Donnerstag, 22. November 2018

Urlaub auf der Schäre # 3 und alleine reisen


 Mein erster Urlaub in diesem Jahr war mein Trip auf die Schären vor Göteborg in den Herbstferien. Urlaub heißt für mich immer auf Reisen gehen. Ferien zuhause verbringen, ist für mich nicht wirklich Urlaub. Ich war erstaunt, dass ich dieses Jahr erst in den Herbstferien so richtig lange verreist bin. Mit dem alleine Verreisen ist das aber auch so eine Sachen und irgendwie war das in diesem Jahr nicht so richtig angesagt. Während ich da so alleine auf der Schäre saß, hatte ich dazu so meine Gedanken:



 Ich bin schon viel gereist in meinem Leben. Mongolei, Nepal, Kalifornien, Frankreich, Griechenland, immer wieder Skandinavien und an noch so viele andere Orte. In Gruppen, zu zweit, alleine. In Gesellschaft zu reisen fand ich dabei immer einfach, auch wenn ich die hauptverantwortliche Reiseleitung war (z.B. zu Pfadfindendenzeiten). Alleine Reisen finde ich teilweise immer noch anstrengend und herausfordernd und zu oft hält es mich davon ab, es einfach zu tun. Es kostet Überwindung, sich alleine auf den Weg zu machen. Das betrifft im Leben ja oft nicht nur das Reisen.



 Die ersten Tage auf solch einer Reise sind bei mir immer die schlimmsten. Freiheit ist toll, aber mit der Freiheit des Alleineseins ist das so eine Sache. Die ersten Tage alleine, ohne Fremdentertainment, ohne gegenseitige Unterstützung. Uff. Zum Einen immer die Unsicherheit, was man tut, wenn etwas schief läuft. Ob eine falsche Buchung, Tage, Daten und Zeiten aus dem Blick verloren gehen, man krank wird oder gar einen Unfall hat oderoderoder. Am Anstrengendsten finde ich aber die Gedanken, die sich dann Bahn brechen. Die Gedanken, die man im Alltag so schön deckeln kann. Die Gedanken, die im Getöse zwischen Arbeit und aktivem Privatleben überhört werden (können). Die kommen dann hervorgekrochen. Und dann ist man da mit ihnen alleine. Niemand, der zur Reflexion, Beratung oder einfach zum Zuhören da ist. Dann ist da auch niemand, der Gedankenströme in eine andere Richtung leiten könnte und dann kann es wahrlich gefährlich und anstrengend werden. Man kann alleine in Gedanken ertrinken. Das kann man auch, wenn man nicht auf Reisen ist, doch da gibt es im Zweifel Hilfs- oder wenigstens Ablenkungsmöglichkeiten.



 Alleine reisen kann darum sehr anstrenged, frustrierend und deprimierend dein. Viele Menschen reisen, weil sie vor sich selber weglaufen wollen. Suchen nach ultimativen Erlebnissen, die sich über Enttäuschungen und Schmerzen von Fehlendem legen sollen. Doch die größte Reise ist die zu sich selbst, auch wenn das manchmal nicht Blog- oder Instatauglich ist. Aber alleine reisen kann auch eine Chance sein. Dann nämlich, wenn man es schafft, den unschönen, unterdrückten Gedanken liebevoll zu begegnen. Sie wertschätzend behandelt, sich Zeit nimmt, sie anzuschauen, sie zu akzeptieren und als Teil des Lebens willkommen zu heißen. Wenn man das schafft, kann der Alltag auch entspannter werden. Weil man den Deckel nicht so feste zudrücken muss. Dann hat alleine reisen und die damit verbundene Anstrengung wahrhaftig großen Wert. Dann ist alleine reisen fantastisch. Dann kann man neue Eindrücke ungefiltert aufnehmen, sich frei bewegen, Abenteuer erleben. Wenn das Alleine sein nicht zur zermürbenden Einsamkeit wird, ist man in der Lage noch ganz andere Dinge im Leben zu meistern und zu schaffen. Alleine reisen ist sauanstrengend, aber es kann auch neue Perspektiven öffnen, wenn man das Herz aufmacht und die Dinge ziehen lassen kann. Und das sollte man im Leben immer bereit sein zu tun und auch in der Lage sein zu können. Alleine sein ohne einsam zu sein, ist ein hohes Gut, dass man wertschätzen sollte.





4 Kommentare:

  1. Liebe Jule, ich kann deine Gedanken so gut nachvollziehen. Auch wenn man zu zweit reist, bleibt oft die Stille aus, die es braucht, um sich selbst zu begegnen. Ich versuche trotz Familie auch immer eine gewisse Zeit allein zu sein und allein woanders zu sein. Das tut gut und erdet mich immer sehr und hilft für die Klarheit. Aber ich weiß von vielen, dass sie das nicht können oder meinen, es nicht zu können, weil es eben, wie du schreibst, eine Begegnung mit sich selbst ist und ein Zustand, der uns in diesem Viel und Grell und Laut der Welt unbekannt ist. Lieben Gruß und danke fürs TEilen deiner Gedanken. Susanne

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  2. Astrid Lindgren hat kluge Sachen über's Allein sein geschrieben, fällt mir da wieder mal ein.

    Mir ist aber auch schon aufgefallen, dass alleine reisen nicht ohne ist. Ich denke, es hängt auch damit zusammen, dass man in ungewohnter Umgebung den Schutz des Vertrauten nicht hat und so doppelt auf sich zurückgeworfen ist.

    Die Bilder sind btw mal wieder hammermäßig schön. <3

    Liebste Grüße
    Sabrina

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    1. danke! und ich denke mit deiner anmerkung hast du absolut recht.
      liebe grüße,
      jule*

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