmal "angebrüllt" habe und seit dem Ruhe im Karton ist. Das zum politischen Kontext.


 Und auf der anderen Seite ist das ja auch alles ein famoses Paradebeispiel für die privaten Zusammenhänge. Was macht Angst? Wo muss ich mutig sein? Wo muss ich aktiv werden, um etwas für mich und/oder andere zu bewirken? Was kann das sein? Wie? Werte leben, gestalten, verteidigen. Das ist auch in Zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig und wird sich auf das große Ganze auswirken. Immer. Schmetterlingseffekt und so. Andersrum ist es ja auch so. Packen wir also den Mut aus. Auch wenn es nicht viel ist. Ein Bisschen ist besser als gar keiner. Bei der famosen Anastasia las ich vor einiger Zeit den Begriff "Mutausbruch". Es wird Zeit für einen Mutausbruch! Laut und radikal! Mein Beitrag heute zum Samstagsplausch. Der Kaffee ist alle, los jetzt!

 

2 Kommentare:

  1. Rückgrad, Zvilcourage. Ich hoffe, ich habe ganz viel davon. Alles Gute dir! Regula

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. und mit dir hoffentlich noch viele mehr.
      liebst,
      jule*

      Löschen