Samstag, 23. März 2019

Samstagskaffee und Netzfunde # 6. 19


 Schönen guten Morgen mit Solikaffee. Bevor ich heute ganz schnell und ohne viel Palaver in den Samstagskaffee und die Netzfunde starte: Zunächst mag ich euch allen ganz herzlich für euer großartigen Kommentare zu meinem Dienstagsbeitrag danken. Der Fernseher ist so gut wie gekauft. Kulturindustrie für die Kulturindustrie. Und dass es wichtig ist, in dieser Kreativbloggendenszene eine Ausnahmeerscheinung dazustellen, wurde mir damit und mit den Geschehnissen der Woche, schlimmstens bewusst. "Dort kämpfen, wo das Leben ist", könnte ein guter Untertitel für meinen Blog werden. 


 Dazu die Netzfunde der Woche, mit dem einen großen Thema:

 In Hamburg hat es die blau angemalte braune Partei nun also geschafft, mit ihrem unsäglichen Petzportal erste Wellen zu schlagen. Im Herbst vergangenen Jahres wurde eine Internetseite zur Verfügung gestellt, auf der besorgte Lernende, Eltern und sonstige "besorgte" Menschen, Lehrkräfte melden konnten/sollten, die sich im Bereich Bildung kritisch zur A*f*D äußern. Als dieses Portal eingerichtet wurde, gab es schon einen lauten Aufschrei von vielen Seiten, u.a. diesen und jenen. Die Hamburger Schulbehörde hat sich trotz Drucks der Lehrendenschaft lange mit einer Stellungnahme Zeit gelassen. Andere Bildungsminister wie z.B. aus Niedersachsen stellten sich da energischer hinter "ihre" Lehrkräfte. Die Stellungnahme der Hamburger Bildungsbehörde, die dann doch noch kam war extrem lasch und ist nun auch hinfällig.
 Nun hat die Bildungsbehörde in Hamburg einen absoluten Griff ins Klo getätigt und ist wahrhaftig aufgrund eines Hinweises über das Petzportal an einer Schule tätig geworden. Ein Sprung in den Rücken aller Hamburger Lehrkräfte und der Lernenden. Die Behörde macht sich zu Spielball der Faschisten. Die Presseberichte ließen einem die Haare zu Berge stehen. Ganz schnell fielen da die Begriffe "radikal" und "linksextrem" Natürlich ohne die notwendige Erklärung, was eigentlich unter diesen zu verstehen sei. Die Antifa Altona Ost wurde schnell unter Generalversacht gestellte, ebenso die Lehrkräfte besagter Schule. Spannend auch die Aussage, dass diese Antifa Gruppe bereits wegen weil schon vom Verfassungsschutz beobachtet würde undundund. Die Stellungnahme zu den aktuellen Geschehnissen der Antifa Altona Ost gibt es hier nachzulesen. Die Stellungnahme der betroffenen Schule hier. Spannende weitere Pressestimmen z.B. hier und hier. Erste Solidaritätserklärungen finden auch schon statt.

 
 Es gibt hier so unfassbar viele Dinge, über die man sich mal allerheftigst aufregen muss(!!):

 1. Die Schulbehörde fällt ihren Lehrkräften in den Rücken, stärkt die antidemokratische Aktion einer einzelnen Partei, die schlimmstens nach brauner Kacke von vor 70 Jahren riecht. Der Schutzraum Schule, an dem sich Kinder und Jugendliche ausprobieren sollen, wird massivst angegriffen. Erziehung zum demokratisch partizipiertem und partizipierendem Bürger ist unter solchen Umständen nicht möglich. Es wird signalisiert: Wenn du dich engagierst, bekommst du auf´s Maul. Erschreckenderweise wird in diesem Zusammenhang rechtes Engagement ja eher noch gefördert als linkes. Da schüttelt sich bei mir alles.

 2. Schulische Neutralität gibt es nicht, darf es auch nicht geben. Auch der vielzitierte Beutelsbacher Konsens gibt ein solches Neutralitätsgebot, auf welchem so viel rumgeritten wird, nicht her. Darum geht es auch gar nicht. Politische Bildung kann nicht neutral funktionieren. Neutral ist steril und auf sterilem Boden kann nichts wachsen. Es geht um Kontroversität und Überwältigungsverbot.

 3. Eine Jugendgruppe, die politisch aktiv ist, wird unter Generalverdacht gestellt. Die Antifa Altona Ost hat gerade vergangene Nacht ihren ersten Geburtstag gefeiert. Sie hat sich in dem Jahr bewiesen als engagierte, denkende, aufrüttelnde Kraft der Stadt. Sie hat den Mietenmove mit organisiert, ebenso eine Demo unter dem Motto "Dem rechten Spuk entgegentreten". Sie organisierte den Jugendblock, um Jugendliche zu Demos zu bewegen und öffnet damit geschützte Räume, in denen Jugendliche erste Gehversuche auf der Straße machen können. "Linke Gewalt" in Hamburg? Wo?

 4. Natürlich bin auch ich ANTIFA! Natürlich bin ich antifaschistisch. Natürlich lege ich alles an den Tag, was Unterricht und schulische Bildung und Erziehung hergeben, damit der Faschismus eben nicht wieder erstarkt. Demokratische Erziehung muss immer demokratisch und damit antifaschistisch sein. Natürlich bin ich für Vielfalt, Toleranz und Inklusion. Natürlich bin ich gegen Denunziation, Fremdenhass, Frauenfeindlichkeit, Homophobie. Natürlich bin ich damit nicht mehr "neutral". Wie denn auch? Das ist ja im Grunde genommen noch nicht mal links. Das ist LOGISCH!!! Somit auch mein Klassenraum eine Antifa Area, weil sich da jedes Kind, egal welches Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Religion, Behinderung etcpp. frei bewegen und äußern darf, die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen hat. Im Faschismus wäre das nicht möglich. Dafür brauche ich noch nicht mal einen Aufkleber an der Klassentür. Und ich bin damit auch nicht alleine.

