Mittwoch, 30. August 2017

Juli- und Augustliteratur 2017


 Nein, ich habe nicht viel gelesen in den vergangenen zwei Monaten. Hatte ich nicht den Kopf zu und ich war definitv zu viel unterwegs.... Aber ein paar Bücher haben es doch in meinen Kopf und in mein Herz geschafft.


 Davon habe ich mal ins Blaue zwei Exemplare gekauft. Eines habe ich dem Süßminister schon vorgelesen und mitgegeben. Der war aber primär verwirrt und konnte den Inhalt mit seinen vier Lenzen und heteronormativer Erziehung nicht richtig greifen. Aber vielleicht macht es ja was. Eigentlich eine "verkehrte"- Welt- Geschichte. Die Männer und Jungs tragen die Kleider, sind künstlerisch unterwegs, kümmern sich um Kinder und Haushalt, wohingegen die Frauen und Mädchen eher die Kohle ranschaffen und mathematisch fit sind. Ein gutes Buch, um bei Kindern aus Verwirrung Gespräche und Reflektionen zu erzeugen, aber irgendwie auch ein bisschen platt. Kostet allerdings nicht viel und kann man mal so ausprobieren. Es sind halt immer noch ziemlich viel Geschlechtskonstruktivismus und -klischees drin. Das Ende ist relativ offen und kann sicherlich weitergesponnen werden. 


 Bei meinem Besuch im Rheinland haben mich meine Eltern mit ins Bilderbuchmuseum nach Troisdorf mitgenommen. Ich muss unbedingt noch darüber berichten. Da war gerade zufällig eine Ausstellung mit Bildern von Ilon Wikland. Vermutlich kennen viele ihre Bilder, aber eben nicht die Person dahinter. Dies ist der Ausstellungskatalog mit vergleichsweise ausführlicher Biografie. Sehr schön und schön spannend. Ilon Wikland hat vor allem Bücher von Astrid Lindgren illustriert und diese Bilder mag ich ja wirklich sehr. Zufällig hatte ich vom Smålandtrip ein Posterbuch mit ihren Bildern mitgebracht. Was für ein glücklicher Zufall. Aber auch sonst eine sehr spannende Frau mit einer extrem spannenden Lebensgeschichte. So anders, als die von Astrid. Eine faszinierende Frau, die diese Lindgren-Kinder-Zauberwelten aber doch so herzensgut illustriert, obwohl ihre Kindheit diese Sprache nicht sprach. Ich winke mal zur anderen Astrid rüber. Vielleicht schaffe ich einen Gastbeitrag für deine Serie? Oder du schaffst einen? Diese Frau würde sich sicher lohnen.


 Ein Geburtstagsgeschenk, auf dem Rückweg vom Rheinland nach Hamburg durchgelesen. Viele Klischees aus den 90´ern. Alle vermeintlichen Subkulturen der damaligen Zeit bekommen ihr Fett weg. Allerdings nicht so witzig, wie angepriesen. Da hätte man sicherlich mehr rausholen können und das ständige Fatshaming eines Menschen aus der Clique hat mich schlimm genervt. Dazu wurde der Dicke zusätzlich als unfassbar dumm dargestellt... TKKG waren in den 90´ern ja auch schwer angesagt und Klößchen (!!!) musste da ja auch viel einstecken. Vielleicht besteht da ein Zusammenhang. Auch wenn dieser Umstand der Zeit und auch der heutigen Einstellung vieler entspricht, versaute es mir das Buch.


 Als ich Wandern war, musste ich mich literaturtechnisch etwas einschränken. Ich musste ja alles tragen. Da kam mir dieser Taschenroman ganz gelegen. Es war das einzige Buch, welches ich dabei hatte. Und ich hatte viel zu viel Zeit. Ähnlich wie die Schokolade, musste ich auch dieses Buch irgendwann rationieren. Vor allem, weil es viel zu großartig und passend für diesen Trip war. Es ist der letzte Teil einer Trilogie, ist aber nicht so schlimm. So kann man es wie Star Wars machen. Da wird ja auch nicht linear erzählt. Die Geschichte hat mich zutiefst umgerührt. Zeitlich spielt es zwischen wirtschaftlicher Depression und Zweitem Weltkrieg in den USA. Eine Landstreicherin rettet ein Mädchen vor seinen Eltern, päppelt sie auf, zieht sie groß, zieht mit ihr über die Lande. Freundschaft und Fürsorge und hartes Leben. Irgendwann muss das ehemalige Kind Lila aber eben alleine klarkommen und alleine umherziehen. Sie ist misstrauisch, trifft aber einen Menschen, der sich ihr langsam nähert. Irgendwie ist es auch Liebesgeschichte. Ich mag eigentlich keine Liebesgeschichten, aber diese hier ist so real, so mild, dass es ganz gut ging. Es geht aber auch viel um Einsamkeit. Vermutlich war es das, was mich so gepackt hat, da alleine im Wald. "Das kommt davon, wenn man so viel allein ist. Da kriegen Dinge Bedeutung, die sie bei einem geregelten Leben nicht hätten." (S.131). Vielleicht hat es auch darum so eingeschlagen. Aber es war einfach nur großartig! Und für die nächste Tour besorge ich mir aus gewichtstechnischen Gründen doch mal einen E-Reader. Und unbedingt ganz bald die anderen Romane der Autorin.


