Donnerstag, 24. Oktober 2019

Literatur # 4. 19


 (Evtl. ist das Werbung, aber dafür kann ich nichts. Alle Bücher habe ich von meinem Geld in den ortsansässigen Buchhandlungen meines Vertrauens käuflich erworben.) Die Literatur der vergangenen Wochen ist defintiv ziemlich Graphic Novellastig. Da gab es aber auch ein paar feine Sachen. Und irgendwie konnte mein Hirn mit was anderem nur schwer um. Die Vorstellung der Graphic Novels aber nach den Romanen und anderen Texten.


 Hesse. Das diesmalige Buch aus meinem Lesekreis. Hatte ich das letzte Mal anno 2001 in Nepal gelesen. Wie passend. Ich hatte es irgendwie tiefer in Erinnerung und schwieriger. Keine Ahnung, ob mein Hirn sowas mittlerweile so locker wegknuspert oder ob es wirklich so "einfach" geschrieben ist. Definitiv eine leise "Anleitung" zu einem reflektierten Leben. Eine schöne, dramatische Geschichte aus dem "fernen Indien". Vor dem Hintergrund, dass ideses Schriftstück aus dem Jahr 1922 stammt doch etwas wegweisender. Und immer noch aktuell.


 Aus der Midlifecrisis heraus einen Coming Of Age Roman schreiben kann Nagel aka Thorsten Nagelschmidt. Ich habe es nur so weggefressen, abgefeiert, hatte selbst diverse Backflashs und habe mich teilweise ein bisschen darüber gefreut, wie sich Quarter- und Mid Life Crisis doch ähneln können. Autobiografisch angehaucht(?), Berlin hier, Rheine da, Freundschaften, Alkohol, Liebe, Herzschmerz, Orientierungslosigkeit, Gesellschaftskritik, Punkrock. Nagel der alte MIEsantrop trifft so einige gute Töne für die großen und kleinen Lebenskrisen (nein, nicht den Nagel auf den Kopf, das wäre zu platt). Ein bisschen sehr schön ist es trotz allen Krisen aber irgendwie doch. Diese alte Emopoetik mag ich irgendwie doch immer noch sehr sehr gerne.
 "Ich konnte noch nie gut loslassen. Ich muss eine Jahreszahl sehen, die länger als fünf Jahre zurückliegt, schon spüre ich dieses Ziehen und Stechen, diese Sehnsucht, diese juckende Stelle, die man nicht kratzen kann. Wahrscheinlich bin ich mit einem Hang zur Nostalgie geboren. Möglicher Buchtitel: Ich war schon nostalgisch, da hatte ich noch gar keine Vergangenheit." (S. 305 ebd.) 


 Adorno? Echt jetzt? Das wird ja gerade in linken Kreisen sehr abgefeiert, dieser Text. Ein Vortrag, den Adorno 1967 hielt und der angeblich sooooo aktuell sein soll. Ich habe ihn zwischen zwei Saunagängen mal eben eingeatmet. Und beim anschließenden Lauf in den Garten und nach Hause für mich komplett auseinandergenommen. Echt jetzt! Natürlich ist einiges richtig in diesen Gedankengängen, aber bei einigem sind die Analysierenden des neuen Rechtsradikalismus definitiv schon weiter. Geschickte Propaganda der Faschos? Klar. Fehlender theoretischer Unterbau des Faschismus? Ist auch klar, juckt, die Faschos aber nicht. Der abgehängte Pöbel das Problem? Oh Adorno, du alter Klassist! Uncool, da sind wir drüber weg. Danke aber für die Erinnerung an das authoritäre Subjekt. Für 1967 sicherlich unfassbar neuartig. Für 2019 mit neuen Medien und Co. sicherlich schon überholt. Müssen wir wirklich Altes entstauben, um alte Probleme die es bis ins jetzt geschafft haben zu bekämpfen? Bitte nicht! Und ja, seit meinem Studium in Krankfurt habe ich ein ernsthaftes Problem mit Adorno. Diese exklusive Sprache, diese ganzen Mansplainer in diversen Adornodiskussionsgruppen, die mir MEdchen mal erklären wollten, was der Typ eigentlich wollte, dann nur zitierten, aber keinen Nagel in die Wand kloppen konnten.... Adorno selbst kritisiert die Kritik der Faschos an den "Linksintellektuellen". Aber wenn die diesen Klassismus immer so schön selbst reproduzieren, ist eben auch niemandem geholfen. Und jetzt bin ich in meine eigene Kritikfalle getappt und habe nur so dumme schlaue Wörter benutzt. Ja, und natürlich habe ich den Herrn Kackademiker hier auch höchst wissenschaftlich auseinandergenommen. Grrrrr! Da hilft wohl nur OIDORNO mit "Halt die Fresse ich will saufen", um das Hirn wieder auf brauchbare Betriebstemperatur runterzukühlen.


