Montag, 15. Januar 2018

Scheiß auf fancy Yoga


 Heute mal wieder nach langerlanger Zeit ein Beitrag zum Thema Yoga. Yoga, seit über 12 Jahren übe ich. Vom Unisport, zur regelmäßigen Praxis zuhause, in diversen Studios, die Ausbildung zur Übungsleitenden für Jugendliche und immer noch übe ich. 


 Und ja, genau so übe ich. In schlabberiger Leggins, im Kapuzi, der mir aus dem Kleiderschrank als erstes entgegenfällt. Daneben Chaos. Nein, ich übe nicht in fancy Yogabekleidung vor einer fancy Kulisse und nein, ich lichte mich in der Regel auch nicht dabei ab, wie ich mich noch schwungvoller in irgendwelche Asanas verbiegen kann. Dafür ist meine Yogapraxis nicht gemacht. Ich übe Yoga für mich. Es fällt mir schwer, Yoga als Sport abzutun. Es hilft mir ruhiger, konzentierter und ausgeglichener zu sein. Meine Yogapraxis findet auch jenseits der Matte statt. Yoga ist mehr als Mattengymnastik. Hathayoga ist nur einer der sechs Yogawege. Hier kann mensch das mal nachlesen. Mal wieder so ein ganzheitliches Ding eben, das viele Menschen so gerne aus dem Fokus verlieren. In Magazinen, den sozialen Netzwerken und sonstwo trifft man auf diesen Yogatrend, der sehr auf Äußerlichkeiten zu basieren scheint. Hochglanzbilder, modische Accesoires. Yoga ist Trend. Nicht der schlechteste, aber dieser Trend treibt bisweilen seltsame Blüten.


 So viele Leute demotivieren diese Hochglanzyogabilder von schlanken, muskulösen, topgestylten Menschen, die sich als Gummipuppen präsentieren. Da trauen sich Menschen nicht auf die Matte, weil sie kein fancy Outfit haben, weil sie nicht so dehn- undoder verrenkbar sind. Weil ihre Körper vermeintlich nicht in Ordnung sind. Da möchte ich heute doch einfach mal sagen: Scheißt doch drauf. Denn gerade im Yoga geht es auch immer ums Nicht bewerten. Damit fängt man am besten immer bei sich selber an. Und dann reichen auch einfach mal sechs Sonnengrüße statt 108. Lieber ne halbe Stunde dehnen als gar nicht, 10 Minuten Meditation sind besser als überhaupt nicht nichts tun. Da reicht es den Bauch auf den Oberschenkeln gemütlich abzulegen und nicht direkt mit der Nase die Kniescheibe zu kitzeln. Hathayoga ist ein feiner Einstieg, der vieles verändern kann. Körperpositiv eben. Dazu braucht es wie immer keinen fancy stuff, sondern einfach Lust auf Veränderung, Lust am Tun, am Atmen. Man braucht dazu keine abgedrehten Klamotten, Trinkflaschen, Schmuck, Bolster oder Kopfstandhocker (!!!). Eine Matte und ein Körper reichen.


 Auf der Yogamatte sind alle Körpertypen, Bildungsabschlüsse, Hintergründe, Hautfarben, Religionen egal. Atmen müssen sie alle und mit einem tiefen Atemzug kann man die Welt verändern. Lasst euch vom Trendyoga den Spaß nicht verderben. Das gilt für so viele andere Dinge auch. Machen ist in diesem Falle manchmal besser als Denken. Denken soll man beim Hathayoga und bei der Meditation eh eher weniger. Konzentration auf sich selbst. Ab auf die Matte und dann hinaus in die Welt. Yoga ist kein Trend, Yoga ist eine Haltung. Om!

6 Kommentare:

  1. Das hab ich gern gelesen, danke.

    Hierzu mag ich ja auch die Projekte der Yogapunx in Köln: http://www.yogapunx.de/
    und das Yoga-Angebot im JUZ Mannheim, was zuletzt auch in der #JUZbleibt-Kampagne eine Rolle gespielt hat.

    In meiner Heimatstadt gehe ich in ein ganz entspanntes Studio ohne Punk-Background, in dem ich mich trotzdem wohlfühle. Manchmal bin ich aber auch genervt von den anderen Menschen, die in ihren fancy Klamotten eifrig nicken, wenn die Yoga-Lehrerin von Achtsamkeit spricht, es aber nicht hinbekommen, einer anderen Person mal die Tür aufzuhalten. Naja.

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    1. huh! danke für die hinweise in köln und manheim. ich kenne sowas aus kiel. leider ist die gründung einer neuerlichen dharmapunxgruppe in hamburg vorerst gescheitert. sowas gab es auch mal im raum rhein-ruhr.
      und ja, das mit der achtsamkeit... die welt sähe irgendwie anders aus, wenn diese ganzen yogenden menschen ein bisschen was von der matte in die welt mitnehmen würden.... nicht unterkriegen lassen.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Hast du treffend formuliert.
    Genau so mache ich das auch seit Jahren.
    Nichts fühlt sich besser an!
    Liebe Grüße Angela

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  3. Vielen Dank für diesen Beitrag, Jule! Der hat mir den letzten Schubs gegeben gleich jetzt endlich mal wieder die Matte auszurollen. Bei mir sieht es nämlich drumherum ganz ähnlich aus :D
    Liebe Grüße
    Janina

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  4. Das motiviert! Zumindest gehe ich ab heute wieder zum Aquajogging...
    Klamottenmäßig auch gaaanz egal...
    Hab' s fein!
    Astrid

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