 Mittlerweile bringe ich ja auch öfter mal Bücher aus Schweden mit. Nach meiner Wanderung bin ich da ein bisschen eskaliert. Lag vermutlich an der Literaturnot auf Wanderschaft. Dieses hier war das erste, dass ich noch in Mora gekauft habe, als ich eigentlich auf der Suche nach Wanderkarten für meinen nächsten Trip war. Quasi ein Verzeichnis mit Infos zu offenen Wanderhütten in Norrland, Svealand und Götaland. Hütten vergleichbar mit denen, in denen ich auf dem Vasaloppsleden gewohnt habe. Da bin ich früher so oft wochenlang mit meiner alten Pfadfindertruppe durch teilweise echt nasse Sommer gelatscht und es gibt diese Hütten so häufig. Hätten wir uns damals gefreut... Man muss es eben nur wissen. Aber wir waren ja so jung *hust*. Das Buch ist ganz fabelhaft aufgemacht. Viel Beschreibung über die Hütten, Wegbeschreibung und zauberhafte Bilder. Wenn ich mal keinen markierten Weg wandern will, dann wandere ich einfach dieses Buch ab oder so. Gibts nur auf schwedisch. Kann ich aber ausreichend.


 Nächstes Buch. Dieser Wanderweg zieht mich ein bisschen. Ich traf in Mora Wandersmenschen die ihn gewandert sind. Die waren allerdings den südlichen Teil gelaufen, der weit unbekannter ist. In Schweden habe ich nichts über den südlichen Teil gefunden. Dieses Buch geht nur über den nördlichen Teil. War jetzt wohl auch keine Fehlinvestition, denn der nördliche Teil muss sicher auch irgendwann dran glauben, aber erstmal nicht. Allerdings ist dieser Guide über den nördlichen (!!!) Kungsleden extrem informationsreich. Mit Beschreibung der Übernachtungshütten, Verzeichnis von Einkaufsmöglichkeiten, Höhenprofilen und Wanderzeiten der einzelnen Etappen. Alles was man braucht als Vorabinfo. Von einem schwedischen Menschen verfasst. Gab es auf schwedisch und englisch. Darum. Mittlerweile habe ich ein deutschssprachiges Buch über den südlichen Teil gefunden, das vermutlich demnächst ganz dringend besorgt werden muss.


 Ach, ich mag Maja, ich mag die Illustrationen und ich mag Emmaus in Göteborg, die mir dieses Buch für 20 Kronen (2€) überließen. Einmal in Reimform (auf Schwedisch) durchs Alpfabet ganz zauberhaft illustriert. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob es leben darf, oder ob ich es irgendwann wegen der Bilder schlachte und sie einrahme...


 Wo ich doch so schlimm auf Ilon Wiklands Bilder stehe. Das hier ist tatsächlich eines der wenigen Bücher, das sie auch geschrieben und nicht "nur" illustriert hat. Es ist nun nicht so, dass ich es nicht vor Kurzem auch auf Deutsch erstanden hätte, aber für 5 Kronen? im Original? Hallo? Und so kann man dem eigenen Schwedisch auch nochmal besser auf die Sprünge helfen. Kinderbücher finde ich zu Sprachlernzwecken ja immer ganz fantastisch. Und wenn sie dann noch so Kinderempowermentmäßig unterwegs sind, erst recht. eine wunderbare Geschichte von einem ersten Schultag und neuer Freundschaft. Nächsten Monat lese ich dann die deutsche Version *lach*. Leider habe ich das Buch, von Ilon Wikland, das es wirklich nur auf Schwedisch gibt, nicht gefunden und mitgebracht. Schreibe ich mir für den nächsten Trip auf den Zettel.


 Der Hemslöjdförlag bringt in Schweden die besten Handarbeitsbücher raus. Ich habe schon einige im Schrank. Sie haben meistens traditionelle Handwerkstechnicken zum Inhalt. Sie sind aber eben (wie die meisten hübschen schwedischen Bücher) recht kostspielig. Von jeder Reise bringe ich ein neues mit, wenn ich an einem Hemslöjdladen vorbeikomme. Manchmal bekommt man diese Bücher auch in Museumsshops. Dieses hier ist aus Mora und hat wundervolle Stickereien aus den 50´er und 60´er Jahren zum Inhalt. Inklusive großartiger Bilder und Stickmuster. Ich muss sie nicht ebenso nachsticken, aber alleine darin zu blättern macht meine Ideen noch wilder und bunter. Sehr inspirierend.

 Und diesen Monat bitte keine Literaturtipps für mich. Ich habe immer noch meterweise Ungelesenes hier und ab sofort keine stundenlangen Bahnfahrten mehr zur Arbeit. Ich bin gespannt, wie sich das auf meine Leserei auswirkt...

4 Kommentare:

  1. Ilon Wikland - ein kurzer Text, ein Gedanke! Vielleicht machst du ja wirklich nen Post draus? Bin aber auch neugierig geworden....
    Muss jetzt unbedingt frühstücken. Denk an euch alle, die schon in der Schule sind....
    Glg
    Astrid

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    1. hach, ich hoffe, dein frühstück war gut. ja der wiedereinstieg ist schon anstrengend... aber was will man machen?
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Super schöne Wanderung hast du gemacht.
    Und mittlerweile steckst du auch schon wieder in deiner Klasse, wie ich gelesen hab.
    Wünsche dir alles gute für dieses Schuljahr.
    Wie ich mir denken kann, wird das Lesen bei dir bestimmt nicht zu kurz kommen, auch ohne Zug fahren.
    Habs fein. Angela

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