Montag, 10. August 2020

Um Hilfe bitten

 Mir wird oft gesagt, ich solle mal lernen, um Hilfe zu bitten. Bzw. lernen, Hilfe anzunehmen. Richtig. Auf mehreren Ebenen. Um Hilfe zu bitten ist längst nicht Schwäche. Um Hilfe bitten ist nicht hilflos sein. Um Hilfe bitten ist schlicht und einfach in Ordnung. 

 Aber was tun, wenn niemand da ist, der einem Helfen kann. Total banal aber handfest hatte ich da neulich dieses Großprojekt, was ich fast sieben (!!!) Jahre nach dem ersten Hirngespinst endlich in die Tat umgesetzt und vollendet hatte. Es sollte etwas für mich werden. Es war nichts, von dem ich dachte, dass ich es alleine nicht hinbekomme. Aber ich wollte es einfach nicht alleine machen. Es würde schwer werden alleine. Es würde anstrengend werden alleine und im Zweifel würde auch Blut fließen. Ich habe in den letzten sieben Jahren diverse Menschen um Hilfe dabei gebeten. Zum einen eben aufgrund des Respektes vor dem Projekt. Zum anderen weiß ich, dass es Menschen waren, denen werken mit Holz und "schwerem" Gerät leichter fällt als mir und die dabei vielleicht sogar noch Spaß haben könnten, bzw. ein bisschen Selbstwirksamkeit erleben können. Und eine Hilfe sein können. Nö, war keiner bereit zu.

 Am Ende habe ich es alleine geschafft. Es ist vollbracht. Es fiel mir schwer, es war anstrengend und das Blut floss wenigstens unterhalb meiner Haut und wurde zu diesen schönen blauen Flecken auf den Schultern, als ich das Material aus dem Baumarkt nach Hause karrte (ohne Auto in fünf Gängen). Natürlich freue ich mich darüber, dass ich es alleine geschafft habe und es schwingt auch Stolz dabei mit, aber irgendwie halt doch auch ein bisschen Traurigkeit. Ich hätte dieses Projekt gerne mit einem netten Menschen verbunden. So bleibt auch dieses eben meines alleine. Es fällt mir schwer um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen. Es wird nun auch wieder ein Kampf werden, dass dieses Projekt kein Zeichen dafür wird, dass einem eh niemand hilft und man eben doch alles alleine schaffen muss. Zu wünschen wäre es mir. Was es wurde, zeige ich noch.

3 Kommentare:

  1. Liebe Jule,
    Das hast du schön geschrieben.
    Ich bin auch von der Sorte, die nicht gut um Hilfe bitten kann.
    Selbst wenn man sie mir anbietet, tue ich mich oft schwer, Hilfe anzunehmen. Ich habe mir allerdings vorgenommen mehr um Hilfe zu fragen, gerade, wenn es um unseren Sohn geht. Man kann so eine Aufgabe nicht
    Nonstop ohne Hilfe leisten, da geht man kaputt. Ich zumindest...
    Gerade jetzt in der Pubertät tut es mir, und ihm auch, gut, wenn er ein paar Stunden in der Woche mit meinem Bruder verbringt, oder mit Oma oder Opa. Ich brauche diese kleine Auszeiten mehr denn je, und scheue mich jetzt nicht mehr danach zu fragen.
    Bei anderen Dingen ist es noch schwerer, Hilfe anzunehmen. Ich glaube aber auch, dass es daran liegt, dass ich da zu oft enttäuscht wurde, weil mir im Endeffekt nicht geholfen wurde.
    Trotzdem, ich will öfter Hilfe annehmen.
    Und jetzt bin ich voll gespannt, was du gebaut hast, denn das hast du definitiv :-)
    Liebe Grüße an dich
    Angela

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    1. ja, wir nehmen uns ja auch das recht heraus, mal "nein" zu sagen. dennoch macht es immer noch angst, wenn andere das tun... nunja.
      liebe grüße,
      jule*

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  2. Und umso erstaunter war ich, als eine Kollegin erzählte, sie mache einen neuen Garten. Wow, dachte ich, ein Riesenchrampf. Die hat Mut und Muskeln. Als ich dann vorbei kam, war das Gartenunternehmen am Werk. Logisch! Macht sie immer so. Na ja, ich mache auch alles alleine. :-)

    Liebe Grüsse

    Regula

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