Donnerstag, 11. Juli 2019

Was nicht im Schwedenreiseführer steht


  Dieser Beitrag liegt tatsächlich schon seit über zwei Jahren in meinem "Blogpostvorratsschrank". Heute haue ich mal raus: Es ist ja gerade Reisezeit. Ich war dieses Jahr tatsächlich schon einmal wenigstens wieder kurz in Schweden. Mir fielen da ein paar Dinge ein, die nicht unbedingt so ganz bekannt sind, die aber zu Land, Kultur und Menschen gehören, die man mitnehmen sollte, wenn man länger dort unterwegs ist. Ein paar davon habe ich mal zusammengetragen.


 Total simpel erscheint erstmal dieser Tipp: Es gibt in Schweden mehrere große Supermarktketten. ICA, hemköp, coop und Willy´s. Wer mal erleben möchte, was in Schweden so auf den Tisch kommt, der sollte da unbedingt einkaufen gehen. Diese Supermärkte haben unterschiedliche Beinamen, von denen sich auf ihre Größe schließen lässt. Z.B. nära, supermarket oder stormarknad... Am Besten eignet sich ein Besuch in einem Maxi ICA stormarknad. Das sind unfassbar große Supermärkte, in denen es von Lebensmitteln, über Bekleidung oder Werkzeug ungefähr alles gibt. Perfekt für einen Großeinkauf, wenn man weit draußen im Wald wohnt und auf einen Schlag alles im Sack haben möchte. Demenstprechend groß und vielseitig ist auch das Sortiment. Und das ist unfassbar. Ein paar meiner liebsten Lebensmittel habe ich hier schonmal erwähnt. Das vegane Sortiment in den Supermärkten ist umwerfend. Geschmacklich auch um einiges besser als in Deutschland. Außerdem: Bringt Kaffee mit. Selbst bio-fairtrade Kaffee und Espresso kostet dort fast die Hälfte weniger als in Deutschland. Keine Kaffeesteuer. Bis zu 10kg darf man mit nach Deutschland mitbringen. Lohnt sich. Kein Wunder, dass die schwedischen Menschen zu den Spitzenreitern im Hinblick auf den Kaffeekonsum gehören.


 Oftmals finden sich in der SB-Bäckerstheke auch frische vegane Kanelbullar. Passend zum Kaffee Für vegan Lebende sind die Worte, bzw. Wortkombinationen mit ägg (Ei), mjölk (Milch), grädde (Sahne), fisk (Fisch) und natürlich kött (Fleisch) die Warnsignale, dieses Lebensmittel besser liegen zu lassen. 


 In der TK-Abteilung findet man diese von mir als unfassbar lecker eingestuften veganen "Kött"bullar. Mittlerweile sind die sogar glutenfrei. Dazu sollte es dunkle Soße, Kartoffelbrei, gebratene Zwiebelringe und natürlich Lingonsylt (Preiselbeermarmelade) geben. Ein echtes Sommeressen eben. Ich habe sie mittlerweile auch schon in einem deutschen Supermarkt gesichtet.


 Veganes Eis sollte man auch unbedingt ordentlich essen. Auch in der Abteilung mit den Literpötten kann man sich gar nicht genug durchfressen. Dazu gibt es auch vegane Karamell- oder Schokosoße in jedem Supermarkt.


 So ein Trend in Schweden scheint Produktentwicklung in Zusammenarbeit mit Universitäten zu sein. Oatly hat das schon im Hinblick auf Milchersatzprodukte ganz fabelhaft gemacht. Beim einem Besuch fielen mir diese Spültücher in die Hände. Aus Baumwolle, biologisch abbaubar. Zumindest letzteres schaffen die Dinger hierzulande gerüchteweise nicht. Auf der Verpackung wird auch extra nochmal darauf hingewiesen, dass dieses Spültücher auch waschbar sind, was ja eigentlich auch irgendwie klar sein sollte. Dazu noch sehr günstig im Vergleich zu diesen ganzen Spültüchern aus dem Biomarkt.


 Kommen wir mal vom ganzen Fresskram zur Kultur: Schwedische Museen. Einige habe ich hier auf dem Blog schon vorgestellt. Nordiska Museet, Rhösska Museet, Astrid Lindgrens Näs. Ich bin nach wie vor begeistert von ihnen. Dieses Bild hier stammt aus dem Husquarna Museum. Das hat zwar umgerechnet 7€ Eintritt gekostet, dafür sind die schwedischen Museen aber sowas von viel entspannter als deutsche. Viele Museen in Schweden kosten viel weniger Eintritt oder gar keinen. Egal ob Geschichte oder Kunst. Zudem werden die Ausstellungsstücke irgendwie nicht so erhaben präsentiert, wie das in deutschen Museen oft der Fall ist. Häufig sind die Museen kleine Erlebniswelten, man darf anfassen, ausprobieren, spielerisch erfahren. Dafür sind sie oftmals auch kleiner, was den Vorteil hat, dass man sich im Anschluss an den Besuch nicht ganz so vollgestopft fühlt. Die meisten Ausstellungen sind auch barrierefrei gestaltet und Kinder finden sie sicherlich auch spannend.


