Dienstag, 8. August 2017

A SUMMER´S TALE 2017


  Ich hatte ja angekündigt, dass ich in diesem Jahr mal ein neues Festival antesten werde: A SUMMER´S TALE. So fuhr ich vergangenen Mittwoch mit Frau und Herrn Postriot in die wilde Heide nach Luhmühlen. Ich war hochgespannt. 


 Antje kam auch hin und wieder vorbei und die Radaufrau habe ich auch endlich mal in echt getroffen. Fantastisch! Dazu habe ich noch einige alte Bekannte aus früheren Tagen wiedergetroffen. Hätte ich ja nicht geglaubt. Aber so war das. Und das Festival? Ich war ja wieder an erster Stelle für allschools.de dort. Das hieß für mich, dass die Musik im Fokus stand. Von den Workshops und sonstigen Angeboten habe ich tatsächlich nicht so viel mitbekommen. Es war sehr schwer, einen Platz in einem der Workshops zu ergattern. Einige spannende wären ja dabei gewesen, aber gut. Immerhin habe ich es zu einer Vinyasa Yogastunde geschafft und am Comic Crashkurs teilgenommen. Ein wenig habe ich auch dem Zero Waste Vortrag gelauscht. Grundsätzlich muss ich zu den Angeboten aber sagen, dass sie für mich inhaltlich nicht viel Neues boten. Dafür renne ich vermutlich einfach zu viel mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend. Für Menschen, die sonst anderes zu tun haben, ist ein solches Festival aber sicherlich eine super Sache, um mal mit bestimmten Dingen, abseits des Mainstreams in Berührung zu kommen.


 Musikalisch waren aber ein paar ziemliche Perlen dabei. Wobei dazu gesagt werden muss, dass das Publikum bedingt entusiastisch auftrat. Eröffnet wurde das Festival von BERND BEGEMANN & DIE BEFREIUNG und im Anschluss spielten DIE STERNE auf. Beim IMMERGUT FESTIVAL war genau das ebenfalls die Eröffnung. Allerdings wurde im Osten dabei alles abgerissen. Das A SUMMER´S TALE ist eben etwas entspannter und zivilisierter. 


 Lesungen gab es auch. Am Donnerstag zum Bespiel die Hamburger Türsteherlesung. Ich bin ja große Fanin. Frau Postriot und meine Wenigkeit waren schon zum Soundcheck da, schlürften Kaffee und pöbelten ein bisschen rum. Das wiederrum führte dazu, dass diese drei Herren uns ein wenig ins Gewissen reden wollten und sich auf ein Pläuschchen zu uns gesellten, bevor sie auf die Bühne gingen. Fabelhaft! So geht Faninbetreuung.


 Ansonsten verlief der Donnerstag auch weiterhin sehr entspannt. THOMAY DYBAHL klang  ein bisschen wie JOE COCKER im Fahrstuhl. Sehr lauschig.


 THE COMMON LINNETS waren auch ganz angenehm poppig mit Countryanleihen. Es muss ja nicht immer der große Kracher sein. Gut, aber für meinen Geschmack eher so zum Dahindümpeln. 


 Von PJ HARVEY hatte ich irgendwie mehr erwartet. Es war etwas schwach, wenig schwungvoll und eben sehr künstlerisch. Da schieden sich die Geister. 


 Dafür hatte ich wahnsinnig viel Spaß an JOHNOSSI. Ich hatte sie vor ein paar Jahren schonmal live gesehen. Irgendwie haben die aber noch eine Schippe draufgelegt. Eine großartige, unfassbar energiegeladene Show. Richtig gut.


 Und die PIXIES? Ja, großartige Band. Haben viel zur Musikgeschichte beigetragen. Sind aber eben auch schon ein paar Jahre älter und das merkte man. Musikalisch, technisch einwandfrei, aber eben irgendwie auch ein bisschen gefühllos. Dürfen sie vielleicht auch einfach, nach all den Jahren.


 Dafür war ja der Freitag voll mein Tag. Nach einer lustigen Lesung von HEINZ STRUNK ging es musikalisch mit ROCKY VOTOLATO los. Ein Musiker, mit dem ich so viel verbinde, den ich immer und immer wieder so hart abfeiere. Das führte auch dazu, dass ich direkt bei den ersten Akkorden im Fotograben nasse Augen bekam. Das war sososososo wunderbar! Was für ein großartiges Konzert im Sonnenschein! Ich war danach emotional komplett bedient. Dieser Mann weiß, wo es weh tut. Hach!



 Zu GET WELL SOON und den anschließenden DEAR READER habe ich mein explodiertes Herz dann notdürftig mit Gaffatape geflickt. Das ging ganz gut.


 Zu CONOR OBERST knirschte es dann wieder in meiner Brust. Auch er hat einen Platz in meinem kleinen Emoherz. Die Sonnenbrille hätte ich an diesem Tag vermutlich auch gut gebrauchen können. Da riss das Gaffa in der Brust. 


 Komplett fertig gemacht haben mich dann VON BRÜCKEN. Live hatte ich sie noch nie gesehen, obwohl ich des Sängers erste Band JUPITER JONES auch sehr mochte (auch vor diesem untypischen Hit). Ganz vorbei war es an dem Zeitpunkt, als diese fabelhafte Band dann nochmals ROCKY VOTOLATO und seine Begleitung auf die Bühne baten. Taschentücher alle, Herz kaputt, alles vorbei. Wahnsinn, was Musik so anstellen kann.