 Kommen wir also zu den Graphic Novels oder eben Comicbüchern. Recht kurzweilig diese hier. Teilweise nur einzelne Bilder aber auch gerne mal kurze Comicstrips zum Thema Schönheit, Körperwahrnehmung, Schönheitswahn und Co. Machnmal musste ich schmunzlen, zu selten schmunzeln. Hat mich jetzt nicht so wirklich überzeugt, weil eben teilweise doch etwas zu grob skizziert. Richtig gut fand ich allerdings die verschiedenen Cover von Frauenzeitschriften, wie sie von der Steinzeit bis in den wilden Westen hätten aussehen können. Kommt wohl in meine Kiste, was man den Lernenden mal so als Redeanlass oder Denkanstoß vor die Füße werfen kann.


 Liv Strömquist arbeitet ja auch sehr gerne zwischen kürzeren Comicstrips und Einzelzeichnungen. Immer mit entsprechenden Fußnoten zu weiterführender Literatur. Hier bewegt sie sich auf den Spuren der Frauen hinter den "großen" Männern. Frauen, die unter ihren mehr oder weniger erfolgreichen Männern gelitten haben, die ihnen zu eben jenem Erfolg verholfen haben, die neben ihnen zu Dekozwecken verkommen und doch selbst eine spannende Geschichte aufzuweisen haben. Spannend zu lesen. Wie bisher alles von Liv Strömquist.


 Was passiert, wenn man sein Gedächtnis komplett verliert? Man nciht mehr weiß, wer man ist, wo man hingehört und überhaupt. Eine sehr spannende Geschichte über eine junge Frau, die versucht, siech selbst wiederzufinden. Von den Erkenntnissen nciht so sehr begeistert aber ein anderes Selbst aufbaut. Feinsinnig, nachvollziehbar und manchmal wünschenswert. 


 Die besten Geschichten sind doch irgendwie die mit dem Autobiografischen touch. Ebenso diese Hier. Malmö, linke Szene. Ein Leben zwischen Kampf um die Existenz und Gerechtigkeit. Zwischen kulturellem und ökonomischem Kapital. Wieder mit einer ordentlichen Portion Punkrock, Gewerkschaft, Aufstand und Such nach dem was man will, in Abwägung mit dem was man dafür aufgeben muss. Ich fand die Geschichte großartig, musste öfter mal Pausen einlegen, um die angesprochenenen schwedischen Punkrockbands zu hören. Fabelhaft. Unbedingte Leseempfehlung für Frau Postriot und den Holzwurm. Mindestens.


 Eine ganze Reihe Graphic Novels von Frauen*. Auch diese hier. Die Protagonistin Heidi merkt, dass sie irgendwie anders ist als ihre Mitschülerinnen und dass sie bei deren kruden Spielchen eingentlich nicht mitmachen möchte. Im Fokus dabei steht ein Schiff, dass sie immer wieder am Hafen beobachtet und mit deren Besatzung sie sich dann anfreundet. Eine fein gezeichnete Geschichte vom Ablösen aus dem Gruppenzwang und der Schwierigkeit auf die raue andere Seite zu wechseln, wo es eben auch nicht gerade milde zur Sache geht. Ich fand sie wunderbar. Sicherlich auch gut für so Präpubertiere geeignet. Egal welchen Geschlechts.  


