Donnerstag, 29. August 2019

Literatur # 3. 19


 Literatur der letzten Monate. Here we go:


 Musste ich doch mal ran, an diese Geschichten. Aus purer Neugierde, was meine lesefaulen Kids so lesen und mir als Buchvorstellungen um die Ohren hauen. Ab Klasse 6 habe ich das unterbunden, weil ich nicht fünf Buchvorstellungen zum selben Buch hören wollte. Zu recht. Ist sicherlich super für wahrhaftig lesetiefbegabte Kids und der Trend jagd sie dann doch zwischen die Seiten, aber da kenne ich noch viel bessere. Ein paar Lacher gab es allerdings. Aber die reißen das auch nicht mehr raus. Wie gut, dass ich hierfür nur ein paar Märker in eine Spendendose zum guten Zweck geworfen habe...


 Lesekreisbuch. Eine Geschichte, mit gewissen Parallelen zu "Der Stich ins Wespennest". Eine Autorin schreibt über ihren Freundesmenschenkreis und gerät damit in echte Beziehungsschwierigkeiten. Im weiteren Sinne geht es um Sozialstudien. Um intellektuelle, akademisch sozialisierte Menschen vs. Menschen aus dem Milieu der Arbeitenden. Es war spannend, da in meinem Lesekreis drüber zu diskutieren, kommen wir doch auch aus so unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen. In mir schürte es einmal mehr die Abneigung gegen die Selbstverständlichkeit von (k)akademisch sozialisierten Menschen, die sich ihrer Privilegien nicht bewusst sind, obwohl oder gerade weil ich ebenfalls aus ähnlichen Kreisen stamme... Soviel zum Thema persönlicher Bezug. Spannend zu lesen für alle, die mal erleben wollen, was inkorporiertes kulturelles Kapital mit Menschen macht, die dieses nicht besitzen.... (Jaja, Bourdieu lässt grüßen, ich Kakademikerin)


 Direkt hinterher dieses hier von der selben Autorin. Gleiches Thema, aber eben für junge Menschen. Erna aus dem Wohnprojekt, die oben genanntes aus anderer Perspektive erleben muss. Zur Erweiterung des Blickwinkels auf die Kinder eben auch spannend. Das reiche ich auch gleich an meine Lernenden weiter.


 Wahnsinnige Roadstory. Ebenfalls ein Lesekreisbuch. Es geht um Eltern, Tod, die Liebe und eine spannende Reise. Um Lügen in der Familie und die Wahrheiten, die so lange unter den Teppich gekehrt wurden. Um Italien und Griechenland. Alles dabei. Kurzweilig aber unterhaltsam.
 "Im Notfall", sagte Kurt, "brauchst du keine Freunde. Im Notfall brauchst du einen guten Arzt oder einen Anwalt. Freunde brauchst du für die guten Zeiten, die schlechten schaffst du auch allein. Für das Glück brauchst du Freunde. Wer kann denn alleine feiern? Das Glück kannst du teilen, aber nicht das Leid. Das Leid wird immer nur verdoppelt." (ebd. S. 34)


 Wie umgehen mit Idioten, bzw. wie sich dem Rechtsruck entgegenstellen? Ja, für so Menschen die sich dazu noch keine Gedanken gemacht haben, sicherlich ein feines Einstiegswerk. Lies sich gut und zügig lesen. Aber wirklich neue Erkenntnisse lieferte es zumindest mir nicht. Hauptsächliche Quintessenz: In gute Bildung investieren. Ähm... JA!!!! Ich gab dem Autor definitv in allen Punkten recht. Jetzt müsste sich nur noch was ändern...
 "Es gibt keine Zukunft, von der man sagen könnte, dass es sie einfach gibt. Es gibt nur eine Zukunft, die sich jeden Augenblick formt - je nachdem, welchen Weg eine Gesellschaft wählt, welche Entscheidungen die Menschen treffen, welche Richtung die Gesellschaft einschlägt. Zukunft gibt es nicht festgefügt, sie entsteht in jedem Moment der Gegenwart, die ist darum in jedem Moment veränderbar. Die Zukunft ist nicht geformt, sie wird geformt." (ebd. S. 78)


 Oh, was für eine wunderbare Biografie zu Frida Kahlo. Zauberhafte Illustrationen, großartiges Layout. Schön anzuschauen. Alles aus der Ich- Perspektive geschrieben, teilweise mit Auszügen aus ihren Tagebüchern. Wundervoll. Sicherlich auch für jüngere Menschen geeignet. Schwer zu empfehlen.
 "Ich trank, um meinen Kummer zu ersäufen, aber der Mistkerl hat schwimmen gelernt." (Zitat Frida Kahlo, S. 9 ebd.)


 Okay, ich hatte mir ein wenig mehr erhofft. Die Illustrationen sind sicherlich fabelhaft, aber für eine vielfältige Nachbarschaft fehlen hier doch einige Seiten der Gesellschaft. Auf jeweils einer Doppelseite wird ein Mensch dargestellt, der vermeintlich einzigartig ist. Oftmals zu kurz, zu flach. Schade. Viel verschenkt. Da wäre sicherlich mehr dring gewesen.


 Ich möchte bitte den Titel reklamieren. "Gebrauchsanweisung FÜR die Traurigkeit" wäre evtl. passender gewesen. Ansonsten ist das mal wieder ein ganz großartiges, kurzweiliges, Mut machendes Buch zum Thema Traurigkeit. Auch schon für die Kleinsten. So schön bebildert. Die Traurigkeit als Wesen dargestellt, das man Willkommen heißen soll, darf. Mit der man es sich fein machen kann. Sicherlich nicht geeignet bei ernsthaften Depressionen, aber für die andere Traurigkeit ganz hervorragend tröstlich. 
 "Versuche, keine Angst vor der Traurigkeit zu haben. Gib ihr einen Namen. Hör ihr zu. Frag sie woher sie kommt und was ihr fehlt." ( Zitat ebd.)


 Empfehlung einer meiner Instadingsfollowerinnen. Fabelhaft. Wunderbar! Großartig. So Denkanstöße. Nicht alle Gold, aber viele wahrhaftig perspektivdrehend. Einiges ist zu logisch, gerät aber eben doch häufig in Vergessenheit. Findet jetzt schon in meiner Arbeit Verwendung. Man muss den jungen Menschen mal was zum Philosophieren geben. Danke dafür!
 "Belastende Dinge sind von der Seele zu reden, sonst bleiben sie da liegen." (Zitat ebd.)

3 Kommentare:

  1. Interessante Perspektivöffner hast du dabei!
    GLG
    A

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  2. Guten Morgen Frau Jule

    Die Biografie von Frida Kahlo muss ich haben. :-) Ich weiss ja nicht, wie alt deine SuS sind. Sehr empfehlen kann ich "was wir dachten was wir taten", die Geschichte eines Amokllaufs in einer Klasse, und "Euer schönes Leben kotzt uns an", eine Ökogeschichte aus Grossbritannien. Liebe Grüsse von Regula

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    1. danke für deine tips. ich bin gespannt, wann ich meine drei meter leseliste weggelesen habe...
      liebst,
      jule*

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