Montag, 17. August 2015

Der Vasaloppsleden #1


 Mein Sommerurlaub ist vorbei. Und ich war natürlich wieder in Schweden. Ich liebe dieses Land. Ich kann gar nicht mehr erzählen, wie oft ich schon da war. Meine Liebe begann auf jeden Fall während der Pfadfinderzeit auf einer Kanutour im Norden des Landes. Später habe ich selber immer wieder Wandertouren dorthin geleitet. Perfekt für Naturmenschen, dank Allemansrätten: Einfach so Zelten und Feuer machen dürfen, natürlich in vollster Rücksichtnahme auf die Natur. Wie könnte man ein Land besser erleben? Eben: Gar nicht. Leider ist es wirklich schwer, Menschen zu finden, die so etwas mitmachen, darum war ich lange nicht in Schweden wandern. Umso erfreuter war ich, als Antje mich fragte, ob ich Lust hätte, dies mit ihr zu tun. Natürlich! Sofort! Wir entschieden uns für den Vasaloppsleden zwischen Sälen und Mora, den mir die Mutter eines Freundes im vergangenen Jahr empfohlen hatte. Der Weg befindet sich sehr gut ausgeschildert in Dalarna in Mittelschweden. Insgesamt 90km lang, die Etappen zwischen den Übernachtungshütten schaffbar eingeteilt. Ein paar Monate Planung und dann ging es los. Den ganzen Weg sind wir aus Entspannungsgründen nicht gelaufen, aber es hat geriecht für ein Erlebnis. Da ich furchtbar viele Bilder habe, die ich alle gerne zeigen möchte wird das hier eine kleine Serie.


 Die Anreise gestaltete sich auf jeden Fall als recht langwierig, aber auch wunderbar. Zufällig wollte die fantastische Frau S. mit Mann zur gleichen Zeit nach Schweden und bot uns an, uns ein Stück mitzunehmen. Wir stopften also am 1. August in aller Frühe Unmengen von Gepäck in ihr Auto, fuhren über Puttgarden und Helsingør bis nach Bengtsfors zusammen. Frau S. ist wahrhaftig die gesamte Strecke in einem durch gefahren. In Begtsfors trennten sich unsere Wege. Antje und ich erledigten die restlichen Einkäufe für unsere Tour und bestiegen den Bus nach Åmål. Direkt am Vänern, Schwedens größtem See, fielen wir abends totmüde im Zelt in die Schlafsäcke.


 Am nächsten Morgen ging es nochmal mit dem Zug weiter. Fünf Stunden brauchten wir für die Strecke von Åmål bis Mora. Ich klebte fast die gesamte Zeit mit der Nase an der Fensterscheibe, probierte mich am Zugkiosk aber auch mal wieder in der schwedischen Sprache. Ankommen sozusagen.


 Den eigentlichen Plan den Wanderweg von Sälen nach Mora zu bestreiten, mussten wir aufgrund der am Sonntag nicht vorhandenen Busverbindung von Mora nach Sälen kippen und beschlossen in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Hauptsache los! Am ersten Tag schafften wir knapp 8km bis zur ersten Übernachtungshütte. Direkt durch schwedische Wälder inklusive Mücken und Bremsen, die uns sofort den Krieg ankündigten und diesen auch durchzogen. Heja Sverige! Wir hatten uns strengstens vorgenommen auf gar keinen Fall in Stress zu verfallen, schließlich waren wir ja im Urlaub und der Wanderweg kein Wettbewerb, darum ging es gemächlich vorwärts.


 Als wir an der erste Hütte der ankamen, waren wir sehr positiv überrascht. Trotz der ausgewiesenen Übernachtungshütten hatten wir ein Zelt dabei, da wir die Situation dieser Hütten gar nicht einschätzen konnten. Die Übernachtungshütten verfügten über Stockbetten für acht Personen mit Matratzen und einen Ofen. So waren die Nächte sehr gut aushaltbar. Ebenfalls hatten wir unsere kompletten Lebensmittel für eine Woche Tour dabei, da es unterwegs keine Einkaufsmöglichkeiten geben sollte. Diese Einschätzung bewahrheitete sich allerdings auch. Das ergab dann eben auch viel Gewicht auf dem Rücken. Zum Thema Essen auf Wandertour wird es einen Extrabeitrag geben. Die erste Nacht verbrachten wir gemeinsam mit zwei Schwedinnen, die den Weg von Sälen aus fast geschafft hatten, in der Eldrisstuga.


 Nach unserer ersten Übernachtung auf dem Vasaloppsleden ging es am nächsten Morgen gut ausgeschlafen weiter. Der Weg führte vorbei an bewohnten neuen Häusern im Wald aber auch an wunderbaren ganz alten Bauernhöfen und Häusern, wie diesem hier. Über 200 Jahre alt waren die teilweise. Wieder einmal zeigte sich, das für ein solides Baumaterial Holz ist.


