Mittwoch, 30. April 2014

Aprilliteratur

  Die Bahn ist morgens mein Lesesessel. So lese ich mich auf den Weg zur Arbeit und auch zurück. Darum am Ende des Monats nun (wenn ich es schaffe) eine kurze bibliothekarische Rückschau auf die Bücher in meinen Händen, vor meiner Nase, durch meine Augen, in meinen Kopf.


 Clemens Mayer ist immer für verbalgewaltige Verstörung gut. Keine leichte Kost zwischen Einsamkeit, unanfechtbarer Freundschaft, die immer etwas skuril wirkt und Fußball muss auch immer sein. Ein bisschen Wahnsinn im Kopf und man weiß gar nicht, wo die ganze Schönheit bleibt, wenn man das Buch zuklappt. Doch die Sätze triefen trotz allem nur so von Poesie der vermeintlich anderen Seite. Funktioniert in meinem Fall immer nur in überschaubaren Dosen und einem Buch pro Kalenderjahr.


 Nach Clemens Mayer musste dann wieder etwas schönes her. Das funktioniert mit "Maulina Schmitt" ganz fantastisch. Ich hatte mich im Februar schon schwer in sie verliebt. Keine leichte oder gar zuckersüße Kindergeschichte. Hier kommt die Wahrheit auf den Tisch. Sehr real und doch gibt es so unglaublich viel wahrhaft Schönes zu entdecken. Die Illustrationen tragen das ihre dazu bei. Schade, dass der nächste Band erst im Herbst erscheint. Das wird eine laaaaaange Wartezeit.


 Hach und direkt weiter. Noch mehr feine Illustrationen und eine sehr schöne Geschichte. Etwas leichter und sehr kindgerecht. Eine Mutmachgeschichte. Mehr mag ich dazu gar nicht sagen.


 Bücher und Platten kaufe ich manchmal nur wegen der äußerlichen Merkmale. Eine gute Einbandgestaltung ist für mich manchmal Kaufanreiz genug. So ging es mir auch mit diesem Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte in der die reale und die virtuelle Welt zeitweise eines werden. Die hoffnungslose Orientierungslosigkeit, wenn alles gegen die Wand gefahren scheint. Auch eine Geschichte von Abhängigkeit und Egoismus wie ich finde. Öfter mal den Computer ausmachen und an die frische Luft gehen fiel mir dazu ein.


 Ach, mein liebster Lieblingsautor durfte diesen Monat auch wieder mitspielen in der Bahnbibliothek. Es dauerte bei mir diesmal ein wenig, bis ich mich eingelesen hatte, doch dann war ich voll gefangen in der Welt von zwei Brüdern, in Europa und der DZ in welcher Drogenkonsum zum guten Ton gehört. Selim packt einmal mehr alles rein. Ähnlich schon wie in "Zwischen zwei Träumen". Familiäre Verbundenheit, Hinduismus, Naturreligion, Philosophie, Abenteuer, Roadstory und die Suche nach.... allem und nichts. Wie wäre die Welt wenn...?


 Glücksratgeber. Definitiv. Verpackt in eine kleine Reisegeschichte. Dass der Autor den Begriff des "Buddha" nicht ganz eindeutig verstanden hat, wird schnell klar. Das Buch lief mir so zu. Wer mal wieder ein paar Denkanstöße zur Lebensgestaltung haben möchte, ist mit dieser sehr kurzweiligen Geschichte sicher gut beraten, als wirklich nachhaltig würde ich sie aber nicht bezeichnen.


 Herzallerliebst der Herr Kavka. Schon für "Mach mir mal ´ne Nudelsuppe, bevor ich dich besudel, Puppe" muss man ihn einfach lieben (ich empfehle an schlechten Tagen in eine x-beliebige Buchhandlung zu gehen und nach diesem Titel zu fragen. Erheiterung pur garantiert) und ebenso mag ich seine Wortakrobatik. Er surft zwischen der Naivität eines Schuljungen und erwachsener Aufgeklärtheit ziemlich souverän hin und her. Anfang Vierzigjähriger durchschifft die Orkanböen des Erwachsenwerdens. Ein bisschen Klischeeberlin und nochmehr Klischeeflachlandbayern. Wo steht denn auch geschrieben, dass man mit vierzig erwachsen sein muss? Eben. Und komme mir ja niemand mit "Berufsjugendlich". Das Thema ist gegessen, vom Tisch und darum danke an Herrn Kavka, dass seine Verbaleskapaden mich immer noch sehr erheitern. Leider ist das Ende ein bisschen... hm... Nicht dass ich mir ein Happy End gewünscht hätte, doch aus der Geschichte wäre man sicher auch anders herausgekommen.

 Und was habt ihr so verschlungen in den letzten Wochen? Gibt es irgendwelche Empfehlungen für mich nächsten Monat?

5 Kommentare:

  1. Ha! Da hab ich angefangen deinen Beitrag zu lesen und musste schon am Anfang an unsere gemeinsame Liebe für hern Oezdogan denken. Und hab mich gefragt: "Ob sie sohl schon "DZ" gelesen hat?" Ich hab's nämlich heute morgen in der Bahn angefangen (nachdem ich feststellte, das mein rad nen Platten hat und ich trotz Sonne die Bahn nehmen muss). Und dann kommt's in deiner Aufzählung! Hehe. Im gegensatz zu dir bin ich aber schon nach wenigen Seiten begeistert. Wörter, die sich zusammensetzen, Morphologie, Linguistin... Genau mein Thema! Ich kann kaum erwarten was noch so kommt.

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    1. naja, wenn man sich überlegt, dass die ersten özdoganbücher zumindest an meinem leben immer sehr nah dran waren und mich mit offenen armen empfangen haben, sind so bücher wie dz, das traumbuch und auch die heimstraßenbücher doch sehr weit entfernt von meiner welt. das ist ja per se nicht schlimm, sondern macht es ja noch spannender, aber ich brauche da immer ein bisschen, um mich in dieser welt einzufinden.
      ich wünsche dir viel spaß dabei. nächsten monat gibt es noch ein anderes özdoganbuch. zumindest liegt das hier und will gelesen werden.
      liebe grüße,
      jjule*

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    2. Ja, ich glaub, ich weiß, was du meinst. Vor allem "Trinkgeld vom Schicksal" waren halt so geschichten aus dem leben. aus dem gleichen grund hab ich auch "zwischen zwei träumen" nicht gelesen. Das klang mir einfach zu anders, nicht nach dem Selim Oezdogan, wie ich ihn entdeckt habe. Aber nach mehrmaliger empfehlung von meiner cousine, hab ich mich dann eben doch an "DZ" rangetraut. und ich mag's. klar, es ist ganz anders, als die frühen bücher. aber mir gefällts trotzdem. irgendwie ein anderer selim, aber manchmal findet man spuren vom alten.
      ich bin gespannt, was du nächsten monat zu berichten hast!
      LG

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    3. hast du die schmiedtochterbücher dann auch nicht gelesen? die MUSST du unbedingt lesen. die sind auch nicht mit den ersten vergleichbar, aber so wunderwunderwunderbare sprache! ich war erst verwirrt und dann total gefangen.
      gerade eben lese ich wieder so ein anderes total wundervolles buch von ihm. stelle ich dann ende des monats vor.
      liebe grüße,
      jule*

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    4. doch, die hab ich gelesen und mag sie auch sehr sehr gern. passen aber weder zu den kurzgeschichten noch zu dz. irgendwie nochmal was drittes. jaaa, da freue ich mich. ich bin nämlich grad völlig planlos, welches das sein könnte.
      LG Jana

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