Montag, 1. September 2014

Augustliteratur

  Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats (wenn ich es schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf.


 Mit einem Kinder- oder Jugendbuch habe ich angefangen. Das lag eigentlich nur daran, dass ich in einem Interview gelesen habe, dass Herr Steinhöfel die Schnauze von pädagogischer Kinderliteratur voll hatte und darum ein nicht pädagogisches Buch schreiben wollte. Aber bitte, was ist denn an diesem Buch nicht pädagogisch? Ein tiefbegabtes (ich verneige mich vor dieser Wortschöpfung) und ein hochbegabtes Kind werden Freunde und erleben zusammen Abenteuer. Hallo? In Zeiten, wo Kinder verstehen müssen, was Inklusion bedeutet, finde ich das hochgradig pädagogisch. Es tut mir leid Herr Steinhöfel aber da haben sie ihr Vorhaben um Längen verfehlt. Auf jeden Fall ein tolles, witziges Buch. Den Film habe ich auch gleich noch geschaut. Die nächsten Bücher der Reihe sind auch bald fällig.


 Eine kleine Straßengeschichte zwischen Irrenhaus und Kopenhagens Straßen. Eine Geschichte vom Verrückt- oder Normalsein, vom Suchen, von Einsamkeit und Vielsamkeit, von Ohnmacht und Macht. Brutal und liebevoll. Ein Buch voller Gegensätze, die ohne einander nicht existieren können. Ich mag Licht- und Schattengeschichten in denen nur bedingt nicht alltägliches den Blick auf das Alltägliche schärft. Irgendwie so. Ich mochte es sehr.


 Herr Sommer ist ein komischer Typ, der viel spazieren rennt. Ein rastloser Mensch, der den Kindern in seinem Dorf eine Menge Rätsel aufgibt. Aber es gibt auch Einblicke in die Kindheit zu Zeiten des Wirtschaftswunders und zu den Wunderlichkeiten, die es auch vorher schon in ihrem Alltag gab. Man sollte nie aufhören sich zu wundern, auch nicht, wenn man schon groß ist. Und man muss auch nicht alles verstehen. Vielleicht auch diese Geschichte nicht...


 Was ist eigentlich normal? Wer sind die wahren Freaks in der Gesellschaft und wer oder was macht sie dazu? Eine weitere Geschichte über das Leben abseits der Norm und dass dieses vielleicht manchmal sogar besser ist. Ich mochte diesen Roman sehr gerne. Die Geschichte wird aus vielen verschiedenen Sichtweisen geschrieben und eröffnet einen Blick in die Wahrnehmungen aller Beteiligter. Sehr spannend und sehr schnell. Mit schroffem, unerwartetem Ende.


 Irgendwo habe ich gelesen, dass es der letzte Teil der Maulina Schmitt Geschichte ist. So stand ich direkt in der Buchhandlung als dieser Band erschien. Das habe ich bisher bei Büchern nur ganz selten geschafft. Ich fand die beiden vorangegangenen Teile schon so wunderbar. So warf leider dieser Teil seinen Schatten vorraus auf das, was passieren musste und das macht dieses Buch zu keiner einfachen Lektüre. Mehr als eine Träne habe ich mir aus dem Auge gewischt. Die Geschichte von Maulina Schmitt ist so wunderbar und groß aber nicht artig und doch so düster auf ihre eigene Art. Maulina Schmitt hat sich bereits im ersten Buch zu einer neuen Heldin in meinem Herzen gemausert. Hut ab vor Finn- Ole Heinrich und Rán Flygenring! Eine Geschichte mit wundervollen Illustationen. Lesen! Sofort!


 Mit Haruki Murakami bin ich irgendwie auch nach Jahren nicht so richtig warm geworden. Das hat dieses Buch grundlegend geändert. Die Geschichte vom Herrn Tazaki ist eine sehr leise, sie kommt ohne großes Bohei aus und geht doch so tief und breitet sich aus und nimmt ihren Raum. Fantastische Metaphern hat Herr Murakami da aus dem Hut gezaubert und eine Sprache, die mit so einfachen Worten, so großes zaubert. Ich bin ein bisschen begeistert und werde demnächst die alten Bücher von ihm, die ich angefangen aber nicht zu Ende gelesen in die zweite Reihe meines Regals verbannt habe, wieder nach vorne ziehen.

 Und ja, das waren wirklich alles ungemein gute Bücher. Manchmal habe ich so einen Lauf. Der Stapel für den nächsten Monat liegt auch schon parat.
 Was hat ihr so weggeblättert in letzter Zeit? Irgendwelche Tipps?

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