 5. Wieviel Quatsch sich sonst so an Schulwänden finden lässt, der da nichts verloren hat, ist dann nochmal ein ganz anderes Fass. Von den üblichen Pimmelbilden über "Die 8x stinkt!" "XY ist scheiße!". Vielleicht sollte man da mal ne Welle machen und bei der Schulbehörde anklopfen. Für frisch gestrichene Wände jede Woche.

 6. ARGH!!!!!

 
 Die A*f*D hat Angst vor Aufklebern.... Kann man ja auch mal kurz festhalten. Ich stickere nicht in der Schule. Da gibt es für mich anderes zu tun. In diesem Sinne noch ein paar Tipps für Menschen in Hamburg:

 Morgen (24.03.) Hamburger Parteitag der Partei die Angst vor Stickern hat. Demo ab 8:30h in Wandsbek, Schlossstr./ Ecke Am alten Posthaus. (Hamburger Bündnis gegen Rechts)


 Wer meint, immer noch nicht genug über diese Gefahr zu wissen, darf dann gerne am 9.4. zu Vortrag und Diskussion in Altona erscheinen.
 
 Die Faschos, die früher Montags Hamburg genervt haben, sind auch wieder da und demonstrieren am 14.4. am Bahnhof Dammtor. Gegendemo ab 11h ab Hachmannplatz am Hauptbahnhof. (Hamburger Bündnis gegen Rechts)


 Sehr viel Lokales diese Woche. Aber es ist vielleicht wichtig, das da auch mal gezeigt wird, dass auch in Hamburg trotz starkem, linken Millieus die Kämpfe gefochten werden müssen und sie auch gefochten werden. Natürlich sieht das anderswo auch noch viel schlimmer aus. Heute Solidarität mit der Antifa Altona Ost, Solidarität mit der Ida-Ehre-Schule, Solidarität mit antifaschistisch arbeitenden Menschen immer und überall. Dort kämpfen, wo das Leben ist und darum in die Samstagskaffeesammlung.

10 Kommentare:

  1. Das ist wirklich ungeheuerlich und sollte umgehend angegangen werden. Ich frage mich wirklich immer, wo das noch alles enden wird und fürchte zugleich die Antwort - droht sich oder steht schon halb im Raum. Wahnsinn! Danke, dass du weitermachst! Lg. Susanne

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    1. ja, vor allem erschreckend, dass schon die behörde=staat voll drauf anspringt...
      gruselig....
      liebst,
      jule*

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  2. Ja, für die humanistischen Werte einstehen. Menschenrechte. Humanitäres Völkerrecht. In der Schule lehren und leben wir vor. Herzliche Grüsse an dich. Regula

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  3. Unglaublich, was da abgeht! Für den Unterricht ist der Lehrer verantwortlich auf Basis des Grundgesetzes, der Verfassung des Landes und der entsprechenden Richtlinien. Der Klassenraum ist KEIN öffentlicher Raum, und was dort zu welchem Zweck mit dem Ziel politischer Bildung aufgegangen wird, entscheidet der Lehrer eigenverantwortlich.
    Ach ja, und dann immer wieder diese Diffamierung, wenn man sich an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte hält. Aber wehe es sagt mal jemand, das ist rechts...
    Eine Schule mit dieser Namenspatronin hat eine besondre Verpflichtung...
    Erhol dich vom Kämpfen!
    Herzlich
    Astrid

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    1. auf dem rechten auge blind. so einige. schon immer. wie sollte es denn auch anders sein?
      aber wir lassen uns nicht unterkriegen.
      liebe grüße,
      jule*

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  4. Hey, vielen Dank für die deutlichen Worte. Ich bin auch Lehrerin und würde mir wünschen, dass mehr Lehrpersonen den Mut haben, eindeutig gegen faschistische Tendenzen vorzugehen. Ich meine, viele von uns sind verbeamtet, wir sind in der am besten abgesicherten Position überhaupt, und viele Kolleg*innen sind so angepasst, als könnte man sie beim leisesten Aufmucken rauswerfen. Das ist entweder Feigheit - oder noch schlimmeres...

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    1. eben drum werde auch ich nicht schweigen. danke für deine worte.
      liebe grüße,
      jule*

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  5. Hab letztens irgendwo gelesen: "Der Antifaschismus muss wieder bürgerlich werden." Als ich in meiner Schulzeit (in den 90ern) zum ersten Mal mit Antifa-Gruppen in Berührung kam, war das glaub ich größtenteils noch so (- mir zu "langweilig"). Rechtsextreme Vorfälle waren schockierend und schlimm. Einen "Gegen Nazis" Patch zu tragen habe ich lange wegen der Selbstverständlichkeit nicht als notwendig erachtet. Wie sich Zeiten geändert haben - wenn mittlerweile der Einsatz für Menschenrechte schon als linksextrem gilt und die Mitte völlig verschoben ist.
    Danke für den Beitrag und liebe Grüße!
    Janina

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    1. oh, in meiner jugend wurde der faschismus immer kleingeredet. da haben sich die linken nur so angestellt. "die kommen doch eh nicht wieder", "diese paar hansel", "bloß nicht erst nehmen"... liegt vielleicht an den unterschiedlichen kreisen... ich bin für den gegen nazis patch in der schule echt gedisst worden. politisches engagement war da eher nen mobbinggrund. nicht wegen der richtung, sondern weil wegen überhaupt. zack, neues thema für nen neuen beitrag... danke dafür ;)
      liebst,
      jule*

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