Dienstag, 15. Juli 2014

Rockharz 2014: Mal öfter was Neues

 Okay, wie bekomme ich jetzt den Bogen zu einem Thema welches eigentlich meinem Blog vollkommen konträr ist? Ich mache einfach mal: 
 Am vergangenen Wochenende bin ich mal wieder meiner Neugier nachgegangen und war auf einem Festival, welches musikalisch eigentlich relativ weit entfernt von dem ist, was ich sonst so höre. Ich war auf dem Rockharz. Ein sehr metallastiges Festival. Grundsätzlich bin ich ja eine große Freundin von Gitarrenmusik, hinzu kommt mein Faible für bärtige, langhaarige Männer und mein Wissen darum, dass Metaller in den meisten Fällen zu den sympatischsten Menschen zählen, die man sich so vorstellen kann. Reicht eigentlich als Begründung, warum ich mal in andere Gefilde aufbrechen wollte. Also habe ich Herrn Fussel gefragt, ob ich ihn dorthin begleiten könne, wo er seit einigen Jahren die Haare schüttelt und zog dann gemeinsam mit ihm los. Was ich dort so erleben konnte, hat sämtliches Vorwissen meinerseits massiv bestätigt und dafür gesorgt, dass ich sicherlich öfter auf solcherlei Veranstaltungen zugegen sein werde. Einen Haufen freundliche Menschen habe ich dort getroffen, die mich bereitwillig in ihren Kreis aufgenommen haben.
 Wenn Immergut und die Altonale Popnacht dieses Jahr schon die Honigbrote unter den Festivals waren, dann war das Rockharz sicherlich die Wurststulle. Hin und wieder braucht es eben auch mal was Herzhaftes mit Biss. Eine kleine bebilderte Begründung.


 Der metalliebende Mensch trinkt seine Getränke gerne mit Schirmchen und ein bisschen Glitzer. Ich stehe voll auf Glitzer.


 Glamourös mögen Metaller auch ihre Shows. Am Donnerstagabend starteten wir mit einer explosiven Show von SABATON ins Festival. Ich mag ja Feuereffekte. Nicht nur auf Konzerten. Außerdem gab es jede Menge skandinavische Bands. Höre ich ja grundsätzlich auch sehr gerne, hier halt eben anders.


 Zum Frühstück mögen harte Menschen gerne auch mal Sahnetorte. Dieser hier war zwar nichts für mich, aber egal. Torte ist gut Freund.


 Um den eigenen Zeltplatz zu finden, hisst der Metaller gerne Flaggen mit wahrhaft harten Symbolen. Sogar selbstgemacht.


 Der Ort des Geschehens befand sich direkt unterhalb eines Teils der Teufelsmauer im Harz. Symbolträchtiger geht es eigentlich gar nicht mehr. Täglich pilgerten Menschen hinauf. Wunderbare Umgebung.


 Schwarz ist immer die Farbe der Saison. Alles andere gilt als bunt und wird nur in kleinen Dosen angewand aber durchaus toleriert.


 Selbst Zuckerwatte kann da nicht reinweiß bleiben. Süß war sie natürlich trotzdem. Lecker!


 Toleranz spielt eine recht große Rolle. "Come as you are" wird immer groß geschrieben. Hauptsache das Spaßlevel stimmt. Wie kann man denn so etwas nicht mögen?


 Romantik gibt es bei aller vermeintlicher Härte aber auch zu genießen.


 Der Vollmond kann gegen die Bühnenbeleuchtung nur schwerlich ankommen, doch beidem wird ausreichend Beachtung geschenkt. Hier während des Auftritts von CHILDREN OF BODOM.


 Die wahre Härte tritt dort zutage, wo selbst im gleißenden Sonnenschein Schwarz getragen wird. Oder eben Oberkörper frei. Hui!


 Das Festivalprogramm hatte so seine Ausreißer, doch selbst BORN FROM PAIN wurden amtlich und nicht anders zelebriert, wenn auch vor einer luftigeren Menschenmenge. Könnte dafür sprechen, dass Metaller eben Melodie benötigen und Hardcore diese nicht aufweisen kann. Dafür haben BORN FROM PAIN mich absolut angesprochen, denn mit Hardcore bekommt man mich ganz gut vom Ofen weg.


 Dass Metal sehr laut sein muss, konnte man feststellen, wenn man eben auch einmal auf die Teufelsmauer stieg und selbst dort oben noch dem Bühnenprogramm akkustisch folgen konnte. Natur plus gute Musik, fein!


 Und trotz dem Hang zu Schwarz konnte man das Leuchten in vielen Augen nicht leugnen, als sich der Regenbogen aufspannte. Ein bisschen Bunt muss eben doch.


