Freitag, 17. Februar 2017

Die Elphi mit Aussicht


 Elphi is not amused. Titel erstes Bild. Einige andere ebensowenig. Seit ein paar Wochen ist sie also offiziell eröffnet und wird bespielt: Die Hamburger Elbphilharmonie. Diese Woche war ich dann auch mal da. Nicht zum Konzert, sondern zum Aussicht genießen mit dem Besuch auf der Plaza. Oder dem Plaza?


 Hamburg hat die Eröffnung vor einigen Wochen ja frenetisch auf allen erdenklichen Kanälen abgefeiert und ist seitdem stolz wie Oskar. Zumindest klang das gefühlt immer so. Kritische Stimmen gab es während der pannenreichen Bauphase stapelweise, nun scheinen sie wie weggefegt.


 Doch seien wir mal ehrlich. Eine Kostenexplosion von 186 Millionen Euro auf 789 Millionen Euro und Bauverzögerung um sechs Jahre, haben verdammt vielen Menschen in Hamburg die Nerven wirklich aufgerieben. Vor allem bei den Kosten. Einen Großteil hat Hamburg aus seinem eigenen Steuertopf finanziert. Uff. Es ist ja nun nicht so, dass es in dieser Stadt nicht andere Baustellen gäbe. 


 Zudem halte ich es einmal für ein weiteres Denkmal der vermeintlich großartigen Hochkultur der herrschenden Klasse. Um das mal so salopp auszudrücken. Ja, Tickets für H*L*N* F*SCH*R oder den König der Löwen kosten sicherlich mehr, als so ein Ticket für ein Elbphilharmoniekonzert, aber wer geht auf ein Klassikkonzert? Zudem wandern jetzt schon einige Musikschaffende in diese teurere Location, statt in den alten, günstigeren zu spielen. M*X M*TZK* in der Elphi...? Bei mir grummelts da immer ein bisschen. Immerhin bricht bei an Vorverkaufstagen regelmäßig der Server der Kartenseite zusammen... Das Bildungsbürgertum hat sich ein Denkmal gebaut. Die Elbphilharmonie überragt architektonisch defintiv die Musicalhäuser am Hafen und ist gefühlt auch sowas wie der Mittelfinger auch an die Popkultur. Der Pudelclub brannte in Sichtweite beispielsweise nieder und gibt derzeit ein trauriges Bild ab, konnte wegen großem Engagement seiner Fans gerettet werden. Ähnlich erging es vor ein paar Jahren dem Molotow in den einsturzbedrohten Essohäusern. Andere Clubs, die dort ansässig waren, gibt es nicht mehr. Das Gängeviertel wurde gerettet von einer Hand voll Menschen, die sich dafür wirklich den Arsch aufgerissen haben. Das Clubsterben geht trotzdem weiter. Das kann man mal so sacken lassen. Jaja, die rote Flora wurde auch von der Stadt "gerettet". Das aber vermutlich eher aus Angst vor Krieg auf den Straßen.


 Was an der Elphi sicherlich gut frequentiert werden dürfte, ist der sogenannte "Plaza". Man benötigt Tickets, um da hoch zu kommen. Möchte man sie vorab online buchen, muss man zwei Euro Bearbeitungsgebühr pro Ticket berappen. Ansonsten braucht man Zeit, bekommt sie vor Ort für lau, muss aber evtl. Wartezeit mit einplanen um sich anschließend eine Stunde auf der Plaza tummeln zu dürfen. Man kann sich das ja mal anschauen.


 Mit dieser ab(ge)fahrenen, gebogenen Rolltreppe geht es dann nach oben. Da oben kann dann auch mal der Ottonormalbürger ein bisschen Hochkulturluft schnuppern. Ich habe ein paar Bilder mitgebracht. Hamburg im Sonnenschein ist ja wahrhaftig auch ein rares Gut. Da kann man sich mal freuen.








