Montag, 5. Oktober 2015

Der inklusive Montag: Sprache


 Der inklusive Montag findet hier mehr oder weniger regelmäßig statt. Hier gebe ich einen kleinen Einblick in die vielseitigen Chancen und Möglichkeiten, die die Inklusion mit sich bringt. Wer nochmal nachlesen möchte, was Inklusion überhaupt bedeutet, kann das hier nochmal tun. Grundsätzlich soll es um die guten Seiten gehen, um das was schon funktioniert und um das wo sich noch etwas ändern muss. Hier soll nicht gemeckert, sondern angepackt und sich gefreut werden. Anzumerken ist zum Schluss, dass ich "nur" eine Seite der Inklusion beleuchten kann, da ich "nur" Sonderpädagogin bin. Aber vielleicht finden sich ein paar Menschen, die gastbloggen möchten. In diesem Falle bitte gerne bei mir melden.

Thema heute: Sprache 


 Wenn Inklusion gelingen soll, gibt es eine Menge Dinge, die beachtet werden wollen. Mal abgesehen von baulichen Maßnahmen und dem Abbau der Barrieren in den Köpfen, gibt es noch eine andere Sache, bei der man häufig stolpert: Sprache. Warum? Darum: Wenn es um Inklusion geht, dann geht es eben nicht "nur" um körperlich Behinderte, sondern auch um Menschen die geistig Behindert werden. Und das auf vielen verschiedenen Niveaus. Gehen wir mal hier von der deutschen Sprache als der hauptsächlich umgebenden dieser Menschen aus, findet man auch dort viele Barrieren. Wer hat nicht schonmal Bedinungsanleitungen, Formulare, Informationen lesen müssen und nicht auf den ersten Blick verstanden worum es geht? Dazu kommt noch das Lesen, was vielen Menschen schwer fällt. Es ist eine lesende Welt, in der man sich ab einem bestimmten Alter zwangsläufig zurecht finden muss. Für behinderte Menschen kommen viele Formulare für diverse benötigte Hilfen hinzu. Wer schonmal einen Antrag auf Pflegegeld ausfüllen musste, wird wissen, wovon ich hier schreibe. Es ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Für geistig Behinderte kaum alleine zu bewältigen. Und eigentlich geht es da nicht erst bei der geistigen Behinderung los, sondern schon viel früher. Barrieren bauen, wo es zu bauen geht. So kommt es einem da manchmal vor. Deutschland das Land der Dichter, Denker und der Bürokratie. Auf der anderen Seite wird man schnell dazu angehalten, sich "nicht umgangssprachlich auszudrücken" wenn man es mal mit einfacher Sprache versucht.


 Ich bin häufiger darüber gestolpert. Sogar ich bin genervt von umständlichen Formulierungen, Texten, mit bergeweise Fachausdrücken, die auf zehn Seiten ausdrücken, was man mit einem Satz sagen könnte. Wortakrobatik kann etwas Tolles sein, kann aber auch ausgrenzen. Die Sozialwissenschaftsgewandten unter uns wissen, dass Sprache auch immer ein Grenzen setztendes Mittel ist. Doch was will ich, wenn ich den Mund aufmache? Die meisten Menschen möchten doch verstanden werden. Warum verschanzen Menschen sich also hinter Wortmonstern, Satzschlagen und umständlichen Formulierungen, wenn man das Kind doch einfach beim Namen nennen kann. Und genau im Bereich Sprache, wird deutlich, dass sich Inklusion auf noch so viel mehr als geistig behinderte Menschen beziehen kann. So strömen doch derzeit viele Menschen in dieses Sprachland und sprechen diese Sprache nicht. Sie werden behindert. Doch wir möchten uns doch alle verständigen können. Wir sollen miteinander und nicht gegeneinander reden. Wer sich in seiner Welt zurecht finden will, der muss sie auch verstehen können, oder wenigstens die Möglichkeit dazu haben. Das fängt bei der Bedienungsanleitung an, geht über das gesprochene Wort und hört niemals auf. Und auch das ist ein Ding der Partizipation, der Möglichkeit, diese Gesellschaft mitzugestalten. Wer seine Welt nicht versteht, dem wird auch diese Möglichkeit verwehrt. Es gibt auch hier viel zu tun. Als Erwachsener möchte man sich vielleicht nicht immer quietschbunte Kindernachrichten ansehen, wenn man wissen will, was in der Welt los ist und auch die Tageszeitung mit den vier weißen Buchstaben auf roten Grund kann und darf keine Alternative sein. Das Kind der Behinderung benennen, Begriffe für vermeintliche Definzite finden, ist ein anderes Kapitel. Dazu komme ich sicherlich auch noch. Bis dahin sagen wir doch einfach mal, was wir meinen, so dass es alle verstehen. Inklusion braucht einfache Sprache in allen Bereichen.

3 Kommentare:

  1. Tja, und da geht´s ja schon los: Wenn es um Inklusion geht, geht es nicht es nicht nur um Menschen mit einer Behinderung, sondern um ALLE Menschen! Gerade deshalb ist es so wichtig, sich mal Gedanken über die Sprache zu machen, nicht nur die Schriftsprache, sondern auch die, die ich tagtäglich benutze.

    Ich habe gerade das Beispiel einer syrischen Familie gehört, die nach Deutschland geflohen ist. Sie haben einen Brief von der Kommune enthalten, in dem bestätigt wird, dass sie einen Deutschkurs ("Anfängerkurs/ Deutsch für Flüchtlinge") besuchen können und in dem die weiteren Informationen zu diesem Kurs stehen. Und dieser Brief ist natürlich in welcher Sprache verfasst? Richtig, in Deutsch! Diese Familie hatte zum Glück schon Kontakt zu ihren Nachbarn aufgebaut, so dass diese ihnen bei der Übersetzung behilflich sein konnten.

    Sprache ist so wichtig! Und Sprache kann Türen öffnen - oder sie dir ins Gesicht schlagen. Also, bitte, achtet mehr auf die Worte, die euren Mund verlassen!

    Antje

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  2. Deinem Post kann ich nur zustimmen! Auch wenn die "leichte Sprache" hin und wieder und vor allem in meiner Arbeit an einer Förderschule (Lernen) zumindest in Ansätzen gelebt wird, stößt man doch tagtäglich nicht nur, aber auch auf Sorgeberechtigte, denen man Verständnis-Unterstützung nicht nur im schulischen Schriftwechsel leisten muss (und will). Warum nicht einfach, wenn es auch schwierig geht? Vermutlich kann man mit diesem unsinnigen Schreib- bzw. Sprachstil mehr Fachkompetenz,oder scheinbare Intelligenz vortäuschen und dem Anderen damit suggerieren, wie behindert er ist? Möglich?!

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    1. ja und wie unfassbar unbehindert und schlau man selbst ist vielleicht auch. abgrenzung eben....
      liebe grüße,
      jule*

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