Karin und Meike haben also einen Menschen(s)kinder Sew Along ausgerufen. Nachzulesen hier. Ich mache gerüchteweise tatsächlich mit. Mein erster Sew Along. Heute soll es also um den Zwischenstand gehen. Nunja. Mein Zwischenstand sieht so aus: Ich habe bisher knapp drei Meter Stoff zerlegt. Bei Nicki ist das ja immer eine ziemliche Schweinerei. Ich musste danach mich und mein gesamtes Nähzimmer mal ordentlich durch- und absaugen. Zugeschnitten ist jedenfalls und die ersten Nähte habe ich auch schon geschafft. Für ein vollständiges Endergebnis fehlte dann aber doch die Zeit. Und natürlich musste ich feststellen, dass ich es einfach nicht geschissen bekomme, mich an Regeln zu halten. Es sollte um drei Kleidungsstücke für ein und das selbe Kind gehen. Nunja... Bei mir werden es vier für vier veschiedene Kinder. Regeln sind halt mal so gar nicht meines. Aber vielleicht komme ich ja trotzdem durch, weil die Teile alle irre toll werden oder weil mir noch irgendso ne coole Schummelei dazu einfällt. Mal sehen.
Beim Nähen dieser Klamotten habe ich mir natürlich auch mal wieder Gedanken um genderneutrale Kleidung gemacht. Natürlich geht es im allgemeinen um zu viel Glitzer, rosa und Schischi für die Mädels und zu viel Superhelden, harter Scheiß Kram für die Jungs. Ebenfalls die Schnittunterschiede, die bei den Mädchen schon für Taille sorgen sollen, auch wenn da noch gar nichts ist. So. Aber mal andersrum: Was ist eigentlich mit Kleidern oder Röcken? Irgendwie ist das ja mal so voll unfair. Mädchen können gesellschaftlich anerkannt sowohl in Hosen als auch in Röcke oder Kleider schlüpfen. Bei den Jungs sieht das ganz anders aus. Wie doof ist das denn? Mein Neffe forderte im Alter von drei tatsächlich mal ein Kleidchen von mir für ihn. Selbstgenäht natürlich. Aus Gründen habe ich das dann nicht geschafft. Leider. Vielleicht ist das von der Gesellschaft (noch) zu viel verlangt, dass sie auch Jungen und Männer in Kleidern in Röcken akzeptiert. In bestimmten subkulturellen Zusammenhängen geht das ja durchaus. Ich muss jedenfalls sagen, dass ich männlich gelesene Menschen in Rock oder Kleid immer ziemlich ansehnlich fand. (Und sie natürlich trotz allem für ihren Mut innerlich gehuldigt habe) Doch grundsätzlich sind Röcke und Kleider doch immer noch als Weiberkram = Schwäche angesehen. Ich mag jetzt gar nicht weiter darüber philosophieren, warum Schwäche da so problematisiert wird. Aber blöde finde ich es doch. Einem Kleid oder Rock kann bislang die Genderneutralität jedenfalls abgesprochen werden. Meine zumindest ich. Und das ist doch wahrhaftig schade. Vor allem, weil da ja eigentlich auch die Freiheit extrem eingeschränkt wird. Ganz furchtbar schlimm fand ich ja teilweise die Diskussion, die vor ein paar Jahren rund um das Kleid entstand, das Bloggerin Ella Ringelmiez für ihren Sohn nähte. Schlimm vor allem, weil es die ganze grausame Engstirnigkeit und Intoleranz unserer Gesellschaft zu Tage brachte. Ein wahrer Sturm brach da los. Wegen eines Kleides!!!! Liebe Menschen: Schlüpft doch mal in so ein Kleid oder einen Rock. Bitte. Ich liebe meine Wahlfreiheit, ob Rock oder Hose, vielleicht mögt ihr das ja auch. Grenzen sind doch doof, vor allem die im Kopf.
Ich trage ja durchaus auch eher Röcke. Ich mache damit alles, wonach mir die Nase steht. Natürlich werde ich eher weiblich gelesen. Ich werde nur noch manchmal komisch angeschaut, wenn ich mit Rock irgendwelche Sachen mache, die man mit Rock eigentlich nicht macht. Zum Thema Zwischenstand ist nämlich auch zu sagen, dass ein Teil der Fuchsstoffes schon als Rock zugeschnitten neben den Kapuzis für die Kinder liegt. Allerdings für mich. Und nun rüber in die Linksammlung und nicht mehr so viel getippt. Ich muss nähen.
Coucou,
AntwortenLöschenDas ist wirklich ein super spannendes Thema! Ich habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen und ich habe mir schon von Anfang an vorgenommen dass meine Kinder einfach das tragen dürfen was sie wollen. Also nicht sogenannte genderneutrale Kleidung sondern eher nach dem Motto: Alle Farben sind für alle da.
Ja. Und dann merkte ich, wie fest diese komischen Ideen bereits im eigenen Kopf sind. Und man doch eher blau/grün für den Jungen wählt und rot oder mal ein niedliches Kleidchen für das Mädchen.
Zum Glück habe ich einen Sohn bekommen der mich in der Hinsicht richtig gut erzieht. Indem er Kleider LIEBT und sie mit größter Selbstverständlichkeit trägt und einfordert. Und ich darf dadurch immer wieder meine Schranken im Kopf einreißen. Nächste 'Hürde': wir sind zu einer Hochzeit im Sommer eingeladen und ich erwischte mich schon wieder bei den alten Gedanken als ich drüber nachdachte was die Kinder schönes anziehen sollen. Und die Gedanken sind : mhm.. Ob die Leute das komisch finden wenn mein Sohn im Kleid auftaucht...
An den Reaktionen vom Umfeld und auch in mir drin merke ich immer wieder, dass es noch ein weiter Weg bis dahin ist, dass wirklich alle Menschen das tragen können was sie möchten ohne gedanklich in irgendeine Schublade gesteckt zu werden.
Aber man übt sich, ne?!
Herzliche Grüße aus dem Süden schickt Anna
Ich habe es getan und meinem Sohn, ganz nach seinen Wünschen ein Kleid genäht. Er ist jetzt 4,5 und ich bin froh es getan zu haben. Es wurde auch schon zu offiziellen Anlässen ausgetragen. Ja, Kleider oder Röcke sind schon noch so nen Frauending, obwohl ich auch immer wieder Männern begegne, die Röcke tragen. Aber klar, das ist dann in bestimmten Szenen und nicht in der breiten Masse. Ich bin sehr gespannt auf die Teile und ob du zum Thema 3-Teile noch nen Bogen geschlagen bekommst.
AntwortenLöschenLg Iggy
Liebe Frau Jule,
AntwortenLöschenmeine Söhne besitzen alle drei auch "Mädchensachen", nämlich Kleider und Tunikas. Und ja, das finden total viele Menschen seltsam und ziemlich viele peinlich, aber mir und meinen Jungs geht es damit gut. Trotzdem bin ich deiner Meinung, dass sich der Kleider-Graben nicht mehr schließen wird.
Ich freue mich auf deine grünen Nicki-Teile und bin gespannt darauf, wie du uns dein Projekt so erklärst, dass wir es mit offenen Armen im Sew-Along-Finale begrüßen können.
Viele Grüße und viel Erfolg beim Weiternähen!
Meike