 Menschen, die Trödelkram lieben, werden Schweden als himmlisch erleben. Unbedingt Ausschau nach Schildern mit dem Wort "Loppis" ausschau halten. Diese stehen auch in ländlichen Gebieten häufig an den Straßenrändern. Ein Stopp dort lohnt sich immer. Diese Loppis bieten so allerlei. Oft werden sie auch mit "Antikt" oder "Kuriosa" beworben. Manchmal ist es einfach nur Ramsch aber oft genug kann man dort wundervoll in schwedische Zeit- und Designgeschichte eintauchen. Alter Bauernkram von Brotschieber bis Butterfass, Lampen, Geschirr, Besteckt undundund. Teilweise auch relativ günstig. Manchmal sind die größeren Loppis auf dem Land an ein Kaffee angeschlossen, wo die nicht trödelbegeisterte Begleitung oft guten, hausgemachten Kuchen und Kaffee genießen kann (allerdings meistens eher unvegan). In größeren und kleineren Städten lohnt sich die Recherche nach Läden vom Röda Korset, Stadtsmission, Emmaus, Myrorna und Erikshjälpen. Das sind Sozialkaufhäuser. Die Waren sind Spenden, werden günstig weiterverkauft und der Erlös kommt den entsprechenden sozialen Einrichtungen zugute. Alle dürfen da einkaufen. Bedürftige bekommen günstig Kleidung und Haushaltswaren, Stilbewusste kommen an feine Dinge und tun Gutes damit. An die Röda Korset Läden sind oftmals auch Beratungs- und Begegnunsstellen für Hilfsbedürftige. Die Sozialkaufhäuser findet man problemlos mit den bekannten Suchmaschinen. In Schweden hat im Zweifel auch jede Wurstbude einen eigenen Account beim Instadings und im Gesichtsbuch.



 Baden im See muss natürlich im Sommer auch sein. Ich muss immer mindestens einmal reingehüpft sein. Die meisten Seen in Schweden haben Trinkwasserqualität. Wenn das Wasser wie auf dem ersten Bild etwas bräunlich-rötlich verfärbt wirkt, heißt das nicht, dass es dreckig ist. Die schwedische Erde ist relativ metalllastig. Vor allem Eisen färbt das Wasser dann ein. Also einfach reinhüpfen und ein tiefer Schluck ist sicherlich hilfreich bei Eisenmangel.


 Bei anständiger Beachtung der Feuerschutzmaßnahmen sollte man auch unbedingt mal an einem Lagerfeuer sitzen. Allemannsrätten steht in jedem Reiseführer und war der Grund dafür, dass ich mich zu Pfadfindendenzeiten nur in Schweden rumtrieb. Und natürlich sind Mücken IMMER das Thema, wenn man erzählt man fährt so gerne in den Norden. Ja, ich gebe zu, manchmal ist es echt fies. Allerdings empfinde ich die normalen Mücken gar nicht so schlimm. Ich werde immer ganz schlimm von den Bremsen gefressen. Kriebelmücken sind auch so eine Plage. Mein seit Jahren bewährtes Schutzmittel seht ihr oben im Bild. Gibts in der Apotheke (im Zweifel kann man es dort mindestens bestellen). Im Bioladen habe ich es auch schon gesichtet. Ich mag es vor allem auch, weil es nicht so schlimm chemisch riecht und auf der Haut brennt, wie die meisten anderen Produkte. Hilft vor Stichen wohlgemerkt. Die Viecher fliegen einem natürlich trotzdem weiterhin um die Nase, die pieken nur nicht. Zecken hält das ebenfalls eins A ab. Früher konnte ich keinen Wald betreten, ohne mit mindestens zehn Zecken an jedem Bein wieder raus zu kommen. In Schweden habe ich mir schon ewig keine mehr eingesammelt. Ab irgendwo im Norden wird es denen allerdings auch zu kalt. Im Värmland gibt es (erfahrungsgemäß) schon keine mehr.


 Das beste in Schweden ist aber sicherlich die Natur. Es gibt unfassbar viel davon, wenn man sich nördlich von Skåne bewegt. Da kann man dann einfach mal einfach so rumsitzen, die Fresse halten, die Sonne genießen und sich von den Vögeln was vorzwitschern lassen oder den Kranichen beim Trompeten zuhören. In den ersten Tagen tut diese Stille zwar manchmal schon fast weh in den Ohren, aber spätestens ab Tag drei empfindet man dann wiederrum den Parkplatz vom Maxi ICA stormarknad als Stress pur. Herrlich! 


 Im Sommer sollte man dort oben nicht zu viel Zeit mit Schlafen verbringen. Da kann man sogar nachts um 12h noch Blumen pflücken gehen. Dringend muss ich ganz bald wieder hin....

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