Donnerstag, 15. Mai 2014

Musikdonnerstag: CAPTAIN PLANET- "Wasser kommt Wasser geht"


 Immer (oder meistens) Donnerstags stelle ich ein Album vor, welches in meinem Leben eine prägende Rolle meiner musikalischen Sozialisation gespielt hat. Wer mitmachen mag, ist natürlich herzlich eingeladen und darf einen Kommentar hinerlassen, weil ich so furchtbar neugierig bin, was andere so hören. In den folgenden Wochen soll es um diese Alben gehen:

Meine Top 20 Alben aller Zeiten
The Beatles- A Hard Days Night (1964)
Cat Stevens- Mona Bone Jakon (1970)
Die Ärzte- Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter (1989)
Red Hot Chili Peppers- Blood Sugar Sex Magic (1991)
System Of A Down- Toxicity (2001)
Sick Of It All- Scratch The Surface (1994)
Jimmy Eat World- Clarity (1999)
The Juliana Theory- Emotion Is Dead (2000)
Pale- How To Survive Chance (2002)
Boysetsfire- After The Eulogy (2000)
Kristofer Åström- Northern Blues (2001)
The Appleseed Cast- Lost Songs (2002)
Kettcar- Du und Wieviel Von Deinen Freunden (2002)
Tomte- Hinter All Diesen Fenstern (2003)
Dredg- Catch Without Arms (2005)
Deftones- White Pony (2000)
Thrice- The Artist In The Ambulance (2003)
Friska Viljor- Bravo! (2006)
Captain Planet- Wasser kommt Wasser Geht (2007)
Casper- XOXO (2011)

CAPTAIN PLANET- "Wasser Kommt Wasser Geht" (2007)


  CAPTAIN PLANET hatten bei mir einen sehr schweren Start. Ich lernte sie auf einem Konzert in Frankfurt kennen. Dort spielten an dem Abend ESCAPADO als erste Band und zogen mir schon da den Boden so dermaßen unter den Füßen weg, dass ich vor lauter Glücksgefühl fast gar kein Ohr mehr für CAPTAIN PLANET hatte. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich (vermutlich total stupide) grinsend in der ersten Reihe stand, vollkommen unfähig mich zu bewegen, weil nach den fulminanten ESCAPADO CAPTAIN PLANET so richtig klangen und alles, was ich nun tun konnte, nur falsch sein konnte. Ähnlich erging es mir beim zweiten Konzert dann in Münster. Hier waren SONAH zuerst dran und begeisterten mich ähnlich wie schon ESCAPADO. Bei CAPTAIN PLANET hatte ich schon kein normal funktionierendes Gehirn mehr und stand wieder debil grinsend rum. Wobei dieses Grinsen nicht alleine der Begeisterung für die Vorbands zuzuschreiben war, denn CAPTAIN PLANET potentierten dieses nur noch.
  Denn ja, sie hatten sowas von recht. Texte die so sehr den Nerv meines Lebens trafen, hatte bisher nur Selim Özdogan in seinen Romanen und Kurzgeschichten hinbekommen. Es war dieses Verständnis und vor dieses Gefühl der Begeisterung, dass man diese ganzen Dinge in so schöne Worte mit noch besserer Musik drumherum packen kann. Ich war vom ersten Moment hin und weg. CAPTAIN PLANET waren irgendwie die klarere Variante von KETTCAR, aber auch die musikalisch passendere. Es gab mehr Schmiss, Aggressivität, Schwung, Antrieb. Mehr der aufmunternde Schulterklopfer oder kräftigere Umarmungen und weniger Balsam auf den Wunden. Antrieb und Mut machen sind meistens das bessere Heilmittel als Mitleid. Denn gegen jeder deiner Schwächen stemmt sich eine Stärke!
  Ich kann dieses ganze Phänomen auch an keinem einzelnen Song festmachen. Sie passen alle so sehr. Der "Wespenstich" der schmerzt, das angemalte freundliche Gesicht, die Abschiede gegen die man sammelt und stapelt ("Sammeln und stapeln") und das "Wort auf der Brücke" schreien, bis die Lungen reißen.


  Durch den Herbst spazieren mit CAPTAIN PLANET auf den Ohren war immer ein großes Erlebnis. Das Bild entstand vor fast fünf Jahren. Diese Jacke mit dem Aufnäher ist noch älter und ich habe sie immer noch, auch wenn sie nur noch ein Fetzen ist, wird sie immer noch getragen, weil ich diesen Aufnäher und alles, was ich mit dieser Band verbinde so sehr liebe. CAPTAIN PLANET sind eine Herbstband. Man kann nur mit verregneten Autos aus dem Süden kommen. Selbst in den Zeiten, wo man nicht mehr wusste, wo die Hand ist, die man gerade so sehr bräuchte, oder wo noch jemand ist, mit dem man abends das Bierchen öffnen könnte, waren da immer CAPTAIN PLANET. Sie waren die Hand, der Kumpel zum Bierchen trinken. Man musste nicht mit ihnen reden, es reichte ihnen zuzuhören. Auch solche Freunde braucht man. Und vor allem konnte man nach einem Durchlauf von "Wasser kommt Wasser geht" den Kopf wieder oberhalb der Wasserkante tragen.
  Das gilt übrigens für alle Alben von CAPTAIN PLANET, auch wenn ich sie schon lange nicht mehr live gesehen habe.

  Welche Musik hebt euren Kopf?

2 Kommentare:

  1. liebe jule,
    das ist aber ein sehr schöner text, eine echte liebeserklärung. man kriegt gleich lust, deine helden kennenzulernen, ich habe nämlich noch nie von ihnen gehört - hm, liegt wohl an meinem jahrgang ;-) ich habe aber auch ein paar eigene evergreens, die köpfe heben können: bei liebeskummer muss(te) es immer "under the bridge" von rhcp sein. einmal habe ich die halbe nacht mit dem kopf vor der box gelegen und mitgesungen und soooo schön geheult. ich liebe das lied noch heute, es ist so so schön trauig und doch kraftvoll. einen sonntagmorgen beginnt man am besten mit "easy", aber in der version von faith no more, so toll! bei katerstimmung immer gut "alten resten eine chance" von element of crime. sehr netter text! zum einschlafen habe ich mal über mehrere wochen "nightswimming" von rem gehört, i love it. mittlerweile auch indisch angehauchter musik zugetan, habe ich ein album der godmother of punk für mich entdeckt: nina hagen mit "om namah shivay" - großartig, egal ob beim yoga, beim spülend durch die küche tanzen oder einfach so. gute laune garantiert! und noch ein geheimtipp: das album "the jungle book" von dissidenten ersetzt (fast) die reise nach indien.
    schön, jetzt habe ich einige meiner liebsten im ohr, allein das richtet ja schon auf :-).
    liebe grüße und gute nacht. koni

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    1. oh, da muss ich mich wohl mal auf die akkustische suche machen und deine musik anhören. so viele tipps.
      liebe grüße,
      jule*

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