Dienstag, 23. Juni 2020

Körperstruggle in Rosa


 Sie näht noch. Ja. Unter anderem in rosa. Gestreift. Für mich selbst. Kleine Fingerübung. Ich war am Überlegen, ob mir heute ein paar weise, deepe Worte zu diesem neuen Stück einfallen. Könnte irgendwie so gehen:


 Es hat mich ewig Überwindung gekostet, diese Bilder zu machen. Es gab unterschiedliche Gründe. Bilder IN Klamotten für den Blog machen finde ich immer nervig. Irgendwo steht immer was rum, was nicht auf dem Blog sichtbar sein sollte. Also aufräumen. Dann hoffen dass die Lichtverhältnisse mal passen, Stativ aufbauen, anderes Objektiv draufschrauben, alles einstellen, den Ort finden, an dem ich gut stehe, damit der Bildausschnitt stimmt usw. usf. Nervig. 


 Dazu kommt, dass ich seit ein paar Wochen echt üblen Körperstruggle habe. So einen echten miesen Rückschritt. Irgendwie passt mein Körper gerade nicht, wie ein schlecht sitzendes Kleidungsstück. Es ist auch weniger, dass ich mir Gedanken darum mache, was andere von meinem Körper oder Aussehen denken, als vielmehr so ein Unwohlsein in der eigenen Haut. Auch das nervt. Ich war da schonmal weiter. Mein Spiegelbild muss ich da auch nicht kritisch abchecken. Ich schäme mich nicht für mein Aussehen, schlaffe Haut, Dellen, Speck oder so. Überhaupt nicht. Ich trage weiter meine kurzen und engen Klamotten. Aber vor die Kamera mag ich da dann trotzdem nicht. Diese Bilder waren quasi sowas wie Eigentherapie oder so. Ich weiß, dass das alles passt und in Ordnung und gut ist und alles, aber es fühlt sich nicht so an. So als hätte man mich in Highheels und in ein rüschiges Abendballkleid gesteckt. Nur dass es eben meine eigene Haut ist. Unangenehm. Irgendwie falsch.  Das nur mal dazu, dass eben nicht immer alles rosa ist, was man auf Blogs so sehen  kann, sondern hinter den rosa Streifen eben doch so einiges mehr los ist, was nicht so hübsch ist. Bemerkbar macht sich das seltsamerweise auch in meiner Motorik. Ich kloppe mir gerade wieder alles grün und blau, weil ich ständig irgendwo gegen renne, stoße und sowas halt. Die Gehirnerschütterung neulich ist vermutlich auch darauf zurück zu führen. Mein Körpergefühl ist irgendwie abhanden gekommen. So wie meine pubertierenden Lernenden, die mit ihren Wachstumsschüben auch nicht klarkommen und voll durch die Gegend hampeln, wie betrunkene Marionetten, die von nem Menschen auf Speed bespielt werden....


 Am liebsten halt hinter den Blumen verstecken. Gute Klamotten helfen bei solchen Zuständen übrigens ungemein. Da kann man sich auch drin verstecken. So dann eben auch in diesem Shirt. Lenkt vom Struggle ab. Das Shirt mag ich wirklich sehr und trage es oft. Die Blumen auch. Und eigentlich war das auch so eine Quatschidee. Die standen auf dem Weg zu dieser Fotoserie so im Weg rum und ich dachte: Passt doch. Wenigstens etwas. Farbkonzept kann ich auch aus versehen. Der Rest regelt sich dann vermutlich bald von selbst. Ich habe das ja schonmal geschafft. Vielleicht muss ich einfach nur mal wieder anständig schwimmen gehen. Oder tanzen. Oder einen guten Menschen feste umarmen. Die guten Bewegungen eben. Ständig nur am Schreibtisch, da kann das ja auch nix werden.... 


 Wie ist denn das bei euch so? Und was hilft euch da? Ich bin offen für Inspirationen. Das Shirt darf heute noch in die Dienstagssammlung.

7 Kommentare:

  1. Ich bin begeistert! Von allem! Farben, Bildidee, Fotos und von dir! Aber ich weiß nur zu wohl, dass einem das bei manchen Befindlichkeiten nicht hilft oder man es nicht glauben will, wie man bei den Mitmenschen rüberkommt... Ach, Mensch Frau Jule!!!! Drücker!

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  2. Menschen umarmen finde ich als Gegenmittel äußerst probat, alternativ Baum, falls gerade kein williger Mensch in der Nähe ist. Ansonsten fallen mir noch Badewanne ein, ein Liebesbrief an den Körper oder auch abhotten in der eigenen Bude. Unkörpergefühl kenne ich nur zu gut. Stetiger Begleiter. Gerade kommen wir besser zurecht, weil ich ihm versprochen habe, mich etwas mehr um uns zu kümmern. Solche Worte gefallen ihm... ;-) Alles Gute dir und deinem Körpergefühl! LG. Susanne

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    1. oh, mich kümmern kann ich super. tue ich auch. schade. baum umarmen mache ich demnächst dann mal.
      liebst,
      jule*

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  3. Ach Mensch, weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Sieht so super aus, was du da fotografierst, dein Körper, dein neues Shirt, deine Blumen, alles zusammen. Aber das Innen kann man ja dann doch nciht fotografieren und will man ja vielleicht auch nciht nach Außen stellen. So kenne ich auch Kommentare über den angeblich schlanken Körper, das gute Aussehen usw., wenn man das selbst so gerade überhaupt nicht empfindet und deshalb auch nur wegnickt, nicht ernst nehmen kann. Und nicht so recht weiß, wie man wieder ins Körpergleichgewicht kommt. schwimmen, Körpergrenzen spüren hilft da bestimmt. Fühlt sich ja immer gut an. Ich hab grad mehrere Arztbaustellen, da kommt man sich schon ganz schön marode vor. War auch endlich erstmals bei einer Osteopathin, gleichzeitig eine alte Bekannte, die nur meinte: "Ach Mensch, Dörte, da haste aber lange ausgehalten..." soviel dazu, haha. Ih wünsch dir gute Tage, Umarmmöglichkeiten mit echten lieben Menschen und viel Sonne!
    Grüße, dörte

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    1. oh, aushalten. ein "tolles" stichwort. ja, aushalten können wir wohl so einiges. und auch das ist mist. doch was wäre die alternative?
      ich wünsche alles gute für die geseundheit.
      liebst,
      jule*

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  4. Ja, das kann ich nachvollziehen. Obwohl es mir gerade mental (auch durch weniger Streß und so) besser geht, ist mein Körpergefühl irgendwie komisch. Bewegung ist ein gutes Stichwort, daran fehlt es mir momentan definitiv.
    Schönes Shirt auch, die angeschnittenen Ärmelchen gefallen mir besonders gut!
    Liebe Grüße
    Janina

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