Donnerstag, 2. Mai 2019

Konsum ist doof


 Was wollte ich nochmal sagen? Ich habe keine Ahnung. Früher gab es hier ja mal mehr Beiträge mit Funden vom Trödelmarkt. Mittlerweile eben gar nicht mehr. Lediglich ein paar Klamotten gab es letzten Sommer noch wegen der Körperveränderung. War nötig. Ich habe alles was ich brauche. Eigentlich schon mehr als das. Das wird mir immer dann klar, wenn ich über die Berge von Stoff stolpere, die sich bei mir mittlerweile angesammelt haben und die in keinem Schrank mehr Platz finden. Von potentiellen Nähprojekten will ich gar nicht reden.


 Aber dieses Konsumteufelchen ist irgendwie schwer rauszubekommen. Nachdem Ende meiner Ausbildung, mit der ersten eigenen, großen Wohnung und dem notwendigen Geld auf dem Konto, ging es los. Nach dem Ende der WG-Zeit braucht man eben so einiges. Doch wann es genug war, habe ich irgendwie ein bisschen verpasst. Wer nicht? Ich würde meine Wohnung nicht als verstopft bezeichnen, aber es ist eben ziemlich viel Zeug. Auf der anderen Seite hänge ich an dem wenigstens wirklich ernsthaft. "Häng dein Herz nicht an Dinge. Unter dieser Prämisse habe ich nichts gegen das Sammeln von Zeugs.", irgendwie so frei nach Maude aus dem großartigen Film "Harold & Maude". Das ist auch mein Motto. Gewesen. Lange. Nun ist seit einiger Zeit Schluss. Es ergab sich so. Ich mache einen Bogen um Läden für Krams, Trödelmärkte, Sozialkaufhäuser und sogar Tauschhäuser (höchstens was reinstellen). Ich kaufe noch Essen, Bücher, Verbrauchsmaterialien des alltäglichen Lebens, Konzertkarten, Musik auf Silberlingen. Ende. Kaputtes wird ersetzt. Eine neue Espressomaschine und ein neuer Wasserkocher mussten Ende letzten Jahres her. Ebenfalls brauche ich bald eine neue Kaffeemühle und eben einen neuen Fernseher. Mittlerweile ist das alles gar nicht mehr so schwer. Irgendwie war das fast ein schleichender Prozess. Manchmal rutscht mir ein Fanartikel für eine politische Richtung, Band oder einen Fußballverein durch. Meistens Shirts. Oder so. Doch was "Shopping" so für einen Stellenwert hat, ist doch ein bisschen wüst. Am Anfang war das echt nicht so einfach. Mittlerweile kann ich aber ganz gut Bummeln. Das ist dann so, wie ins Museum gehen. Schöne, spannende, lehrreiche Dinge anschauen. Beim Bummeln darf man sogar anfassen. Sogar in Stoffläden bekomme ich das öfter hin. Allerdings bin ich da vor Kurzem auch mal wieder grandios gescheitert...


 Konsum ist blöde, will ich sagen. Er umfängt einen mit Tentakelarmen und flüstert einem die ganze Zeit ins Ohr, was man eben sonst noch so brauchst. Gerade feiern alle diese Ausmiststrategien ab. Ich habe mich da nie ernsthaft mit auseinandergesetzt. Geht es da eigentlich auch um Konsumkritik oder ist das wieder so nen neues Ding, womit sich die Ober- und Mittelschicht vom Rest abgrenzen will? Will ich gar nicht mitmachen. Ich habe Kram. Zuviel. Aber das ist okay. Meine großen Klamotten lagern in einer großen Kiste auf dem Dachboden. Sollte da mal wieder mehr auf den Hüften landen, habe ich eben noch was Passendes. Andersrum war das auch eine super Sache. Erstmal checken, dass nichts Neues her muss. Das ist das Ding. Und wie bescheuert dieser Überfluss doch erscheint, wenn man mal den Blick über den Suppenschüsselrand wirft. Da wird einem ja auch nochmal ganz anders zumute. Mittlerweile würde ich glatt sagen, dass es leichter war, vegan zu werden, als sich aus dem Konsum zu verabschieden. Kann man sich ja auch mal auf der Zunge zergehen lassen....


 Wie schwer das eben wirklich doch manchmal so ist, merkte ich, als ich diese drei Schätzchen in einem Kölner Sozialkaufhaus in die Hände bekam. Der Deckel der Kanne ist nicht der passende, aber seis drum. Bei den aufgerufenen fünf Euro bekam ich kurz Schnappatmung vor Begeisterung. Ich bin halt auch nicht päpstlicher als der Papst... Niemand ist perfekt. Aus dem Schüsselchen knuspere ich jetzt immer Nüsse, Gemüse- oder Obstschnitze und die Kanne freut sich schon auf den Sommer, wenn es wieder Eistee gibt. Meine kranken Augen erfreuen sich an den Farben. Vielleicht muss das eben doch auch mal sein. Kleine Dinge. Und vielleicht auch irgendwie ein bisschen Backflash, als es noch eine Wohnung ernsthaft einzurichten galt und das Leben wild war. Erste Anzeichen von Alter, fürchte ich. Damit lasse ich das mal so stehen und alles weitere eben in den Regalen und Wühlküsten der Läden.

4 Kommentare:

  1. Oh ja, das kann ich gut verstehen. Hier in der Nähe gibt es einen wunderbaren Flohmarkt, jahrelang das Ziel meiner Träume, aber nun erscheint der meiste Kram öd und blöd, aus genau dem Grund den Du beschreibst.
    Ich habe alles , was ich brauche, räume inzwischen mehr raus als rein, spende einmal im Jahr das erzielte Geld und kann das Gerenne um ein neues Stück Plastik überhaupt nicht nachvollziehen. Konnte ich nie... aber eben die Flohmärkte, die waren immer meine Falle ! Die Kanne allerdings wäre wohl auch jtzt noch mitgegangen....
    Und wenn etwas Sinnvolles ersetzt werden muss, setze ich gern auf alternative Waren-Wirtschaftskreisläufe.( guckst Du, Gartenstühle !) --- getauscht gegen Marmelade und Eier. LG Gitta

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    1. oh ja, tauschen finde ich auch super. das passiert hier auch ziemlich häufig. da kamen schon die tollsten dinge bei rum.
      liebst,
      jule*

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  2. Liebe Frau Jule, mir geht es da ganz ähnlich, ich habe auch den Konsum auf ein Minimum reduziert. Manchmal finde ich, ich werde wie meine Oma, bei ihr hat es mich damals allerdings immer sehr betroffen gemacht, dass sie sich irgendwie nichts "gönnen" mochte. Hm, nun kann ich das sehr gut verstehen...Aber, bei Deinen 3 Schätzchen aus dem Sozialkaufhaus da hätte ich auch sowas von zugeschlagen, kann mich gar nicht satt daran sehen *g* Liebe Grüße von Vonni

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    1. im rheinland gibt es diesen spruch: man muss och jönne könne. den finde ich sehr gut. aber gönnen kann man sich ja auch imaterielle dinge. da bin ich ganz große fanin von.
      liebe grüße,
      jule*

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