Dienstag, 9. Dezember 2014

Das Leid mit der Wolle


 Heute möchte ich mal wieder ein paar klärende Worte verlieren. Über Wolle. Es ist Winter, die Stricksaison hat angefangen. Auf sämtlichen Kreativseiten im Netz und in Zeitschriften wird mit den Nadeln geklappert. Und auch ich tue es. Allerdings nicht ohne vorherige Denkanstrengung.


 Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass Menschen sich gerne in (Schaf-/Kaninchen-/ sonstiges Tier-)Wolle hüllen. Wolle ist ein tolles Material. Es hält warm, ist hygienisch und oft wirklich kuschelig. Stricken und Häkeln ist eine wahrhaft entspannende Tätigkeit und trotzdem darf man nicht vergessen, woher dieses Material kommt: Vom Tier. Ein Tier musste sich die Haare lang wachsen lassen, wurde anschließend geschoren und wieder auf die (bestenfalls) Weide gescheucht. Man könnte nun sagen: "Schafe müssen eh geschoren werden, sonst schwitzen sie ja im Sommer oder werden von der Last ihrer Wolle erdrückt" o.ä.. Aber so einfach ist das nicht. Wollschafe sind Züchtungen. Urschafe würden in der Natur ihre Wolle einfach mit dem Wechsel der Jahreszeiten ab- oder zulegen, es wäre nur nicht so wunderbar rentabel viel, wie auf unseren heutige Wollschafen. Von daher ist das Wollschaf an sich schonmal keinesfalls das Natürliche hinter diesem Naturprodukt Wolle. 
 Ein weiterer Punkt ist die Schur. Die meisten Schafscherer, werden pro rasiertem Tier bezahlt und was passiert, wenn man zu schnell rasiert, hat vermutlich jeder Mensch im wilden Westen schonmal am eigenen Leib erfahren. Das muss ein Wollschaf jedes Jahr mit elektrischem Rasierapparat, in unmöglichen Körperpostitionen über sich ergehen lassen. Ich mag da gar nicht weiterdenken. Wer sich gerne mal Bilder von den Folgen der Schafschur ansehen möchte, gebe das Stichwort "Mulesing" bei einer Suchmaschine ein. Da klebt an der Wolle mehr Blut als es einem lieb ist. Vielleicht kommt man drum herum, wenn man selbst Schafe hält, sie im Frühjahr liebevoll von ihrer Wolle befreit, doch welche Strickliese tut das schon? Selbst das Deichschaf muss sich fieser Prozeduren unterziehen, damit wir was zum Handarbeiten haben... Angewiesen sind wir keinesfalls darauf. Und was am Ende eines Wollschaflebens steht, ist ja keinesfalls das friedliche Einschlafen, sondern das Schlachthaus....
 Natürlich ist das von mir erwähnte nur ein kleines Ausschnitt dessen, was Schafe so über sich ergehen lassen müssen, damit wir Socken, Schals und Pullis stricken können. Mehr informationen gibt es bei Peta2 und bei Peta geht es auch noch um Seide, Daune und Leder.


 Ich möchte das nicht. Ich habe noch alte Wollsachen aus der Zeit vor meiner einsetzenden Denkfähigkeit und der Kehr zum Veganismus. Die trage ich kaputt. Wegwerfen werde ich sie nicht.
 Und was ist mit meinem eigenen Nadelwerk? Natürlich ist Baumwolle in Ordnung. Wenn es wärmender werden sollte, habe ich bisher leider nur die Kunstprodukte gefunden. Hat den Vorteil, dass diese in der Maschine gewaschen werden können. Leider habe ich noch keine Brauchbare Sojawolle gefunden, doch das habe ich mir fest für bald vorgenommen.
 Denk nach beim Handwerk!

4 Kommentare:

  1. Total interessantes Thema - beschäftigt mich auch schon eine ganze Weile, wobei ich gestehen muss, dass ich zwar vieles mit Baumwolle mache, aber nicht ganz auf Merinowolle und Ähnliches verzichte... Kürzlich bin ich auf dieses Projekt gestoßen: http://vegarn.eu - da bin ich auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich das entwickelt!
    LG, Sarah

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    1. hejhej, danke für den tipp. das hört sich ja großartig an! ich bin voll fan! mal sehen, was ich da in den topf werfe.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. ha, bin ich froh, dass ich echte wolle eh nicht vertrage ;-) krieg ich juck von. ist immer lustig, wenn ich im laden frage 'ist das echte wolle?' und die verkäuferin sich beeilt ja zu sagen und ich dann ablehnen muss, weil ich nur polyester kann. so hat manches blöde auch sein gutes. liebe grüße koni

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  3. Mir geht es genau so! Stricken - ja, Tierleid - nein! Es gibt aber viele Bio- und Hobby-Schafzüchter, die ihre Wolle loswerden wollen. Man bekommt sie ungewaschen und ungesponnen. Ich habe mir überlegt, ob das vllt ne Alternative ist, denn selbst wenn diese Schafe auch nicht an der puren Lust zum Leben gehalten werden, sehen ihre Züchter die Wolle als Abfallprodukt an. Dann doch lieber vor der Tonne retten. Nur muss man dazu auch spinnen können, tja...
    Alles Liebe,
    frederike

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