Donnerstag, 8. Mai 2014

Musikdonnerstag: FRISKA VILJOR- "Bravo!"


 Immer (oder meistens) Donnerstags stelle ich ein Album vor, welches in meinem Leben eine prägende Rolle meiner musikalischen Sozialisation gespielt hat. Wer mitmachen mag, ist natürlich herzlich eingeladen und darf einen Kommentar hinerlassen, weil ich so furchtbar neugierig bin, was andere so hören. In den folgenden Wochen soll es um diese Alben gehen:

Meine Top 20 Alben aller Zeiten
The Beatles- A Hard Days Night (1964)
Cat Stevens- Mona Bone Jakon (1970)
Die Ärzte- Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter (1989)
Red Hot Chili Peppers- Blood Sugar Sex Magic (1991)
System Of A Down- Toxicity (2001)
Sick Of It All- Scratch The Surface (1994)
Jimmy Eat World- Clarity (1999)
The Juliana Theory- Emotion Is Dead (2000)
Pale- How To Survive Chance (2002)
Boysetsfire- After The Eulogy (2000)
Kristofer Åström- Northern Blues (2001)
The Appleseed Cast- Lost Songs (2002)
Kettcar- Du und Wieviel Von Deinen Freunden (2002)
Tomte- Hinter All Diesen Fenstern (2003)
Dredg- Catch Without Arms (2005)
Deftones- White Pony (2000)
Thrice- The Artist In The Ambulance (2003)
Friska Viljor- Bravo! (2006)
Captain Planet- Wasser kommt Wasser Geht (2007)
Casper- XOXO (2011)
 
FRISKA VILJOR- "Bravo!" (2006)


 Als ich in Frankfurt studierte, habe ich lange in der sozialen Betreuung in einem Altenheim gearbeitet. Irgendwann war ich damit aber durch. Ich wollte irgendwas unemotionales, körperlich fordernderes machen um mir ein paar Brötchen dazuzuverdienen. Vor allem als es in Richtung Abschluss ging und die Lernerei wichtiger wurde. Ich heuerte in einem Biosupermarkt an und dachte mir: Stupides Regale einräumen ist genau das Richtige. Ich blieb dort bis zum Ende meines Studiums hängen und das nicht lange beim Regaleeinräumen. Ziemlich schnell fand ich mich hinter der Brottheke wieder, beriet immer mehr Kunden und war damals noch Exotin, wenn es darum ging, KundInnen in punkto veganer Ernährung zu beraten. Fantastisch waren damals auch die KollegInnen die dort arbeiteten. Unter anderem lernte ich dort nämlich Julia von m.i und ihren Freund kennen. Das erste Mal in Frankfurt traf ich Menschen, die sehr nahe an meinem Lebensstil waren.
  Die Arbeit ließ uns zwischen den Kundenanstürmen immer genug Zeit zum Quatschen und so trafen wir uns auch hin und wieder mal außerhalb der Arbeitszeiten zum Klönschnack, Nähen, Musikhören, Philosophieren und fuhren zusammen aufs Immergut Festival. Jedenfalls drückte mir Julias Freund ziemlich fix ein paar CD´s mit Musik in die Hand, die ich unbedingt mal hören sollte. Unter anderem fand ich darauf auch FRISKA VILJOR. Wahnsinn! So lange hatte ich keinen flotten Indiepop mehr gehört und doch klangen sie nicht so eintönig poppig, dass sie untergingen. Bittertraurige Texte, neben fröhlichen Mandolinen und Bläsersätzen, dazu diese Kopfstimmen und Mehrstimmigkeit. Das Bittere wegtanzen, trotz dem Traurigen nicht die andere Richtung vergessen, in welche sich die Mundwinkel ziehen können. FRISKA VILJOR habe ich bisher immer nur auf Festivals live gesehen. Ich habe gesehen, wie beim Immergut Festival die Sonne durch die Wolken zu blinzeln schien, als sie auf die Bühne kamen, ich habe sie auf der Rheinkultur bei feinstem Sonnenschein die Massen zum Tanzen bringen erlebt und ich habe mitmachen dürfen, als sie beim Reeperbahnfestival die Fliegenden Bauten zum Fliegen brachten, zwischen und auf Tischen und Stühlen. FRISKJA VILJOR fangen gerne leise und lieblich an, um dann mit voller Wucht zum Mitsingen, tanzen und Hände in die Luft werfen aufzufordern. Ihre Konzerte sind einmalig.
  Von dauerbetrunkenen, liebeskranken Schweden will ich in dem Zusammenhang nichts mehr lesen. Das hat sich mir nicht bestätitgt, als ich Daniel und Joakim vor zwei Jahren zum Interview auf dem Immergut Festival traf, traf ich zwei müde Kerle, die vollkommen nüchtern waren und denen man die meisten Informationen aus der Nase puhlen musste. Es war mein erstes Interview auf Englisch, mein Schwedisch hätte vermutlich bei Weitem nicht gereicht und ich war auch sehr aufgeregt. Als ich das zu Anfang des Interviews sagte, meinten die beiden, dass ihr Englisch wohl auch nicht besser sei. Erstaunlich dachte ich noch, wo sie doch auf Englisch sangen. Als ich mir aber am Ende die Aufnahmen zum Transkribieren anhörte, dachte ich, es sei vielleicht doch besser direkt eine deutsche Übersetzung zu schreiben.... so war das. Ein bisschen seelig war ich doch, die beiden mal getroffen zu haben.
Und so tanze ich jeden morgen wenn ich sie auf dem eiPod erwische mindestens im Kopf zur Arbeit und auch sonst immer gerne. Und "Wohlwill" wird wohl immer in meinem Kopfradio tönen, wenn ich diese Straße entlanglaufe. Denn auch sie haben das Hamburggefühl gespürt und eingefangen.
  Dass man auf dem Bild, die "Tour De Hearts" Platte sieht, liegt einzig und alleine daran, dass ich nie an ein Original der "Bravo!" gekommen bin. Vergriffen. Und so ist dies auch die einzige Platte in meinen Top 20, zu denen ich keine CD im Schrank stehen habe. Wirklich schade, aber vorerst nicht zu ändern.

 Und wozu tanzt ihr am liebsten?

2 Kommentare:

  1. Wie findest du denn die neuste Platte der Band?
    Ich habe die Band einmal auf einem Festival erlebt und auf einem Konzert, beides war toll, es wurde unfassbar viel getanzt und mitgesungen. Ein Freund von mir beschrieb den Festivalauftritt damals mit den Worten: "Wie ein riesengroßer Rock n Roll Kindergeburtstag!" Und irgendwie hat er damit (im positiven Sinne!) Recht:)
    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. meinst du die "remember our name" vom letzten jahr? die fand ich super: http://www.allschools.de/record/1310884?3 ;)
      und recht hat dein freund!
      liebe grüße,
      jule*

      Löschen