Mittwoch, 22. Juli 2015

Zurück nach Krankfurt


 IIch nehme euch heute mit nach Frankfurt. Warum? Darum: Als ich mich vor Jahren entschied, dass ich gerne Sonderschullehrerin werden wollte, waren die Studienzulassungen für dieses Fach hierzulande sehr beschränkt. Man konnte nicht an besonders vielen Orten studieren und mit meinem miesen Abischnitt, blieb mir nichts anderes übrig als für meinen Traum nach Frankfurt am Main zu ziehen.


 Ich hatte mit dieser Stadt vorher nicht viel zu tun gehabt. Eigentlich zog es mich seit meinem 18ten Lebensjahr immer mehr und wieder in den Norden. Doch ich wollte meinen Traum verwirklichen und so musste ich erstmal in Richtung Süden ziehen. Ich gab dieser Stadt eine Chance. Leider hat Frankfurt sie nicht genutzt. Die fünf Jahre meines Studiums waren nicht besonders fröhlich. Eigentlich hatte ich immer öfter das Gefühl erst wieder richtig atmen zu können, wenn die Hochhäuser im Zugfenster hinter mir verschwanden.


 Es war nicht alles Murks, was es in Frankfurt gab. Ich wohnte sehr gerne in Bornheim, traf auch ein paar sehr gute Menschen. Ich hatte nicht nur Pech, aber eben auch nicht besonders viel Glück in dieser Stadt.


 Im Gegensatz zu Hamburg gab es in Frankfurt leider nicht die Möglichkeit vor die Tür zu gehen und sich von der Stadt auf andere Gedanken bringen zu lassen. Ich wurde nicht warm mit diesem Ort. Sie passte nicht, diese Stadt. Sie zwickte und zwackte.


 Die wirklich schönen Zeiten und guten Momente kann ich schnell runterrattern. Frankfurt war kein Pflaster für studierende Menschen mit wenig Geld in den Taschen. Ich vermisste die studentische, autonome, alternative Kultur, die ich aus dem Rheinland und aus Hamburg kannte.


 Alles schien mir etwas altbacken, wenig innovativ. Die Stadt stand still und es gab kaum Orte, Zeiten, Räume und Menschen, mit denen man sich entfalten und Neues schaffen und erlebenkonnte.


 Wenige Spielplätze für suchende, erlebnishungrige Menschen mit viel Tatendrang wie mich. Eigentlich schade. 


  Ein paar schöne Ecken gab es wohl, doch die waren wie gesagt unerschwinglich. Vermutlich hat auch das, all die Strukturen ferngehalten, in denen ich mich immer so wohl fühle.


 Ein paar Türen haben sich damals geöffnet, aber es war schwer sie zu durchschreiten und sich dort niederzulassen. Früher oder später wurde man immer wieder darauf hingewiesen, dass man doch eigentlich nicht dazugehört.


 So war es aber auch eine Stadt in der ich schnell mein Studium, ohne viel Ablenkung durchziehen und beenden konnte. Vergangenes Wochenende war ich wieder da und musste feststellen, dass sich seit dem nicht viel verändert hat. Ich bin auf "meinen" vergangenen Wegen gewandelt und fühlte mich, als sei ich nie weggewesen. Manches Mal musste ich mir in Erinnerung rufen, dass diese Zeiten vorbei sind. Ich bin dankbar für das, was ich in Frankfurt gelernt und erfahren habe, denn es hat mich zu derjenigen gemacht, die ich heute bin. Und doch weiß ich nun, dass ich nicht wieder dorthin zurück muss und bin froh ein so wundervolles Leben in der Hansestadt gefunden zu haben. Eine lehrreiche Reise. Demnächst gibt es noch ein paar Eindrücke.

4 Kommentare:

  1. Verrückt, was Städte mit einem machen können, oder?
    Ich kann das soooo gut nachvollziehen. Hatte auch schon mein "Krankfurt"...
    Liebe Grüße
    Anika

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    1. auf jeden fall. in der (schul)pädagogik spricht man vom dritten lehrer, wenn man den klassenraum meint. vermutlich verhält es sich für die seele mit dem wohnort ähnlich.
      was war denn dein krankfurt, wenn ich fragen darf?
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Hallo Jule
    ich kenne das ..ich bin geboren in Bremen und bin auch für 5 Jahre nach Frankfurt gegangen .Ich sehe es wie Du :Es war nicht alles Schlecht ,vorallem mein Job war der Beste den ich je hatte ,aber ich bin auch nicht mit der Stadt warm geworden .Ich war auch immer froh ,wenn ich auf dem Weg nach Bremen war.
    Ich habe erst in Bockenheim gewohnt ,dann Nord West Stadt ,diese Wohnung war toll,und dann später in Rödelheim .Dennoch vermisse ich die Zeit ,ich habe dort tolle Leute kennengelernt ,aber die Stadt selber fand ich immer komisch .

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    1. seltsam, wahrhaftig. wie gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, der es so ging/geht.
      liebe grüße,
      jule*

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