Es ist vollbracht, sie ist fertig: Meine Hexidecke. Wahnsinn! Letztes Jahr im Mai habe ich damit angefangen. Angefixt hatten mich Ivonne und Sabrina, die gefühlt ständig irgendeinen English Paper Piecing Krams unter den Fingern hatten.
Tadaaaa!!! Als ich vergangenen Mai anfing, hatte ich Bilder aus Japan vor Augen. Kirschblüten, die in Flüssen vor sich hin trieben und verwirbelten. Wahlweise auch das Farbenspiel in einer Pfütze mit Öl. Irgendwie sowas hatte ich im Kopf, als ich dieses Bild malte. Ob ich es getroffen habe, sei mal so dahingestellt. Eigentlich wollte ich nur Stoffreste loswerden und was Neues ausprobieren. Da passte das ganz gut. Ich habe einfach freischnauze losgelegt. Die Vorlage für die Papierschablonen habe ich im Netz ausgedruckt und mit der Hand ausgeschnitten.
Dem Stolz über das vollendete Großprojekt schwang ein bisschen viel ernüchtertes "Hm... und jetzt?" mit. Stück für Stück arbeitete ich mich vorwärts. Es hat Zeit gekostet. Ich habe nebenbei unzählige Dinge im Fernseher nebenbei laufen lassen, Podcasts und Hörbücher gehört. Aber irgendwie hat sich dieses beschwingte Gefühl am Ende eines langen Projektes nicht eingestellt. Vielleicht lag es an dem Politikbeiträgen hier und hier und den anschließenden Diskussionen hier und im echten Leben. Ich MUSS in Handarbeitsprojekten einen Mehrwert haben. Ich kann- zumindest im Moment- nichts machen, ohne mehr als die Handarbeit darin zu sehen, zu fühlen. Und das hier ist eine neue Decke... Davon habe ich schon welche... Ich brauche sie nicht. Ich habe das Gefühl vom Tun, um zu tun verloren. Handarbeiten, um der Handarbeit Willen, erfüllt mich im Moment nur bedingt. In einer Diskussion brachte ich das mal zum Ausdruck und erntete sowas in Richtung Mitleid.... PunktPunktPunkt.
Es reicht nicht, dass hier Stoffreste, die oft alt und vom Trödel waren, verwertet sind. Es hilft nicht, dass sich innen ein eigentlich fabelhaftes Vlies aus Biobaumwolle befindet. Am Ende habe ich den Hexiteil zuerst mit einem Teil der Rückseite auf das Vlies gequiltet. Nur die blauen Wasserhexis. Mit Stopffüßchen, ganz wild. Dabei habe ich überlegt, wie ich es wohl einigemaßen plausibel erklärt bekomme, dass ich den Teufel tun werde und zum G20 Gipfel im Juli in Hamburg auf der Straße bleiben werde. Ich plane da im Urlaub zu sein. Mit dem Quilt schob ich mein schlechtes Gewissen unter der Maschine herum. Vielleicht klebt das da jetzt drin.
Von hinten hat es fast etwas Naturwissenschaftliches. Moleküle! Das fand ich trotz allem doch etwas witzig.
Leider war das Vlies nicht sonderlich stabil und hat gefusselt wie ungescheit. Die Hölle! Teiloffen quilten mache ich nie wieder. Den Rahmen habe ich erst am Schluss drumherum improvisiert.
Dass
ich gerne einen Rahmen drunherum haben wollte war klar. Als der Topteil
mit den Hexis fertig war, überlegte ich, welche Stoffe ich dazu
kombiniere und wie das Quilting aussehen soll. Rahmen und Mittelteil der Rückseite sind tatsächlich beides der gleiche Stoff. Die Holzwurmmutter hatte mir vor kurzem 6m fliederfarbenen Stoff geschenkt. Perfekt! Aber ganz in Flieder war mir dann doch zu rüschig. Darum wurde ein Teil nochmal blau gefärbt. So passte es doch ganz gut. Gegen die Fusseln habe ich vorm finalen Waschgang angesaugt und gepuhlt.
So richtig Kirschblütig sind die Farben am Ende nicht geworden. Zu einer Stadtfrau wie mir passen Ölschlieren vielleicht auch besser. Ölschlieren in Pfützen sind zwar auch schön, aber eher nicht so abfeierungswürdig. Vielleicht finden wir noch zusammen, die unpolitische Ölschlierendecke und ich. Wie gut, dass hier schon ein paar andere Projekte fertig wurden, die sowohl meine Hände als auch meinen Geist zufrieden gestellt haben. Ab damit in die Donnerstagssammlung.
Ich find sie toll, auch das Kirschblütenthema sehe ich. Muss nicht alles politisch sein...
AntwortenLöschenAlles Liebe!
Astrid
dankedanke. vielleicht wird es ja noch.
Löschenliebe grüße,
jule*
Liebe Frau Jule
AntwortenLöschenAls Hexieliebhaberin gratuliere ich Dir herzlich für dieses tolle Teil!!! Ich hab hier noch 3! solcher Grossprojekte rumliegen, teilweise schon sehr alte Sachen.....Das Lieseln ist so eine Sache und irgendwann will man es nur noch fertig haben, egal wie. Ich kann Dich sehr gut verstehen.....
Lass den Quilt mal in einer Ecke etwas schmoren oder pack ihn weg, um ihn dann mal wieder hervor zu holen, ihn zu benützen oder sogar zu verschenken...;)
Ich bin voll Fan von dem Quilt und Du hast das so toll hinbekommen!
Gib dem Ganzen noch etwas Zeit und betrachte ihn dann nochmals neu!
Sei ganz lieb gegrüsst, herzlich, Rita
ich denke, so werde ich das auch machen.
Löschenliebe grüße,
jule*
"... die unpolitische Ölschlierendecke..." Fals Du noch ein Quilt Label brauchst, das wäre mal ein Titel... ;-)
AntwortenLöschenDeine Worte zum Handarbeiten aus Lust am tun, haben genau meinen Nerv getroffen. Ich probiere liebend gerne neues aus, egal welche Technik oder welches Material, aber im Laufe der Zeit stehe ich doch immer wieder grübelnd da und überlege: Was machst Du danach damit? Soviel Zeit, Mühe und auch Geld steckt da drin, vielleicht auch Erinnerungen (z.B. bei manchen Stoffen)aber noch eine Decke/Tasche/Kissen/Kleidung/wasauchimmer? Eine Lösung habe ich dafür auch nicht... Deine Hexie Decke sieht toll aus, und ich denke auch wie im Kommentar vorher, pack sie erstmal weg und später findet sich vielleicht ein guter Ort, Mensch oder eine Gelegenheit.
Liebe Grüße
Kati aus ER
ja, ich glaube, deshalb habe ich es auch nicht so mit dem schaffen von kunst. haha.
Löschenliebe grüße,
jule*