Samstag, 16. März 2019

Samstagskaffee und Netzfunde # 5. 19


 Mal wieder lange nicht da gewesen. Sowas aber auch. Es waren unter anderem Ferien in Hamburg. Ich war Karneval feiern, habe geschlafen, gelesen, gewerkelt. Den Weltfrauenkampftag habe ich geschwänzt. Und mich hinterher darüber geärgert, denn in Hamburg war da wohl noch weniger los, als in den letzten Jahren. Eine Person mehr, wäre da sicherlich hilfreich gewesen.


 Dafür gestern beim Klima"streik". Zwischen knapp 7000 Lernenden habe ich mit meiner Begleitung den Altersschnitt mal ordentlich in die Höhe schnellen lassen. Ich war sehr beeindruckt, dass trotz Ferien und echtem Hamburger Schietwedder so viele auf der Straße waren. Als Lehrperson war ich sehr froh, das mal aus der Nähe betrachten zu können. Auch meine vergleichsweise jüngere Lernendenschaft war in den vergangenen Wochen dort schon zugegen und nicht in meinem Unterricht, was ich super fand. Alle Argumente gegen diesen Klimastreik finde ich ja absoluten Schrott. Zum Einen die der "Profis", die ständig meinen, Schule schwänzen für so etwas sei nicht so schlau. Aber auch die Argumente, dass die Schwänzerei eben nur für die schlaueren Lernenden aus der Mittel- bis Oberschicht geeignet sei, weil sie allen anderen die Zukunft versauen würde, halte ich ebenso für Quatsch. Selbst schwächere Lernende sollen da mal gefälligst hingehen. Die paar verpassten Stunden, werden ihre Leistungen ebenso wenig schwächen, wie die der Leistungsstärkeren. In die Höhe ziehen würde sie die Teilnahme dann aber eben auch nicht. Keine Ahnung, was manche Menschen denken, wie viel Wissen eine Lehrperson in 4-6 Stunden Freitagsunterricht in einen Menschen reingeprügelt bekommt. Sicherlich nicht mehr als sie auf so ner Klimastreikdemo abbekommen. Natürlich begrüße ich die Diskussion um die Schwänzerei als nette Nebenbeleuchtung für das eigentlich Anliegen. Das kommt so nämlich auch auf den Tisch. Früher haben wir für sowas Randale gebraucht. "Lernende schwänzen Unterricht für bessere Klimapolitik", klingt in so ner Schlagzeile irgendwie auch schicker als "Am Rande einer Demo gegen Faschos kam es zu Ausschreitungen". Gute Mediendressur von der jungen Generation. Ich gebe Applaus!

 Netzfunde und so:

 Karneval gefeiert habe ich. Ich mag Menschen nicht, die sagen, sie würden Karneval kacke finden, weil es da so rassistisch und sexistisch zugehen würde. Karneval ist immer ein Abbild der Gesellschaft. Gesellschaft ist rassistisch und sexistisch. Immer. Egal ob an Kernaval oder den Rest des Jahres. An Karneval erkennt man die Idioten einfach nur schneller. Alle paar Jahre flammt die Diskussion um rassistische Kostüme wieder auf. Finde ich an der Stelle richtig. Und auch in solchen Diskussionen zeigen sich mal wieder die Idioten am schnellsten. Problematisch wie immer, wenn nicht Betroffene da den Zeigefinger heben. Darum dieser Hinweis auf Äußerungen wirklich Betroffener im Hinblick auf das Indianerkostüm. Davon bräuchte es sicherlich mehr und lauter in dieser Diskussion.

 Irgendwie überhaupt keinen Zusammenhang mit dem Kostümthema, aber eben der gleiche Problemkomplex von Rassismus udn Sexismus und weißem Feminismus und (!!!) Aufklärungsarbeit findet man in dem Artikel über, von und mit Julia und Esrin auf innenAnsicht. Wir haben ALLE noch so verflucht viel zu lernen, bis unsere Gesellschaft ein diskriminierungsfreier Raum ist. Dann wird das auch Karneval werden. 


 "Was Familien mit nicht behinderten Kindern schon oft an die Grenze der Erschöpfung führt, ist für Familien mit behinderten Kindern noch zugespitzter. Für den Kitaplatz meiner behinderten Tochter telefonierte ich knapp 50 Kitas durch." (Zitat ebd.) Der Struggle von Eltern mit Institutionen ist real. Ob mit einem behinderten oder nicht behinderten Kind. Da erscheint der Struggle, denn ich immer für meine Lernenden bei Institutionen fighten muss, damit für den Schulbesuch noch diese oder jene Unterstützung rankommt, ein Fliegenschiss. Meistens sprengt das meine Arbeitszeit zwar auch, aber seis drum. Jedes dieser Kinder ist es wert. Ich möchte keine wegen vermeintlicher Behinderung abgetriebenen Kinder. Ich möchte eine hilfsbereite Umwelt für die, die kommen durften.

 Übrigens wegen Abtreibung und so: In Hamburg hat der Prozess gegen Yannic H. begonnen. Der Typ, der so hobbymäßig Frauenärzt*innen anzeigte, die über Schwangerschaftsbrüche informierten und der sich jetzt darüber echauffiert, dass sein Name öffentlich genannt wird. Sagen wir mal so: You get, what you deserve. Vollidiot! Ich hoffe, die Rechtssprechung rückt da mal was gerade.

 Wo es beim Thema "Klimastreik" doch auch immer um Nachhaltigkeit geht: Nachhaltigkeit von Möbeln ist ja ein viel zu wenig beachtetes Thema. Ich liebe "meinen" Tischler nach der Lektüre des verlinkten Arikels glatt nochmal mehr.

 Boah, und Veganismus. Ist ja auch so nen Nachhaltigkeitsding. Ich bin da ja auch öfter mal genervt von diesen ganzen Menschen, die das vor Kurzem erst für sich entdeckt haben und nun überall rummissionieren und ihre freshen Erkenntnisse rausposaunen. Vielleicht braucht die Welt sie. Ist ja auch irgendwie das gleiche wie mit politischem Engagement, Feminismus, Yoga, Zeug selber machen, Müll rausbringen. Macht niemanden heilig oder zu einem besseren Menschen, muss aber gemacht werden. 

 In diesem Sinne: Prost Vanillesojalatte (nein, keine Hafermilch- Klimabilanz ist die selbe). Bei Andrea vorbei und dann Fußball, Torte, Wochenendaktivitäten. Hurra!

2 Kommentare:

  1. Ich bilde mir nicht ein, dass mein Unterricht so der Hammer ist, dass eine Stunde weniger davon gleich einen Leistungssturz bewirkt. Diese ewige Gemotze der alten Sofakleber, die nächstens an ihrem Servelat ersticken vor gespielter Empörung, ist völlig daneben, denn schliesslich sind es sie und ihre Generation, die seit Jahrzehnten die Umwelt schädigen. LG zu dir. Regula

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    1. sehr schön und weise geschrieben! danke dafür!
      liebe grüße,
      jule*

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