Freitag, 29. Mai 2015

Mailiteratur


  Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats (wenn ich es schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf.


 Ich starte mal mit den Kinderbüchern. Mit fielen im vergangenen Monat mehrere aus einer Wühlkiste in die Hände. Dieses hier hatte es mir wegen der Illustrationen sofort angetan. Ein stille Geschichte von einem Haus, das mit den Bäumen wächst. Was die Natur sich zurückholt, wenn der Mensch fort ist. Ganz wunderbar.


 Klassiker. Muss ich dazu noch etwas sagen? Endlich in meiner Sammlung. Ich mag die Bilder, die Geschichten, die kleine Flucht in diese wunderbare, schöne, friedliche Astrid Lindgren Welt.


 Und noch einmal. "Weihnachten in Bullerbü" im Mai. Geht auch mal im Mai.


 Was meine Lernenden lesen müssen, das muss auch ich lesen. Ich finde immer es gibt Schlimmeres. Ich mag es, mich mit ihnen über Literatur zu unterhalten, zu sehen, wie sie einen Teil, der mir viel bedeutet, auch schätzen lernen. Und Andorra passt gerade so wunderbar in unsere derzeitigen Unterrichtsthemen auch jenseits des Deutschunterrichts. Fächerübergreifendes Lernen liebe ich. Es ist übrigens nicht so, dass die Lernenden dieses Thema über hätten. In den Theaterkursen wird dieses Thema immer wieder von den Lernenden gewählt und umgesetzt. Finde ich gut. Andorra ist leider ja doch immer noch viel zu sehr überall.... Ich weiß übrigens wirklich nicht mehr, ob ich es schonmal gelesen hatte in meinem Leben. Es stand jedenfalls im Bücherregal, aber viele Erinnerungen hatte ich an diese Geschichte (oder vielmehr Theaterstück) nicht.


 Dieser Roman war definitiv das Highlight des Monats. Herr Regener hat einen so wunderbaren Protagonisten entworfen. Ich habe mich zwischenzeitlich ein wenig in diesen Karl Schmidt verliebt. Er tapst nach seinem jahrelangen Aufenhalt in einer Wohngemeinschaft für ehemalige Junkies in die freie Welt. Dabei benötigen seine Mitmenschen viel mehr Hilfe im echten Leben als er selbst. Karl Schmidt gibt ihnen die Hilfestellungen, die sie benötigen und findet dabei sein neues Leben. Wer die Herr Lehmann Reihe brav verfolgt hat, der findet hier einen weiteren wunderbaren, wenn nicht gar den bisher besten Teil der Geschichte.


 Ich dachte, ich könnte mal wieder ein wenig in die Welt der Philosphie eintauchen. Dieses Buch war eine Leihgabe, die ich dem Kreise meiner Lernenden (!!!) entrissen habe. Sie haben es mittlerweile wieder. Sicherlich ein gutes Buch für Menschen, die sich noch nie mit Philosophie beschäftigt haben. Ich fand es etwas langweilig, da viele der dort angesprochenen Philosophen durchaus schon in anderen Zusammenhängen Zugang in meine Hirnwindungen geschafft haben. Ich habe es nicht ganz durchgelesen, da ich dachte, dass ich diese Zeit schon vor Jahren aufgewendet habe.


 Warum Bücher verbrennen gar nicht geht, ist eigentlich klar. Aber schön dies nochmal von Herrn Kästner, der selbst ein Opfer dieser hirnamputierten Propaghandaaktion wurde, erläutert zu bekommen. Nie wieder! Nie wieder! 


 Irgendwie hatte ich diesen Monat einen Lauf mit Büchern, mit deren grundlegendem Inhalt ich mich schon seit Jahren beschäftige. Auch dieses Exemplar vom Wühltisch. Es stand wenig Neues drin. Da ich selbst seit zwei Jahren keine Kleidung mehr kaufe- von den fünf "Ausrutschern" mal abgesehen- empfand ich dieses Buch vielmehr als eine neue Bestätigung meines Beschlusses. Außerdem unterstrich es nochmals die Dringlichkeit meinen Kleiderschrank auszumisten und stieß Gedanken in ganz andere Richtungen an. Evtl. dazu demnächst mehr hier. Auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch für alle, deren Kleiderschrank aus allen Nähten platzt. Ich wüsste da ein paar Menschen, denen ich dieses Buch gerne schenken würde, aber ich glaube, das wäre ein bisschen frech.


 Er ist in den vergangenen Monaten definitv einer meiner neuen Lieblingsautoren geworden. Und auch hier wieder ein sehr guter Coming Of Age Roman, so wie ich ihn mag. Mit Außenseiterprotagonist, der sich in seiner Roller mehr schlecht als recht wohlfühlt, sich selbst sucht und überall aneckt und am Ende eines Schultages feststellen muss, dass er gar nicht so alleine ist, wie er immer gedacht hat. Ha! Und diese pseudopubertären, fiesen Analysen des oberflächlichen Umfelds. Bin ich eigentlich immer noch nicht erwachsen oder suche ich auch noch? Ich habe keine Ahnung, warum mich solche Protagonisten immer so fesseln. Aber Suchen macht ja auch einfach mehr Spaß als Finden, oder?

 Und was gab es bei euch so?

2 Kommentare:

  1. Igg Andorra musste ich in der Schule damals auch lesen ...das ist mittlerweile 28 Jahre her ...es gibt Dinge die ändern sich anscheinend nie was den Lehrstoff an Schulen betrifft .ich hatte letztens ein Lehrerbuch für Deutsch in der 9 Klasse Gym in der hand und stellte auch da schon fest ,das es bestimmt auch Gedichte von neueren Dichtern geben würde ,derenSchreibstil man analysieren könnte .Mein Bekannter meinte nur das sein halt eben Klassiker ,deswegen wird danach schon seit 65 Jahren gelehrt ..hmmm

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    1. also ich finde das super, dass sie das lesen müssen. geschichten, alte literatur von zeitzeugen. besser geht gar nicht. in klasse 6 haben sie "emil und die detektive" gelesen. auch super. einige meiner schüler kennen pippi langstrumpf nicht. das finde ich schlimm. wo sollen sie es sonst lesen, wenn nicht in der schule? oder: wo sollen sie grundsätzlich mal ein buch lesen?
      allerdings hat sich die leseliste ansonsten auch durchaus verändert. vor allem in richtung lebensweltorientierung, wobei ich auch sagen muss, dass es wenig anständiges für bestimmte schülerklientel gibt. das ist aber ein problem von autoren und/oder verlagen. in der oberstufe steht in hamburg aber z.b. auch finn ole heinrich auf dem lehrplan.
      liebe grüße,
      jule*

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