Donnerstag, 22. Mai 2014

Musikdonnerstag: CASPER- "XOXO"

Heute zum letzten Mal:


 Immer (oder meistens) Donnerstags stelle ich ein Album vor, welches in meinem Leben eine prägende Rolle meiner musikalischen Sozialisation gespielt hat. Wer mitmachen mag, ist natürlich herzlich eingeladen und darf einen Kommentar hinerlassen, weil ich so furchtbar neugierig bin, was andere so hören. In den folgenden Wochen soll es um diese Alben gehen:

Meine Top 20 Alben aller Zeiten
The Beatles- A Hard Days Night (1964)
Cat Stevens- Mona Bone Jakon (1970)
Die Ärzte- Die Ärzte Früher! Der Ausverkauf Geht Weiter (1989)
Red Hot Chili Peppers- Blood Sugar Sex Magic (1991)
System Of A Down- Toxicity (2001)
Sick Of It All- Scratch The Surface (1994)
Jimmy Eat World- Clarity (1999)
The Juliana Theory- Emotion Is Dead (2000)
Pale- How To Survive Chance (2002)
Boysetsfire- After The Eulogy (2000)
Kristofer Åström- Northern Blues (2001)
The Appleseed Cast- Lost Songs (2002)
Kettcar- Du und Wieviel Von Deinen Freunden (2002)
Tomte- Hinter All Diesen Fenstern (2003)
Dredg- Catch Without Arms (2005)
Deftones- White Pony (2000)
Thrice- The Artist In The Ambulance (2003)
Friska Viljor- Bravo! (2006)
Captain Planet- Wasser kommt Wasser Geht (2007)
CASPER- XOXO (2011)
CASPER- "XOXO" (2011)


  CASPER hatte es bei mir am Anfang wirklich schwer. Alle feierten ihn ab bis hinten gegen. Sowas lässt bei mir eigentlich immer eher die Alarmglocken läuten und Abstand halten. Hiphop ist nur so bedingt mein Stück vom Musikkuchen. Doch irgendwann konnte ich es nicht mehr leugnen, dass auch ich Gefallen an seiner Stimme und den einzelnen Tracks von "XOXO" gefunden hatte. Vermutlich waren es die Kooperationen mit VIERKANTTRETLAGER und THEES UHLMANN die mir den letzten Schubs im Plattenladen gaben. Ich habe ihn erlebt beim 10 Jahre Hotel van Cleef Fest, wo er als Überraschungsgast zu THEES UHLMANN auf die Bühne kam und "& Jay- Z singt uns ein Lied" und "XOXO" gemeinsam mit ihm zum Besten gab. Pudding in den Knien. Vermutlich war es auch der Punkt, dass CASPER auch auf handgemachte Musik unter seiner Stimme setzt. Eine echte Band. Hat er nicht als erfunden, doch es sticht raus.
  Ich erinnere mich an zwei Winter, in denen CASPER mir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit, durchs kalte graue Hamburg die Bettdecke über den Kopf zog. "XOXO" eignet sich herrlich, um im volkommenen Selbstmitleid zu versinken, um alles zu trauern was es zu betrauern gibt. Manchmal muss auch so etwas sein. Nur streckenweise zieht ein kleiner Lichtschein am Horizont auf dieser Platte auf. Es ist so eine absolute passende Untermalung der S- Bahnfahrt durch dunkle nasse Morgende, wenn das Wasser seinen Weg die Scheiben hinunter mäandert und das einzige Licht aus Leuchtstoffröhren kommt. Klischee galore!
  Mit "Blut sehen" konnte ich mich allerdings nie anfreunden. Sehr monoton und der einzige Track, den ich regelmäßig überspringe, weil ich ihn wirklich unerträglich finde. Doch CASPER hat mit seinen übrigen Texten bei mir die äußerst offene Emoader voll getroffen. Zudem zieht er dieses Sturm und Drang Ding so konsequent durch, hadern mit sich, den Menschen und Ungereimtheiten in der Welt. Dieses Befremdliche aufzeigen, benennen und doch nicht dagegen ankommen. Den dunklen persönlichen Dingen und Tragödien einen Namen geben. Ich mag das sehr. Nicht unbedingt weil es mich belastet oder selbst bedrückt, sondern weil ich denke, dass man gerade das kultivieren sollte. Die Dinge in Frage stellen immer und immer wieder, aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und dann ändern. Bei strahlendem Sonnenschein die Regenzeiten nicht vergessen und verdrängen. Vielleicht hänge ich da zuviel eigene Interpretation an CASPERs Texte, aber das ist, was seine Musik in meinem Kopf auslöst.
  Vielleicht ist das alles ein bisschen düster für diese Platte, aber im Grunde genommen ist sie das ja nicht. Zumindest nicht vollständig. Zudem schlägt CASPER auf dem folgenden Album "Hinterland" auch schon viel versöhnlichere Töne an. Außerdem ist es immer wieder schön, wenn mir zu irgendeiner Situation im Unterricht eine Textzeile von ihm einfällt und einige SchülerInnen erstaunt schauen: "Frau Jule, SIE hören CASPER!?!?" Jaja, ich bin schon eine tighte Sau- haha! Und danke, dass es auch solchen Hiphop gibt und der auch Menschen wie meinen SchülerInnen gefällt und sie nicht alleine mit Rappern wie FAR*D B*NG groß werden müssen. Generationenverbindung nennt man das glaube ich. Danke CASPER! Für die Bettdecke und einen gemeinsamen Nenner mit meinen LieblingsschülerInnen. 

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