Montag, 10. September 2018

Fan.tastic females- football her.story


 Frauen* und Fußball? Ja das geht zusammen. Sehr gut sogar. Dem Ganzen widmet sich jetzt eine neue Ausstellung, die durchs Land ziehen wird: Fan.tastic females- football her.story. Initiiert von Faninnen in besterm DIY Modus. Ich war gestern drin. Sie gastiert derzeit in den Räumen des FC St. Pauli Museums im Millerntorstadion. Und ich fand es großartig. 


 Die Ausstellung widmet sich vor allem der Faninnenszene in Europa. Das ganze ist ziemlich großartig aufgemacht. Zunächst meint mensch, es wäre eine sehr trockene Ausstellung mit irre viel Text auf Stellwänden. Doch die gesellschaftlichen und historischen Hintergründe werden sehr ausführlich beleuchtet und das gar nicht mal langweilig. Auf dieser Wand kann man die Statistik von weiblichem Fußball erlesen. Deutschland schneidet beim Thema Frauen*anteil gar erstaunlicherweise sogar besser ab. Mit 25% noch ein recht hoher Anteil an Frauen* in Stadien, lange aktiver Frauenfußball. Nicht dass da keine Luft mehr nach oben ist, aber da kann frau mal sehen, wie schlimm das woanders sein muss.








  Der Fokus der Ausstellung liegt aber vor allem auf Portraits von Frauen*, die in der Fußballszene aktiv sind. Dabei werden Frauen* mit Transhintergrund, mit Behinderung und aus verschiedenen Ländern vorgestellt. Frauen* aus Vorständen, der Ultraszene, Netzwerkerinnen und auch ganz "normale" Fans. Teilweise irre mutige Menschen, wie z.B. die Faninnen aus der Türkei, die mich sehr beeindruckt haben. Es bleibt dabei aber nicht bei den kleinen Zitaten und Texten auf englisch und deutsch auf den Stellwänden. Zu jedem Menschen gibt es einen QR-Code zum Scannen, mit dem man sich ein Videoportrait der entsprechenden auf dem Smartphone oder Tablet anschauen kann. Eine multimediale Ausstellung also. Damit auch ein gutes Stück barrierefrei. Ein entsprechend ausgestattetes Endgerät und Kopfhörer sollte mensch allerdings mitbringen. WiFi gibts vor Ort. Natürlich.



 Ja, das Fußballsexismusbullshitbingo könnte ich auch gewinnen. Meine fußballerische Sozialisation begann ja doch erst recht spät, aber auch ich kenne diese Situationen im Stadion, wo frau eher als die Freundin von und zu Dekozwecken ein Existenzrecht hat. Grundsätzlich rührte diese Ausstelung bei mir ziemlich viele Emotionen auf. Sowohl wegen der Geschichten der einzelnen Frauen*, als auch wegen des grundsätzlichen Problems weiblicher* Anwesenheit in vermeintlich männlichen Strukturen.


  Spannend fand ich die Umstände, wie Frauen* von den Verbänden immer wieder "benutzt" wurden und werden, um die Gewalt in den Stadien einzudämmen. Teilweise gab es da ermäßigte Karten und Co. Aber mitreden eben doch eher nicht. Das Übliche halt...



 Was mir etwas gefehlt hat, war etwas mehr Interaktivität dieser Ausstellung. Sie ist komplett nach feinstem DIY von sehr engagierten Menschen zusammengetragen worden. Gerade da hätte ich gedacht, dass es mehr zum Mitmachen gibt, als Konfetti schreddern und doofe Sprüche auf eine Wand zu malen. Dieser Biertisch mit den Aufklebern fand ich toll. Traurig war ich dann, als ich das Schild sah, dass die Kleber nicht zum Mitnehmen gedacht sind... Schade. Die Fußball. Ficken. Feminismus. Kleber hätte ich wohl eher in großer Stückzahl eingesackt. Megagut! 


 Die Ausstellung geht dann auch bald schon weiter auf Tour. Alle Daten findet ihr hier. Bezeichnend dabei, dass von den sieben Stopps nur drei in Museen in Stadien stattfinden.... Immerhin zwei davon in Hamburg. *hust* 


 Es ist übrigens unmöglich, sich alle Portraits in der Ausstellung auf einen Schlag anzuschauen. Aber die Machenden verkaufen die Möglichkeit, sich die Portraits der vorgestellten Frauen* in Ruhe zuhause anschauen zu können. Das wird für mich nochmal ein schöner Filmabend. Meinen Eintritt auf Spendenbasis habe ich übrigens geliefert, von daher gilt das hier wohl eher so bedingt als Werbung. Geht hin, schaut sie euch an und danach weiter ins Stadion! Frauen* können mehr als Trikots bügeln und Schnittchen schmieren. Sollten sie auch.

2 Kommentare:

  1. Mit Fußball habe ich ja eigentlich nichts am Hut, aber immerhin komme ich aus dem Ort, aus dem Silvia Neid stammt und hat meine Cousinchen mit ihr dort eine erste Frauenmannschaft begründet. Außerdem habe ich eine ehemalige Schülerin, die mit dem Grün Weiß Brauweiler Deutsche Meisterin geworden ist. Und da schlägt das Herz doch immer wieder mit, muss ich feststellen.
    Kommt die Ausstellung auch in die FC- Stadt?
    LG
    Astrid

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    1. ich glaube es ist auch irgendwie unmöglich, um fußball drum herum zu kommen. die itensität ist halt einfach eine andere.
      in die fc stadt kommt sie glaube ich nicht. aber ums ruhrgebiet kommt sie natürlich nicht drum herum.... aber vielleicht findet sich ja noch später ein ort in köln.
      liebst,
      jule*

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