 Eigentlich kam nach VON BRÜCKEN auf der Hauptbühne BIRDY. Das war mir dann aber irgendwie zu poppig. Zu Fotografieren gab es da auch nicht viel. Ich gönnte mir eine Pause und habe wahrhaftig drei Kreuze geschlagen, dass THE NOTWIST im Zeltraum und FRANZ FERDINAND im Anschluss auf der Hauptbühne wenigestens musikalisch tanzbare Töne anschlugen. Das hat sehrsehr gut getan. Danach hätte ich eigentlich nach Hause fahren können. Aber ich blieb, schließlich war das Festival ja noch nicht vorbei. 


 Am letzten Tag war ich dann doch ein bisschen gerädert. Morgens bin ich zum Yoga und danach total yogaverstrahlt zu ROCKO SCHAMONI. Ich brauchte einen leichten Tag und der Samstag war wie gemacht dafür. Wenig Musik, die mich sowohl aus musikalischen als auch aus fotografischen Gründen gereizt hätte. So konnte ich mir dann noch den Comic Crashkurs geben.


 Pünktlich zu ELEMENT OF CRIME war ich dann wieder am Start. Ein paar Bilder und die Festellung, dass mir Sven Regener live immer noch zu anstrengend ist. Zumindest an Tag vier des Festivals. Also bin ich atmen gegangen.


 Alte Menschen können aber auch noch ganz gut Feuer unterm Arsch machen. Die STEREO MC´S sind nun auch nicht mehr die jüngsten, aber das war wahrhaftig eine fulminante Show. Füße stillhalten ging da gar nicht mehr. Antje und ich tanzten ordentlich rum. Fabelhaft.


  Und damit war das wohl mein erstes A SUMMER´S TALE. Ob es mein letztes gewesen ist, weiß ich noch nicht.


 Die Quintessenz? Ein entspanntes Festival, definitiv. Leider kommt man sich da unbekindert zwischenzeitlich etwas underdressed vor. Es waren irre viele Kinder dort. Ein ordentliches Kinderprogramm gab es auch. Von Konzerten bis hin zu Spiel- und Entertainmentbereichen. Mich haben die ganzen Kids zwischenzeitlich ein wenig gestresst, weil sie einem ständig vor die Füße gelaufen sind, einen mit Sand beworfen haben und sonstwas. Aber das ist absolut mein persönliches Problem. Für Familien ist dieses Festival vermutlich sehr super. Das liegt außerhalb meiner Urteilskraft. Ich hab es ja in meiner Freizeit lieber kinderfrei. Witzig fand ich allerdings die Situation, als ein Kind mich mit Sand bewarf und ich mit einem fetten Grinsen Konfetti zurückwarf. Da lief es doch mal schnell, schreiend zu Mama. Die Mutti grinste mich nur belustigt an. Frau Jule macht Kindern Angst. Mit Konfetti... Ich musste ein wenig kichern.

 
 Ein weiterer Bonus eines solch (familien)freundlichen Festivals, war ziemlich augenscheinlich auch eine fette Einladung an behinderte Menschen. Ich habe bisher auf noch keinem Festival so viele behinderte Menschen gesehen. Sowohl Erwachsene als auch Kinder. Ich kann nur mutmaßen, woran das liegt. Rollstuhltribünen gibt es auch auf anderen Festivals und ich weiß nicht, ob das Gelände nach mehr Regen noch Rollstuhlbefahrbar gewesen wäre. Anziehend wirkt das A SUMMER´S TALE dahingehend aber wohl und das finde ich natürlich sehr begrüßenswert. 


 Was mich im Übrigen am meisten irritiert hat war, dass ich ständig und in unterschiedlichen Situationen gesiezt wurde. Auch das ist mir auf noch keinem Festival passiert. Ich fand das echt schräg und fühlte mich irre alt. Ja, das A SUMMER´S TALE ist wahrhaftig ein sehr gut erzogenes, erwachsenes Festival. Wie erwähnt super für Menschen mit Kindern, für behinderte Menschen scheint das auch ganz gut zu funktionieren. Kaum betrunkene, pöbelnde Knallidioten. Es war auch fabelhaft kuratiert, wie man nach einem Immergut gesagt hätte. Ich glaube allerdings, dass ich für sowas noch ein bisschen zu jung bin. Ich hatte ein paar fabelhafte Tage mit vielen Emotionen, lieben Menschen, guter Musik und meistens gutem Wetter an der frischen Luft. Ich danke FKP Scorpio, dass sie mir diese Erfahrung ermöglicht haben.


 Mehr Bilder und Text wie immer drüben bei allschools.de:

2 Kommentare:

  1. Ich glaube, da hätte ich mich auch wohl gefühlt. Das mit dem siezen, macht mich auch immer kribbelig.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Die Sänger/Musiker wieder so grandios fotografiert. Chapeau!
    Grüße von einer Reha-erschöpften Astrid,
    Die hier umerzogen wird von der Eule zur Lerche

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