 Wie gesagt: Architektonisch sicherlich spannend, den kulturellen Nutzen mag ich anzweifeln. Wobei das vielleicht auch einige Menschen auch mal in ein klassischen Konzert ziehen könnte, nur damit sie mal sagen können, sie seien in der "Elphi" gewesen... Sicherlich werde ich irgendwann auch mal eine total schlimm gelangweilte Klasse zu einem Schulkonzert da rein schleifen. Nur damit sie dann auch irgendwann mal sagen können, sie seien in der Elphi gewesen. Das wird ein Spaß. Aber inklusiv wird das wohl auch nicht, wie man z.B. hier nachlesen kann. Hochkultur! Bildungsbürgertum! Bildungsbeflissenheit! Ja, diese Woche bin ich Motzkartoffel.


  Ich bin gespannt, wie sich der Laden so entwickeln wird. Ich wäre auch ohne glücklich. Auch in kleinen Clubs geht große Kultur. Und die Aussicht vom Michel fand ich irgendwie cooler. Aber jeder Jeck ist ja bekanntermaßen anners.

10 Kommentare:

  1. ja, sooo schön ist sie geworden, nach der überlangen geburt. die bedenken kann ich gut verstehen, aber sollten wir nochmal nach hamburg kommen, werden wir die elphi natürlich auch besuchen- erst recht nach deinen TOLLEN BILDERN ;-)!
    gruß koni

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    1. dankedanke. aber wie gesagt: die aussicht vom michel ist besser. und da dürfte es ja jetzt auch leerer sein, wenn alle zur elbphilharmonie rennen ;)
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Motzkartoffel! <3
    Aber ja. Solche Millionengräber lassen mich auch immer zweifeln, ob das jetzt wirklich nötig war. Ob das wirklich einem allgemeinen Zweck dient, oder ob sich da einfach jemand ein Denkmal setzen wollte.
    Wir haben ja hier in Stuttgart so einen gewissen Bahnhofsplan...

    Liebe Grüße,
    Sabrina

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    1. ja, ich meine es gab sogar irgendwie so karrikaturen, in denen die elbphilharmonie dem stuttgarter bahnhof und dem berliner flughafen eine lange nase gezeigt hat :D
      liebst,
      jule*

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    2. Das glaube ich sofort. :D
      (Ich scheine aber auch irgendwie ne Vorliebe für Städte mit irren Bauvorhaben zu haben... Mist.)

      Liebe Grüße,
      Sabrina

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  3. Ist nicht letztlich der Konsument der Kultur verantwortlich für ein Clubsterben? Immerhin könnten ja alle Gleichgesinnten in die umliegenden Clubs wandern und die Philarmonie links liegen lassen. Dann würde es auch kein Clubsterben geben.
    Wer muss dann kritisiert werden, die die ein weiteres Angebot schaffen oder die die ein weiteres Angebot nutzen?
    Auch wenn ich natürlich ganz Deiner Meinung bin, dass die Gelder besser anders eingesetzt worden wären. Aber Deinen zweiten Kritikpunkt finde ich etwas einseitig.

    LG Mareike

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    1. naja, die konsumenten sind es ja nicht immer unbedingt. die elbphilharmonie wird aus staatlicher hand gefördert und die in ihr stattfindende kultur damit auch. die konsumenten dieser kultur machen den braten da nur stückweise aus. würde mich wundern, wenn den kleinen und großen clubs auch eine solch fette staatliche förderung zuteil wird. und mit solch einer förderung hätten die sicherlich auch ein paar sorgen weniger. da können konsumenten wenig ausrichten...
      liebe grüße,
      jule*

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    2. wobei es sicherlich ganz witzig wäre: ein solidaritätskonzert zugunsten der elphi, so wie es sie ständig in der stadt für viele kleine kulturelle angebote gibt. und die auftretenden musikmenschen verzichten auf ihre gage. das will ich sehen! da würde ich dann vielleicht auch hingehen :D

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  4. Ich mag ja klassische Musik durchaus und gehe auch mal in Konzerte, aber die Elbphilharmonie fand ich von Anfang an völlig überzogen... so was ist mMn was für Städte, die sich das auch leisten können, selbst wenn der Bau dann mal zügig und ohne Kostenexplosion laufen sollte.

    Was die Optik angeht: naja, geht so. Könnte übler sein, aber begeistern tut mich das Ding auch nicht.

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    1. ja, die optik ist etwas gewöhnungsbedüftig. da ich sie aber täglich sehen konnte, konnten meine augen sich evtl. daran gewöhnen und dann tuts nicht mehr ganz so dolle weh *lach*
      liebst,
      jule*

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