Mittwoch, 21. März 2018

Literatur # 3. 18


 Bücher! Viele Bilder. Der Kopf war in letzter Zeit einmal mehr zu voll, für wirklich hochtrabende Literatur. Sehr feiner Kram war dennoch dabei.


 Wiederholungstat. Für den Lesekreis, in dem ich mich so tummele. Immer noch ein wunderbares Buch. Ich verehre Selim Özdogan ja sehr. Schon seit seinem ersten Buch. Als "Die Tochter des Schmieds" damals herauskam, war ich total verwirrt. Dieses Buch ist sowas von keine Popliteratur. Erzählt wird die Geschichte von Gül, die als Tochter eines Schmieds in einer kleinen Stadt in der Türkei zur Welt kommt. Selim Özdogan hat hier ein wahnsinnig wunderbar peotisches Buch geschrieben. Und das ist erst der erste Teil einer Trilogie. So richtig abfeiern konnte ich diese Geschichte auch erst ab Band 2. Der kommt dann demnächst auch nochmal dran. Band drei habe ich noch gar nicht gelesen, auch wenn er hier schon seit Monaten(!!!) liegt. Meine Lesekreisdamen waren übrigens sehr erstaunt, als sie herausfanden, dass dieses Buch, welches aus der Sicht einer Frau geschrieben ist, tatsächlich von einem Mann geschrieben wurde. Ähnlich ging es mir damals auch. "Der Schmerz, vielleicht sucht man sich immer jemanden, der ihn auch kennt." (S. 286). Das ist allerdings so ein richtiges Özdoganzitat... Soviel dazu. 


 Graphic Novel. Und was für zauberhafte Bilder diese beinhaltet. Die Geschichte einer Jugendfreundschaft und wie sie sich entwickelt. Coming of Age in klassischster Weise. Zwei Jungen und ein Mädchen und die Entwicklung ihrer unterschiedlichen Leben. Erwähnte ich, dass ich die Bilder fantastisch fand? Ach...


 Nein, keine Leichte Geschichte. Eine biografische Geschichte, teilweise Graphic Novel, teilweise harte historische Fakten. Die Geschichte eines Jungen, der zur NS- Zeit in verschiedenen Heimen für Schwererziehbare aufwächst. Uff... Harter Tobak. Art und Weise der Präsentation und Aufbereitung gehen tief unter die Haut. Das kommt in die Sammlung der Unterrichtsmaterialien für den Geschichtsunterricht der düsteren Zeit. 


 Wow! Ich weiß gar nicht mehr, wo mir Ulli Lust das erste mal vor die Füße fiel. Diese Graphic Novel stand aber schon lange auf meiner Liste. Wahnsinnig gut. Ihre eigene Geschichte. Großartig illustriert. Punkig, grausam, real, wild, frei und doch nicht. So wie das mit 17 eben so ist, wenn man seine Position in der Welt sucht, hofft zu finden. Drogen, Männer, Frauen, eine Reise nach Italien, Mafia, schnorren, durchschlagen. Trotz aller widriger Umstände, lässt sich die Protagonistin nicht unterkriegen. Sehr empfehlenswert.


 Zweiter Band von Ulli Lust. Einmal angefixt und so. Die Geschichte einer Beziehung. Einer Beziehung zu dritt, der Wunsch, Künstlerin zu sein, zerbrochene Träume, neue Illusionen, Hoffnung. Natürlich wieder fabelhaftigst illustriert und äußerst packend, tröstlich und heilsam. Ich brauche mehr davon. Dringend. 


 Wow! Wow! Wow! Als Hirngespinst begonnen, steht dieses Buch jetzt also auch in meinem Regal. Frauen* in der Punkszene. Erschienen, dank Crownfundin, released in der Roten Flora. Bunte Seiten, bunte Inhalte. Nicht alles abdeckend, doch reflektiert. Texte und Bilder von Menschen aus unterschiedlichen Zusammenhängen und Hintergründen "der Punkszene". Ziemlich DIY, zinemäßig aufgemacht. Nicht sauber und gradlinig. Mag ich. Ich habe dieses Buch weggeatmet. Ein Aufruf zu Solidarität, Offenheit und Ehrlichkeit. Leider auch zu oft die bittere Erkenntnis, dass es auch 2018 immer noch Schutzräume braucht, um Entwicklungen vorran zu treiben. In vielen der geschilderten Situationen fand ich mich wieder, auch wenn ich nie so tief in "der Szene" war. Das eine bedingt vermutlich das andere. Tröstlich war es aber wohl. Eben diese "Ach, anderen geht es auch so." Ein verbindendes, solidarisierendes Element. Immer und immer wieder. Bildet Banden und so. "Eine sich ständig wiederholende Erfahrung: Ich benenne ein Problem und werde selbst zum Störfaktor, ein klassischer antifeministischer und sexistischer Umgang mit Situationen [...]" (S.100) Aus meinem Lieblingstext des Buches, geschrieben von Manuela. Ja, auch "die Lieblingsszene" ist vor so etwas nicht gefeit. Einziger Kritikpunkt: Dass die Namen der Zeichnenden und Schreibenden den jeweiligen Bildern und Texten nur sehr klein am Rande der Seite zugeordnet sind. Darüber kann mensch aber auch hinwegsehen. Kaufen das Ding! Egal ob Szene oder nicht. Sehr spannend.

2 Kommentare:

  1. Zum Glück gibt es ja ein Inhaltsverzeichnis dem Mensch zumindest die Autor*innen entnehmen kann.

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    1. hä? wegen der geschlechterfrage? darf man sich dann nicht trotzdem wundern?
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