 Als passionierte Wasserfrau musste dieses Buch natürlich her. Der Protagonist wird mehr oder weniger zum Schwimmen genötigt und trifft dort eine wahrhaftige Schwimmathletin. Zwischen den beiden entwickelt sich eine förderliche Geschichte. Sie bleiben ohne Namen. Das Bild des nebeneinander her schwimmens fand ich die gesamte Graphic Novel über recht schön. Unter Wasser sprechen, sich gegenseitig mitziehen. Soviele Metaphern, wunderbare Zeichnungen. Was zum Abtauchen.


 Mio ist das Maskottchen einer ersten Klasse und darf reium mal bei allen Kindern der Klasse übernachten. Seine Erlebnisse kann mensch in diesem Buch nachlesen. Pro Aufenthalt gibt es eine Doppelseite mit einem großen Bild und einem kurzen Text. Ich war etwas hin- und hergerissen. Sicherlich sehr divers. Ein Kind wird mit zwei Papas groß, ein Kind muss sich selbst versorgen und Eltern sind nicht in Sichtweite, andere leben in Großfamilie. Verschiedene Stimmungen in den utnerschiedlichen Wohnungen werden sehr wage angedeutet. Irgendwie war ich mir nicht so sicher in wie weit mir die einzelnen Darstellungen zu klischeehaft waren. Natürlich ist diese Buch für Kinder, die es gemeinsam mit einem Erwachsenen lesen sollten. Vielleicht Gesprächsanlass über veschiedene Lebenssituationen von Kindern und Familienkonstellationen. Wie gesagt: Schwankend im Urteil.


 Das war eigentlich das erste Buch von und mit und über Hilda und an mir ist es all die Jahre komplett vorbei gegangen. Meine Sammlung ist jetzt jedenfalls vollständig und ich fand dieses hier das Beste von allen. Hilda wird so unfassbar sympathisch vorgestellt. Naturverliebt, neugierig, ein bisschen neben der Spur. Und dann gibt es diese kleine Abenteuer mit dem Troll. Ein bisschen spannend. Schön. Zum Abtauchen in eine andere Welt. 
 "Naja, der Wind hat die ganze Nacht am Zelt gerüttelt... Es war kalt, feucht...ein richtig traumatisches Erlebnis. Aber so ist das Leben als Abenteurer." (Zitat Hilda ebd.)


 Und hier gab es dann endlich die Fortsetzung aus dem vorrangegangenen Hildaband. Es gab da diesen superfiesen Cliffhanger. Nun wird die Geschichte aufgelöst. Hochdramatisch, spannend, gruselig und höchst herzergreifend. Wie Trolle nunmal so sind. Wunderbar! Ist die Hildaserie damit nun eigentlich vorbei? Ich weiß es nicht. An die Serie bin ich noch nicht rangekommen. Das ist aber auch okay.


 Der Vollständigkeit halber haue ich das hier noch dazu. Ein wirklich feines Gartenbuch. Ich wollte mal anfangen mich ein wenig mit Permakultur für den Schulgarten auseinander zu setzen. Dieses Buch fiel mir in die Hände, war relativ günstig und ich fand die Aufmachung in Layout und Illustration recht ansprechend. Informativ auf jeden Fall, ob hilfreich und erfolgreich wird sich dann im kommenden Gartenjahr zeigen. Für die Selbstversorgung wird es sicherlich nicht reichen und mit Kindern im Garten ist ja eh alles nochmal ein anderer Schnack, aber mal sehen. 


  Muss ganz dringend mal Carolin Emcke lesen. Das liegt hier noch. Von weiteren Leseempfehlungen bitte ich abzusehen. Mein Lesestapel für die nächsten Jahre (!!!) ist gut bestückt. Ich hoffe allerdings, dass ihr mit dem ein oder anderen Buch hier ebenfalls glücklich werdet.

2 Kommentare:

  1. Ich hatte meinen Herbstferienbücherstapel parat, kam aber über zwei Kordons nicht hinaus; die Ferien waren zu schnell vorbei und die "Selbstversorgung" ist so zeitaufwendig. Liebe Grüsse von Regula

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    1. ich hoffe, die selbstversorgung hat dennoch ähnlich viel freude gebracht, wie ein gutes buch.
      liebst,
      jule*

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