 Das Wetter spielte die ersten Tage auch wunderbar mit. Die Sonne schien, wir liefen im T-Shirt und es war wirklich warm. Auf dem Weg lagen immer wieder kleiner Orte. Wie hier zum Beispiel Hökberg.


 Hier stand noch die Midsommarstång, wie übrigens in jedem Ort, durch den wir kamen.


 Der ausgeschilderte Bananenweg trug zu unserer Belustigung bei. Leider konnten wir nicht lüften, was es damit auf sich hatte, da der Weg irgendwann abbog und wir ihm nicht folgen konnten und wollten. Puh der Bär war auch ein Rätsel, dessen Lösung sich uns leider nicht erschloss.


 Unser Etappenziel am zweiten Tag war die Prästskogsstugan kurz hinter Hökberg. Auf der Karte waren diese Hütten immer vermerkt, ebenso ein vorhandenes Trockenklo und Trinkwasser. Letzteres zeigte sich zunächst als Problem, denn nicht nur an dieser Stuga war kein Trinkwasser auf unserer Karte vermerkt und so schleppten wir 10l Wasser von Hökberg bis dorthin. Vor Ort stellte sich allerdings heraus, dass man das Wasser aus dem nahegelegenen Bach nach vorherigen Abkochen trinken konnte. An der Prästskogsstugan empfing uns heute ein niederländisches Paar, die bereits auf dem Platz vor der Stuga Feuer gemacht hatten. Zu jeder Stuga gehört ein guter Holzvorrat, den man sich mit dem vorhandenen Werkzeug (Axt und Säge) noch kleinmachen muss. Welch Service.


 Die Strecke des heutigen Tages hatten wir zwar grundsätzlich schnell geschafft, da wir aber im Urlaub waren, genossen wir einfach die Zeit, die Sonne und den schwedischen Wald.


 Vor der Hütte gab es an diesem Nachmittag noch ein bisschen Luxus mit Kaffee und Keksen und natürlich Antimückenmittel, wobei zu diesem Zeitpunkt für meine Waden schon alles zu spät war. Und ich hatte mich schon unterwegs immer ordentlich eingenebelt. Man gebe mir jetzt bitte keine Tipps zum Thema Antimückenmittel. Ich habe da bereits Erfahrungswerte und das hier zu sehende hat bei mir grundsätzlich am Besten abgeschnitten.


 Dafür erfreute das Antimückenzeug offensichtlich einen Schmetterling umso mehr, der mich immer wieder anflog und auf mir landen wollte, lange verweilte und sich in der Sonne ausbreitete. Alleine dafür bleibe ich bei diesem Mittel. Danke Antje für dieses wundervolle Foto! 


 An diesem Abend kochten wir über offenem Feuer.


 Eine gute Pfadfinderin bauf dafür auch schnell mal ein Dreibein zusammen. Gelernt ist gelernt. Den Topf hatten wir auch mitgebracht. Der war auch schon letztes Jahr mit mir zusammen auf Tour.



 Zum Wandern hatte ich mich übrigens entgegen aller Vernunft ("Aber Kind, eine Hose ist doch viel praktischer!") für Rock und Leggins entschieden. Ich habe diese Entscheidung kein einziges Mal bereut. Hätte ich schon früher zu Pfadfinderzeiten machen sollen. Durch Jeans stechen Stechviecher übrigens auch durch. Die Röcke bekommen nochmal einen eigenen Beitrag.


 An diesem Abend waren wir sehr früh im Bett. Meine Waden juckten Dank der Mücken und schmerzten vom Wandern. Trotzdem war ich mit der Gesamtsituation sehr zufrieden und schlief recht schnell ein. Am nächsten Morgen ging es früh weiter, aber das ist ein weiterer Beitrag.

3 Kommentare:

  1. Obwohl ich so gar kein Mensch fürs Wandern bin, sieht das total großartig aus!
    Wäre mir nicht ein Umzug dazwischen gekommen, hätte ich heute übrigens auch in Schweden gesessen... *seufs* Ein bisschen wehmütig bin ich, aber Schweden läuft ja Gott sei Dank nicht weg! :D

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  2. Toll, toll, toll! Danke für's Teilen! So, wunderbar, da bekomm ich gleich Schweden-Vermissung. Aber es gibt einfach zu viele schöne Fleckchen Erde, da schafft frau es eben nicht jedes Jahr überall hin. Aber Schweden steht auf jeden Fall auch IMMER auf meiner Liste. Ich freue mich schon auf noch mehr Fotos.
    Und großes Lob für deinen Fleiß, so kurz nach dem Urlaub schon wieder zu posten. Ich bin nun seit zwei Wochen zurück und habe noch nicht einen Beitrag zustande bekommen. Uiuiui...

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  3. Hola! hab die Seite erst jetzt gefunden leider aber die Bilder sind ziemlich schön, am liebsten würd ich sofort losfahren und ne runde wandern.
    Danke für diesen schönen Beitrag

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