 Die geblümte Tischdecke neben den martialischen Flaggen ist dem Metaller kein Widerspruch sondern selbstverständliches Understatement. Da fällt man mit Retrochic gar nicht so sehr auf.


 Grundsätzlich ist der Metaller (und die Metallerin selbstverständlich auch) ein sehr verschmustes Wesen. Wer dieses Bedürfnis nicht auf natürlichem Wege befriedigt bekommt, dem wird bereitwillig geholfen. Denn Metaller helfen sich.


 Hin und wieder werden aber eben auch Grenzen aufgezeigt. Diese bleiben aber grundsätzlich leicht zu überwinden.


 Aufgrund des Alters dieser Musikrichtung ist ein wenig Nostalgie auch mehr als angemessen. Die Alterspanne des Publikums war im Übrigen sehr breit. Nicht selten konnte man Familienausflüge beobachten, wo Mutter, Vater, Kind einträchtig gemeinsam headbangten. Heidepark kann ja jeder.


 Wer schwarz trägt, darf auch schwarz zelten. Wobei auch hier einmal wieder unter Beweis gestellt sei, dass es für den Metaller Wichtigeres als Ästhetik gibt.


 Das wichtigste Merkmal des Metallers ist allerdings sein Humor. So ist es auch nicht verwunderlich, dass KNORKATOR es schafften ungefährt alles vor die Bühne zu dirigieren, was mit den Fingern eine Pommesgabel immitieren kann.
 Natürlich haben wir noch viel mehr Bands gesehen. NOTHNEGAL, EQUILIBRIUM, FJOERGYN, MOTORJESUS, IN EXTREMO, ARCH ENEMY, EXOMORPH... Ich werde keine Metallerin werden, allerdings bin ich schon länger durchaus eine Sympathisantin, die gerne mal einen Ausflug in diese Welt macht.
 Metaller meinen das übrigens IMMER ernst. Es gibt keine Rechtfertigungsgründe, weil alles was getan wird, eben klar wie Kloßbrühe ist. Das macht den Metal vielleicht gerade so glaubwürdig und eben selbstbewusst. Ein hartes Trommelfell braucht es allerdings dafür.
 Und mal so ganz an Rande: Das war das erste Festival das ich erlebt habe, auf dem es eine Tribüne für Menschen im Rollstuhl gab, damit auch sie dem Treiben auf der Bühne folgen konnten. Ebenso gab es die dazugehörigen barrierefreien Klohäuschen. Ich habe noch nie so viele Menschen mit Rollstuhl auf einem Festival gesehen wie dort. Davon können sich andere Festivalveranstalter mal eine ordentliche Scheibe abschneiden. Zwar gab es keine befestigten Wege, doch selbst wenn alles im undurchrollbaren Matsch versunken wäre, bin ich mir sicher, dass die Rollstuhlmenschen ziemlich schnell etwas Sänftenartiges und stapelweise bereitwillige Träger gefunden hätten.
 Das war ein sehr sehr gutes Wochenende und hat einmal mehr bestätigt, dass es ziemlich gut sein kann, sich auch mal jenseits des eigenen Tellerrandes umzuschauen.

7 Kommentare:

  1. Schöner Artikel, schöne Bilder (cool, ich bin sogar auch drauf, naja, eine Hand und ein Knie:) ).

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    1. ich fotografiere icht so gerne menschen und stelle deren nasen ins netz, darum geht das immer nur so. menschen im herzen und so.
      ich hoffe, du hast endlich das restliche konfetti gefunden- hehe.
      liebe grüße,
      jule*

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    2. Negativ. Das bleibt wohl erstmal verschollen.
      Dachte ich hätte alles ausgepackt....

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  2. Sehr schön! Klingt so, als sollte ich das auch mal mitmachen. ;)
    Übrigens, ein kleiner Tipp für euren Zwischenstopp in DK: hier mal stöbern:
    http://www.amalielovesdenmark.com
    Liebe Grüße
    Antje

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    1. du kommst erstmal mit aufs immergut, madame!
      danke für den tipp! ich werde mir das mal reinfahren. so wie das wettertechnisch aussieht, packen wir uns am ersten tag gerade in dänemark an den strand und ballern die restlichen kilometer dann in drei tagen runter :D
      liebe grüße,
      jule*

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    2. Na, das ist doch auch ein Plan! :)
      Na klar, immergut 2015 steht!

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  3. Da danke ich dir ganz herzlich für diesen erfrischenden Blick über den Tellerrand hinaus. Ein wirklich wunderbarer Post mit Bildern, die deinen ganz besonderen Blick für die Welt widerspiegeln. Echt toll.
    Herzlichst
    vonKarin vonKarin.blog.de
    PS - Du hast übrigens Recht - Mettaller/innen sind einfach nett.

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