An der Wand in meinem Schlafzimmer hängt ein Kinderbild. Schon seit über 10 Jahren. Immer das gleiche. Und darum auch in meiner neuen Wohnung.
Dieses Bild muss immer von meinem Bett aus gut sichtbar hängen und dient mir an so manch einem schweren Morgen als größte Motivation mich aus dem Bett zu kratzen. Einmal ist es schon aus Versehen in der Mitte durchgerissen, da es lange ungerahmt hing. Ich habe es wieder zusammengeklebt und irgendwann -damit das nicht mehr passiert- eingerahmt. Warum? Darum:
Bevor ich mein Studium der Sonderpädagogik beginnen konnte, musste ich 10 Wochen Praktikum an einer Förderschule machen. Ich machte dieses Praktikum an der Förderschule, an der ich während meines ersten Sozialpraktikums zu Schulzeiten festgestellt hatte, was ich denn mal beruflich machen wollen würde. Dort lernte ich Sebastian kennen (der Name ist natürlich nicht sein richtiger). Sebastian war ein Spitzentyp und wir zwei haben damals den Unterricht gemeinsam richtig gut gerockt.
Er hatte ein Trinkproblem und verweigerte oftmals das Wasser in den Pausen. Das hielt aber nur so lange, bis ich ihn in jeder Pause zum "Wettsaufen" herausforderte. Wer das Wasserglas zuerst alle hat. Natürlich nicht ohne Revanchen. Das hatte oft zur Folge, dass oft ich in den folgenden Stunde ganz dringend auf Toilette musste und Sebastian öfter die Hosen nass hatte. O- Ton dann: "Frau Jule, ein Unglück ist passiert." Nicht ohne schelmisches Grinsen.
Als er mein Tattoo entdeckte ergab sich folgender Dialog:
Sebastian: "Frau Jule, was ist das?"
Ich: "Ein Tattoo."
Sebastian: "Wie ist das gemacht?"
Ich: "Mit Tinte unter die Haut gestochen."
Sebastian: "Geht das nicht mehr weg?"
Ich: "Nein."
Sebastian: "Auch nicht mit Wasser und Seife?"
Ich: "Nein."
Sebastian: "Dann musst du doller schrubben!"
Während meines Praktikums sollten die SchülerInnen im Handarbeitsunterricht Bären nähen. So kuscheltiermäßig. Damit die SchülerInnen Bären richtig kennenlernten, zog sich das Thema "Bär" lange durch sämtliche Fächer und natürlich machten wir auch einen Ausflug in den Zoo. Sebastian sollte dann im Kunstunterricht auch einen solchen Bären malen. Er verzweifelte daran, zerriss frustriert die misslungenen Bilder. Zusammen haben wir es dann hinbekommen. Den Umriss zeichneten wir gemeinsam, die restliche Farbe konnte er dann selbständig mit dicken Wachsblöcken malen und vergaß dabei auch nicht das Futter. Er war superstolz auf sein erstes Werk und wollte noch eines malen, um es mir zu schenken. Das machte er dann auch und so hängt es bis heute an meiner Wand und erinnert mich immer daran, für wen oder was ich mich zu nachtschlafender Stunde aus dem Bett quäle: Für SchülerInnen wie Sebastian.
Das Bild trägt für mich den Titel "The Reason Why". Es würde mich interessieren, was aus Sebastian geworden ist. In diesem Sinne: Guten Morgen- Brummbrumm.
Hat noch jemand die Motivation an der Wand hängen?
Tolltolltoll!
AntwortenLöschenBei mir hängt keine Motivation an der Wand, aber ich empfinde sie immer wieder auf´s neue, wenn morgens die ersten Kinder in die Krippe tapern und (meistens) lächelnd auf mich zu kommen. ;)
Ich wünsche dir auch schöne Weihnachten! Mach es dir nett! :)
Liebe Grüße
Antje